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Religion und Gewalt
#61
Gast schrieb:- in beiden religionen gab bzw. gibt es wesentliche tendenzen, im umgang mit andersgläubigen und kritikern zu unterdrückung und (oft grenzenloser) gewalt zu greifen

Gewalt ist mit zumindes in der jetzigen Zeit nicht aus dem Christentum bekannt. Sie entspricht auch nicht dem Islam.

[/quote]

Na ja, die Form der religiösen Gewalt hat sich halt gewandelt. Anstatt Hexen und Ungläubige ihrem Gott zu opfern ( so ich zumindest die Hexenverbrennungen, u.ä.), ziehen Christen heute gegen Fantasy, Science Fiction und Rollenspiele in den Krieg. Ein Kriegsschauplatz, der bisher vorallem in den USA und Australien, oder sonstigen Verbannungsorten religiöser Fanatiker der beginnenden Neuzeit, verbreitet war, aber auch langsam nach Europa überschwappt. Harry Potter und das Rollenspiel Dungeons and Dragons sind dafür nur zwei Beispiele. Zudem etablieren
Konzerne diesen Krieg durch Gewinnung dieser Gruppen als Käuferschicht,
siehe Disney und seine Narniaverfilmung.

Ein anderer Schauplatz ist die Wissenschaft. Der Kreationismus schwappt von den USA langsam zu uns rüber. Religiöse Märchen werden sachlich und neutral recherchierter Wissenschaft gegenübergestellt oder pseudowissenschaftliche Erkenntnisse zu wissenschaftlichen Theorien aufgewertet, um die weniger kundigen zu manipulieren und zu bekehren.
Wissenschaft wird als Glaube hingestellt, was sie nicht ist, Wissenschaft basiert auf Fakten und Beweisen. Etwas ähnliches gab es allerdings schon einmal im 19 Jhd., der Geburtsstunde der Archäologie und Geologie als Wissenschaft. Religiöse besessene versuchten damals archäologische und geologische Erkenntnisse um zu deuten. Da diese Fanatiker Wissenschaftler
waren haben sie schlußendlich meist eingesehen, daß Archäologie und Geologie im Recht sind. Hierbei spielen natürlich auch politische Erwägungen
eine Rolle, es fällt halt leichter auf die Knie zufallen, Überstunden zu leisten, in Armut zu vegetieren, sich abschlachten zu lassen, Krieg zu führen und den Eliten zu dienen, wenn man das als auserwähltes Wesen tut, das dem Willen seines Herrn folgeleistet, da er so gnädig war, es nach seinem
Vorbild zu schaffen. Und die Umweltproblematik ist damit natürlich auch kein Problem mehr, wir sind die Auserwählten, was wir auch tun, wieviele Tierarten wir auch ausrotten, wie sorglos wir unsere Ressourcen verschwenden, wir sind Auserwählte des einzig wahren Gottes und tun nur
was der Herr von uns verlangt und sonstiger Unsinn, der Leuten wie Bus und Mixa durch den Kopf geht.

Ein weiterer Schauplatz ist der Mitgliederschwund der großen Kirchen weltweit. Die katholische Kirche führt absurde Teufelsaustreibungen in Afrika durch, um nicht Mitglieder an Freikirchen zu verlieren oder Zweifler zu bekehren. Während sie zeitgleich mit opus dei versucht die weltweiten
Eliten zu unterwandern. Opus dei sammelt und fördert Anhänger gezielt, um sie in politischen und wirtschaftlichen Machtpositionen ins Spiel zu bringen und Werbung für ihre Sache zu machen und nichtchristlen unter Druck zu setzen.

Ein anderer Punkt ist der Kampf der römisch katholischen Kirche gegen ihren Machtverlust in der Gesellschaft und gegen die verlorene Kontrolle über die
kritischen Gläubigen, Atheisten, Agnostiker, Buddhisten und ähnliche, was sich auch in Bekehrungsversuchen zeigt, etwa wenn die Legionäre Christi, obwohl man kein Katholik ist, einem diese lächerlichen Karten schicken, oder
CSU, Erzkonservative, Fundamentalisten u.a. einen diskriminierenden Gottesbezug in der EU-Verfassung wollen.

Hinzu kommt die verbale Gewalt. Der Papst droht südamerikanischen
Politikern mit der Exkommunikation, wen die nicht machen, was er möchte
(Verbot von Abtreibung, Verbot von Verhütung, etc.), während ein Bischof
Mixa die Ausbreitung des Kreationismus forciert und mit Hetzreden zum
Schulterschluß mit dem Islam aufruft, um Gläubige in den Schoß der
Kirchen zuzrückzufrufen, die verlorene Macht in der Gesellschaft wieder zu
erlangen und neben anderen vorallem dem Atheismus auszulöschen.
Das lustige ist dabei, sieht sich die Kirche mit solchen Hetzreden konfrontiert oder harmloseren Angelegenheiten, schickt sie ihre Anwälte los,
um im Schulterschluß mit der Politik und unter Ausnutzung des umstrittenen
§166 STG ( Da er benutzt wird um Kritik, Humoritisches, ... gleich welcher Art, was gegen die großen christlichen Kirchen gerichtet ist, zur Gefährdung des öffentlichen Friedens zu Erklären. Während andere Glaubensrichtung oder Weltanschauungsvereinigungen keine Chace haben diesen §166 zu nutzen. Gut, seit die Fanatiker der Moslems Botschaften
abfackeln, Künstlern mit dem Tod drohen und sich in die Luftsprengen, sind auch sie mit der Nutzung von §166 STG bedacht worden) Unerwünschtes
von Kritikern, Kirchengegnern und Ungläubigen vorzugehen.
Der Politik deckt also mehr oder weniger die Propaganda der großen Kirchen und leistet Schützenhilfe im Kampf gegen andere.

Etwas anderes sind diese pseudochristlichen Vereinigungen die mit Massenspektakeln, antiquierten Ritualen, nicht ganz gewaltloser Öffentlichkeitsarbeit oder anderem gegen so genanntes verpöntes, sündiges und unchristliches vorgehen, man denke da nur an die Fundis von the call und ähnlichen.

Und ist da noch, der immer noch bestehende Drang der christlichen Kirchen
, Gruppierungen und Sekten sich nicht nur gegenseitig zu missionierung, sondern alles was ihnen über den Weg läuft. Ein gutes Beispiel ist da der
Irak, wo amerikanische Fanatiker mit Taschen voller Spendengeld Iraker
missionieren wollen und Kommandanten der US-Streitkräfte mit dem Ziel zu missionieren als " Kreuzritter" in den Irak geschickt werden, es ist also nichts alles Unsinn, was die Moslemfanatiker einem so erzählen, während die katholische Kirche in der Türkei nicht nur die wenigen Christen betreut, sondern missionieren geht und gezielt gegen den Islam und andere vorgeht, daher auch dieses unglaubliche Konfliktpotential zwischen gläubigen Türken und der katholischen Anhängerschaft. Natürlich sind auch die Kommentare
dieses Mixa und die missionarischen Briefchen der christlichen Lgion ein gutes Beispiel, für die verbale, gesellschaftliche Gewalt des Christentums gegenüber Andersgläubigen oder Atheisten.

Die Gewalt, die das Christentum ins Feld führt, hat sich gewandelt, statt
körperlicher Gewalt, favourisiert es seine erprobte verbale und geistige Gewalt, die neuerdings mit wirtschaftlicher und politischer Gewalt gekoppelt werden soll. Allerdings sind diese Gewaltanwender nicht alle Christen, allerdings ist zu befürchten, daß die gewaltbereiten Fanatiker unter den Christen, durch diesen Glaubenskrieg Islam - Christentum - Atheismus u.a.
und solche erzkonservative Relikte wie Ratzinger und Mixa, oder dem Versagen des Staats im Kampf gegen christliche Sekten, die absurden Schulunterricht geben dürfen, zunehmen werden und solche kleineren
christlichen Vereinigungen und Sekten noch belästigender, ethikloser und undemokratischer vorgehen als sie es eh schon tun.

Gast schrieb:- in beiden religionen ist die rolle der frau von der entstehung bis heute lediglich eine untergeordnete
In Bezug auf das Christentum kann ich sagen, daß ein solches Verhalten einer Fehlinterpretation der Bibel entspricht. Eine Begründung für eine Schlechterbehandlung der Frau gibt sie einfach nicht her. Im Islam ist es, so weit mir bekannt, ähnlich.
[/quote]

Religionen reflektieren ja meist die die Gesellschaft, Probleme, Umwelt und was den Menschen sonst so betrifft, belastet oder Sorgen macht. ( die alten Ägypter und der Kult um den Nil, die eigentlich ins Nomadentum gehörenden Worte und Bilder, wie Herde, im Christentum oder die Übernahme und Anpassung des Gilgamesch Mythos ins/ans Judentum)
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#62
vates schrieb:Wissenschaft wird als Glaube hingestellt, was sie nicht ist, Wissenschaft basiert auf Fakten und Beweisen.
Sorry, der Nachsatz stimmt nicht. Die (Natur-)Wissenschaft, die hier gemeint ist, ist eine sehr scharf eingeschränkte Methodenlehre. Nur Fakten und Beweise, die unter strikter Einhaltung dieser Methoden "empirisch wertneutral" ermittelt werden, gelten als bewiesen. Die Parallelität zum Glauben ist die Erkenntnis, dass Methodenlehre und Glaube menschengemacht sind. Kreationisten nutzen genau diese Parallelität und setzen ihre eigenen Methoden den (natur-)wissenschaftlichen Methoden entgegen. Es ist Sache des Skeptikers, zu entscheiden, welchen Lehren er folgen will. Aus der Natur können wir derartige Methodenlehren nicht gewinnen bzw. nicht ermitteln, welche die Richtige ist! Ich selbst würde mich immer für den minimalen Satz von Festlegungen entscheiden, wie er der naturwissenschaftlichen Methodenlehre zugrunde liegt.

Ausschmückungen aller Art gehen sehr rasch in einen Glaubenskrieg über!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#63
Ekkard schrieb:Nun, Adagio, Du scheinst mir ein paar Dinge durcheinander zu würfeln, die mit der Bewältigung von Konflikten zu tun haben. Wenn ich den schwer lesbaren Text richtig verstehe, meinst Du die Verdrängung von Konflikten, die schlussendlich zu Gewaltausbrüchen führen kann. Das würde ich unterschreiben - nicht aber die Formel, dass Unterdrückung von Gewalt, diese herausfordert.
Selbstverständlich muss man lernen, Konflikte auf der Sachebene z. B. durch Verhandlung, durch Kompromisse oder Zugeständnisse zu lösen und nicht durch Gewalt. Der Bezug auf die Idealvorstellungen in den Religion ist dabei wenig hilfreich. Da magst Du sogar Recht haben: Diese Ideale führen nur zur Verschleierung und Verdrängung von Konflikten mit den von Dir geschilderten Folgen.

Hi Ekkard!

ja, einerseits die Verdrängung von Konflikten, aber auch die Verdrängung von Gewalt. Ich hab wahrscheinlich ein bisschen eine andere Weltvorstellung als du. Ich glaube , dass jedes "wollen" einmal einen Tribut fordert. D.h. wenn jemand keine Gewalt leben will, wird er sie einmal leben. Denn das "nicht will" ist das Problem, unabhängig von dem was die Inhalte dieses "nicht will" sind.
bzw. Das "wollen" ist das problem .

mein motto: Wer nichts will (nicht wollen ist nicht gleich mit "alles egal sein") der ist edler als der der "keine gewalt will"
Denn der zweitere hat ein größeres Ego.
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#64
Ekkard schrieb:
vates schrieb:Wissenschaft wird als Glaube hingestellt, was sie nicht ist, Wissenschaft basiert auf Fakten und Beweisen.
Sorry, der Nachsatz stimmt nicht. Die (Natur-)Wissenschaft, die hier gemeint ist, ist eine sehr scharf eingeschränkte Methodenlehre. Nur Fakten und Beweise, die unter strikter Einhaltung dieser Methoden "empirisch wertneutral" ermittelt werden, gelten als bewiesen. Die Parallelität zum Glauben ist die Erkenntnis, dass Methodenlehre und Glaube menschengemacht sind. Kreationisten nutzen genau diese Parallelität und setzen ihre eigenen Methoden den (natur-)wissenschaftlichen Methoden entgegen. Es ist Sache des Skeptikers, zu entscheiden, welchen Lehren er folgen will. Aus der Natur können wir derartige Methodenlehren nicht gewinnen bzw. nicht ermitteln, welche die Richtige ist! Ich selbst würde mich immer für den minimalen Satz von Festlegungen entscheiden, wie er der naturwissenschaftlichen Methodenlehre zugrunde liegt.
Ausschmückungen aller Art gehen sehr rasch in einen Glaubenskrieg über!

Glaube funktioniert allerdings im Gegensatz zur Naturwissenschaft völlig blind aus sich selbstheraus und ist absolut, wobei nicht nur die ´naturwissenschaft damit gemeint ist, diverse Geisteswissenschaften, etwa die Archäologie, benutzen Naturwissenschaftliche Ansätze oder sind in einem begrenzten Umfang Teil der naturwissenschaftlichen Forschung. Die Kreationisten machen sich vorallem das zu nutzen, daß sie der issenschaft, die Möglichkeit einer späteren Modifizierung eines Ansatzes oder einer Theorie als, also ihren Verzicht auf Absolutheit nach religiösen Maßstäben, zum Vorwurf machen und daß die meisten Leute bedauerlicher Weise nicht das nötige Wissen haben um das zu verstehen.

Zudem ist etwas , was den Status einer Theorie erreicht hat, innerhalb der Wissenschaft, nur schwer zu widerlegen, also sehr nahe an den tatsächlichen Abläufen. Andernfalls könnte man ja auch anfangen die Gravitationstheorie zu kritisieren und behaupten, die Schwerkraft würde aus göttlicher Liebe dafür sorgen, daß die Sachen auf dem Tisch liegen bleiben.

Die Kreationisten gehen bei ihren Ansätzen sehr unwissenschaftlich mit
dem Material um und versuchen die Leute damit einzulullen, daß sie auf Belege, die sie nur sehr schwer an den Mann bringen können verzichten, und von der Biologie fordern Rechenschaft einfordern. So wie viele Gläubige lieber von den Atheisten Beweise einfodern, damit sie die Gottlosigkeit der Welt belegen, anstatt selbst die Präsenz eines Gottes/ von Göttern/ göttlichen Wirken zu belegen und sich nicht mit der Notwendigkeit des Glaubens herausreden.

Die Kreationisten sind keine Wissenschaftler, die Kreationisten verstehen sich nur darauf ihre Zuhörer mit einfachen Antworten auf schwierige
Fragen einzulullen, die Unwissenheit ihres Publikums auszunutzen und an das Ego ihres Publikums zu appellieren, einer der Gründe weswegen dieser
Lehre in den USA so viel Bedeutung geschenkt wird, ist dieses auserwähltsein der Menschheit im Glauben, während die Menschheit in der Wissenschaft nur eine kurze Episode darstellt, die entweder mit Weiterentwicklung oder Aussterben endet und vom "Affen" abstammt, was weder der religiösen Rechten, Fundamentalisten, noch der konservativen Politik in den USA gefiel. Der Kreationismus ist Manipulation und Volksverdummung, nicht mehr und nicht weniger.
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#65
Hi Vates :)
Zitat:Glaube funktioniert allerdings im Gegensatz zur Naturwissenschaft völlig blind aus sich selbst heraus und ist absolut, ...

Das denk ich nicht.
Etwas "fest fuer wahr setzen", was institutionalisierte Glaubenslehren tun, ist nicht geeignet, um dann blindlings damit umzugehn, solche, die das wollen, verlieren das Mittelfeld ihrer Mit-Glaeubigen bald aus den Augen und sind nicht repraesentativ fuer ihre Religion.

Ich meine das Wort nicht im Sinne von "ich glaub, es wird heut regnen"
mfG WiT :)
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#66
WiTaimre schrieb:Hi Vates :)
Zitat:Glaube funktioniert allerdings im Gegensatz zur Naturwissenschaft völlig blind aus sich selbst heraus und ist absolut, ...

Das denk ich nicht.
Etwas "fest fuer wahr setzen", was institutionalisierte Glaubenslehren tun, ist nicht geeignet, um dann blindlings damit umzugehn, solche, die das wollen, verlieren das Mittelfeld ihrer Mit-Glaeubigen bald aus den Augen und sind nicht repraesentativ fuer ihre Religion.

Ich meine das Wort nicht im Sinne von "ich glaub, es wird heut regnen"
mfG WiT :)

Naja, ich führe diesen absoluten Anspruch ja auch nur ein, um den Unterschied zwischen Wissenschaft und Glauben/Religion zu verdeutlichen und zu zeigen wieso es nicht gut ist, wenn man sagt, ich glaube an die Gravitationstheorie oder die Evolutionstheorie, da glauben in der Wissenschaft ( mit ein paar Ausnahmen) keine große Rolle und religiöser keiner. Naturwissenschaft funktioniert ohne Glauben, nur weil jemand sagt er glaubt nicht an die Schwerkraft, heißt das noch lange nicht, daß er plötzlich abhebt, davon fliegt und im Weltall tiefgefroren wird. Während eine Religion glauben und blinde Zustimmung braucht, immerhin gibt es ja keine Beweise für die Richtigkeit der Annahmen der jeweilige Religion oder die Annahme von etwas göttlichen, bei einer theistischen Religion.

Zudem kann eine Religion ihren Absolutheitsanspruch nur durchsetzen, wenn sie ihre Schäfchen in der gleichen Herde hält und sich auf die jeweiligen Glaubensgrundlagen blind verlassen kann, sobald Textstellen, Lehren oder ähnliches verschieden interpretiert werden können oder hinterfragt werden können oder verschiedene Gruppen Dinge anders sehen,
ist eine Religion in ihren Grundfesten erschüttert, denn dann kann man die Religion in Gesamtheit hinterfragen und an ihr rütteln oder gleich zu sagen, da such ich mir was anderes.

Sicher legt man den heutigen individualistischen, demokratischen Standpunkt und die dazu gehörige Entwicklung zu Grunde legt und verallgemeinert, ist es Unsinn, allerdings wenn man sich anschaut, daß viele zu fundamentalistischen Gruppen wechseln oder zu religiösen Vereinigungen, weil sie an etwas unrüttelbaren Glauben wollen, da sie sonst
mit ihrer aktuellen religiösen Situation nicht klarkommen, ist die Angelegenheit doch anders. Vorallem weil ja auch die verschiedenen christlichen Teilkirchen von sich behaupten sie würden die absolute Wahrheit vertreten und der jeweilige Kirchenobere, wäre das Mass der Dinge. Sonst würde ja auch von christlichkonservativer Seite nicht immer diese Forderung aufkommen, die Leute müßten ihre Religion wieder zur Lebensaufgabe machen und den Kirchen mehr Respekt zollen. Zudem ist das heutige Mittelfeld der Gläubigen anders beschaffen als bis Anfang/ Mitte des letzten Jahrhunderts ( wobei wenn ich meine Großeltern oder andere Kirchgänge so betrachte, ist das Mittelfeld nicht wirklich so anders bestückt, allein der Gedanke Pfarrer oder Religion in Frage zu stellen ...) , die Gläubigen waren ganz einfach weniger gebildet bzw. ungebildet, weniger bereit zu hinterfragen und es war der gesellschaftliche Druck da, der ungenehme Fragen und Gedanken unterdrückt hat. Das Leben war mehr auf Existenz als auf Selbstverwirklichung ausgerichtet und der blinde Glaube bot eine Zuflucht über Jahrhunderte, was die jeweiligen Religionen auch ausgenutzt haben. Deswegen hat sich ja das frühmittelalterliche, spätantike römische Christentum gegen Bewegungen wie die Gnostiker durchgesetzt, der Glaube der Gnostiker war geistig zu anspruchsvoll, abgehoben und zeitmäßig anspruchsvoll, um als Volksreligion zu taugen und der Masse des Volkes ihr "trostloses" Leben schmackhaft zu machen.
Außerdem ist dieser Drang nach Freiheit, Individualität und Selbstverwirklichung auch heute noch nicht unbedingt trotz einem halben Jahrhundert Demokratie wirklich Allgemeingut.

Deswegen denke ich halt, daß in der Theorie eine Religion blinden Glauben voraussetzt, vorallem wenn es sich um eine theistische handelt, weil sobald
der Absolutsanspruch untergraben wird oder verschiedene Meinungen entstehen, die jeweilige Religion in Schwierigkeiten kommt, die größer werden je mehr Meinungen und je größer die Scharen der "Zweifler" werden.
Und das Mittelalter samt Neuzeit sehe ich halt als Beispiel für die angewandte Praxis ( wobei v.a. ja die katholische Kirche diesen Anspruch auch heute noch hat und mit Verbotslisten und neuerdings
Exkommunikationsandrohungen durch zu setzen versucht), Abweichler werden beseitigt, solange es geht, bis schließlich die ersten Teilkirchen entstehen und haben sich ja dann auch wieder in Teilkirchen usw. zerteilt.

Das ganze ist jetzt vielleicht etwas durcheinander und ich bin mir nicht ganz sicher, ob man alles so nachvollziehen kann, daß man es so versteht, wie ich es meine, aber ich denke, es ist doch ganz sinnvoll, zu versuchen zu erläutern, wie ich auf das ganze komme.
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#67
Hi Vates,
Du formulierst so Sätze wie:
vates schrieb:Glaube funktioniert allerdings im Gegensatz zur Naturwissenschaft völlig blind aus sich selbst heraus und ist absolut, ...
oder
vates schrieb:… ich führe diesen absoluten Anspruch ja auch nur ein, um den Unterschied zwischen Wissenschaft und Glauben/Religion zu verdeutlichen …
Wenn ich Deine Ausführungen richtig verstehe, dann gibt es für Dich zwei Parteien: die Glaubenden und die Wissenden. Ich denke, dieses Zwei-Parteien-Denken trifft die Sachlage der menschlichen Denkgewohnheiten nicht korrekt. Neutral formuliert, basieren Erkenntnisse auf Vereinbarungen zwischen Menschen. Das fängt bei der Sprache an, geht weiter mit traditionellen Ansichten darüber, was "man richtigerweise tut", was "wahr ist und was Lüge" und gipfelt schließlich in Festlegungen darüber, wie man Wissen "sicher" erwirbt. Alle diese Vereinbarungen saugen wir mit der Muttermilch auf, lernen wir in Schulen und Universitäten und klären wir durch Auseinandersetzungen mit anderen. Nicht ein einziges Fünkchen von all diesen Vereinbarungen ergibt sich aus der uns umgebenden Natur, sondern allein aus der Wirkungsgeschichte menschlichen Zusammenlebens. (Ich will auch nicht ausschließen, dass manche Vorstellungen auch angeboren sein mögen.) Die beschriebenen Vereinbarungen nehmen wir meistens nicht als solche wahr, sondern denken sie absolut, was aber falsch und in vielen Fällen fatal ist. Dies gilt gerade und vor allem für jene Lehren die solche (implizierten) Vereinbarungen (treffender ist das Fremdwort: Konventionen) in geradezu geballter Form transportieren: den Religionen.
Deine beispielhaften Ausführungen zum "Glauben an die Gravitation" gehen deshalb an der Sache vorbei. Die zugrunde liegende Konvention ist nicht die Gravitation sondern die Methodenlehre der empirischen Naturwissenschaft, wie Gravitation zu messen, und wie die Beziehungen zwischen Beschleunigung und Masse zu beschreiben ist. Diese Methodenlehre gehört zu den (angelernten) Vereinbarungen zwischen Naturwissenschaftlern.
Vereinbarungen, also Spielregeln im menschlichen "Spiel des Lebens" einzuhalten, ist die hier alles entscheidende Fragestellung.
Dieses "Einhalten von Spielregeln" kann auf freiwilliger Basis erfolgen oder eben durch Gewalt. Es gehört zu den schmerzlichen Erkenntnissen, dass praktisch jedes Methodensystem Schwächen hat und Widersprüche erzeugt (manchmal auch nur vordergründig). Es ist deshalb erforderlich – folgt man der Forderung nach einem Minimum an Gewalt – auch das Methodensystem minimal zu halten, was bei den Naturwissenschaften mit rund einem halben Dutzend Grundregeln fast ideal erfüllt ist.
Diese Versuche hat es in den Religionen durchaus gegeben: 10 Gebote sind nicht eben viele und die Bergpredigt ist auch nicht eben besonders umfangreich. Auch das Grundgebot Jesu nach Nächstenliebe ist geradezu ideal einfach.
Wenn es nicht schade um den literarischen Gehalt der verschiedenen Berichte und Geschichten wäre, könnte man beispielsweise die christliche Lehre auf diese wenigen Grundregeln reduzieren.
Interpretationsspielräume, die z.B. Gewalt erlauben, ergeben sich damit nicht. Aber Gewaltlosigkeit ist ein Ideal, eine Konvention, die vielen Menschen überhaupt nicht schmeckt. Von Kind auf lernen sie nichts anderes als die Konfliktlösung durch Gewalt. Drohende Gewalt ist für sie eine Grundregel wie für andere "Du sollst nicht töten".
Du schreibst:
vates schrieb:Zudem kann eine Religion ihren Absolutheitsanspruch nur durchsetzen, wenn sie ihre Schäfchen in der gleichen Herde hält und sich auf die jeweiligen Glaubensgrundlagen blind verlassen kann, sobald Textstellen, Lehren oder ähnliches verschieden interpretiert werden können oder hinterfragt werden können oder verschiedene Gruppen Dinge anders sehen, ist eine Religion in ihren Grundfesten erschüttert, denn dann kann man die Religion in Gesamtheit hinterfragen und an ihr rütteln oder gleich zu sagen, da such ich mir was anderes.
Das sagt aber noch nichts über die Zulässigkeit der Gewalt zur Durchsetzung der Vereinbarungen. Es ist nur so, dass Institutionen zur Genauigkeit auch im Detail neigen. Wie gesagt, jedes System hat Schwächen. Und die Frage ist: Ist sich die betreffende (Glaubens-) Gesellschaft dieser Schwächen bewusst und toleriert sie die Andersartigkeit oder reagiert sie mit Unverständnis, Verketzerung und schließlich mit Gewalt. Ich denke, dass die Frage der Gewaltanwendung eine Frage der gelebten Toleranz ist – also eine zusätzliche Konvention, welche Schwächen des eigenen Systems einräumt. Ferner stimme ich Dir zu, dass jeder Absolutheitsanspruch erstens an unserer Realität vorbei geht und zweitens zu tödlichen Konflikten führt – führen muss.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#68
Hallo Ekkehard :)
Prima durchformuliert
- genau das versuch ich so oft schon zu sagen und schaff's nicht so gut wie Du hier ;)
Danke
mfG WiT :)
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