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Probleme der topograph. Bibelforschung: Fallbeispiel Abendmahlsaal
#1
Sehr geehrte Forenfreunde,
und Forenfachleute,

... der Abendmahlsaal scheint in Jerusalem seit langem ein fester Bestandteil zu sein für Touristenführungen.
Diese Information aus der TV-Doku. zu Pfingsten hat mich zu der zentralen Frage inspiriert weshalb Bibelforscher
sich häufig so sicher sind im Hinblick auf topographische (historische) Standorte aus dem NT.

Eine Expertenaussage ist insofern nur bedingt überzeugend, weil eine Altersbestimmung und topographische
Bibelschreibung nur faktische Anhaltspunkte darstellen und folglich kein Beweis sind. Diese Standortbestimmungen
scheinen mir nur auf Grund von Indizien erfolgt zu sein. Daher hat für mich diese Feststellung insbesondere nur
eine bedingte Aussagekraft.

Nach meinem Eindruck geht es hier darum, neue Leuchttürme für die Touristik auszuweisen. Die meisten gläubigen
Christen stellen derartige wissenschaftliche Feststellungen sicher nicht in Frage stellen. Es ist nun einmal so, dass man
Experten-Bewertungen gerne zum Anlass nimmt um Glaubensaussagen zu bekräftigen.

Daher hätte ich einmal gerne gewußt, woran man nun konkret festmacht, dass dieser Raum nun historisch der
berühmte Abendmahlsaal gewesen sein soll ?! - Für mich ist das zumindest erklärungsbedürftig.
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#2
Originalton eines israelischen Fremdenführers bei einigen anderen Gelegenheiten: "Wir wissen das zwar nicht so genau, aber die Besucher wollen eben heilige Stätten".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
Das bestätigt meinen Eindruck. Zunächst einmal danke für das Zitat - schade dass sich offenkundig nur recht wenige für dieses Thema erwärmen können. Die Bibelexegese scheint hier der Forenschwerpunkt zu bilden.

Ich kenne aus der Vergangenheit immerhin 3 TV-Dokus aus den 90er Jahren, die sich speziell nur mit dieser Thematik beschäftigt haben. Dort konnte ich immerhin feststellen, dass Bibelforscher in Sachen Topographie auch sorgfältig arbeiten können. Ein Experte der von "wahrscheinlichen" Standorten spricht räumt zumindest ein, dass er das nicht sicher sagen kann.

Die Glaubensinhalte sind natürlich vom Stellenwert her wesentlich bedeutsamer ; topographische Funde helfen m. E. jedoch bestimmte Ereignisse aus dem Verdacht der reinen Mutmaßung herauszulösen. Wofür es ernsthafte Anhaltspunkte gibt lohnt einer wissenschaftlichen, näheren Betrachtung : so dürfte die Logik der Bibelwissenschaftler wohl auch heute noch aussehen.
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#4
(18-05-2016, 21:11)Ekkard schrieb: Originalton eines israelischen Fremdenführers bei einigen anderen Gelegenheiten: "Wir wissen das zwar nicht so genau, aber die Besucher wollen eben heilige Stätten".


Der israelische Fremdenführer wird wohl kein braver Katholik gewesen sein, sondern wohl eher das Gegenteil
Icon_smile
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#5
(18-05-2016, 12:33)Kreutzberg schrieb: Nach meinem Eindruck geht es hier darum, neue Leuchttürme für die Touristik auszuweisen.

Dein Eindruck trügt hier.  Denn der Abendmahlsaal wurde schon zur Zeit der Kreuzzüge verehrt, da war von Touristik noch keine Rede.
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#6
(18-05-2016, 12:33)Kreutzberg schrieb: ... der Abendmahlsaal scheint in Jerusalem seit langem ein fester Bestandteil zu sein für Touristenführungen .…..hat mich zu der zentralen Frage inspiriert weshalb Bibelforscher sich häufig so sicher sind im Hinblick auf topographische (historische) Standorte aus dem NT.

Daher hätte ich einmal gerne gewußt, woran man nun konkret festmacht, dass dieser Raum nun historisch der
berühmte Abendmahlsaal gewesen sein soll ?!

Beim Abendmahlsaal handelt es sich zunächst einmal um eine der vielen Realitätssteigerungen in den Bibeltexten. Ein feierliches Abendmahl in einem großzügigen Saal mit  Rundbogenfenstern, Tisch, Stühlen und weißer Tafeldecke, wie es uns Leonardo da Vinci hinterlassen hat, entspricht mit Sicherheit nicht der Realität Jesu in den 30er Jahren. 

Jesus wird mit seinen Jüngern - wenn überhaupt - nur ein einfaches Sättigungsmahl eingenommen haben. Die ihm in den Mund gelegten Einsetzungsworte sind später formulierte Legende. Sie gehen auf heidnischen Ursprung zurück. Der heidnische Götter-Kannibalismus ist aus anderen Kulturen überliefert.

Insofern ist es müßig, einen  "Abendmahls-Saal"  identifizieren zu wollen. Selbst wenn es ihn im Mini-Format gegeben hätte, wäre er bei den beiden Jerusalem-Zerstörungen 70 und 135 n.Chr. platt gemacht worden. Es ist wie mit den unzähligen Reliquien seines Kreuzes, seiner Kleidung - ja sogar seine Blutstropfen sollen sich als original fast 2000 Jahre erhalten:  Alles frommer Unsinn.

Und was @Ekkard in seinem Beitrag # 2 zu diesem Thread sagt, ist Realität: Die Leute "wollen" einfach so etwas glauben, das erwarten sie  von ihren bezahlten Fremdenführern. Die Wahrheit wollen sie nicht mal umsonst. Mit der könnte man sogar einen eigenen Thread zu diesem Thema füllen.

MfG
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#7
Eigentlich leiden so gut wie alle christlichen Erinnerungsstaetten im "Heiligen Land" an derselben Misere. Diese christlichen Staetten wurden gefunden, weil jemand sie finden wollte und dafuer Geld zahlte. Also nahm jemand das Geld. Kaiserin Helena z.B. hatte fast uneingeschraenkten Zugriff auf staatliche Mittel, und so "fand" sie alles Moegliche.

Israel lebt gut vom Tourismus, und die Aktivitaeten vieler christlicher Organisationen bringen eine Menge zusaetzliches Geld ins Land. Man sieht oft starke Diskrepanzen zwischen den oeffentlichen Presseerklaerungen der staatlichen IAA (Israel Antiquities Authority), die haeufig ihren christlichen Geldgebern nach dem Mund reden und vollmundige Aussagen hart am Rande der Falschmeldung in die Welt posaunen, und den oft spaeter nachtrudelnden wissenschaftlichen Veroeffentlichungen durch Mitglieder derselben Behoerde, wo die Dinge dann realistischer eingeschaetzt werden und von christlichen Bezuegen oft genug gar keine Rede mehr ist.

So haben wir Jahrtausende von Legendenbildung vor uns, die im allgemeinen auf nichts aufgebaut ist. Da wird dann oft genug vergessen, dass die Jerusalemer Altstadt mit dem alten Jerusalem so gut wie nichts zu tun hat - sie ist nicht mal am selben Ort und bekam den Namen "Jerusalem" erst waehrend der Kreuzfahrerzeit - oder der Berg Sion nicht der biblische Berg Sion ist.

Und die Kreuzfahrten waren schon so etwas wie Touristik - wenn auch mit anderen Mitteln. Da wurden Sehnsuechte bedient.
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