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Die Armada vor England
#12
Es ist vielleicht wirklich sinnvoll, das Thema nicht zu wechseln.
Andere Zusatzfragen können ja in eigenen Threads diskutert werden

Ein interessantes Detail zur Armada:
Die Armada war offenbar deshalb so groß und mächtig geworden, weil Portugal zu Spanien kam
"Zudem wurde die spanische Kriegsflotte durch die Eroberung und Angliederung Portugals im Jahre 1580 vergrößert."
Spanische Armada - Wikipedia
3.1 Ausgangssituation und Spionage

Während das Hauptinteresse Spaniens das Mittelmeerbecken war, und die spanische Kriegsflotte daher für das liebliche Mittelmeer konzipiert war (Rudergaleeren und Segelschiffe wo die schwere Hauptartillerie in der untersten Reihe lag), war die portugiesische Kriegsflotte atlantiktauglich.

Klar hatte Spanien auch eine Atlantikküste im Nordwesten, das ist mir nicht entgangen, aber der Typus des spanischen Kriegsschiffes war ein Mittelmeerschiff - mit wenig Tauglichkeit für die Seekriegsführung im Atlantik.
Der Atlantik hat einen ganz anderen Charakter als das Mittelmeer. Die rauhe See des Atlantiks mit seinen meterhohen Wellen war Gift für Rudergaleeren, und die bei den gewaltigen Segelschiffen in der untersten Reihe angeordnete schwere Hauptartillerie konnte bei schwerem Seegang nicht feuern, da die unteren Luken nicht geöffnet werden konnten.

Die in die Armada aufgenommene portugiesische Atlantikflotte war für Spanien eine enorme Kampfwertsteigerung !
Dies könnte auch der Grund gewesen sein, den Seekrieg mit England in Erwägung zu ziehen

Portugal hatte nie eine aggressive Flottenpolitik im MM durchgeführt - es war von Haus aus eine reine Atlantikmacht mit atlantiktauglichen Schiffen

Die Eingliederung der portugiesiechen Kriegsflotte in die spanische Kriegsflotte war nicht so sehr eine Erhöhung der Zahl der Schiffe, sondern vor allem eine qualitative Verbesserung !

Wenn man das schätzen will, kann man bei den Kriegsschiffen vielleicht von folgendem Kräfteverhältnis ausgehen:

Spanien vor 1580
atlantiktaugliche Schiffe 10 % - nur mittelmeertaugliche Schiffe 90 %

Portugal vor 1580
atlantiktaugliche Schiffe 95 % - nur mittelmeertaugliche Schiffe 5 %

In der Seeschlacht von Lepanto 1571 war die mächtige spanische Mittelmeerflotte mit ihren Rudergaleeren und ihren klassischen Segelschiffen mit der schweren Hauptartillerie in der untersten Reihe noch sehr erfolgreich.

Im Atlantik herrschen jedoch andere Gesetze. Da war die schwere Schiffsartillerie bei "schwerer See" nutzlos - und im Atlantik ist schwere See die Regel
Und daß Rudergaleeren mit ihren langen Riemen (Rudern) im Atlantik wertlos sind, hatten schon die alten Römer erkannt

Die Eingliederung der portugiesischen Kriegsmarine hatte die Armada im Seekrieg gegen England vor dem totalen Untergang gerettet

Allerdings ist zu sagen, daß der Kommandant der Armada Entscheidungen unter Unsicherheit treffen mußte - wohl wie in jedem Krieg

Niemand konnte eindeutig sagen, welche Schiffe nun "atlantiktauglich" sind . . .

Denn es konnte ja niemand wissen, ob bei der geplanten Seeschlacht gegen England hohe Wellen sein werden oder nicht.

Bei einer Flaute hätten die spanischen Rudergaleeren den Engländern stark zugesetzt
und die spanischen Segelschiffe hätten die unten positionierten schweren Kanonen voll ins Spiel bringen können

Mancher fragt sich, warum denn die schweren Kanonen unten positioniert waren - wo der Wellengang oft das öffnen der Luken verbot

Die Antwort dürfte die sein, daß dies aus Gründen des Schwerpunkts so war.

Exkurs:
Die Schweden hatten 1628 das am stärksten bewaffnete Kriegsschiff seiner Zeit gebaut - die Wasa
Vgl. Vasa (Schiff) - Wikipedia
Dieses Schiff hatte den unschätzbaren Vorteil, daß auch oben schwere Kanonen angeordnet waren - das Schiff
kenterte und sank aber bereits bei der Jungfernfahrt nach nur etwa 1300 Metern Fahrtstrecke bei normalem Seegang wegen schwerwiegender konstruktiver Instabilität.

Schiffskonstrukteure mußten damals immer einen gesunden Kompromiß zwischen Waffenwirkung und Stabilität suchen

Die spanischen Segelschiffe waren für Gefechte im rauhen Atlantik wenig geeignet (außer bei seltenem Schönwetter) und die Rudergaleeren der Spanier waren meist noch weniger tauglich

Portugiesen und Engländer hatten offenbar die besseren Konstruktionen

Zur Englischen Flotte 1588 ist zu sagen:
Die Engländer benutzten gerne Feldschlangen auf den Kriegsschiffen
Das waren leichte, relativ kleinkalibrige 12-pfündige Kanonen des Landheers, die man auch auf Deck aufstellen konnte ohne die Stabilität des Schiffes zu gefährden. Da sie oben waren, konnten sie bei jedem Seegang feuern !
Außerdem waren sie langläufig (im Verhältnis zum Kaliber) und konnten daher weit feuern. Die Wirkung war zwar gering, aber weit besser als die schwere spanische Schiffsartillerie, die zwar vernichtende, aber nicht weit reichende schwere 24-pfündige Kugeln verschoß und die bei schwerem Seegang nicht feuern konnte
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Die Armada vor England - von Sinai - 04-12-2018, 00:17
RE: Die Armada vor England - von Sinai - 04-12-2018, 10:52
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RE: Die Armada vor England - von Ulan - 08-12-2018, 14:02
RE: Die Armada vor England - von Sinai - 08-12-2018, 18:36

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