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Orion
#1
Erdgeborener ↗Riese und mythischer Jäger, der von ↗Zeus als Sternbild in den Nachthimmel versetzt wurde.

↗Mythen um Orion wurden in vielen Varianten erzählt.

Palaipathos1 (Ungl. Begebenheiten 51) erzählt zu Orion folgende Geschichte:

In Tanagra in ↗Böotien lebte ein Sohn des ↗Poseidon und der Alkyone2 namens Hyrieus. Er war ein sehr gastfreundlicher Mann. Eines Tages suchten ihn Zeus, Poseidon und ↗Hermes auf und genossen seine Bewirtung. Von der Liebenswürdigkeit des Gastgeber angetan, stellten ihm die Götter einen Wunsch frei.

Hyrieus war kinderlos und wünschte sich sehnlichst Nachkommen. Er bat die Götter, ihm den Kinderwunsch zu erfüllen. Also nahmen diese die Haut des Rindes, das ihnen geopfert worden war, und taten ihr Sperma darauf. Danach trugen sie dem Hyrieus auf, die Haut zu vergraben. Nach zehn Monaten wuchs Urion (Ούρίων) – er wurde zunächst so genannt, weil die Götter an dem Ort, wo die Haut vergraben war, uriniert hatten -  aus der Erde. Erst später wurde daraus der Name Orion.

Als Orion einmal gemeinsam mit ↗Artemis auf der Jagd war, wollte er dieser Gewalt antun. Die Göttin wurde zornig und ließ einen ↗Skorpion aus der Erde wachsen, der ihn am Fußknöchel stach und tötete3.

Zeus, der mit ihm Mitleid hatte, machte ihn zum Sternbild.

Eine andere Geschichte erzählt ↗Apollodor (bibl. I, 25f.):

Apollodor gab vor, von ↗Pherekydes zu wissen, dass Orion ein Sohn des Poseidon und der Euryale4 gewesen sei. Poseidon habe Orion auch mit der Gabe bedacht, über das Wasser gehen zu können. Zunächst sei er mit Side5 vermählt gewesen, die aber in den ↗Hades musste, weil sie sich in ihrer Schönheit mit ↗Hera verglichen hatte. Danach bewarb sich Orion um Merope, der Tochter des Königs von Chios, Oinopion6. Als Orion die Merope vergewaltigte, geriet  Oinopion in Zorn. Er machte Orion betrunken und blendete ihn während er schlief. Blind irrte er gegen Westen7. Dort gewann er durch einen Sonnenstrahl das Augenlicht wieder.

↗Eos8, von der Schönheit des Orion9 beeindruckt, entführte ihn auf die Insel ↗Delos. Dort wurde er von Artemis getötet. Möglicherweise, weil er die Göttin zum Wettkampf mit den Diskus aufgefordert hatte, vielleicht auch, weil er Opis, einer Gefährtin der Artemis, Gewalt angetan hatte.

Hyginus (astr. 2.21) erzählt, dass Pleione10 einst mit ihren Töchtern in Begleitung des Orion durch Böoetien reiste. Eines Tages wollte er ihr Gewalt antun. Daraufhin flüchtete sie mit den Töchtern. Sieben Jahre soll er sie verfolgt, aber nicht erwischt haben. Zeus hatte schließlich Mitgefühl für die Frauen und versetzte sie in den Nachthimmel. Dort verfolgt sie Orion, der ebenfalls in den Sternenhimmel versetzt wurde, nun weiter.


1 Palaipathos: Ein unter einem Pseudonym schreibender Verfasser mythischer Erzählungen aus der 2. Hälfte des 4. Jts vC.

2 Bei Palaipathos eine Tochter des ↗Atlas.

3 Kallimachos. Hymnos auf Artemis:
"Niemand verweigre der Artemis Achtung – auch Oineus entehrte
ihren Altar, es büßte die Stadt durch bittere Kämpfe! –,
niemand messe mit ihr in der Hirschjagd sich und im Schießen –
auch dem Atriden nützte sein lautes Prahlen nur wenig! –,
niemand bemühe sich gar, das Mädchen als Frau zu gewinnen –
Otos und Orion gerieten dabei ins Verderben!"

4 Nach Hyginus (astr. 2.34) eine Tochter des ↗Minos, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen ↗Gorgone.


5 Side (σίδη) = ↗Granatapfel.


6 Oinopion (Οἰνοπίων = der Weingesichtige), ein Sohn des ↗Dionysos.


7 An dieser Stelle ist von einem Schmied die Rede (der zumeist als ↗Hephaistos gedeutet wird), bei dem Orion einen Knaben raubte. Dieser wies ihm den Weg gegen Westen.
Eine Variante (Ps.- Eratosthenes, Katast. 32) sagt, dass Orion nach ↗Lemnos ging, nachdem er geblendet wurde und Hephaistos ihm einen seiner Diener, namens Kedalion, als Führer gab.


8 Hom. Od. 5,121: "Da den Orion die Eos mit rosigen Fingern sich wählte,…".


9 Hom. Od. 11,308-310:
"Otos, der Göttern glich, Ephialtes, den weithin berühmten.
Diese erzog die getreidetragende Erde zu Riesen;
Nur der berühmte Orion war schöner;…".

10 Pleione: Tochter des ↗Okeanos und der ↗Tethys, Gattin des Atlas, Mutter der ↗Pleiaden.  



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MfG B.
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