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Paulus Missionshistorie und weiße Flecken auf der Landkarte ...
#16
(02-11-2019, 21:49)Sinai schrieb:
(02-11-2019, 01:38)Ulan schrieb: Unter Nero gab es keine allgemeine Christenverfolgung. Das war ein strikt lokales Ereignis.

Das Wikipedia ist anderer Meinung. Es schreibt von einer "allgemeinen Christenverfolgung" unter Kaiser Nero:

Diese etwas merkwuerdige Wortwahl aendert aber nichts am Inhalt meiner Aussage. Auch Wikipedia:

"Insgesamt blieb die neronische Christenverfolgung, die nach späterem Schema als erste von insgesamt zehn galt,[29] auf die Stadt Rom beschränkt. Laut dem spätantiken Martyrologium Hieronymianum sollen dabei 977 oder 979 Christen hingerichtet worden sein. Die neuere Forschung nimmt eine Anzahl von 200 Christen als wahrscheinlich an.[30] Ob auch Paulus und Petrus unter den Opfern waren, ist ungewiss; die Details der Martyrien der beiden Apostel in Rom sind umstritten.[31]".

Siehe hier. Eine "allgemeine Christenverfolgung" in weiten Teilen des Roemischen Reichs gab es also nicht.

(03-11-2019, 01:31)Sinai schrieb:
(02-11-2019, 01:38)Ulan schrieb: . . . wich die christliche Gemeinde nach Pella aus . . .


Da mich das interessiert, habe ich nachgeforscht und wurde fündig:

Kirchengeschichte I: Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten
books.google.at › books
Ernst Dassmann - 2012 - ‎Religion


Im Jahre 135, nach dem Bar-Kochba-Aufstand, mußten die Judenchristen "als Beschnittene wie alle Juden endgültig Stadt und Umgebung Jerusalems verlassen" (Seite 60)
Sie flüchteten nach Pella - "einen Ort mit Schlupfwinkelcharakter, 80 m über dem Jordan versteckt in einem Seitental"

Du zitierst mal wieder die falsche Stelle. Die "Flucht nach Pella", von der ich sprach, also die Verlegung der Urgemeinde, fand gemaess der ersten Kirchengeschichte angeblich irgendwann zwischen 68 und 70 statt, also waehrend des Juedischen Krieges. Im Jahre 70 wurden der Tempel und die Stadt Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht. Was dort kurze Zeit spaeter gebaut wurde, war ein roemisches Legionslager. Die Stadt Aelia Capitolina (die heutige Jerusalemer Altstadt) ist eine komplett neue Stadt groesstenteils ausserhalb des Bereichs, in dem das alte Jerusalem sich befand.

Eusebius nennt fuer 135 halt eine weitere Flucht. Ob es ueberhaupt irgendein Jerusalem zwischen 70 und 135 gab, ist umstritten. Das Problem ist die juedische Idee von Jerusalem als einem idealisierten Ort. Der Jerusalemer Talmud z.B. stammt garantiert nicht aus Jerusalem. Auch bei Bar Kochba steckt bei Erwaehnungen von Jerusalem wahrscheinlich nur die Idee dahinter, kein wirklicher Ort.

Wie auch immer, zu Zeiten des Paulus waren die schnellen Verkehrsverbindungen im Mittelmeer noch intakt, und der Austausch von Waren, Nachrichten und Menschen war schnell und problemlos moeglich. Die Probleme, die Paulus hin und wieder bekam, gingen meistens von aufgebrachten juedischen Zuhoerern aus, die sich bei der Stadtverwaltung ueber ihn beschwerten.
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#17
(03-11-2019, 02:44)Ulan schrieb: Du zitierst mal wieder die falsche Stelle. Die "Flucht nach Pella", von der ich sprach, also die Verlegung der Urgemeinde, fand gemaess der ersten Kirchengeschichte angeblich irgendwann zwischen 68 und 70 statt


Dann hättest Du die Jahreszahl dazuschreiben müssen, damit wir wissen auf welche Episode Du Dich beziehst

Laut dem zitierten Werk (Ernst Dassmann - 2012 Kirchengeschichte I) flohen Christen in beiden Kriegen aus Jerusalem nach Pella

66/67 (was aber ungesichert ist)

135

Eine solche Schlucht wo man nur über einen steilen, in 80 m Höhe führenden gewundenen Maultierpfad gelangt, war damals kaum einnehmbar. Leicht zu verteidigen durch Steinlawinen. Außer diesen gefährlichen Aufstieg von der Jordanseite her gab es keinen Zutritt - Hubschrauber gab es damals noch nicht, Fallschirmspringer und Gebirgsjäger auch nicht, das heißt die Römer konnten sich nicht von den Rändern in die Schlucht abseilen. Klar hätten die Römer unter größten Verlusten eine gewaltige Rampe bauen können wie in Masada - aber Masada war ein militärischer Stützpunkt der Aufständischen und so zogen die Römer mit zwei Legionen hin (in Summe somit 12.000 Mann) - aber Pella war ein armseliges Dorf mit halb verhungerten Bauern und Hirten, wo sich ein paar Dutzend Leute einer gewaltlosen Gruppe versteckten - schon der Statthalter Pontius Pilatus hat über Jesus gesagt "ich sehe keine Schuld an diesem Mann" - da Jesus gesagt hatte, "mein Reich ist nicht von dieser Welt"

Im Römischen Reich gab es immer Schlupfwinkel, wo der Staat nicht hinkam. Auch viele Alpentäler und alpine Schluchten und eigentlich das ganze Gebiet im Hochgebirge war Niemandsland.
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#18
Hier wurde die Flucht in die Berge befohlen:

"Wenn ihr dann am heiligen Ort den unheilvollen Gräuel stehen seht, der durch den Propheten Daniel vorhergesagt worden ist - der Leser begreife -, dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen" Matthäus 24,15 f (Einheitsübersetzung)

Die Berge waren damals der am raschesten zu erreichende sichere Zufluchtsort

Das Meer wurden von der römischen Flotte beherrscht, die Häfen ebenso. Die Städte und die Landstraßen wurden durch die römischen Legionen beherrscht. Doch die Berge wurden bis Napoleon (Überschreiten des St. Bernhard Passes durch die Grande Armee) von allen Armeen gemieden. Man denke beispielsweise an das Heer Hannibals das beim Versuch die Alpen zu überqueren unterging
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#19
(03-11-2019, 14:39)Sinai schrieb:
(03-11-2019, 02:44)Ulan schrieb: Du zitierst mal wieder die falsche Stelle. Die "Flucht nach Pella", von der ich sprach, also die Verlegung der Urgemeinde, fand gemaess der ersten Kirchengeschichte angeblich irgendwann zwischen 68 und 70 statt

Dann hättest Du die Jahreszahl dazuschreiben müssen, damit wir wissen auf welche Episode Du Dich beziehst

Du haettest nur lesen muessen. Im Kontext war vollkommen eindeutig, dass es um den Krieg in den 60er Jahren ging. Nur dann wurde "gegen Jerusalem marschiert". Danach existierte Jerusalem nicht mehr. Der Name wird erst wieder in der Kreuzfahrerzeit reanimiert.
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#20
Das ist ein interessanter Gedanke : ist nicht das Hinterland der heutigen Magreb-Staaten geradezu durchsetzt mit bergischen
Zufluchtsmöglichkeiten ?

- Die Verbreitungswege der Nachfolger von Paulus scheinen nicht gut dokumentiert worden zu sein : täuscht dieser Eindruck ?!
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#21
(08-11-2019, 15:17)Kreutzberg schrieb: Das ist ein interessanter Gedanke : ist nicht das Hinterland der heutigen Magreb-Staaten geradezu durchsetzt mit bergischen
Zufluchtsmöglichkeiten ?

Gerade dies nutzten die Araber 1954 im Ausftand gegen die Franzosen.


(08-11-2019, 15:17)Kreutzberg schrieb: - Die Verbreitungswege der Nachfolger von Paulus scheinen nicht gut dokumentiert worden zu sein : täuscht dieser Eindruck ?!

Na klar wurde das nicht dokumentiert - eine verfolgte Kirche wird nicht so blöd sein und alles dokumentieren
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