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War die Leberschau der Etrusker schamanistischen Ursprungs ?
#1
In einem anderen Thread kam die Sprache auf die Leberschau der Etrusker:

Christentum und Theologie > Leben nach dem Tod - Leben trotz Tod
Beitrag # 12
(15-06-2019, 22:03)Sinai schrieb: . . . Phänomen der Leberschau der Alten Etrusker . . .



Eine sehr rätselhafte Sache

Jetzt fand ich im Wikipedia einen Hinweis, daß die Hunnen die Eingeweideschau kannten

"Hunnen ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe der zentralasiatischen Reitervölker mit nomadischer, später halbnomadischer Lebensweise. Ihre genaue Herkunft und Ethnizität ist nicht bekannt bzw. in der modernen Forschung umstritten.
Die wenigen Sprachüberreste erlauben keine präzise Zuordnung: Einige Forscher gehen davon aus, dass die Hunnen eine Turksprache (siehe auch Altaische Sprachen) sprachen, andere Forscher gehen hingegen von einer heute ausgestorbenen Sprache aus bzw. bezweifeln eine exakte Zuordnung.
( . . . )

Religion
Der Großteil der Hunnen hatte zu Zeiten Attilas unverändert eine naturverbundene Religion, wie zu jener Zeit, als sie aus Asien kamen. Man übte Wahrsagung und Schamanismus aus, wobei die Schamanen am Namenskürzel „-kam“ (Atakam, Eskam) zu erkennen waren. Eingeweideschau und Schulterblattschau als Mittel der Vorhersage sind überliefert . . . "
Hunnen - Wikipedia

Auch die Etrusker kamen aus dem Osten

Könnte es sein, daß es in den weiten schamanistisch geprägten Gebieten des vorantiken und antiken Ostens (von der Beringsee über Sibirien bis zum östlichen Schwarzmeerufer) einen Kult gab, der die Eingeweideschau praktizierte ?

Der Schamanismus ist schon sehr alt und reicht in die Steinzeit zurück.
Bei den Hunnen wurde der Schamanismus noch in der Zeit Attilas ausgeübt, in zentralasiatischen Gebieten um den Baikalsee ist er trotz 70 Jahre Kommunismus noch heute vorhanden, östlich der Beringsee wurde er um 1830 bei den Schwarzfuß-Indianern beobachtet und vom berühmten Maler George Catlin als Bild dokumentiert


Die Etrusker sprachen eine isolierte Sprache (weder indogermanisch noch semitisch) und daher sind ihre Schriften (obwohl in griechischem Alphabet geschrieben) praktisch unübersetzbar.
Die Etrusker behaupteten doch immer ihre Herkunft aus Troja
Troja war ein Stadtstaat am Westufer der heutigen Türkei, trieb Handel mit den Griechen, aber wohl sicher auch mit dem asiatischen Hinterland
Anm.: Die Römer nannten später das Gebiet der heutigen Türkei "Provinz Asia"

Wohl hatte Troja Handelskontakte (und damit kulturelle Kontakte) mit der rätselhaften Stadt Kolchis am östlichen Ufer des Schwarzen Meeres

In vorgeschichtlicher Zeit lebten um Kolchis Jäger und Sammler (vgl. Kolchis - Wikipedia)
Später wurde dort die Stadt Kolchis gegründet, die immer schon ein Zentrum für Magie und Drogen war
Herodot schrieb rätselhafte Sachen über das Volk der Kolcher
(vgl. Kolchis - Wikipedia)

Aus Kolchis kommt auch der rätselhafte Mythos vom Goldenen Vlies (vgl. Goldenes Vlies - Wikipedia)
und gelangte über Umwege in die Ägäis
"Spätestens bei Beginn der griechischen Kolonisation entlang der Südküste des Schwarzen Meeres im 8.–7. Jahrhundert v. Chr. gab es eine mündliche Überlieferung, welche den Kern der Argonautensage enthielt und sich auf die Region im Osten des Schwarzen Meeres bezogen haben muss. Im 8. Jahrhundert wird in der griechischen Literatur erstmals ein Land Kolchida erwähnt, dessen Blütezeit wohl in dieser Zeit lag."
Goldenes Vlies - Wikipedia

Somit nahmen die Griechen einen (geringen) kultischen Einfluß aus Kolchis auf (eben die mündliche Überlieferung vom goldreichen Kolchis, wo "Schaffelle verwendet wurden, um Goldstaub aus den Flüssen zu waschen" Goldenes Vlies - Wikipedia
(Das Goldene Vlies war offenbar ein Schaffell, das in Kolchis bei der Goldgewinnung verwendet wurde)

Sehr naheliegend, daß auch das auf der asiatischen Seite der Ägäis liegende Troja so manches aus Kolchis und der östlichen Schwarzmeerküste aufnahm . . .

Dort begann jedenfalls das Gebiet der asiatischen Nomadenvölker, die auch vor 3000 Jahren sicher nicht an der fiktiven Grenze zwischen Europa und Asien halt machten

Sicher gab es unweit von Kolchis asiatische Nomadensippen, die den Schamanismus ans Ostufer des Schwarzen Meeres brachten

Zur Eingeweideschau kann man folgendes lesen:
"Quellenlage
Die altorientalische Tradition führt die Eingeweideschau auf Enmenduranki zurück, dem ersten vorsintflutlichen König von Sippar . . . "
Hieroskopie - Wikipedia
3. Eingeweideschau

Die Quellenlage ist also sehr abenteuerlich, wenn sie von einem vorsintflutlichen König spricht.

Da scheint mir die Idee, daß die Eingeweideschau ein uraltes Phänomen schamanistischer Völker Zentralasiens ist - und von dort nach Südwesten (bis zu den Etruskern und bis Mesopotamien) ausstrahlte, gar nicht so unwahrscheinlich zu sein

Ich schreibe diesen Thread im Bereich "Religionsübergreifendes und Interreligiöses", weil:
"Die Eingeweideschau oder Extiszipin (Eingeweideschau, von lateinisch gleichbedeutend extispicium) ist das wichtigste und am besten bezeugte Divinationsverfahren im Altertum, welches deshalb oft pars pro toto als Hieroskopie im engeren Sinne bezeichnet wird. Sie war mit Ausnahme Ägyptens im gesamten antiken Mittelmeerraum sowie im Vorderen Orient verbreitet."
Hieroskopie - Wikipedia
3. Eingeweideschau

Ein in alten Zeiten sehr weit verbreitetes Phänomen

Interessant jedenfalls der Hinweis Hunnen - Schamanismus - Eingeweideschau

Interessant auch das folgende Statement:
"Der gesamte Mittelmeerraum und der alte Orient stellen, wenn es um Divination geht, ein kulturelles Kontinuum dar, an dem auch die israelitisch-jüdische Divination partizipiert."
Divination - Lexikon :: bibelwissenschaft.de

In diesem Artikel wird sehr ausführlich über die Divination im AT geschrieben, interessant auch: "die Bemerkung über Ahas’ Eingeweideschau im Jerusalemer Tempel" und "Auf eine jüdische Eingeweideschau im Jerusalemer Tempel könnte auch der Wunsch des Beters in Ps 27,4 hinweisen"
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