14-11-2020, 00:47
(13-11-2020, 21:38)Ulan schrieb: Um zum Reformator zu werden, musste Luther Eiferer sein.
War er ja auch in überzeugender kurialer Opposition.
Aber er war kein Betbruder, kein einfacher Bettelmoench mit asketischer Lebensweise, kein Feld- Wald- und Wiesenprediger, der Sonntags seine analphabetische Zuhoererschaft von der Kanzel unterhielt. Er war ein hochgebildeter Theologe, der als Dr. Martinus selbst Priester ausbildete.
Und mit diesem Handwerkszeug, nicht mit dem (übrigens zweifelhaften) Hammer an der Kirchentuer, krempelte er den verrotteten katholischen Kirchenladen unter dem Schutz wohlgesinnter Fürsten um. Da haette er den unverantwortlichen, unbegründeten Jahrhunderte alten brutalen Kirchen-Antijudaismus (nicht Antisemitismus, so weit ging er gar nicht), mit ausrotten müssen, mit Stumpf und Stil.
Er lieferte spaeteren Christen (wir denken gerade an die Reichsprogromnacht) den Zündstoff, der unser Volk auf ewig mit dem Holocaust 500 Jahre später in Sippenhaft nimmt. Nazi-Groessen wie Julius Streicher beriefen sich noch in Nürnberg auf ihn.
"Sola scriptura" war doch sein Credo. Warum räumte er dann nicht ein, dass der groesste Teil seiner Wartburger Fleissarbeit dem hebräischen Testament galt. Das gehörte eigentlich den Juden, wurde ihnen aber schon vom frühen Heiden-Christentum unter der antijuedischen Regie von Paulus konfisziert. Den Grips hatte er.
Wer das Loblied auf Luther singt, darf diese Strophen nicht schlucken.
MfG