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Kirchen-Chöre : eine aussterbene Stilblüte der Kirchenmusik
#31
Geo, es gibt da vieles, was geschieht, aber nichts, was nicht auf einem Recht, das festgeschrieben ist, basiert. Vieles auch, was, gerade vom Spiegel - auch ich habe ihn viele Jahre gelesen - bewusst missverstanden und als Munition gegen die Kirche missbraucht wurde.
Die angeblichen Steuergelder dürften sich auf eben jene Staatsleistungen beziehen, die, im Staat - Kirche Vertrag, bereits nach 1919 festgelegt wurden, der, als die BRD gegründet wurde, in das Grundgesetz übernommen wurde und damit verfassungsrechtlichen Charakter trägt. Wie es mit der Bezahlung von Bischöfen bestellt ist, weiß ich nichts.  In der Evangelischen Kirche ist das Bischofsgehalt das eines Beamten im gehobenen Dienst. Für seine repräsentativen Pflichten hat er, bei uns in Sachsen, eine Dienstvilla und das entsprechende Personal. Auch ansonsten werden evangelische Geistliche nach dem Beamtenrecht besoldet.
Die Diskrepanz besteht darin, dass z.B. Kirchenmusiker keine Beamten sind, sondern Angestellte. Das macht sich, natürlich, auch im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch hier gilt die Gehaltsliste des öffentlichen Dienstes. Das, was ein Kantor verdient, lässt sich mit dem Gehalt eines nicht verbeamteten Lehrers vergleichen. Freilich kommt dazu die Frage, zu wieviel Prozent er angestellt ist. Es gibt Gemeinden, die können sich keinen Kantor in Vollzeit, leisten. 
Das "Kirchenfürsten" mehr Geld erhalten, als ein Konzernvorstand, halte ich für einen schlechten Witz.
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#32
Das mit den Bischofsgehaeltern haengt ein wenig vom Bundesland ab, je nachdem, ob dort Saekularisierungslasten angefallen sind oder nicht (wenn ich mich recht erinnere, ist nur Hamburg komplett ausgenommen). Das Prozedere ist auch jeweils unterschiedlich geregelt. Im Prinzip werden aber die meisten Bischoefe vom Staat bezahlt, meist indirekt (Bayern hat die direkte Bezahlung z.B. 2012 aufgegeben, und die Kirchen liessen sich wohl auch auf eine Herabsetzung der Besoldungsstufe ein).
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#33
Wieso diese Abweichung ? - Was haben Bischöfe mit Chören zu tun - außer sie organisieren mal was.
Ich persönlich denke, dass kirchlich Chöre nur noch an den großen Festtagen in Messen zu sehen sein
werden.

Was gebührenpflichtige Konzerte betrifft kann ich nichts sagen - im Angebot habe ich diese jedenfalls
noch nie gesehen in der Großgemeinde vor Ort.
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#34
Für evangelische Christen, gehört der Chorgesang zur lebendigen Gemeinde dazu. Nicht nur an hohen Festtagen.
Aber das ist halt unsere Tradition. Sie wird auch nicht so schnell verschwinden, denn ein Kirchenchor kann durchaus auch von Laien geleitet werden.
Die Gemeinde, zu der ich lange gehörte, hat aber auch andere Konzerte angeboten. Wenn das bestimmte "Großgemeinden" nicht gebacken bekommen, dann ist das halt Pech. Ich denke nur an die ausverkauften Konzerte von Michael Hirte....
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#35
Je größer die Gemeinde, desto schwieriger wird die Organisation, falls der Kirchenchor besonders eitle Qualitätsansprüche  an sich selbst stellt. Dass dann die Wenigen die da mitmachen dürfen, dann nicht immer Zeit haben und man  gerade noch an hohen Festtagen genug Leute auf die Bühne bringt, sollte keinen wundern. Deutsche Beamten-Gründlichkeit hat auch in der Kirche ihren Preis. Ein Chor muss regelmäßig proben und dass man sich dann lieber nur mehr für hohe Festtage ganz besonders viel Zeit für die Vorbereitung nimmt, als  für kirchenleere Sonntage, kann man auch gut nachvollziehen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#36
... hängt alles vom Chorleiter ab. Wir haben hier östlich von Köln mindesten 3 Chöre in meinem näheren Umfeld. Einer davon hat so viel Zulauf, dass nicht alle willigen Sänger und Sängerinnen genommen werden. 2 andere sterben langsam aus. Dabei wird viel und regelmäßig geprobt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#37
(18-07-2019, 20:59)Ekkard schrieb: ... hängt alles vom Chorleiter ab. Wir haben hier östlich von Köln mindesten 3 Chöre in meinem näheren Umfeld. Einer davon hat so viel Zulauf, dass nicht alle willigen Sänger und Sängerinnen genommen werden. 2 andere sterben langsam aus. Dabei wird viel und regelmäßig geprobt.

Hängt natürlich von Chorleiter ab, wie er seine "Angestellten" begeistern kann. Je weniger der Wirt den Beamten mimmt und um so mehr er sich seiner Gäste annimmt, um so voller ist halt die "Bude". Chorleiter und Wirte haben da vieles gemeinsam. Beide nehmen sich selber oft so wichtig, dass auf ihrer Bühne kein Platz mehr für Gäste und Sänger ist.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#38
(17-07-2019, 11:10)Kreutzberg schrieb: Was gebührenpflichtige Konzerte betrifft kann ich nichts sagen - im Angebot habe ich diese jedenfalls
noch nie gesehen in der Großgemeinde vor Ort.


Was verstehst Du unter "gebührenpflichtige Konzerte" ?

Wieder mal 2 Möglichkeiten:

A) Es wird Eintritt zur Messe verlangt
In D dürfte das absolut unüblich sein. In der Notre Dame de Paris muß man aber schon Eintritt zahlen, wenn man nur die Kirche betreten und besichtigen will - und gar kein Konzert stattfindet.
Deutsche Katholiken empfinden das als Frechheit - wohl zurecht, denn in deutschen Kathedralen wird ja auch kein Eintritt von französischen Touristen verlangt. 

B) Der Chor verlangt von der Pfarrgemeinde Geld fürs singen
Dieses Geld wird von der Pfarrgemeinde bezahlt, die Meßbesucher bekommen von dieser Zahlung nichts mit.
(Die Pfarrgemeinde hat das Geld zB von Einkünften für Imbisse, und Getränke, Kaffee, Bier und
Wein nach den Sonntagsmessen)
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#39
(18-07-2019, 21:31)Sinai schrieb:
(17-07-2019, 11:10)Kreutzberg schrieb: Was gebührenpflichtige Konzerte betrifft kann ich nichts sagen - im Angebot habe ich diese jedenfalls
noch nie gesehen in der Großgemeinde vor Ort.


Was verstehst Du unter "gebührenpflichtige Konzerte" ?

Wieder mal 2 Möglichkeiten:

A) Es wird Eintritt zur Messe verlangt

B) Der Chor verlangt von der Pfarrgemeinde Geld fürs singen

Nee, so hat Kreutzberg das nicht gemeint.

Chöre geben auch außerhalb der üblichen Messen Konzerte. Solche Konzerte werden oft als Gast-Veranstaltung in anderen Gemeinden und von diesen Gemeinden selbst organisiert. Reiße-Spesen und Unkosten, werden dann als Eintritt einkassiert. Konzerte sind keine Messgestaltung.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#40
Ich spreche von Chor-Auftritten als Veranstaltung bzw. Event
- das wäre so gesehen ja ein Zusatzangebot.
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#41
@Geobacter

Aus deinem Beitrag v.11.07.19 erfährt man, dass du seit 18 Jahren den anspruchsvollen Beruf eines Kirchenmusikers ausübst. Man sagt, dass nicht alle Musiker an Gott glauben, aber alle an Johann Sebastian Bach. Er ist der Übervater der Kirchenmusik, auch fünfter Evangelist genannt. International halten ihn viele Millionen für den größten Komponisten aller Zeiten. Zu seinem 300. Geburtstag im Jahr 1985 veranstaltete die ARD ihm zu Ehren eine 6-stündige Nachtsendung.

Bachs Auswirkung auf den christlichen Glauben ist enorm. Die Superlative kennen keine Grenzen: "Wenn Bach nicht im Himmel ist, möchte ich gar nicht dorthin." In unzähligen Menschen, die sich andernfalls nie mit Religion befasst hätten, wurde durch diese Musik das religiöse Interesse geweckt.

Bemerkenswert ist, was Friedrich Nietzsche, der später einer der heftigsten Kirchenkritiker wurde ("Gott ist tot!" "Oh, dass euch jemand von eurem Erlöser erlöste!"), als 26-jähriger Philosophiedozent in Basel nach einer Aufführung von Bachs  Matthäuspassion schrieb. Er hatte Tage zuvor dort ebenfalls schon zwei vollständige Proben des fast dreistündigen Werks besucht: "In dieser Woche habe ich dreimal die Matthäuspassion des göttlichen Bach gehört, jedesmal mit dem Gefühl unermesslicher Bewunderung. Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium."

Als der musikalische Richard Dawkins, Autor des Weltbestsellers "Der Gotteswahn" gefragt wurde, welches Musikstück er als einziges auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde, nannte er eine fromme Sopranarie aus einer Bachkantate. Das zeigt natürlich deutlich, dass Begeisterung für ein Kunstwerk keinesfalls mit einem Glaubensbekenntnis verwechselt werden darf. Dawkins stellt in seinem ausgezeichneten Buch korrekterweise fest, dass zwar alle Argumente der Kreationisten nicht stichhaltig sind, aber ein Beweis gegen die Existenz Gottes bislang nicht möglich ist. So war es schon bei Kant, der alle sogenannten Gottesbeweise seiner Zeit zu Schrott machte.

Hier noch ein besonders liebliches Zeugnis für Bach: Nachdem das Wunderkind Felix Mendelssohn dem Geheimrat Goethe einige Bachsche Fugen vorspielen und anschließend auf seinen Schoß sitzen durfte, schrieb Goethe: "Es ist, als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen kurz vor der Weltschöpfung möchte zugetragen haben." - Als ich in meiner Jugend in einer Kirche zum ersten Mal Bachs H-Moll-Messe hörte, war ich an manchen Stellen wie vom Donner gerührt.

Goethe nannte sich in jungen Jahren einen dezidierten Nichtchristen. Als aber dann in seinem Alterswerk "Faust" zum Schluss Engelscharen und die Gottesmutter auftraten, schrieb ein Kritiker enttäuscht: "Hier verkommt die geniale Dichtung zur christlichen Operette."

Felix
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#42
(13-10-2019, 17:10)Felix schrieb: @Geobacter

Aus deinem Beitrag v.11.07.19 erfährt man, dass du seit 18 Jahren den anspruchsvollen Beruf eines Kirchenmusikers ausübst. Man sagt, dass nicht alle Musiker an Gott glauben, aber alle an Johann Sebastian Bach.
Ich mag zwar Bach, aber meine eigene Bedeutung als  Kirchenmusiker ist nicht der Rede wert. Es war nicht die Musik die da im Vordergrund stand, sondern Gemeinschaft, Freundschaft, Spaß.. usw. usf. Anspruchsvoll war das ganze eher nur vom Aufwand her, der manchmal auch zu Lasten meiner Familie und meiner Liebsten ging...
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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