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Josephus, Flavius (Leben)
#1
(22-03-2020, 19:09)Sinai schrieb: Und der berühmte jüdische Historiker Flavius Josephus lebte als Geisel in Rom - vor lauter Angst nahm er den römischen Gentilnamen Flavius an, um Loyalität zum Kaiser zu demonstrieren, der aus dem Gentil der Flavianer stammte
Er konnte sich zwar in Rom frei bewegen und lebte in einer Villa, die ihm der Kaiser samt Bewachung zur Verfügung stellte. Dort schrieb er seine Geschichtsbücher. Offiziell dienten die Soldaten in der Villa seinem Schutz (wie edel von den Römern) - aber Flavius Josephus war dennoch politischer Gefangener.

Woher hast du diesen Unsinn?
MfG B.
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#2
Hier wird ein bisschen zu oft mit Wörtern wie "Unsinn" herumgeworfen
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#3
Also nehmen wir uns deine Behauptungen im Einzelnen vor.

1. Warum meinst du, dass Josephus "Geisel" gewesen sei?

Er war Kriegsgefangener gewesen und im Eigentum des Vespasian.
MfG B.
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#4
Und:

2. Was ist der Grund für deine Annahme, dass jemand "vor lauter Angst" einen römischen Gentilnamen hätte annehmen können?
MfG B.
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#5
(22-03-2020, 21:52)Sinai schrieb: Hier wird ein bisschen zu oft mit Wörtern wie "Unsinn" herumgeworfen

Zur Sache fällt dir offenbar nichts ein? Wo wäre den "Sinn" in Sachverhaltsschilderungen zu finden, die, phantasievoll ausgeschmückt, Unwahrheiten vermitteln?
MfG B.
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#6
(22-03-2020, 22:00)Bion schrieb: Also nehmen wir uns deine Behauptungen im Einzelnen vor.

1. Warum meinst du, dass Josephus "Geisel" gewesen sei?

Er war Kriegsgefangener gewesen und im Eigentum des Vespasian.
Josephus ist zunächst von Vespasian nach Kapitulation in einer Zisterne (nach Massenselbstmord seiner Truppe) gefangen genommen aber verschont worden. Weil sich des Kommandanten Josephus Vorhersage, dass Vespasian Kaiser wuerde und sich dies schon bald bewahrheitete, erhielt er ( nach Schreckenberg) das Libertum, die Freiheit. Dazu eine Villa und stattliche Pension. Er nahm als Auszeichnung nicht aus "Angst" diesen ehrenvollen flavischen Gentilnamen an. Unbewiesen (nach Oliver Gussmann) soll er sogar
TITUS Flavius Josephus geheißen haben. 

Nun konnte er sich frei und mit Musse seiner zahlreichen jüdischen Literatur widmen. Sein gutes auskoemmliches Verhältnis setzte er auch unter Titus fort, der bekanntlich den Jerusalemer Tempel und fast die gesamte heilige Stadt 70 n. Chr. zerstörte. Aus dem aramaeischen jüdischen Kommandanten Josephus von Jotapa war unter Titus ein freier römischer Weltbuerger geworden.
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#7
(27-03-2020, 12:22)Davut schrieb: ..., erhielt er ( nach Schreckenberg) das Libertum, die Freiheit. Dazu eine Villa und stattliche Pension.

Richtig!
Josephus hat das in seiner Lebensbeschreibung auch festgehalten (Vita 423).

(27-03-2020, 12:22)Davut schrieb: Er nahm als Auszeichnung nicht aus "Angst" diesen ehrenvollen flavischen Gentilnamen an. Unbewiesen (nach Oliver Gussmann) soll er sogar
TITUS Flavius Josephus geheißen haben. 

Gussmann hat angemerkt (O. Gussmann. Das Priesterverständnis des Flavius Josephus, 2008 Tübingen, Verl. Mohr Siebeck, S. 201 ), dass sich Josephus in seinen Schriften selbst nie als "Flavius" bezeichnet habe. Auch sonst gäbe es keine zeitnahen Texte, in denen er so genannt worden wäre. Die Bezeichnung Flavius Josephus (bzw. Titus Flavius Josephus) sei eine christlicherseits vorgenommene Namensrekonstruktion gewesen.

Die Annahme, wonach - wie üblich - im Zuge der Freilassung dem Freigelassenen praenomen und nomen gentile des Freilassenden (Titus Flavius Vespasianus) zugefallen war, ist jedenfalls durchaus nachvollziehbar.
MfG B.
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#8
"In der jüdischen Bevölkerung hinterließ Josephus und vor allem sein Werk zunächst keinen nennenswerten Eindruck. Für sie war er zunächst nur ein Romgünstling und Verräter"
Flavius Josephus - Wikipedia
4. Wirkung
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#9
(27-03-2020, 12:22)Davut schrieb: Josephus ist zunächst von Vespasian nach Kapitulation in einer Zisterne (nach Massenselbstmord seiner Truppe) gefangen genommen aber verschont worden.

Dieser hochrangige Kriegsgefangene (General) war den Römern hochwillkommen, dies war wohl der Grund, dass sie ihn nicht töteten
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#10
Vespasian hatte dem Josephus vor seiner Gefangennahme mehrmals versprochen, ihn am Leben zu lassen (Ios. Bell, 3,340ff.).
MfG B.
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#11
(28-03-2020, 17:03)Bion schrieb: Vespasian hatte dem Josephus vor seiner Gefangennahme mehrmals versprochen, ihn am Leben zu lassen (Ios. Bell, 3,340ff.).
Das Versprechen "Kapitulation gegen das Leben" in der Zisterne von Yotapa galt allen 40. Erst durch die Selbstmordakaktion/gegenseitige Tötung nach Losentscheid dezimiert sich die Zahl der Begünstigtenauf die letzten beiden.

Als sie sich dann entgegen der tapferen internen Absprache der jüdischen Truppe schlussendlich ergaben, griff die Amnestie. Für die rechtsbeflissenen Roemer unter Vespasian war es Ehrensache, die beiden dann auch zu schonen.

Der eloquente Josephus honorierte seine Schonung dann ja auch mit einer literarischen Glorifizierung römischen Handelns in Judaea.
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#12
Richtig!

Josephus berichtet davon recht ausführlich (Bell. 3, 349-391).

Zunächst nahm er an, dass man ihn nur hervorlocken wolle, um ihn danach hinzurichten. Erst als der ihm befreundete Tribun, Nikanor, den Unterhändler machte, gewann er Vertrauen in das Versprechen Vespasians.

Bekanntermaßen konnte er seine Gefährten nicht überzeugen, mit ihm in Gefangenschaft zu gehen. Er geriet in Gefahr, von diesen umgebracht zu werden. Die Los-Entscheid-Geschichte konnte er offenbar so einrichten, dass er mit einem letzten Gefährten übrigblieb.
MfG B.
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#13
(03-01-2022, 02:53)Ulan schrieb: Und das Alter von Manuskripten ist nicht dasselbe wie das Alter von Texten. Selbst fuer das juedische Alte Testament waren bis vor noch gar nicht so langer Zeit die aeltesten Manuskripte aus dem nicht ganz so fruehen Mittelalter; mittlerweile sind wir da wenigstens beim 1. Jhdt. v. Chr. angelangt.

Selbst wenn die Schriften des Flavius Josephus von ihm unterschrieben wären, wäre das kein Beweis dass er die Wahrheit sagt. Bei diesem Lebenslauf!
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#14
(03-01-2022, 07:51)Sinai schrieb: Selbst wenn die Schriften des Flavius Josephus von ihm unterschrieben wären, wäre das kein Beweis dass er die Wahrheit sagt.

Da es hier um das Thema Christentum geht, sagt er dazu gar nichts, und die beiden Erwaehnungen Jesu in seinem spaeteren Werk sind offensichtlich christlichen Faelschern unter die Finger gekommen. Also, was den Beweis fuer die Existenz Jesu angeht - also das Thema - sieht es bei den Schriften des Flavius Josephus in der Tat schlecht aus. Was den Juedischen Krieg angeht, ist er dagegen die einzige Quelle, die wir haben; ausser der Archaeologie, natuerlich.
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#15
(03-01-2022, 11:50)Ulan schrieb: . . . Flavius Josephus  . . .
Was den Juedischen Krieg angeht, ist er dagegen die einzige Quelle, die wir haben

Das ist aber völlig wertlos, die Schriften eines Kollaborateurs

Was schreibt eigentlich der Talmud, der ja so gerne alte Weise zitiert ??
Klar sind das keine echten Quellen, sondern streng genommen wäre das Sekundärliteratur, aber besser wie nix. Und es bedarf ja - der Objektivität halber - einer zweiten Meinung.
Nur die römische Version (geschrieben durch einen Römling) ist eine matte Sache
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