26-04-2021, 14:29
(23-04-2021, 13:26)Ulan schrieb: Und sie drehten sich dann schon 1638 herum und taten dasselbe religioesen "Abweichlern" in ihren Reihen an, weshalb wir Rhode Island gleich neben Massachusetts haben. Religioese Verfolgung ist dem Monotheismus halt als Geburtsfehler in die Wiege gelegt, da es nur einen Gott und folglich nur eine richtige religioese Meinung geben kann. Insofern reiht sich Luther da nahtlos in die lange Geschichte solcher Auseinandersetzungen ein.
Hallo Ulan,
viele religiöse Eiferer erleiden unterwegs "Schiffbruch". Auch Luther war da leider keine Ausnahme.
Man kann dem Theologie-Professor aber zugestehen, dass es nicht wenig Mut gekostet haben muss, vor dem Reichstag in Worms den dort geforderten Widerruf zu verweigern und damit eine Reichsacht auf sich zu laden, was nicht weniger bedeutete, dass Luther nun von jedem ungestraft getötet werden durfte.
Luthers Begründung, nur seinem Gewissen verpflichtet zu sein, verliert allerdings durch seine "Hetzschrift gegen die Juden" an Glaubwürdigkeit, denn es ist ja wohl "gewissenlos", schriftlich zum Totschlagen von Andersgläubigen aufzurufen! (Den Text dieser Hetzschrift Luthers gegen die Juden sollte sich jeder durchlesen!)
Manche Historiker meinen, dass Luther nur deswegen so mutig in Worms vor Kaiser Karl V. und den Kirchenvertretern auftrat, weil schon eine beträchtliche Anzahl des deutschen Adels sich gegen die Bevormundung Roms sträubte und nun in Luther einen wortgewandten Redner gegen die Allmacht des Vatikans sahen.
Hätte dies jemand aber 100 Jahre früher gewagt, wäre er an Ort und Stelle verhaftet und dem Scheiterhaufen übergeben worden.
Der inszenierte Überfall auf Luthers Reisewagen, während seiner Rückfahrt von Worms, war ein kluger Schachzug seines Landesherren (Friedrich der Weise), der Luther nun unter dem Decknamen "Junker Jörg" auf der Wartburg (über)leben ließ.
Gruß von Reklov