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Das Wissen vom Absoluten
#16
(15-10-2010, 06:40)Johncom schrieb: Der Hinduismus hatte schon immer ein offenes Ohr für neue Impulse ... Für Meinungsdebatten waren sie offen aber nicht für Glaubenskampf mit der Waffe

das dürften die opfer von pogromen wie in ayodha anders sehen

wie weit die hinduistische "offenheit" für andere religionen geht, sobald man sich nur mal zu ihnen bekennt, davon können indische christen und muslime ein trauriges lied singen

://www.dw-world.de/dw/article/0,,5490019,00.html
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#17
(15-10-2010, 12:23)petronius schrieb:
(15-10-2010, 06:40)Johncom schrieb: Der Hinduismus hatte schon immer ein offenes Ohr für neue Impulse ... Für Meinungsdebatten waren sie offen aber nicht für Glaubenskampf mit der Waffe

das dürften die opfer von pogromen wie in ayodha anders sehen

Die Opfer waren auch Täter und Täter werden wieder zu Opfern. Da wurden in Ayodha uralte Rechnungen 'gerächt' .... den Hindus war früher ein wichtiger Tempel entweiht worden, auf den Patz hatten die Muslime eine Moschee gesetzt. So wie Christen ja auch mit 'heidnischen' Heiligtümern verfuhren: Kirche auf den zerstörten Kultplatz.

Nein, sicher ist die oft von politischen Führern emotional aufgeheitzte Atmosphäre im heutigen Indien auch schon mal blutig. Das ist zu bedauern und leider auch Wirkichkeit.

(15-10-2010, 12:23)petronius schrieb: wie weit die hinduistische "offenheit" für andere religionen geht, sobald man sich nur mal zu ihnen bekennt, davon können indische christen und muslime ein trauriges lied singen

Dieser DW Artikel ist schon etwas kurzatmig. Sicher sollten Parlamentarier Menschenrechtsverletzungen in fernen Ländern aufzeigen, aber es schaut auch aus wie 'schnell mal hin, ein paar Fotos machen und wieder weg'.

Eine kritische Stelle in der indischen Gesellschaft ist das Kasten-Unwesen. Ein sehr wunder Punkt, den auch christliche Missionare schnell erkannten. Und wenn sie bei etablierten Hindus wenig Erfolg aufweisen konnten, dann versuchten sie es bei den Underdogs, die dort so etwa wie 'Waldbewohner' heissen und den untersten Rang einnehmen. Mit viel Geld wurden deren Dörfer entwickelt sofern sie sich zum Christentum überreden liessen. Bald erlangten deren Kinder Universitätsabschlüsse. Das erzeugt Neid in den alten Hindufamilien ... auch da braucht es nur einen Funken um ein neues Hass-Feuer zu entfachen.

Aber diese gegenwärtigen Konflikte sind keine wirklichen Glaubenskonflikte sondern Revanchen unter Voksgruppen.
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#18
(15-10-2010, 07:34)qilin schrieb: Der Hinduismus tendiert eher dazu, andere Religionen einzugemeinden -
ob sie das wollen oder nicht. Buddhismus und Jainismus werden dort als
hinduistische Sekten rezipiert, Jesus ist der 8. Avatar von Vishnu etc. :icon_wink:

Ist doch cool, oder ? :icon_cheesygrin:
Da muss ich nicht auf die Strasse gehen und Fremde von ihrem falschen Glauben zu meinem 'viel besseren' überführen.
Mein fremder Nachbar ist, ob er es weiss oder nicht, mein Bruder. Obwohl er einer anderen Sekte angehört. Eigentlich eine weise Lebenshaltung.
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#19
Interessant ist auch, wie die Spaltung bei den Mystikern aufgehoben oder relativiert ist.

Einige Gruppen sind ja bestrebt, ihren Gott als Gegenüber zu realisieren. Also durchaus von einem persönlichen Gott ausgehend.

Andere haben als Ziel, die Verwirklichung des Absoluten.

Diese Different resultiert nun nicht in Feindschaft sondern in einer Aufhebung.

Die Absolutisten (meine Wortschöpfung) erkennen an, dass die Erkenntnis eines persönlichen Gottes durchaus möglich ist, dass es dann noch einen weiteren (Fort)-Schritt zur Verwirklichung des Absoluten gibt.

Die anderen sehen es umgekehrt , durch die Erkenntis des Absoluten erkannt man in einem weiteren Schritt den spezifischen Gott (oder natürlich die Göttin)

Bei Sri Ramakrishna war es der 1. Weg. Er ist über die Kali, seine Mutter, bzw. dadurch, dass er sie immer wieder totgeschlagen (mit dem Schwert der Erkenntnis durchtrennt hat) zum Absoluten gekommen. Erfreulich dabei war, dass sie, als er wieder aus seinem Samadhi zurückgekommen ist, für ihn noch so lebendig war wie vorher. Er hat dann bewusst SIE gewählt - er wollte lieber Zucker schmecken als Zucker sein Icon_smile

Dazu die Anekdote über einen Nicht-Mystiker Hindu:

Er kommt in den Tempel, wickelt liebevoll die Statue seines gewählten Gottes aus und beginnt, sie zu verehren, zu ihr zu beten.

Danach sagt er: Verzeihe, dass ich Dich, der Du unvorstellbar bist, in dieser Statue verehrt habe.
Verzeihe, dass ich Dich, der Du namenlos bist, mit einem Namen angesprochen habe.
[..]
Ich bin halt nur ein dummer Mensch und kann es nicht anders.
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#20
Super Geschichte... :icon_lol:
Muss ich speichern
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#21
(16-10-2010, 15:25)agnostik schrieb: Interessant ist auch, wie die Spaltung bei den Mystikern aufgehoben oder relativiert ist.

Einige Gruppen sind ja bestrebt, ihren Gott als Gegenüber zu realisieren. Also durchaus von einem persönlichen Gott ausgehend.

Andere haben als Ziel, die Verwirklichung des Absoluten.

Diese Different resultiert nun nicht in Feindschaft sondern in einer Aufhebung.

Genau: Aufhebung.
Icon_smile

Denn in eine Feindschaft überhaupt Energie zu stecken ist unproduktiv.
Das ist doch auch eine grundsätzliche christliche Lehre ( Liebet eure Feinde ... Widerstehet nicht dem Bösen ... ).
Jemand, der Gott als Du anspricht, lebt einen anderen Glaubensweg als der, der Gott in sich und in der Umwelt findet. Auch im übrigen weltlichen Leben ist es so, dass jeder was anderes macht. Und deshalb ist nicht jeder der Feind des anderen, man tauscht sich halt aus, das wars.

(16-10-2010, 15:25)agnostik schrieb: Die Absolutisten (meine Wortschöpfung) erkennen an, dass die Erkenntnis eines persönlichen Gottes durchaus möglich ist, dass es dann noch einen weiteren (Fort)-Schritt zur Verwirklichung des Absoluten gibt.

Die anderen sehen es umgekehrt , durch die Erkenntis des Absoluten erkannt man in einem weiteren Schritt den spezifischen Gott (oder natürlich die Göttin)

Ramana Maharshi lehrte die radikale Ich-Erkenntnis aber - gleichzeitig lebte er den Bhakti - Weg, er verehrte Gott Shiva in der Form des Berges Arunachala. Diesen heiligen Berg umwanderte er regelmässig, dichtete ihm sogar lobpreisende Lieder. Gleichzeitig, und dort in der indischen Atmosphäre ohne Widerspruch.
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#22
Zitat Johncom:

Da muss ich nicht auf die Strasse gehen und Fremde von ihrem falschen Glauben zu meinem 'viel besseren' überführen.
Mein fremder Nachbar ist, ob er es weiss oder nicht, mein Bruder. Obwohl er einer anderen Sekte angehört. Eigentlich eine weise Lebenshaltung.


...Womit eine der ältesten Religionen dieser Erde eine verblüffende Gemeinsamkeit mit einer der jüngsten Religionen dieser Erde (Baha'i nämlich) hat.... Ich sag's doch immer: Alle Religionen schöpfen aus der gleichen Quelle....
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#23
(23-10-2010, 11:58)Johncom schrieb: Ramana Maharshi lehrte die radikale Ich-Erkenntnis aber - gleichzeitig lebte er den Bhakti - Weg, er verehrte Gott Shiva in der Form des Berges Arunachala. Diesen heiligen Berg umwanderte er regelmässig, dichtete ihm sogar lobpreisende Lieder. Gleichzeitig, und dort in der indischen Atmosphäre ohne Widerspruch.

Sri Ramakrishna hat gesagt, dass bhakti heute der leichtere Weg ist - und er scheint Recht gehabt zu haben.

Ramana Maharishi ist sozusagen mein "Wurzelguru" und der Weg des vichara - der Suche .nach dem ich - mein "Wurzelweg".

Sehr wenige seiner devotees scheinen dem Weg des vichara gefolgt zu sein oder jetzt konsequent zu verfolgen. Auf den Foren zu Ramana hört man immer fast ausschließlich von der devotion zu Ramana - also bhakti.

Ich kann es verstehen - irgendwo kommen damit wohl alle an eine undurchdringliche Mauer, wo es nicht weiter geht Icon_sad
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#24
Tja, Selbsterkenntnis ist nicht gerade einfach....
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#25
(23-10-2010, 15:55)agnostik schrieb: Sri Ramakrishna hat gesagt, dass bhakti heute der leichtere Weg ist - und er scheint Recht gehabt zu haben.
Das denke ich auch - und nicht nur heute; Ramakrishna ist ja mehrere Wege
zugleich gegangen, und bhakti war m.W. nicht unbedingt sein 'Hauptzugang' -
man muss ja nicht unbedingt den leichtesten Weg wählen... Icon_smile

Zitat:Ich kann es verstehen - irgendwo kommen damit wohl alle an eine undurchdringliche Mauer, wo es nicht weiter geht Icon_sad
Ja - an diese Mauer kommen Alle auf dem mystischen Weg - manche früher,
manche später Eusa_think
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#26
(23-10-2010, 16:01)t.logemann schrieb: Tja, Selbsterkenntnis ist nicht gerade einfach....

Selbsterkenntnis, wie man es im Allgemeinen versteht, ist dabei nicht das Problem - zumindest meiner Erfahrung nach
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#27
(23-10-2010, 16:38)qilin schrieb:
(23-10-2010, 15:55)agnostik schrieb: Sri Ramakrishna hat gesagt, dass bhakti heute der leichtere Weg ist - und er scheint Recht gehabt zu haben.
Das denke ich auch - und nicht nur heute; Ramakrishna ist ja mehrere Wege
zugleich gegangen, und bhakti war m.W. nicht unbedingt sein 'Hauptzugang' -
man muss ja nicht unbedingt den leichtesten Weg wählen... Icon_smile

Nein, nicht zugleich.

Zuerst ist er den Weg des bhakti gegangen. Er hat ihn nicht gewählt, er war von früher Jugend, vielleicht von früher Kindheit an, von der Sehnsucht nach der "Mutter", der Göttin Kali, besessen. Das hat ihn praktisch zm Wahnsinn getrieben - im Westen wäre er in der Klapsmühle gelandet.

Erst als er sie als persönliches Gegenüber erfahren hatte und diese Erfahrung jederzeit wiederholen konnte, hat er sich um die Verwirklichung des Absoluten bemüht, und das dann unter seinem guru totampuri in (für totampuri) unglaublich schneller Zeit geschafft.
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#28
(23-10-2010, 15:55)agnostik schrieb: Ramana Maharishi ist sozusagen mein "Wurzelguru" und der Weg des vichara - der Suche .nach dem ich - mein "Wurzelweg".

Sehr wenige seiner devotees scheinen dem Weg des vichara gefolgt zu sein oder jetzt konsequent zu verfolgen. Auf den Foren zu Ramana hört man immer fast ausschließlich von der devotion zu Ramana - also bhakti.

Ich kann es verstehen - irgendwo kommen damit wohl alle an eine undurchdringliche Mauer, wo es nicht weiter geht Icon_sad

Warum nicht einfach an dieser Mauer verweilen. Icon_smile
Die Zen-Leute können das auch: Sitzen, schauen, aufstehen, gehen, sitzen schauen, aufstehen ..........
Die Atmosphäre im Ramana Ashram ist irgendwie 'brahmanisch'. Ständig Pujas mir grossem Getöse, regelmässig Singstunden auf tamilisch. Na immerhin liegen inzwischen ordentliche Sitzkissen in der kleinen Meditationshalle.

Erstaunlich aber finde ich die aufgegangene Saat:
In der ganzen Welt finden sogenannte Satsangs statt, und mehr oder weniger scheint alles auf Ramanas Lehre der Selbstfindung zurückzugehen. Erstaunlich auch die plötzliche Popularität Tiruvanamalais, des Ortes am Berg. Zur Rundwanderung während Vollmond kommen jetzt bis zu einer Milionen Inder während es vor 20 Jahren noch ein paar Hundert waren. Die wenigsten, die kommen wissen etwas von Ramana ... es ist einfach ein Pilgergang, aber ein Boom. :icon_rolleyes:
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#29
(23-10-2010, 14:15)t.logemann schrieb: ...Womit eine der ältesten Religionen dieser Erde eine verblüffende Gemeinsamkeit mit einer der jüngsten Religionen dieser Erde (Baha'i nämlich) hat.... Ich sag's doch immer: Alle Religionen schöpfen aus der gleichen Quelle....

Hm .. ja, das sehe ich auch so.
Und je tiefer die Sucher in ihre Religion eingedrungen sind, umso verständnisvoller begegnen sie ihrer Nachbarreligion. Ein Beispiel dafür im christlichen Raum wäre Jörg Zink.
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#30
Hm - ein Automatismus ist da leider nicht gegeben, fürchte ich :icon_neutral: - das würde ja heißen dass,
wer seiner Nachbarreligion kein Verständnis entgegenbringt, in seine eigene auch nicht sehr tief
eingedrungen ist - ein harsches Urteil über den überwiegenden Prozentsatz aller Gläubigen... Eusa_think
Ich denke da muss es wohl irgendeine besondere Gabe geben 'mehrgleisig zu fahren'...
Mir ist da gerade Henri le Saux eingefallen und die Diskussion, die ich mit Thomas auf den Seiten
von GN darüber hatte (als wir dort noch nicht gesperrt waren :icon_wink: - wie lange ist das jetzt her?) -
.geistigenahrung.org/ftopic13139.html
() qilin
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