05-02-2017, 15:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-02-2017, 19:03 von Bion.
Bearbeitungsgrund: Flüchtigkeitsfehler behoben
)
(04-02-2017, 08:01)Jutta schrieb: Das, was Luther und andere als JUNGFRAU übersetzten, heißt im Original JUNGE FRAU.
Ja!
Zuvor hat das schon Hieronymus falsch übersetzt, der ja nach eigenem Zeugnis Hebräisch konnte und hebräische Textvorlagen hatte, was ihm seitens jüdischer Gelehrter den Vorwurf einbrachte, den Text bewusst (also im christlichen Sinne) verfälscht zu haben.
Das 'alma' bei Jesaja 7,14 ist mit 'junge Frau' zu übersetzen. Kein Rabbiner käme auf die Idee, dort 'Jungfrau' zu lesen oder das als eine Übersetzungsmöglichkeit zu akzeptieren.
Die Textstelle wird seit der Antike immer wieder diskutiert. Schon Justin hat dazu in seinem Text gegen Tryphon heftig polemisiert, als er diesen behaupten lässt, 'alma' sei nicht, wie in der Septuaginta vorzufinden, mit παρθένος (Jungfrau), sondern mit νεᾶνις (junge Frau) zu übersetzen. Und auch Origenes hat in diesem Zusammenhang all seine Klugheit hinten angestellt und mit dürftigen Argumenten die Jungfrauenschaft Mariens verteidigt. Er griff u.a. auf die Fabel des Entstehens der Septuaginta zurück und meinte, wo doch die 70 hervorragendsten Gelehrten der Zeit mit 'Jungfrau' übersetzt hatten, würde sich jede Wortklauberei jüdischerseits die besagte Stelle betreffend erübrigen.
Im Jahre 431 (auf dem Konzil von Ephesos) und im Jahre 553 (auf dem 2. Konzil von Konstantinopel) wurden die Vorstellung von der Gottesgebärerin und der 'zeitlebens andauernden Jungfrauenschaft' dogmatisiert, womit sich die katholische Kirche, wie schon von Ulan angemerkt, bis heute 'einzementiert' hat.
Im Grunde wurden auf diese Weise in altorientalischen Gesellschaften geläufige Vorstellungen von jungfräulichen göttergebärenden Muttergottheiten übernommen und bis in die heutige Zeit herübergerettet.
Die ältesten Texte des NTs (die echten Paulusbriefe) hingegen wissen von einer (jeder vernünftigen Überlegung entgegenstehenden) Jungfrauenschaft Mariens nichts zu berichten.
MfG B.