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die lange historische Angst vor der Verunreinigung der christlichen Glaubens
#61
Die Apostelgeschichte ist ein Versuch, die fruehen Konflikte in der Urkirche zu harmonisieren. Im Prinzip sieht man das daran, wie sie die Charaktere von Petrus und Paulus vertauscht und die Konflikte der Urkirche in einer mehrfach wiederholten dialektischen Abfolge abarbeitet (es gibt Knatsch -> Petrus gibt etwas nach. aber bleibt Entscheider -> Paulus fuegt sich -> Harmonie). Natuerlichere und weniger konstruierte Legenden trifft man erst, wenn es spaeter um Pauls alleinige Reisen geht. Die etwas ungefiltertere Wut findet man in den Briefen des Paulus.

Auch sollte man bei der Steinigung des Stefanus nicht vergessen, dass die Geschichte eine etwas merkwuerdige Kehrtwendung nimmt. Auch hier steht am Beginn eigentlich ein Konflikt innerhalb der christlichen Gemeinde.
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#62
(22-06-2019, 14:09)Kreutzberg schrieb: Vor diesem Hintergrund gilt es m. E. zunächst einmal zu klären, wann erstmals ein zentraler Glaubenswächter
installiert wurde. Das muss wohl vor der Entstehung des Vatikans gewesen sein ; möglicherweise wurde diese
relativ zeitnah nach dem Konzil von Nacäa eingerichtet - ggf. auf kaiserliche Anordnung von Konstanin ?! ....


Sicher viel früher !
Die Geheime Offenbarung erschien Ende des 1. Jahrhunderts und wurde im Christentum durchgesetzt - das von Dir erwähnte Konzil von Nicäa fand erst 325 statt

Der Umstand, daß die Geheime Offenbarung offenbar in den meisten Christenversammlungen trotz ihres gewaltverherrlichenden Inhalts (Offb 9,15) durchgesetzt werden konnte, deutet auf eine straffe Führung hin

Ich kann mir ganz einfach nicht vorstellen, daß alle Christen des Mittelmeerbeckens diese Botschaft so mir nichts, dir nichts akzeptierten

Schon zur Zeit Jesu gab es Widerstand (Vgl. Joh 6,66-69)

Der Umstand, daß nichts von Streitigkeiten aufgrund der Botschaft der Geheimen Offenbarung überliefert ist, zeigt daß sehr rigoros gegen Dissidenten vorgegangen worden sein mußte und daß offenbar jede Erinnerung an sie aus der frühen Kirchengeschichte (vom Tod des letzten Apostels bis wenige Generationen danach) ausgelöscht wurde

Später kam dann die Einsicht, daß die Geheime Offenbarung (und so manch anderes in der Bibel) wohl doch nicht die passende Kost für die Christen ist und machte das Bibelverbot

Die Bibel durfte nur mehr in der toten Sprache Latein sein
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#63
Der Kanon des Neuen Testaments stand auch um die Zeit von Nicaea noch nicht fest. Die uns erhaltenen fruehesten Bibeln aus dem 4. Jahrhundert sehen noch verschieden aus: Codex Sinaiticus zum Beispiel enthaelt mindestens noch den Barnabas-Brief und den Hirten des Hermas, in Codex Vaticanus fehlten urspruenglich die Offenbarung und ein paar Briefe, und er enthielt eventuell auch andere Texte, die lange Zeit spaeter abgetrennt und durch die kanonischen ersetzt wurden. Codex Alexandrinus aus dem 5. Jhdt. enthielt im NT mindestens noch die Psalmen Salomos und einige andere Buecher, die spaeter abgerissen wurden. Das aelteste eindeutig datierte NT (541-546), der lateinische Codex Fuldensis, enthaelt ein Diatessaron anstelle der vier Evangelien. Nur um das klarzustellen: ich mache hier keine Rosinenpickerei; es gibt nur sehr, sehr wenige fruehe Manuskripte des Neuen Testaments.

Die Offenbarung wurde im Westen wohl endgueltig um 367 akzeptiert; die Ostkirche entschloss sich, den Text zwar zu dulden, aber zu ignorieren.

Ab Nicaea hatten die Konzile weitgehend Entscheidungshoheit. Allerdings darf man nicht vergessen, dass mehrere Konzile damit endeten, dass grosse Teile der Christenheit aus dem Konsens austraten. Auch andere Entscheidungen, z.B. die ueber das Datum des Osterfestes, zogen sich lange hin.
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#64
(26-05-2019, 00:52)Sinai schrieb: "Leute vom Fach" wachsen nicht als Früchte auf den Bäumen, sondern sie werden vom Staat installiert.
Die Universitäten werden ja bekanntlich vom Staat geführt

In der ehemaligen DDR war das damals so..

"Ein Mensch vom Fach" wird man  ansonsten heutzutage durch staatliche Verordnung nicht mehr.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#65
(23-06-2019, 21:53)Geobacter schrieb:
(26-05-2019, 00:52)Sinai schrieb: "Leute vom Fach" wachsen nicht als Früchte auf den Bäumen, sondern sie werden vom Staat installiert.
Die Universitäten werden ja bekanntlich vom Staat geführt

In der ehemaligen DDR war das damals so..

"Ein Mensch vom Fach" wird man  ansonsten heutzutage durch staatliche Verordnung nicht mehr.



Der Begriff "Verordnung" ist unpassend, sie ist eine Rechtsnorm die ebenso wie ein Gesetz Rechte und Pflichten gegenüber jedem begründet.


An einer Universität wird man durch staatliche Berufung Professor, zuständig ist das Ministerium

Siehe hier: Berufung (Amt) - Wikipedia

2. Berufungsverfahren

2.2.3 Zuständigkeit des Ministeriums
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#66
(22-06-2019, 21:09)Ulan schrieb: Die Apostelgeschichte ist ein Versuch, die fruehen Konflikte in der Urkirche zu harmonisieren.


Die frühen Konflikte in der Urkirche bestanden schon zur Zeit Jesu

Jesus gewann immer mehr und mehr Jünger. Aber eines Tages geschah folgendes:
"Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?" Joh 6,60 (Einheitsübersetzung)
Viele Jünger zogen sich zurück und es blieben ihm nur die Zwölf (Vgl. Joh 6,66-69)

Petrus vergaß das Prinzip der Feindesliebe und hieb mit dem Schwert dem Diener des Hohenpriesters das Ohr ab

Bald darauf verleugnete Petrus Jesus drei Mal

Auch in manchen "Briefen" zeigt sich, daß es in manchen Gemeinden Fragen gab 


--


So lange die Apostel noch lebten, konnten sie einigend wirken

Man kann sich vorstellen, daß es nach dem Tod des letzten Apostels schwierig wurde
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#67
Sinai schrieb:
Kreutzberg schrieb:Hallo liebe Bibelexperten und Bibelfreunde,

... in (Matthäus 7, 15) wird meines Wissens Jesus zitiert. Der geflügelte Satz vom "Wolf im Schafspelz" sollte als Warnzeichen verstanden werden. Diese Aussage deutet darauf hin, dass eigenwillige Bibel-Interpretationen schon zu Lebzeiten Jesu kusierten zum Leidwesen der Jünger und Urgemeinden.


"Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?" Mt 7,15f (EÜ)

Ich sehe aus dieser Formulierung keinen Hinweis, daß "eigenwillige Bibel-Interpretationen schon zu Lebzeiten Jesu kusierten"  

Der Satz "an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" ist in der Zukunftsform geschrieben

Sinai, wieder irren Sie! Icon_rolleyes

"Der Satz "an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" ist in der Zukunftsform geschrieben".

Das war und ist Gegenwart!
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#68
Ich versuche mal die Logik zu Hilfe zu nehmen. Fehlübersetzungen und eigenwillige Ergänzungen
die dazu führen sollten eine eindeutige Botschaft zu senden : beides ist möglich. Es ist davon aus-
zugehen, dass diese Form der Einflußnahme keine klaren Spuren hinterlassen hat und möglicherweise
recht spät erfolgte.

Ich habe den Eindruck, die Dissonanzen hieraus waren auch Anlass dafür, dass Kaiser Konstantin
ein Machtwort sprechen musste. Daran kann man einiges ableiten.
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#69
(26-06-2019, 11:45)Kreutzberg schrieb: Ich versuche mal die Logik zu Hilfe zu nehmen. Fehlübersetzungen und eigenwillige Ergänzungen die dazu führen sollten eine eindeutige Botschaft zu senden : beides ist möglich. Es ist davon auszugehen, dass diese Form der Einflußnahme keine klaren Spuren hinterlassen hat und möglicherweise recht spät erfolgte.

Die Aenderungen an den Texten hatte unterschiedlichste Formen und Ausmasse, und die gravierendsten Aenderungen geschahen recht frueh. Die eklatantesten Beispiele haben wir ja direkt in der Bibel: das Lukas- und das Matthaeus-Evangelium sind erweiterte und umgeschriebene Versionen des Markus-Evangeliums. Man darf auch nicht vergessen, dass das fruehe Christentum noch weitaus mehr Texte verwendete, die teilweise Einzug in Glaubenslehren gefunden haben, wie z.B. das Protoevangelium des Jakobus, das starken Einfluss auf christliche Kunst und Tradition hatte (z.B. bzgl. der Geburtshoehle Jesu).

(26-06-2019, 11:45)Kreutzberg schrieb: Ich habe den Eindruck, die Dissonanzen hieraus waren auch Anlass dafür, dass Kaiser Konstantin ein Machtwort sprechen musste. Daran kann man einiges ableiten.

Konstantin war Religion egal, ausser als Mittel, das Volk zu massregeln. Damit sie diese Funktion erfuellen konnte, musste sie natuerlich mit einer Sprache sprechen, weshalb er die Kirche dazu zwang, eindeutige Entscheidungen zu treffen. Der einzige Punkt, wo er sich erkennbar gegen eine kirchliche Entscheidung stellte, war die zum Arianismus, da ihm die Trinitaetslehre einfach zu bloed war. Das hatte sich mit seinem Tod aber weitgehend erledigt, und die Kirchenleitung war mittlerweile recht maechtig. Natuerlich blieben im Osten die Kaiser noch fuer Jahrhunderte die letzten Entscheider.
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#70
Es ging einfach um Klarheit um die Regierbarkeit sicherzustellen, wenn ich das richtig verstanden habe.
> Konstantin hat sich also bei seinem Eingriff nicht vorher beraten lassen ?!

Das besagte Konzil deutet aber auf einen inhaltlichen Disput hin - der ja dann eine Frage der Glaubens-
Auslegung war. Das ist jedoch etwas anderes als wenn man Texte ergänzt oder abwandelt und das
war ja der Stein des Anstoßes zu meinem Beitrag.
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