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Hebräisch lernen
#16
(02-01-2017, 13:45)Ulan schrieb:
(02-01-2017, 11:02)Sinai schrieb: Ist Jiddisch nicht ein aus dem Plattdeutschen hervorgegangener, mit hebräischen, aramäischen, aber auch manchen slawischen und romanischen
- und weiteren Sprachelementen angereicherter Sonderdialekt ?

Nee, aus dem Mittelhochdeutschen. ist in meiner Erinnerung da ein gewisser Mischmasch vorhanden, da in meiner Familie selbst eine ganze Reihe jiddische Worte benutzt wurden, dies aber zusammen mit vielen niederpreussischen Vokabeln.

Spricht in Deutschland ueberhaupt noch jemand Jiddisch?


ad 1)  Niederpreußische Vokabeln . . . interessant !

ad 2)  Ja, vor allem in Wien habe ich das oft gehört.  Bei traditionellen Meschpochen in der sogenannten Leopoldstadt
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#17
Hmm, das Wort "Mischpoke" war in meiner Familie ein Ausdruck fuer die weitere Verwandschaft.
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#18
So eine Meschpoche ist oft sehr groß.
Praktische Kurzdefinition: "Alle die zum Hochzeitsessen geladen sind"
Und das sind oft Hunderte !
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#19
(29-12-2016, 23:08)Hase schrieb: @Jutta
welche Sprachen lernst Du zur Zeit / welche sprichst Du?

Ich spreche sehr gut Englisch, ein wenig Französisch, etwas Ivrit (von einem Kurs bei der jüdischen Volkshochschule hier in Berlin), und natürlich auch Jiddisch (meine Mutter war eine zum Christentum konvertierte Jüdin). Zur Zeit versuche ich, Spanisch zu lernen. Ist verteufelt schwer! Aber nicht so schwer wie die Sprache der Diné (Navajo).
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#20
(02-01-2017, 11:02)Sinai schrieb: Ist Jiddisch nicht ein aus dem Plattdeutschen hervorgegangener, mit hebräischen, aramäischen, aber auch manchen slawischen und romanischen - und weiteren Sprachelementen angereicherter Sonderdialekt ?
Falsch!
Ich zitiere aus Jiddisch – die Sprache der europäischen Juden", einem Aufsatz von Prof. Dr. Astrid Starck:

Zitat:Das Wort Jiddisch, das heute als ausschließliche Bezeichnung dient, wurde erst im 20. Jahrhundert konsequent gebraucht. Der Name selber ist aber, nach Max Weinreich,8 auf das 17. Jahrhundert zurückzuführen, die Sprache ist natürlich viel älter. Früher hieß die Sprache loschen aschkenas (Sprache der Aschkenasim) oder taitsch (Deutsch), Judendeutsch und dann Jargon . Man denke hier an Kafka und an seine Rede über die jiddische Sprache: dort setzt er sehnsüchtig den für ihn zwangslosen Jargon der kerkerhaften deutschen Sprache gegenüber! (...)
Nach Max Weinreich (1894 in Kurland - 1969 in New York) entstand die jiddische Sprache vor ungefähr tausend Jahren im Gebiet längs des Rheins und der Mosel, im sogenannten Lothringen (auf jiddisch Loter). Die wichtigsten Städte mit einer jüdischen Gemeinde waren damals Speyer, Worms und Mainz (Schum), hinzu kam noch Regensburg. Da nahm das Judentum spezifische Züge an, die durch das Wort Aschkenas ausgedrückt werden. Von den Anfängen der jiddischen Sprache weiß man sehr wenig. (...)

Ein einziges Jiddisch gibt es nicht, da jedes Gebiet sein eigenes Jiddisch hatte. Die zwei bekanntesten Dialekte sind Westjiddisch und Ostjiddisch. Ostjiddisch entwickelte sich vor allem in Polen, Litauen und Lettland, während das Westjiddisch sind im Elsaß, dem Rhein-Main-Gebiet und in Süddeutschland (Franken vor allem) entwickelte. Übrigens, das so genannte "Mitteljiddisch" entwickelte sich aus beiden, und wird bis heute in Tschechien und Ungarn gesprochen.
Allerdings stimme ich Dir in soweit zu, dass Jiddisch eine Mischsprache ist, die vor allem aus dem alt hebräischem, dem "Judendeutsch" und einigen slawischen Sprachen stammt. Die Romanische Sprache ist kaum im Jiddisch vertreten.
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#21
(02-01-2017, 20:22)Ulan schrieb: Hmm, das Wort "Mischpoke" war in meiner Familie ein Ausdruck fuer die weitere Verwandschaft.

Michpoke ist der jiiddische Begriff für Familie. Aus Wikipedia:


Zitat:Mischpoke, auch Mischpoche oder Muschpoke, ist ein auf das hebräische מִשְׁפָּחָה‎ ([miʃpa'χa] ‚Familie‘) zurückgehender Jiddismus in der Bedeutung ‚Familie, Gesellschaft, Sippschaft‘, der Anfang des 19. Jahrhunderts in der abwertenden Bedeutung ‚Gesindel, Diebesbande‘ in die deutsche Umgangssprache übernommen wurde.[1] Während die Bezeichnung im Jiddischen wertneutral verwendet wird, hat das Wort im Deutschen häufig eine abwertende Bedeutung. Der Duden, der den Begriff 1941 aufnahm, definiert Mischpoke heute als salopp, abwertend in der Bedeutung „jemandes Familie, Verwandtschaft“ und „üble Gesellschaft, Gruppe von unangenehmen Leuten“


Im Jiddischen wertneutral, wird es von Christen negativ gedeutet. Ob da wohl Antisemitismus eine Rolle gespielt hat?
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#22
(03-01-2017, 16:52)Jutta schrieb: Im Jiddischen wertneutral, wird es von Christen negativ gedeutet. Ob da wohl Antisemitismus eine Rolle gespielt hat?


Na was denn sonst ?

Allerdings gab es vor 1800 keinen "Antisemitismus" (Wikipedia), sondern den Antijudaismus

Anderes Beispiel:
Bajkeles sind im Jidischen positiv besetzt, bei den Christen ist das Wort negativ konnotiert
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#23
Ein interessantes Detail:

Johannes Paul II konnte perfekt jiddisch
er wuchs unter Juden auf
er war als Junge gerne Tormann in einer jüdischen Fußballmannschaft
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#24
(03-01-2017, 21:13)Sinai schrieb: Allerdings gab es vor 1800 keinen "Antisemitismus" (Wikipedia), sondern den Antijudaismus

Anderes Beispiel:
Bajkeles sind im Jidischen positiv besetzt, bei den Christen ist das Wort negativ konnotiert

Ob man es Antijudaismus oder Antisemitismus nennt, ist einem Juden egal, der wegen seiner Abstammung/Religion verbal oder körperlich attackiert wird.
Falls Du mit "Bajkeles" die so genannten "Schläfenlocken" meinst, so hast Du das Wort falsch geschrieben. Richtig heißt es Peot (im hebräischen), oder im Aschkenasischen Pejes, Pajes oder Pajess, auch Beikeles. Je nachdem, ob man west,- mittel - oder osteuropäisches Jiddisch spricht
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#25
Manchen Juden schreiben Bajkeles
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#26
(05-01-2017, 09:27)Sinai schrieb: Manchen Juden schreiben Bajkeles

Ob manche Juden ein Wort richtig oder falsch schreiben, ist baseless. Wichtig ist, wie es richtig geschrieben wird, und das richtet sich halt danach. welche Richtung des Jiddischen gesprochen wird. Das Wort "Bajkeles", wie Du es schreibst, ist mir noch in keiner jiddischen Richtung vorgekommen!
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#27
Schau was Du über Kafka geschrieben hast

(03-01-2017, 16:48)Jutta schrieb:
Zitat:Man denke hier an Kafka und an seine Rede über die jiddische Sprache: dort setzt er sehnsüchtig den für ihn zwangslosen Jargon der kerkerhaften deutschen Sprache gegenüber!
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#28
(06-01-2017, 17:32)Sinai schrieb: Schau was Du über Kafka geschrieben hast

(03-01-2017, 16:48)Jutta schrieb:
Zitat:Man denke hier an Kafka und an seine Rede über die jiddische Sprache: dort setzt er sehnsüchtig den für ihn zwangslosen Jargon der kerkerhaften deutschen Sprache gegenüber!

Das habe nicht ICH geschrieben, sondern Frau Prof. Dr. Astrid Starck in ihrem Aufsatz. Meine Kritik betraf DEINE Schrift der Schläfenlocken, nicht das jiddische an sich! Sprichst Du jiddisch? Wenn ja, dann übersetze mal diese Wörter:

Ponim
Jonteff
Deigeizen, und
Eizes.

Wenn Du es kannst, bist Du bekowelt (auch das bitte übersetzen), wenn nicht, ein Chammer.
Übrigens, was meint ein Jude, wenn er auf jiddisch "Man lacht" sagt?
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#29
Lustiger Quiz
Meinen bescheidenen Kenntnissen zufolge:

Ponim im Sinne von Gesicht
Jonteff seltene Schreibweise Feiertag
deigeizen sich wichtig machen
Eizes blöde Ratschläge
bekowelt bekoselt gelobt
Chammer Schwindler
man lacht, men lacht Purim
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#30
(08-01-2017, 13:02)Sinai schrieb: Lustiger Quiz
Meinen bescheidenen Kenntnissen zufolge:

Ponim im Sinne von Gesicht
Jonteff seltene Schreibweise Feiertag
deigezen sich wichtig machen
Eizes blöde Ratschläge
bekowelt bekoselt gelobt
Chammer Schwindler
man lacht, men lacht Purim

Fast richtig!
Ponim = Gesicht (richtig)
Jonteff = Feiertag (richtig)
deigezen = Beratschlagen, Besprechen (falsch)
Eizes = Guter Rat, der einen weiterbringt (falsch)
bekoweit = schlau, intelligent (falsch)
Chammer = Esel, Dumkopf (falsch)
Man lacht = Bedeutet das Gegenteil (nicht befriedigend, nicht aufregend, nicht...)

Fazit: Von 7 Wörtern wusstest Du nur zwei. Du solltest wirklich Jiddisch lernen!
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