(08-10-2017, 00:03)Mellnau schrieb: Ich vermute auch, dass die meisten Katholiken es inzwischen so sehen, dass mit "Jungfrau" eben einfach "junge Frau" gemeint ist. Nur werden das nicht alle Geistlichen zugeben wollen.
Es kann schon deshalb nicht zugegeben werden, weil die Jungfräulichkeit Mariens ein Dogma ist. Das nicht zu glauben katapultiert Dich aus dem Katholizismus.
Das ist allerdings ein Grundproblem der meisten Dogmen. Sie sind nicht etwa ein inhaltlicher Konsens, sondern ein Rahmen, den jeder Katholik meist recht beliebig füllt. Es ist völlig egal, was du unter dem Sohn Gottes verstehst, solange Du sagst, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Ebenso ist es völlig egal, was Du unter dem Messopfer verstehst, solange Du sagst, dass die Messe ein Opfer ist usw usf. Du könntest also wohl davon ausgehen, dass Jungfrau junge Frau meint, solange Du bekennst, dass damit die Jungfräulichkeit Mariens gemeint ist.
Das verträgt sich natürlich eher schlecht mit der persönlichen Wahrheitssuche, die doch viele Gläubige antreibt. Das hat der Islam durchaus eleganter gelöst, indem er dem Gläubigen vermittelt, dass er dann die Rechtsschule verlassen muss, wenn er bei seiner Forschung zu stärkeren Beweisen gelangt. Dann muss er diesen folgen und kann sich nicht mehr auf die Rechtsschule berufen. Beim Katholizismus ist es genau umgekehrt: unabhängig was Du selbst für Einsichten hast, Du bist verpflichtet im durch das Lehramt vorgegebenen Rahmen zu bleiben, wenn du katholisch bleiben willst.
Du kannst also 1000 Beweise dafür finden, warum vielleicht nicht Jungfräulichkeit gemeint ist, aber Du darfst nicht drüber sprechen - und musst im Gottesdienst beim Glaubensbekenntnis permanent das bekennen, was Du selbst nicht mehr glauben kannst.
Verrückte Welt :D