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Die Ablösung des Leiters der Glaubenkongregation
#1
Guten Tag,

... die Trennung des alten Amtsleiters der Glaubenskongregation (Herrn Müller) hat mich zunächst überrascht. Ich denke, dass dies ein Problem ist welches sich bei einer Amtsübernahme automatisch ergibt. Wenn man bedenkt, dass Papst Benedikt ihn eingesetzt hat ist klar, dass der Nachfolger an diesem Zustand in der Regel erst einmal festhalten wird.

Weshalb es nun zu einer Ablösung gekommen ist habe ich jedoch nicht verstanden. Was ist denn da konkret vorgefallen ?
> etwa eine Stellungnahme zu einem zentralen Thema welches mit dem Papst so nicht abgesprochen war und ihm im Kern missfallen ist ?! - Die Pressemitteilungen waren relativ dürftig. Ich konnte jedoch aus den Leitartikeln erkennen, dass diese Entscheidung sich schon länger angebahnt hatte.

Eusa_think Eusa_think Eusa_think Eusa_think Eusa_think
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#2
Müller hat immer wieder oeffentlich Papst Franziskus kritisiert. Angeblich (ich hab's nicht selbst gelesen) soll sich das bis in sein letztes Buch, "Der Papst: Sendung und Auftrag", gezogen haben, ein Buch, das als an Franziskus gerichtete Belehrung gesehen wurde. Insofern habe ich in den meisten Kommentaren gelesen, dass die Nichtverlaengerung von Müllers Amtszeit, die turnusmaessig ausgelaufen war, fuer niemanden wirklich ueberraschend kommt, selbst wenn sich Müller da ueberrascht geaeussert hat.
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#3
Dazu siehe auch hier: *http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kardinal-mueller-entlassen-der-scharfmacher-hat-ausgedient-a-1155425.html
MfG B.
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#4
Wenn ich das richtig sehe ist er ein hundertprozentiger Gefolgsmann von Papst Benedikt XVI gewesen. Ich denke für viele Erzkonservative ist der Kurs von Papst Franziskus eine radikale Umkehr und nicht eine vorsichtige Öffnung wie die Presse das im allgemeinen in Berichten der Zeitungen dargestellt wird.

Es ist aber ungeachtet dessen davon auszugehen, dass sich insbesondere in der (KURIE des Vatikans) noch eine Reihe von Gleichdenkenden befinden, die Ihr Amtsverständnis noch aus der Ära Johannes Paul II und Benedikt XVI in die Gegenwart mit- genommen haben.

Daher spricht Papst Benedikt noch über einen langen Weg : dennoch ist klar die Erzkonservativen Kräfte befinden sich im VATIKAN offenkundig nicht mehr in der Mehrheit.
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#5
(01-08-2017, 10:15)Kreutzberg schrieb: die Erzkonservativen Kräfte befinden sich im VATIKAN offenkundig nicht mehr in der Mehrheit.


Da müßte erst einmal gesagt werden, was Du unter dem Begriff der "Erzkonservativen Kräfte" überhaupt verstehst.
Eine unbeantwortbare Frage, da wohl jeder eine andere Vorstellung zum Begriff der ERZKONSERVATIVEN KRÄFTE hat:

Manche meinen die Lehre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Andere bezeichnen die Lehre zur Zeit vor 1918 als erzkonservativ
Andere bezeichnen die Lehre vor dem Ersten Vatikanischen Konzil als erzkonservativ
Andere wiederum bezeichnen die Lehre vor 1848 als erzkonservativ
Wieder andere denken an die Lehre vor 1789
Dann gibt es die Vorstellung, die Zeit vor 1500 als erzkonservativ zu bezeichnen
Viele meinen aber mit erzkonservativ die Lehre um 1200 - und lieben gregorianische Choräle
Andere gehen weiter und meinen mit erzkonservativ die Lehre um 700
Wiederum andere finden die Zeit um 300 als erzkonservativ, andere die Zeit um 200
Nicht falsch ist es, die 12 Apostel als erzkonservativ zu bezeichnen, obwohl sich diese seit dem Apostelkonzil als ultramodern empfanden (Beginn der Heidenmission)
Da dürfte Jesus konservativer gewesen sein
Aber auch Jesus war sehr modern, denn er heilte Kranke am Sabbat, was laut erzkonservativer Lehre verboten war

Aus diesem Grund denke ich, daß der Versuch einer negativen Wertung "erzkonservative Kräfte" ins Leere geht, hat doch das Christentum seine Wurzel vor 2000 Jahren.
Und gerade der "Reformator" Luther wollte "back to the roots", berief sich auf den Wortlaut der Bibel (sola scriptura!) und handelte damit erzkonservativ!

Der Christ will ja gerade so leben wie das Urchristentum vor 2000 Jahren - und wenn Du Leute im Vatikan als "erzkonservativ" bezeichnest, dann lobst Du sie damit indirekt.

Nun will ich Dir von einer interessanten Diskussion berichten:
12 Christen diskutieren angeregt, wann nach ihrer Sicht die Zeit des besten Christentums war
Einer sagte, zur Zeit Jesu
Zwei sagten, zur Zeit des Urchristentums, aber nach Beginn der Heidenmission
Einer sagte, im Jahr 600 - die Zeit der iroschottischen Mission
Einer sagte, zur Zeit der Kreuzzüge - die Zeit als die großen Dome gebaut wurden
Einer sagte, zur Zeit des habsburgischen Weltreiches um 1450 (wo die Sonne nicht unterging)
Einer sagte, zur Zeit Luthers
Einer schwankte zwischen Kreuzzügen und Lutherzeit
Einer meinte, um 1860 vor dem 1. Vatikanum
Ein anderer meinte, um 1960 vor dem 2. Vatikanum
Einer wiederum meinte, um 1970
Wiederum ein anderer meinte, um 2018

Wer hat Recht?  . . .  Was ist Wahrheit?

Ich kenne Angehörige einer "Freikirche", die reichen bei der Kommunion geschnittenes Schwarzbrot aus dem Supermarkt (Hefe-Sauerteigbrot aus Roggen und Weizen) aus dem Korb und trinken zur Kommunion Traubensaft aus dem Kelch. Das weiß ich, weil ein Bekannter bei dieser Gruppierung ist und ich reiste zu seiner kirchlichen Trauung.
Es war eine sehr herzliche Feier. Diese Leute empfinden sich als urchristliche Gemeinde, sie halten die Werte vor 2000 Jahren hoch und sind damit erzkonservativ, andererseits hätte Jesus wohl das deutsche Bauernbrot aus Sauerteig abgelehnt.

Nach meinen Beobachtungen versucht jede Gemeinde bei Katholiken, Protestanten, engl. Protestants, Altkatholiken, Russisch Orthodoxen, möglichst konservativ zu sein, so weit sie es aushalten.
Es ist eben nicht jedermanns Sache, so zu leben wie vor 2000 Jahren.
Manche sind schon zufrieden, so zu leben wie im Jahre 200
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