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Inspiration, was bedeutet sie?
#31
(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Was ist "Transzendenz"?

Da hatten wir glaube ich schon einen Thread zu. Im Prinzip existiert eine transzendente Entitaet ausserhalb dieser Welt und agiert in dieser Welt nicht direkt, sondern nur durch Wesen oder Dinge, die in dieser Welt bestehen. Der christliche Gott (Vater) wird transzendent gesehen. Die Entwicklung ist schon im AT erkennbar, z.B. im Vergleich "jahwistischer" Texte mit Paralleltexten der Priesterschrift. Jesus Christus wird als immanenter Part des "Godhead" angesehen, der eine direkte Kommunikation zwischen Gott und Mensch ermoeglichte. Im Hinduismus (Saivismus z.B.) wiederum sind die Goetter von vorneherein als gleichzeitig transzendent (nicht an die Welt geknuepft) und immanent (agieren direkt in der Welt) gesehen.

(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Diese Frage halte ich für diesen Thread "Was ist Inspiration?" sehr gewinnbringend.
Viel mehr geht es also im Zusammenhang mit dem Atommodell um dessen Grundlage, dass wir Dinge und Prozesse in unserer immanenten Welt als geschlossenes System (Energieerhaltungssatz) anhand von Modellen in unserer vernunft-orientierten Sinneswahrnehmungskraft kalkulieren.

Genau dafuer sind die Modelle ja da. Und solange sie funktionieren, werden sie benutzt.

(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Der Merkmale zufolge, wie im Eingangsthread festgehalten ist, scheint es offenbar Einflüsse zu geben, die sich zumindest in immanenten Sachverhalten bzw. Interaktionen von Menschen äußern sollen, jedoch einer transzendenten Macht zugeschrieben werden.

Von einigen Leuten, ja, von anderen, nein.

(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: (1) Wörtliche Rede in den Geist oder das Wachbewusstsein des Propheten oder des (menschlichen) Mediums
(2) Audition *)
(3) Traumbilder im Schlaf des Mediums *)
(4) Erscheinungen, Visionen *)
(5) Redaktion traditioneller Texte unter den Prämissen des Glaubens (meist durch Priester)
(6) Predigen im Sinne des Glaubens, Interpretation von Lebenserfahrungen in eben diesem Sinne
(7) Massenphänomene Gläubiger bei Zusammenkünften (meist durch charismatische Priester)
(8) Berichte über besondere Fügungen durch Gott


*) später berichtet und nachträglich gedeutet

In allen (mir jetzt eingefallenen) Fällen wird Inspiration als Einwirkung einer transzendenten Macht auf Menschen oder Situationen verstanden. Diese Einwirkung ist teilweise sehr robust, überzeugend und betrifft zuweilen auch die soziale Umgebung der Betroffenen.

Das was ich hier fett markiert habe kann ist eine rein subjektive Aeusserung und wird als solche auch von sehr vielen Menschen abgelehnt. Dinge wie Nummer 7 erlebt man auch bei Fussballspielen oder Rockkonzerten, und da nimmt niemand eine transzendente Ursache an, sondern einfach die euphorisierende Reaktion der Erfahrung, Teil einer gleichgesinnten Masse zu sein. Das wirkt als starke Selbstbestaetigung.

Oder, nicht von ungefaehr gehen die Propheten gerne in die Wueste. Das Gehirn reagiert schon in recht interessanter Weise auf grosse Hitze, Wassermangel, oder schlicht Reizmangel. Die Wueste bietet sich fuer die Entstehung einer monotheistischen Religion geradezu an: diese Erfahrung, dass man ganz allein ist mit einem nahezu unendlichen Raum um einen herum, den man sozusagen ganz alleine fuellt, fuehrt zum Gefuehl einer gewissen Erhabenheit. Und genau, wie man dann selbst allein diesen leeren Raum fuellt, fuellt man den Raum zurueck mit einer idealisierten Form von sich selbst.

(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Vielleicht war das zu allen Zeiten so, so dass sich auch schriftliche Zeugnisse finden ließen. Danach wurde Inspiration auch text- und fallübergreifend verstanden. Also nicht die einzelne Geschichte oder Begebenheit gilt als inspiriert, sondern der ganze Text einschließlich der nachträglichen Bearbeitungsschritte durch Priester oder Berufene. D. h. die Inspriration erfolgt in oder durch eine Gruppe von Menschen, die im "rechten Glauben" die Geschehnisse und deren Bericht bearbeiten.

Wenn man die Schriften der alten Kirchenvaeter liesst, besonders die gegen Haeresien, so sieht man immer wieder, dass als "inspiriert" das angesehen wird, was der eigenen, vorgefassten Meinung entspricht. Da entdeckt man also keine transzendente Macht, sondern sich selbst; was sicherlich eine schoene Erfahrung ist. Aber der Mensch hat halt einen Hang dazu, die eigenen Ansichten goettlich zu ueberhoehen, also in einen transzendenten Raum zu verfrachten, wo sie dann unangreifbar werden.
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#32
(20-08-2016, 18:54)Ekkard schrieb:
(20-08-2016, 09:33)Egon Spengler schrieb: Wie bereits schon angemerkt, beabsichtige ich mit der Frage eine metaphysische Grundlage einzuführen.
"Metaphysische Grundlagen" sind ein weites Feld, weil Metaphysik auch Anschauungen enthält, denen man als Physiker heftig widersprechen muss.

Ich bin mir nun unsicher, wie ich deine Worte interpretieren soll.
Nun, es geht darum, die Anschauung bzw. das Weltbild zu untersuchen, um den Worthülsen präzise Gehälter zu konstruieren. Dabei wird der Versuch angestellt, eine Grundlage zu erarbeiten, die es ermöglicht Ansätze zu finden. Die Grundlage ist zunächst die Methodologie der Physik, zumindest der Ansatz, dass die wahrnehmbare Welt sich aus zu wahrnehmbaren materiellen Bestandteilen zusammensetzt.
Anhand dieses physikalischen Modells können wir m.E. aufgrund ihrer Akzeptanz der Gültigkeit und Verlässlichkeit ein Modell hinsichtlich theologischer (geistlicher, transzendenter ...) Dinge bzw. Gegebenheiten erarbeiten, womit wir uns in einer Metaebene der Physik befinden.


Zitat:
(20-08-2016, 09:33)Egon Spengler schrieb: Zunächst einmal kann m.E. festgehalten werden, dass  "Einwirkung einer transzendenten Macht" in Verbindung mit Deinem Verständnis von Atommodellen hinsichtlich Deines fett gedruckten Fazits (s.o.) einer spezifischen Substanzphilosophie nach als pluralistisch aufzureifen sein könnte. ...
Warum "pluralistisch"? Gerade das Gegenteil ist der Fall. Modelle sind Verknüpfungen von Ein- und Ausgaben, wie wir sie bei PC Programmen auch kennen. Was daran ist "vielfältig"/"vielschichtig" oder kann gar von verschiedenen Teilen der Gesellschaft verschieden verstanden werden? Dass Modelle verschieden gedeutet werden, hat mehr mit Wunschvorstellungen zu tun, als mit Physik. Menschen spekulieren nun mal gerne und basteln sich so ihre Anschauungen zusammen.

"Das ist leider so", kann man nur resignierend feststellen. Mehr Metaphysik steckt aber nicht dahinter.

Mit einer dualistischen oder pluralistischen Ontologie (bzw. Substanzphilosophie) ist so viel gemeint, dass Dinge wie Materie und Geist (dualistisch) jeweils gewissermaßen eigenständig in ihrem Systemverhalten betrachtet werden müssen und insofern auch ihre eigene Gesetzmäßigkeiten aufweisen, sodass  z.B. eine "transzendente Macht" Einfluss auf die immanente Welt ausüben kann, aber scheinbar nicht materiell gemessen werden kann, wodurch dementsprechend  eine weitere "Dimension" vorliegen mag, die irgendwie in der materiellen erfahrbar ist, aber keine kausalen oder wechselwirkende Strukturen mit ihrer materiellen Struktur aufweist.

So in etwa erstmal sehr weit gefasst veranschaulicht. Ich muss nun leider los.

Weiteres folgt noch gerade zur Vielseitigkeit der Wissenschaftsphilosophie der Physik hinsichtlich ihrer Paradigmen und Wissenschaftsprogramme.
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt.
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#33
(20-08-2016, 20:00)Egon Spengler schrieb: Nun, es geht darum, die Anschauung bzw. das Weltbild zu untersuchen, um den Worthülsen präzise Gehälter zu konstruieren. ... Die Grundlage ist zunächst die Methodologie der Physik, zumindest der Ansatz, dass die wahrnehmbare Welt sich aus zu wahrnehmbaren materiellen Bestandteilen zusammensetzt.
Anhand dieses physikalischen Modells können wir m.E. aufgrund ihrer Akzeptanz der Gültigkeit und Verlässlichkeit ein Modell hinsichtlich theologischer (geistlicher, transzendenter ...) Dinge bzw. Gegebenheiten erarbeiten, womit wir uns in einer Metaebene der Physik befinden.
Den Verdacht hatte ich allerdings, und sage: Nein!

Physikalische Modelle und/oder naturwissenschaftliche Methoden eignen sich grundsätzlich nicht, theologische/weltanschauliche Vorstellungen z. B. Wertvorstellungen zu entwickeln oder zu präzisieren. Solche Weltanschauungen sind allein Ausfluss gesellschaftlicher Interaktion. Gleichwohl liest man immer wieder von "physikalischen Analogien". Beispielsweise spielt die quantenphysikalische Verschränkung eine unrühmliche Rolle oder noch schlimmer: das Higgs-Boson, angepriesen als "Gottesteilchen". Nichts, aber auch rein gar nichts sagen diese Dinge etwas aus, wie wir die Welt zu verstehen und zu verwerten haben.

(20-08-2016, 20:00)Egon Spengler schrieb: Mit einer dualistischen oder pluralistischen Ontologie (bzw. Substanzphilosophie) ist so viel gemeint, dass Dinge wie Materie und Geist (dualistisch) jeweils gewissermaßen eigenständig in ihrem Systemverhalten betrachtet werden müssen und insofern auch ihre eigene Gesetzmäßigkeiten aufweisen, sodass  z.B. eine "transzendente Macht" Einfluss auf die immanente Welt ausüben kann, aber scheinbar nicht materiell gemessen werden kann, wodurch dementsprechend  eine weitere "Dimension" vorliegen mag, die irgendwie in der materiellen erfahrbar ist, aber keine kausalen oder wechselwirkende Strukturen mit ihrer materiellen Struktur aufweist.
(Zitat-Verfasser berichtigt./Ekkard)
Ich denke, dass die Trennung von Materie und Geist nichts ist, womit man sich ausführlich beschäftigen müsste. Offensichtlich sind "geistige" Aktivitäten Informationsverarbeitungen in unserem Körper insbesondere im Gehirn. Also ist "geistige Aktivität" eine materielle Angelegenheit, so etwas wie eine dynamische, eigenreferenzielle Abbildung unserer Umwelt auf uns selbst. Vermutlich sind solche Abbildungen in der Natur allgegenwärtig. Wir nehmen sie nur nicht als "Geistiges" wahr, sondern als "Biologisches" oder "Geologisches". Nur bei uns selbst machen wir eine Ausnahme, weil wir halt eine subjektive Beziehung dazu haben.

Die "geistige Welt" ist also nichts weiter als der dynamische Zweig materieller (auch biologischer, chemischer) Beziehungen und Wechselwirkungen. Eine "transzendente Macht" wäre in diesem System sehr wohl messbar, allgemeiner: wahrnehmbar. Nur sind alle transzendenten Mächte bisher nicht in Erscheinung getreten, sehr wohl aber Massenphänomene (s. Vorredner). Und Massenphänomene (Resonanzen) sind in dynamischen Systemen sehr wohl bekannt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#34
(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Energieerhaltungssatz

Das hat in einem "Religionsforum" nichts zu suchen, das gehört in ein Ingenieurhandbuch
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#35
(20-08-2016, 22:59)Sinai schrieb:
(20-08-2016, 14:17)Egon Spengler schrieb: Energieerhaltungssatz

Das hat in einem "Religionsforum" nichts zu suchen, das gehört in ein Ingenieurhandbuch

Ich vermute auch.
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt.
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