(30-05-2018, 12:56)Kreutzberg schrieb: Der Versuch die 30 Silberlinge zurückzugeben deuten auf authentische Quellen : die mageren Angaben sind immer relativ konkret. Das sollte man immerhin zur Kenntnis nehmen. Ein schlechtes Gewissen ist ja auch ein menschlicher Zug, der absolut plausibel ist.
Dennoch ist dieses Thema doch ein Stiefkind der Exegese-Fachleute ...
So eine Argumentation halte ich fuer einen Trugschluss, der in diesem Fall daher kommt, dass das Detail isoliert betrachtet wird. Auch Romanerzaehler versuchen, ihre Figuren lebensecht darzustellen. Das war auch in der Antike schon so, wo ganze Biographien fuer erfundene Figuren erstellt wurden, um einen Charakter in Szene zu setzen. Hier dient der Versuch, die Silberlinge zurueckzugeben, als Mittel, um die Ungerheuerlichkeit der Tat zu unterstreichen: siehe, selbst der Boesewicht konnte nicht anders, als das Ausmass seiner Tat zu begreifen. Wobei auch dies nur nebensaechlich ist, da das Werfen des Geldes in den Tempel dazu benutzt werden konnte, noch einmal die Verachtung des Autoren fuer die Akteure im Tempel zu betonen.
Letztlich krankt die Geschichte daran, dass hier wohl leider wieder zwanghaft irgendwelche alttestamentischen Prophezeiungen erfuellt werden sollten. Es geht hier schlicht darum, Sacharja 11, 13 in die Geschichte einzubauen:
"13 Da sagte der HERR zu mir: Wirf ihn dem Schmelzer hin, den wertvollen Preis, den ich ihnen wert bin. Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie im Haus des HERRN dem Schmelzer hin." Lies einfach nach, worum es bei Sacharja geht, und Du kannst sehen, warum das bei Matthaeus eingebaut wurde.
All das deutet darauf hin, dass es sich hier also um reine Erfindung handelt, die am AT aufgehaengt ist.