21-12-2019, 23:08
(21-12-2019, 21:54)Mustafa schrieb: Das Verständis des Glaubensbegriffes und sein Verhältnis zur Wissenschaft.
Religionskritik wie die von Dawkins fällt dahinter zurück.
Ich denke, derlei kann man nur bedingt vergleichen. Kant hat vor 250 Jahren gewirkt, einer Zeit, in welcher wir viele, viele Dinge über die Welt noch gar nicht wussten.
Dawkins geht den Fundamentalismus an und zeigt die Widersprüche zu den modernen Erkenntnissen auf. Was ist daran verkehrt? Ich wüsste auch nicht, dass Dawkins sich als Philosoph beschreibt.
(21-12-2019, 21:54)Mustafa schrieb: Es geht nicht um eine (funktionale) Erklärung der Welt, sondern um persönliche bis gesellschaftliche Bezugnahme zu ihr.
Auch hier ist der Rückgriff auf Kant imho schwierig. So weit ich weiß, ging es Kant nicht um eine irgendwie geartete Bezugnahme zur Welt. Kant sah Gott als Notwendigkeit für sittliches Handeln:
"Da aber also die sittliche Vorschrift zugleich meine Maxime ist (wie denn die Vernunft gebietet, dass sie es sein soll), so werde ich unausbleiblich ein Dasein Gottes und ein künftiges Leben glauben und bin sicher, dass diesen Glauben nichts wankend machen könne, weil dadurch sittliche Grundsätze selbst umgestürzt werden würden, denen ich nicht entsagen kann, ohne in meinen eigenen Augen verabscheuungswürdig zu sein."
Sicherlich muss man Kant nicht so verstehen, dass er damit nur einen personellen Gott meint. Etwas weiter gefasst, kann man darunter in der Tat jede Idee fassen, die gesellschaftliches Zusammenleben "sittlich" organisiert (zb. Menschen- und Bürgerrechte).
Allerdings wissen wir heute auch, das Ethik und Moral im Menschen aus seiner Evolution heraus angelegt sind. Also rein innerweltlich erklärbar sind, ohne Rückgriff auf übergeordnete Ideen (bzw. Götter). Daher tue ich persönlich mich schwer, von gottgleichen Idealen oder ähnlichem zu sprechen, die angeblich für unser Miteinander notwendig wären. Hier kommt es aber sicherlich auch wieder stark auf die Definition an.
Und diese Thematik eröffnet bereits wieder zahlreiche neue Diskussionsfelder. Etwa die Frage, ob der Schutz von Minderheiten ohne solche gesetzen Ideale realisierbar wäre? Oder ob wir nicht ohnehin alle in gewisse Ideale hineinerzogen werden, die wir alle nicht konsequent hinterfragen?
Insofern hast du natürlich damit recht, dass man den guten Kant nicht abschreiben sollte.