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Luthers Persönlichkeitsprofil in den Augen von Historikern
#1
Guten Tag,

... das Luther-Jubiläumsjahr wird nun groß gefeiert.

a) Ich bin nur erstaunt, dass man die Rückschlüsse über die Persönlichkeit von Martin Luther primär aus seinen Briefen abbildet. Gibt es denn keine unabhängigen Quellen von Chronisten und Klerikern der Gegenseite. Dadurch könnte man sich den Mentalitätsänderungen von Luther m. E. zuverlässiger annähren wie ich finde.

Sogar der Thesenanschlag wird von einigen sog. Experten inzw. in Zweifel gezogen.

b) Es wird gelegentlich bestritten, dass Theologen auch gute Historiker sein können, weil diese immer wieder einen Filter im Kopf haben der unliebsame Informationen aussortieren.
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#2
Luthers Persönlichkeitsprofil zu kommentieren, dürfte nach 500 Jahren schwierig sein.
Hast Du Dir da die Latte nicht zu hoch gehängt ?

Wir wissen doch nicht einmal genau, welche Schriften er ganz alleine verfaßte und wo Ghostwriter mit beteiligt waren
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#3
Ich habe einen interessanten Link in dieser Hinsicht gefunden (*http://www.epd.de/zentralredaktion/epd-zentralredaktion/historiker-martin-luther-hatte-charakter-eines-raufbolds). Der Text bestätigt meinen lückenhaften Eindruck des "großen Reformators. Luther war eigensinnig, respektlos und ging keinem Konflikt aus dem Weg. "Er war ein Raufbold", so wird er vom Biografen Heinz Schilling betitelt, meiner Meinung nach zu Recht. Er lobte zuerst die Bauern. Als sie aber revoltierten, ließ er sie ideologisch fallen. Ähnlich entwickelte sich sein Antisemitismus. Solange er "die Juden" für die Reformbewegung zu gewinnen hoffte, versuchte er sie für diese zu gewinnen. Als Juden jüdisch bleiben wollten, predigte er Judenhass.
Man kann wahrscheinlich nicht beides in einer Person haben: Einen diplomatisch agierenden Denker und einen ideologisch konsequenten Quertreiber.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
Bei einigen Radiobeiträgen ist mir klar geworden, dass Luther verschiedene Entwicklungsphasen durchlebt hatte. Den Revolutionär gab es wohl nur in der Anfangszeit. Die danach folgenden Phasen kenne ich aber noch nicht : habe noch nicht die Biographie gelesen. Das müsste man erst einmal machen um hier konkret einzusteigen.

Daher kommt hier auch ein widersprüchliches Bild zu Stande.
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#5
(29-04-2017, 21:38)Ekkard schrieb: Ähnlich entwickelte sich sein Antisemitismus. Solange er "die Juden" für die Reformbewegung zu gewinnen hoffte, versuchte er sie für diese zu gewinnen. Als Juden jüdisch bleiben wollten, predigte er Judenhass.

War Luther wirklich so naiv, daß er auch nur einen Tag lang glauben konnte, die Juden würden zum Jesusglauben kommen?
Da wären sie ja schön blöd.  Sich einem gescheiterten Messias anzuschließen, und dafür die versprochene Weltherrschaft zu verwerfen
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#6
Weltherrschaft? Unterlasse doch einfach solche sachfremden Anmerkungen!
Luther war zeitweise so überzeugt von einem "bereinigten Christentum", dass er dem alten Alleinvertretungsanspruch seiner Kirche kritiklos gegenüber stand.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
Es ist für mich jedoch unklar, was sich in der letzten Phase seines Lebens grundlegend geändert hat und warum.
Luther der Antisemit ist eine Bewertung auf Grundlage seiner letzten Jahre. Inwieweit sich seine Gebrechen hier
auswirken ist unklar. Ich nehme an, dass in seiner finalen Lebensphase er keinen echten religiösen Dialog mehr
geführt hat. Das trübt natürlich auch das denken ein und wäre für mich eine echte Erklärung.
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#8
(10-05-2017, 12:03)Kreutzberg schrieb: Es ist für mich jedoch unklar, was sich in der letzten Phase seines Lebens grundlegend geändert hat und warum.
Luther der Antisemit ist eine Bewertung auf Grundlage seiner letzten Jahre. Inwieweit sich seine Gebrechen hier
auswirken ist unklar. Ich nehme an, dass in seiner finalen Lebensphase


Ich bin wahrlich kein Verehrer von Luther mit seinen unpräzisen Übersetzungen. Das wißt Ihr.
Aber Antisemit war er sicher keiner, sondern Antijudaist. Und das auch erst in seinen Spätjahren !
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#9
Ein ganz anderes Thema:  was meinst Du mit echtem religiösen Dialog ?
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#10
Der offizielle (gesteuerte) Dialog zw. den Kirchen bringt in der Regel kaum wirkliche fortschritte.
Diese werden nach meinem Eindruck durch inoffizielle Kontakte erst einmal hoffähig gemacht.

In der Regel wird der inter-religiöse Dialog ja auch in den Medien sehr stiefmütterlich behandelt.
Das kann auch daran liegen, dass dieser für die Kirche nur eine untergeordnete Rolle spielt.
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#11
Gut daß ich Dich gefragt habe, und daß Du geantwortet hast.

Ich hatte das nämlich so verstanden, Du meintest daß Luther in seiner Spätphase deshalb gegen die Juden war, weil er in dieser Zeit Deiner Meinung keinen echten religiösen Dialog (mit Gott) mehr gehabt habe . . .

Nun meinst Du aber den religiösen Dialog zwischen Protestanten und Katholiken
Jetzt weiß ich, was Du sagen willst.

Na ja, wie würde sich ein Dialog zwischen Protestanten und Katholiken damals auf die Judenfeindschaft auswirken?
Die Katholiken waren damals doch schwer judenfeindlich, und ein Dialog mit ihnen hätte wohl kaum die Judenfeindschaft gemindert

Im Gegenteil !
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#12
(16-05-2017, 12:00)Kreutzberg schrieb: In der Regel wird der inter-religiöse Dialog ja auch in den Medien sehr stiefmütterlich behandelt.
Das kann auch daran liegen, dass dieser für die Kirche nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Ich habe diesen Eindruck nicht. Die Ökumene ist sehr weit fortgeschritten und allgemein anerkannt
Lutheraner und Katholiken haben meines Wissens sogar eine gemeinsame Bibelübersetzung zustandegebracht!
Die Einheitsübersetzung
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#13
(16-05-2017, 14:14)Sinai schrieb: Lutheraner und Katholiken haben meines Wissens sogar eine gemeinsame Bibelübersetzung zustandegebracht!
Die Einheitsübersetzung

Die Einheistuebersetzung hatte zwar durchaus urspruenglich einen oekumenischen Anspruch, war aber immer ein katholisches Projekt und ist mittlerweile auch ein Beispiel fuer das Scheitern der Oekumene.

Der Name "Einheistuebersetzung" hat uebrigens nichts mit der Oekumene zu tun, sondern weist einfach darauf hin, dass eine einheitliche Uebersetzung fuer alle katholischen Bistuemer angestrebt wurde. Fuer die urspruengliche Version nahmen auch evangelische Theologen an der Uebersetzung von Neuem Testament und Psalmen teil. Dafuer gab es einen Vertrag mit der EKD. Dieser ist mittlerweile aufgekuendigt, da insbesondere die Psalmenuebersetzung in der RKK abgelehnt wurde. Die Revision sollte mehr Ruecksicht auf traditionelle Uebersetzungen gegen den Urtext nehmen und vom Papst approbiert werden. Beides lehnte die EKD ab, und die Einheitsuebersetzung ist heutzutage eine rein katholische Bibel.
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#14
Das ist aber schon sehr ökumenisch !
Lutheraner und Papsttreue hätten sich 1550 nicht träumen lassen, daß einst Theologen beider Lager gemeinsam an einer Bibelübersetzung werken werden.

Das ist ja wirklich unglaublich. Luther würde sich im Grab umdrehen und der damalige Papst auch !
Ökumenischer soll es ja gar nicht sein!  Es wäre sinnlos, hier die Grenzen verwischen zu wollen.
Es sind de facto zwei unterschiedliche Religionen und so soll es auch bleiben!
Oder sollte der Lutheraner jetzt plötzlich das Sakrament der Beichte einführen, sollte der Katholik nun die Wandlung als Irrtum bezeichnen?
So etwas wäre unglaubwürdig und würde beide Kirchen innerlich zerrütten, zu Meuterei führen. Zurecht!
Wenn einem Geistlichen seine Religion nicht mehr gefällt, dann soll er doch austreten - und nicht seine Schäfchen in die Irre führen. Die gehen ihm eh nur ein kurzes Stück nach. Und protestieren dann so oder so
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#15
(05-05-2017, 19:01)Ekkard schrieb: A)
Weltherrschaft? Unterlasse doch einfach solche sachfremden Anmerkungen!

B)
Luther war zeitweise so überzeugt von einem "bereinigten Christentum", dass er dem alten Alleinvertretungsanspruch seiner Kirche kritiklos gegenüber stand.


ad A)  Wird deiner Ansicht nach der Messias nur in der Stadt Jerusalem herrschen oder weltweit ?

ad B)  Selbst wenn Luther 'back to the rooots' gegangen wäre (Urchristentum wie im Jahre 20), hätte dies nicht zur Bekehrung der Juden geführt.
Begründung:  Selbst zur Zeit des echten Urchristentums, das heißt in der Zeit vor 50 n.Chr. war das Evangelium nicht für Juden attraktiv !
Ja, es gab einzelne Bekehrungen, ein paar Dutzend vielleicht, aber das war's schon
Einzig die Heidenmission machte das Christentum groß

Luther war offenbar kein Bibelkenner, sonst wäre er nicht auf den Gedanken gekommen, mittels Rückkehr zum Evangelium unter den Juden wirksam missionieren zu können.

Ja, einzelne Juden wurden auch im christlichen Europa zu ehrlichen Christen.
Beispielsweise der Jude Pfefferkorn


Zur Wandlung beim katholischen Gottesdienst ist zu sagen:
Wenn den Juden die Eucharistie stört, so ist darauf hinzuweisen, daß dieses heilige Ritual in der Hebräischen Bibel bereits symbolisch angekündigt wird.
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