21-12-2019, 00:36
(20-12-2019, 23:40)Mustafa schrieb: Es ist nur so, dass am Schluss auch keine Empfehlung für ein atheistisches Weltbild herausspringt.
Ist es Ziel der Philosophie eine Empfehlung abzugeben? Ich denke nicht.
Imho begehst du hier den gleichen Fehler, der auch in der Pascalschen Wetter vorliegt: Es gibt nicht nur die beiden Alternativen "kein Gott" vs. "christlicher Gott" (McGrath ist ja Christ). Wenn, dann doch überhaupt: "kein Gott" vs. "ein Gott". Und was dann letzteres sein mag, steht auf einem ganz anderen Blatt.
(20-12-2019, 23:40)Mustafa schrieb: Die kulturelle Idee hinter dem Begriff 'Gott' besteht in der Tat aus einer (innerhalb der Idee) nicht hinterfragbaren Satzung und Existenzbehauptung.
Die Frage ist nur, ob man dies als wissenschaftliche Hypothese ansehen sollte,
Du bringst das Argument der "wissenschaftlichen Hypothese" ja recht häufig in solchen Diskussionen. Imho ist das aber kein besonderes gutes Argument. Natürlich muss man "kulturelle Ideen" nicht als wissenschaftliche Hypothese ansehen. Kann man auch gar nicht, denn sie werden ja gar nicht wissenschaftlich begründet. Dennoch kann man natürlich fragen, wie sie zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen passen.
Wenn etwa jemand behauptet, Homosexualität sei unnatürlich, so ist das keine wissenschaftliche Hypothese (da ohne wissenschaftliche Begründung bzw. Fundament). Aber natürlich können wir dann die Ergebnisse der Wissenschaft hernehmen und damit argumentieren, dass die Häufigkeit von Homosexualität bei allen möglichen Tieren dem Ausspruch der "Unnatürlichkeit" eher nicht gerecht wird.
Und genauso verhält es sich mit Glaubensaussagen. Solche sind niemals wissenschaftliche Hypothesen. Dennoch können sie kritisiert werden, wenn sie wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen.
(20-12-2019, 23:40)Mustafa schrieb: oder aber als (subjektive) Glaubensaussage.
Ich finde derlei eine künstliche Trennung, die eigentlich gar nicht existiert.
(20-12-2019, 23:40)Mustafa schrieb: Naja, schon Kant hat diese Frage deutlich beantwortet, und ich finde, dass wir in unserer Diskussion nicht dahinter zurück sollten.
Ich denke nicht, dass wir das tun. Ist es nicht eher so, dass die Philosophen nach Kant seine Ideen weiter vorangebracht haben, indem sie konsequent die Auswirkungen dieses "Nichts-über-Gott-aussagen-können" auf alle bereiche menschlichen Wirkens ausgedehnt haben?
(20-12-2019, 23:40)Mustafa schrieb: Ja, es gibt durchaus viele Gläubige, welche die Existenzbehauptung physikalisch-kosmisch definieren, die Schriften wörtlich nehmen, etc., aber warum sollten wir hier in unserer Diskussion dies als Basis nehmen?
Weil nun mal die wenigsten Gläubigen Gott als reines menschliches, subjektives Konstrukt betrachten. Denn dann würde der Inhalt des Gottesbegriffes flöten gehen.
Du hast ja gar nicht unrecht. Aber eben nur, weil du eine rein innerweltliche Gottesdefinition zu Grunde legst. Kann man machen, ist imho aber nicht sinnvoll. Und ich bezweifle, dass die meisten Gläubigen ihren Gott nur als Produkt ihres Hirns betrachten.