18-12-2019, 23:13
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Die Diskussion läuft ein Bisschen "unrund". Ich sag' mal so: Wenn so viele Menschen an einen Gott oder mehrere Gottheiten glauben (und zu diesen transzendenten Entitäten beten), welches "Großes Ganze" wird da verehrt?
Immer das große Ganze, was halt in der jeweiligen Kultur sich als Gottesbild herauskristallisiert hat. Der Gott der Maya war ein anderer als der Christengott oder die Götter der Antike.
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Könnte es sich summarisch um Systemeigenschaften unserer Welt (eingangs "physikalisch – kosmisch" genannt) handeln oder sind es psychologische Faktoren menschlicher Gesellschaft (eingangs "psychologisch – sozial" genannt).
Die meisten Religionen betrachten Gott als Erschaffer der Welt, der Einfluss auf das physikalisch-kosmische Geschehen hat. Du bringst ja selbst das Beispiel mit dem Regen.
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Wir haben bisher festgestellt, dass es keinen Sinn hat, physikalisch-kosmische Systemeigenschaften zu verehren oder anzubeten. Aber kann das, was Gläubige rituell tun nicht doch genau diese Systemeigenschaften beeinflussen wollen? Beispiel: Um Regen oder gute Ernten zu bitten.
Das ist wohl zweifelsohne so. Nur betet der Gläubige dann eben nicht die kausal funktionierenden Systemeigenschaften an, sondern den angeblich dahinter stehenden, von der Kausalität befreiten Gott, der die Macht hat, die Systemeigenschaften außer Kraft zu setzen.
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Es geht hier nicht um eine Definition Gottes, was wahrscheinlich unmöglich ist ('Mustafa').
Wenn derlei unmöglich sein soll (was ich verneine), dann ist der Begriff für jede ernstgemeinte Diskussion obsolet.
Eine fruchtbare Diskussion benötigt imho einheitliche verstandene Begriffe. Und Gott kann natürlich definiert werden, wenn man den Begriff etwas eingrenzt und nicht einfach alles mögliche darunter verstanden haben möchte.
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Ich denke, dass Verehrung oder Gebet eher gruppendynamische Effekte auf die Menschen selbst hat.
Zustimmung. Nicht umsonst wurde/wird vor großen Schlachten, Terroranschlägen oder sonstigem die gläubige Gemeinde mit Gebet und Ritual auf das Bevorstehende "eingeschworen".
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: Danach kann es eigentlich nicht darum gehen, beispielsweise um Regen zu bitten,
Darum geht es aber primär bei den meisten Gläubigen. Früher war es der Regen, heute ist es das Überstehen einer Krankheit oder dass das eigene Kind einen guten Klassenlehrer bekommt.
(18-12-2019, 22:50)Ekkard schrieb: sondern um Ideen, die Wirtschaftsweise anzupassen oder ungerechte Strukturen aufzuarbeiten.
Ich glaube kaum, dass das die primäre Intention von Gebet der meisten Gläubigen ist. Und das meine ich völlig wertungsfrei. Wir alle drehen uns in erster Linie um uns selbst (und eventuell noch die nächsten Angehörigen) und nicht um das große Weltgeschehen.
Wäre es anders, hätten wir weniger SUVs auf den Straßen, weniger Coffe to go im Plastikbecher und weniger T-shirts für 1,99€ im Einzelhandel.
Denn wäre der Einzelne wirklich an einem gerechten Zusammenleben im größeren Maßstab interessiert, würde er imho ganz anders agieren, als er es tut. Natürlich wird ihm das, wenn man ihn fragt, nicht alles egal sein. Es dürfte aber gemeinhin nicht das primäre Interesse sein oder gar Gebetsinhalt.
Aber wie gesagt: Das ist alles menschlich und trifft auf Nichtgläubige natürlich ganz genauso zu.