23-12-2019, 00:58
(22-12-2019, 22:38)Ekkard schrieb: Nach all der Diskussion: Man kann es drehen und wenden, wie man will, verehrt wird so etwas wie der Mensch an sich, der Menschengemeinschafts-Geist. Denn selbst da, wo Naturkatastrophen eingetreten sind, und die Überlebenden Gott danken, danken sie letztendlich ihren Überlebensstrategien. Letzteren könnte man vorbeugend noch ein Bisschen "auf die Sprünge helfen" (ein Beispiel).
Das klingt einfacher als es ist, denn was genau ist der Menschengemeinschafts-Geist? Wir verstehen kaum wie dieser Gemeinschaftsgeist zustande kommt und dieser Gemeinschaftsgeist lässt sich nicht auf den "Mensch" reduzieren, denn diese Uralten Konzepte, die sich natürlich auch evolutionär in uns verankert haben, sind so komplex, dass es mir kaum vernünftig erscheint diese durch ein Beispiel banalisieren zu wollen.
Wenn wir die Religionen in einem sozialen Kontext betrachten wollen und den Begriff von Gott an sich, dann wäre es sehr interessant diesen Vorgang auch direkt anhand von konkreten Beispielen zu diskutieren, uns also die verschiedenen Konzepte, wie z.B die des Christentums anschauen würden. Was genau wurde im alten Testament angebetet oder was genau bedeuten die literarischen Werke aus dem babylonischen Raum, die auch das alte Testament geprägt haben, was genau steckt in diesen Geschichten, wenn wir sie in einem psychologisch sozialwissenschaftlichem Licht durchleuchten müssten.
Die Idee eines Gottes scheint mir, im Hinblick auf das alte Testament, als übergeordnetes Prinzip zu dienen, also als ein Prinzip, dass über allen anderen Prinzipen stehen muss, weil nur so eine stabile Gemeinschaft geformt werden konnte. Diese Idee oder dieses Ideal hat sich durch Versuch und Irrtum geformt, denn das Konzept eines Prinzips, dass über allen Prinzipien steht, ist besonders nützlich, wenn es um absolutistische Herrscher geht, die sich gerne als übergeordnetes Prinzip sehen wollen, deswegen das Gebot -> Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Die Vermischung von Kulturen und neuen sozialen Herausforderungen hat dann zur Folge gehabt, dass Gebote modifiziert wurden und die Gesellschaft die Prinzipien erweitert und "verbessert" hat -> neues Testament. Die stetigen sozialen Herausforderungen wuchsen dann und die Prinzipien wurden abstrakter und führten uns zur Aufklärung die dafür gesorgt hat, dass diese Prinzipien ausführlich artikuliert und neu gefiltert wurden, diese wiederum führten uns zu Gesellschaftsverträgen und zu Prinzipien wie die der Menschenwürde.
Dem Durchschnittsgläubigem sind diese Konzepte natürlich nicht geläufig, aber zum Glück bestimmt der Durchschnittsgläubige auch nicht die Kohärenz dieser. Um diese Konzepte richtig artikulieren zu können bedarf es eben einer Bildung und einer Abstraktion, die sich die meisten nicht leisten können oder wollen, aber deswegen sollte man nicht gleich das ganze Konzept verwerfen, sondern es der breiten Masse besser erklären.