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Offener Brief eines österreichischen Schulsprechers zu Corona
#1
Ein österreichischer Schulsprecher (ein 15-jähriger demokratisch gewählter Schüler in Wien) begehrt gegen den "Bildungsminister" Heinz Faßmann und seinen Kurs auf.

Ein erfrischender Beitrag eines jungen parteiungebundenen Menschen aus der österreichischen Tageszeitung "Der Standard"

Lesenswert !


Der Schulsprecher kritisiert die geplante vorzeitige Öffnung der Schulen mitten am Plafond der Seuche (er bezeichnet das als "riesige, generationenübergreifende Corona-Partys") - und demaskiert die mangelnde demokratische Legitimation der "Bundesschülervertretung" als Farce:

"Das Krisenmanagement des Bildungsministeriums lässt zu wünschen übrig. Wir Schülerinnen und Schüler bleiben zu Hause sitzen
Die Chance, rechtzeitig Klarheit zu schaffen, wurde verpasst. Durch Heinz Faßmanns schwammige Kommunikation ist jede Schule zur Brennpunktschule geworden. Der Versuch des flächendeckenden E-Learnings ist gescheitert, 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind für ihre Lehrerinnen und Lehrer nicht erreichbar.
Nun könnte der Bildungsminister zumindest Schadensbegrenzung betreiben, indem er uns Schülerinnen und Schülern eine Perspektive bietet. Stattdessen spielt er mit dem Feuer und philosophiert von Schulöffnungen im Mai. Dann, wenn laut Gesundheitsminister in Österreich der Höhepunkt der Corona-Infektionen erreicht sein wird, sollen wieder zehntausende Schülerinnen und Schüler in enge Klassenräume strömen. Wie war das noch mal mit "Social Distancing?" Unsere Generation, eine der größten Virenschleudern überhaupt, hätte wieder direkten Kontakt zu Lehrerinnen und Lehrern, von denen sehr viele zur Risikogruppe gehören. Wir hätten täglich nichts anderes als riesige, generationenübergreifende Corona-Partys.
Keine echte Vertretung
Die 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler Österreichs haben längst erkannt, dass Schulöffnungen vor September gesundheitlich fatal wären. Auch die Idee von Schulstreiks spricht sich unter Schülerinnen und Schülern schon herum. Öffentlich werden wir jedoch völlig falsch repräsentiert, eine echte Vertretung haben wir nicht. Unsere Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike von der Schülerunion (SU), de facto eine ÖVP-Organisation, spricht . . .
Das Wahlsystem der Bundesschülerinnen und Bundesschülervertretung (BSV) sieht folgendermaßen aus: In jedem Bundesland wählen alle Schülerinnen und Schüler der Oberstufe eine Schulsprecherin oder einen Schulsprecher. Diese wählen dann für ihren Schulbereich (AHS, BMHS, BS) eine Landesschülerinnen- und Schülervertretung (LSV). Die Spitzen der LSVs bilden schließlich die BSV, welche die Bundesschulsprecherin wählt. Gerade einmal 29 Personen sind hier wahlberechtigt, was knapp 0,0026 Prozent aller Schülerinnen und Schüler entspricht. Die Bundesschulsprecherin ist also schon grundsätzlich demokratisch nur äußerst schwach legitimiert. Statt aber mit uns Schülerinnen und Schülern ihre Strategie abzusprechen, uns zu hören und echt zu vertreten, tanzt sie nach der Pfeife der ÖVP
. . . ist die Ankündigung einer Matura ohne Prüfungen mit Durchschnittsnoten der vergangenen Jahre dringend nötig. So hat es schon die SPÖ-Schülerinnen- und Schülerorganisation "Aktion kritischer Schüler_innen" (AKS) gefordert.
Mati Randow (15) ist Schulsprecher des GRG Rahlgasse in Wien."

Quelle:
Schulen öffnen? Sicher nicht! - Kommentare der anderen
derstandard.at › Diskurs › Debatten › Kommentare der anderen
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#2
Was treibt dich an zu glauben, dass du ständig für Aufgeregtheit sorgen musst?

Du stellst hier den Text eines Halbwüchsigen ein, der Sorgen hat. Bei uns kann er mit dir als Sprachrohr nicht mitdiskutieren.

In Österreich werden nach derzeitigem Stand die Maturanten ab 4. Mai wieder die Schule besuchen und am 25. Mai ihre schriftlichen Prüfungen in drei Fächern (Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache) ablegen. Die jeweilige Endbewertung in den Prüfungsfächern wird ein Mittelwert aus Jahresbeurteilung und Bewertung der Klausurarbeit sein. Die mündlichen Matura-Prüfungen werden entfallen und nur stattfinden, wenn es der Prüfling ausdrücklich wünscht. Den Weg, Maturazeugnisse ohne die üblichen Klausuren auszustellen, wie es in Frankreich und im Vereinigten Königreich in Erwägung gezogen wird, wird man bei uns nicht gehen.

Die Entscheidungen wurden übrigens im Einvernehmen mit den Schülervertretungen (Landesschulsprechern und Bundesschulsprecherin) getroffen und werden von diesen mitgetragen.

Alle anderen Schüler werden voraussichtlich Ende Mai, Anfang Juni wieder zur Schule gehen, und zwar vornehmlich zu dem Zweck, Jahresabschlüsse zu machen. Die Klassen werden in Vormittags- und Nachmittagsgruppen aufgeteilt werden, damit der nötige Abstand der Schüler zueinander gewährleistet werden kann. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, wird vom weiteren Verlauf der Epidemie in Österreich abhängen.
MfG B.
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#3
(08-04-2020, 15:11)Bion schrieb: Du stellst hier den Text eines Halbwüchsigen ein, der Sorgen hat.

Auch die Sorgen eines "Halbwüchsigen" sind es wert gelesen zu werden, erst recht wenn die renommierte österreichische Tageszeitung "Der Standard" es wert findet, seinen offen Brief zu veröffentlichen und einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen !

Und dieser Mensch ist übrigens ein Schulsprecher
Immerhin spende ich Beifall für diese Zivilcorage, der regierungsnahen Bundesschulsprecherin in der Öffentlichkeit Paroli zu bieten.

Die Zeitung "Der Standard" findet es jedenfalls wert, seinen Offen Brief zu veröffentlichen.
Es ist auch für die "Erwachsenen" ein Warnsignal, wenn die kritische Jugend Kritik aüßert. Noch dazu nachvollziehbare Kritik!


(08-04-2020, 15:11)Bion schrieb: Die mündlichen Matura-Prüfungen werden entfallen und nur stattfinden, wenn es der Prüfling ausdrücklich wünscht.

"Freiwilligkeiten" sind immer ein zweischneidiges Schwert. Man denke an die freche Schnapsidee, "freiwillig" auf die 40-Stunden-Woche zu verzichten ...


(08-04-2020, 15:11)Bion schrieb: Die Entscheidungen wurden übrigens im Einvernehmen mit den Schülervertretungen (Landesschulsprechern und Bundesschulsprecherin) getroffen und werden von diesen mitgetragen.

Gerade dieser "Bundesschulsprecherin" spricht der junge Dissident die Vertretungseigenschaft ab . . .
Und sein Argument ist stimmig.
Das Wahlrecht ist eigentlich undemokratisch


(08-04-2020, 15:11)Bion schrieb: . . . Die Klassen werden in Vormittags- und Nachmittagsgruppen aufgeteilt werden, damit der nötige Abstand der Schüler zueinander gewährleistet werden kann.

Sehr naive Maßnahme. Denn in den Pausen balgen die Kinder miteinander !
Das waren keine Pädagogen dabei, sondern weltfremde Leute

Und die Warnung, dass das dann "riesige, generationenübergreifende Corona-Partys" seien, ist nicht von der Hand zu weisen

In den Pausen Schwärme von herumlaufenden Kindern, die einschreitenden Leute gehören zur nächsten und übernächsten Generation
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#4
Meine Antwort diente der Information, wie in Österreich in der Sache vorgegangen wird. Ob du das gut findest, ist nicht von Bedeutung.

Tatsache ist, dass Deutschland und Österreich bisher die Aufgaben gut gemeistert haben. Es ist also zulässig, anzunehmen, dass in der Vergangenheit überwiegend richtige Entscheidungen getroffen wurden.

Notorische Nörgler werden immer ein Haar in der Suppe finden.
MfG B.
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#5
(08-04-2020, 21:48)Bion schrieb: Meine Antwort diente der Information, wie in Österreich in der Sache vorgegangen wird. Ob du das gut findest, ist nicht von Bedeutung.

Tatsache ist, dass Deutschland und Österreich bisher die Aufgaben gut gemeistert haben. Es ist also zulässig, anzunehmen, dass in der Vergangenheit überwiegend richtige Entscheidungen getroffen wurden.

Notorische Nörgler werden immer ein Haar in der Suppe finden.

Und auch Klassensprecher - ich war auch mal einer - haben längere Ferien lieber als den Schulunterricht. Tendenziöser Zweck-Opportunismus ist bei diesem Schreiben also ganz sicher nicht auszuschließen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#6
Ich finde es sehr mutig von dem Jungen mit diesem Brief an die Öffentlichkeit zu gehen. Jedoch kann die Regierung es nicht jedem recht machen. Egal welche Szenarien durchgespielt werden, es gibt immer Menschen, die diesen Vorschlag kritisieren. Zumindest können die Oberstufen-Schüler ihren Abschluss machen. Vielleicht rüttelt diese Krise ja das Bildungsministerium auf und zeigt auf, warum das Bildungssystem grundlegend überarbeitet gehört.
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