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Materialismus versus Bibel
(14-04-2019, 22:21)Sinai schrieb: Das mit den Steigungen oder Begradigungen kenne ich jetzt nicht (bitte um Nennung der Stelle, um das anschauen und genießen zu können), aber ich bin Deiner Meinung, daß dies oft "Sprachbilder" oder dergleichen sind.

Ganz am Anfang, Mk 1,3 (Luther 1912): 3 "Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HERRN, macht seine Steige richtig!"
Luther 2017 hat "macht seine Steige eben", die Einheitsuebersetzung 2016 "Macht gerade seine Straßen!"

Das ist ein Vers aus Jesaja (40,3; Luther 1912):  3 Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem HERRN den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott! 4 Alle Täler sollen erhöht werden und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden;

Da hier in Markus von Johannes dem Taeufer als Bote, der Jesus vorangeht, die Rede ist und eindeutig Jesaja (und vorher Maleachi) zitiert wird, sind also ganz offensichtlich keine tatsaechlichen "Erdarbeiten" gemeint. Hier ist auch in konservativer christlicher Auslegung ein uebertragener Sinn impliziert.

Hier sieht man aber, dass uebertragene Auslegung des Textes erklaert, warum eigentlich die meisten Christen kein Problem haben, die Bibel und Wissenschaft zu vereinbaren; wenn die Texte nur stupide woertlich zu lesen waeren, waere ihr Anwendungsbereich ausgesprochen eingeengt.
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Danke.
Das ist in der Tat sehr interessant.
Wenn das - was auch ich glaube - einen übertragenen Sinn hat, dann reizt das mein Interesse, diesen übertragenen Sinn zu erforschen

"Erdarbeiten" sind wohl keine gemeint Icon_cheesygrin

Könnte es sein, daß der althebräische Begriff "Berge" hier die Zweitbedeutung "Regierungen" hat ?

Daß "Hügel" irgendwelche Regionalregierungen bedeuten, Satrapien oder Statthalter oder Herrscher von Städten (Jerusalem) ? Jerusalem war ein Sonderfall - die Stadt des Tempels. Das war keine gewöhnliche Stadt. Aber zu denken wäre an andere israelitische Städte. Oder sind israelitische Stammesführer gemeint ?


Daß "was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden" möglicherweise bedeutet, daß nivelliert wird ?
So wie es an öffentlichen Schulen geschieht, daß eine vom Kultusministerium gesteuerte "Nivellierung" im Sinne von Gleichmacherei nach unten stattfindet - weshalb dann sogar sozialdemokratische Spitzenpolitiker (die das erforderliche Kleingeld haben) das Handtuch werfen und ihre Kinder in elitäre Privatschulen schicken ?

Welchen Sinn hat denn der langatmige Satz "Alle Täler sollen erhöht werden und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden"

Ist das ein politisches Programm ?

Das klingt mir ein wenig nach:
"Die ersten werden die letzten sein, und die letzten werden die ersten sein" (Matth 19,30)

Wir sehen also - die Bibel (AT und NT) ist extrem schwer zu lesen. Ohne gelehrte Hilfe und Erläuterung verrennt sich jeder alsbald in bigotte Schwärmerei. Um den wahren Sinn hinter manch so harmlos wirkenden Worten zu erkennen, bedarf es neben der Bibel allerlei Hilfsmittel: vollständige Wörterbücher die alle Verästelungen und Zweitbedeutungen aufzeigen (den ganzen Begriffshof) und immer wieder Anregungen. Aus diesem Grund ist die Diskussion so wertvoll
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Ich habe jetzt keine Lust nachzuschauen, was die juedische Auslegungspraxis daraus gemacht hat, was oft genug ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist, aber die Grundbedeutung scheint eher simpel zu sein, wie man sieht, wenn man schlicht weiterliest. Es geht darum, einen guten Blick auf die Herrlichkeit Gottes zu haben, wenn er kommt, und ihm halt keine metaphorischen Steine in den Weg zu legen. Es ist also eher eine poetische Umschreibung der Vorstellung, Gott mit offenem Herzen zu empfangen, was ja letztlich auch nur ein Bild ist und keine Beschreibung eines medizinischen Eingriffs.
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Ich bin in einem Sinne ganz Materialist: Man kann sich völlig sinnfrei mit den Interpretationen von irgendwelchen alten und neueren Geschichten ablenken, anstatt sich mit den drängenden Problemen unseres Konsum- und Beziehungsverhaltens ernsthaft auseinander zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(15-04-2019, 17:23)Ekkard schrieb: Ich bin in einem Sinne ganz Materialist: Man kann sich völlig sinnfrei mit den Interpretationen von irgendwelchen alten und neueren Geschichten ablenken, anstatt sich mit den drängenden Problemen unseres Konsum- und Beziehungsverhaltens ernsthaft auseinander zu setzen.


Tja, wir sind halt ein "Religionsforum" und da finden sich erwartungsgemäß (auch) Leute, die sich "völlig sinnfrei" mit den Interpretationen von Bibelstellen befassen Icon_smile

Manches ist auch mir zu steil (besonders wenn es um Versuche geht, das heutige Tagesgeschehen in Aussagen der Geheimen Offenbarung zu pressen)

Willst Du nun biblisch interessierte Leute in Politikforen (Konsumverhalten) und Psychologieforen (Beziehungsverhalten) abschieben ?
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Ekkard hat nur ueber sich selbst und sein Verhaeltnis zu alten Texten gesprochen. Ob Du Dir diesen Schuh anziehst, ist Deine Sache, und von irgendwelchen Konsequenzen fuer das Forum war keine Rede. Ich beschaeftige mich ja schliesslich auch mit den alten Texten, einfach deshalb, weil's mich interessiert. Dass Ekkard das nicht so interessiert, ist doch in Ordnung.

Trotzdem ist Ekkards Haltung natuerlich vollkommen in Ordnung fuer ein Religionsforum; ihn interessiert schliesslich die praktische Seite der gelebten Religion, und er ist in seiner Gemeinde engagiert. Wenn ich das richtig sehe, gilt letzteres fuer Dich nicht (und fuer mich natuerlich sowieso nicht). Ekkard lebt halt sein Christentum.
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(15-04-2019, 22:07)Ulan schrieb: ihn interessiert schliesslich die praktische Seite der gelebten Religion, und er ist in seiner Gemeinde engagiert.


Das ist viel wichtiger als das lesen von Texten, siehe das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10:31 ff)
"Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.
Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.
Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge"
Lukas 10:31-34 (EÜ)


Der Priester und der Levit waren sicher gelehrte Schriftkundige, aber sie halfen nicht.
Der barmherzige Samariter half jedoch. Seine Hilfe war sehr wertvoll
Jesus zeigt dadurch, daß Nächstenliebe wertvoll ist
Praktische Hilfe

Allerdings muß gesagt werden, daß die Menschen die Geschichte vom Barmherzigen Samariter nur deshalb kennen und daher nachmachen können, weil sie das Gleichnis gelesen oder gehört haben
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