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Geistlicher Beruf sinnvoll ?
#1
Hallo liebes Forum,

vorab, ich bin neu hier.. sollte dieses Thema bereits in irgendeiner Form aufgegriffen worden sein, würde ich den Admin bitten es an die vorgesehene Stelle zu verschieben.. kenne mich leider noch nicht so gut mit dem Forum aus. Danke  Icon_cheesygrin 

Um mein Anliegen zu schildern:
Ich bin momentan schlichtweg mit meinen Nerven am Ende. Ich sehe die täglich aufkommenden Konflikte innerhalb der verschiedenen Religionen sowie die generellen Konflikte in der Welt und fühle mich einfach nur schrecklich und habe wahnsinnige Angst und Bedenken vor der Zukunft. Ich bin in meinem Leben nicht wirklich religiös erzogen worden und dementsprechend ein relativ zweifelnder Mensch, wenn es um die Frage geht, ob es soetwas wie einen Gott wirklich gibt.. Ich schliesse es keineswegs aus, schwanke aber relativ häufig zwischen meinen Meinungen.. Man könnte es in gewisser Weise auf die Theodizee Frage zurückführen, die ja schliesslich gerade jetzt stark in den Fokus der Gesellschaft gerrückt ist. Wie dem auch sei, ich fühle mich trotz meines relativ unausgeprägten Glaubens dazu verpflichtet, den Frieden durch meine Religion zu wahren, sei es durch freiwillige Arbeit oder mehr. Und genau dies ist worauf ich hinaus möchte. Ich fühle mich aus irgendeinem Grund dazu berufen, das Wort Gottes zu verbreiten sowie die damit einhergehende Verpflichtung aus Verzicht und Hingabe zu Gott einzugehen, um die Möglichkeit zu bekommen mich und meine Welt ein wenig "besser" machen zu können. Der Gedanke an eine wärmende Hand auf jedermanns Schulter, welche der Menschheit Hoffnung und die Chance auf ein friedliches zusammenleben bietet, bereitet mir in dieser kalten Welt einfach ein Lächeln und lässt mich wieder aufatmen. Schliesslich beinhaltet das Wort "Glaube" das "Nicht-Wissen" und dementsprechend kein wirkliches richtig oder falsch, wodurch ich mich mit meinen Zweifeln ein wenig besser fühle.. Das mag in vielen Ohren vielleicht seltsam klingen, nur ich finde einfach wir leben in einer uniformen, medienverseuchten Welt, welche durch Personen, welche Traditionen wahren, sich für einander einsetzen und ein Beispiel darstellen, ein wenig besser gemacht werden könnte.  
Das Problem ist wie bereits erwähnt, mein nicht allzu ausgeprägter Glaube. Ich habe mir bereits vorgenommen von nun an häufiger die Kirche zu besuchen und ggf. in meiner Gemeinde mitzuwirken, um mich selbst auf die Probe zu stellen, ob all dies nicht lediglich eine Phase ist und mein Glaube dadurch eventuell tatsächlich gefestig werden könnte. Meine Frage an sich wäre .. Ist dies ein aktzeptabler Grund möglicherweise in einigen Jahren, sollte sich mein Glaube tatsächlich festigen, den Schritt zu wagen einen geistlichen Beruf auszuüben ? Oder ist allein die Tatsache, dass ich derzeit große Zweifel habe von vorne herein ein Grund, es auf garkeinen Fall zu versuchen ?

Ich bedanke mich bereits im Voraus für alle Antworten..  Icon_rolleyes

Mit freundlichen Grüßen
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#2
Guten Morgen!


Zitat:sowie die generellen Konflikte in der Welt und fühle mich einfach nur schrecklich und habe wahnsinnige Angst und Bedenken vor der Zukunft. Ich bin in meinem Leben nicht wirklich religiös erzogen worden und dementsprechend ein relativ zweifelnder Mensch, wenn es um die Frage geht, ob es soetwas wie einen Gott wirklich gibt.. Ich schliesse es keineswegs aus, schwanke aber relativ häufig zwischen meinen Meinungen..



Im Prinzip spricht genau das gegen einen geistlichen Beruf. Mir geht es ähnlich wie Dir und ich versuche aus der Erfahrung zu sprechen. Es gibt in mir zwei Tendenzen: Die eine hat eine stark inidividualistische Neigung und hält wenig von vorgefertigten Normen oder vorgekauten Denkmustern (Dogmen), die andere Seite in mir weiß, dass der Mensch nicht aus sich heraus handeln kann, sondern immer von der Gnade abhängig ist. Das fängt bei der Gnade der Gesundheit an, aber es ist auch Gnade, trotz aller Irrtümer trotzdem ein guter Mensch geblieben zu sein und dass es letztlich eine Hoffnung für den Menschen gibt. Aber wo gehört man mit so einer Haltung hin? Mit letzterer bin ich durchaus katholisch (eigentlich auch durch die Taufe), erstere steht jeder institutionalisierten Form von Religion entgegen. Nun habe ich auch diese Zweifel. Aber kann man aus diesen Zweifeln wirklich jemanden konstruktiv im Glauben aufbauen? Was machst Du in diesen Phasen des Zweifels, wenn Du ein seelsorgerisches Gespräch führen musst? Das ganze kann zu Situationen führen, die unredlich sind. Wärest Du auch überhaupt in der Lage, Dich selbst vom Zweifel, wenn Du ihn hast, so wenig ergreifen zu lassen, dass Du Deinen Gesprächspartner nicht ebenfalls zum zweifeln bringst?


Zitat:Man könnte es in gewisser Weise auf die Theodizee Frage zurückführen, die ja schliesslich gerade jetzt stark in den Fokus der Gesellschaft gerrückt ist.


Es durchzieht sich immer durch alle Fragen. Durch den islamischen Terrorismus steht die Theodizee-Frage erneut in einer ernsthaften Debatte. Denn da gibt es ein monotheistisches Gottesbild, das auch Gewalt und Terror explizit erlaubt hat.


Zitat:Wie dem auch sei, ich fühle mich trotz meines relativ unausgeprägten Glaubens dazu verpflichtet, den Frieden durch meine Religion zu wahren, sei es durch freiwillige Arbeit oder mehr. Und genau dies ist worauf ich hinaus möchte. Ich fühle mich aus irgendeinem Grund dazu berufen, das Wort Gottes zu verbreiten sowie die damit einhergehende Verpflichtung aus Verzicht und Hingabe zu Gott einzugehen, um die Möglichkeit zu bekommen mich und meine Welt ein wenig "besser" machen zu können.




Wie willst Du etwas glaubhaft verbreiten, an dem Du selbst zweifelst?


Zitat:Der Gedanke an eine wärmende Hand auf jedermanns Schulter,
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Zumindest 30 Minuten am Tag. Denn die Realität in den Pfarrhäusern sieht nicht selten so aus, dass den Geistlichen kaum Zeit für ihre geistliche Tätigkeit bleibt, da sie an einem Schreibtisch voller Pfarrverwaltung sitzen und kaum Licht sehen.


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Zitat:Das mag in vielen Ohren vielleicht seltsam klingen, nur ich finde einfach wir leben in einer uniformen, medienverseuchten Welt, welche durch Personen, welche Traditionen wahren, sich für einander einsetzen und ein Beispiel darstellen, ein wenig besser gemacht werden könnte.  



Ich will Dich ja nicht desillusionieren, aber so perfekt sind die vielen Gemeinden auch nicht. Man hat da oft eher den Eindruck, die Menschen sind noch schlechter als in der restlichen Welt. Nächstenliebe? Barmherzigkeit? Mitgefühl? Finden wirst Du bisweilen: Hass, Abwertung, Verurteilung, Fremdenfeindlichkeit, Lästereien.

Gruss
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#3
(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: ... sollte dieses Thema bereits in irgendeiner Form aufgegriffen worden sein, würde ich den Admin bitten es an die vorgesehene Stelle zu verschieben.
In Frage käme: "Religionsübergreifendes und Interreligiöses"

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: Ich sehe die täglich aufkommenden Konflikte innerhalb der verschiedenen Religionen sowie die generellen Konflikte in der Welt und fühle mich ...
Zu deiner Information: Es war nie anders! Nur ist heute die mediale Flutung mit Informationen so groß, dass man lokal nicht darüber hinweg schauen kann.

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: Ich bin ... ein relativ zweifelnder Mensch, wenn es um die Frage geht, ob es soetwas wie einen Gott wirklich gibt.
Du vermischst ein Gefühl der Angst und Ohnmacht mit theologisch-theoretischen Fragen. Wir sind in eine Welt gestellt, in der wir selbst sehr viel tun können. Sich in einer Gemeinde (politisch oder religiös) kann man sich einbringen, wie man so sagt: sich engagieren. Die Welt kannst du nicht retten. Du kannst mit anderen zusammen nur lokal agitieren und versuchen, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Ob es Gott gibt oder nicht, oder ober ER ganz anders ist, als uns das beigebracht wurde, spielt letztlich keine Rolle. Beispiel: Würde Gott den Menschen vor schweren, tödlichen Krankheiten bewahren, welche Chance hätten Ärzte? Oder wozu wäre ein Immunsystem nötig. Wenn unsere Tendenz im Glauben auf die Theodizee hinaus läuft, ist unsere Vorstellung dessen, wer oder was Gott ist, schlicht falsch. Gleichwohl bleibt alles richtig, was man unter "Engagement" (für andere, für die Gemeinde) versteht! Löse dich also von der Mythologie (der Lehre von Gott/Göttern, Himmel, Hölle, Teufel, Paradies usw.).

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: ich fühle mich trotz meines relativ unausgeprägten Glaubens dazu verpflichtet, den Frieden durch meine Religion zu wahren, sei es durch freiwillige Arbeit oder mehr.
Das Tun ist das Wesentliche, nicht der mythologische Überbau. Letzterer wird geradezu absurd, wenn man sich die Fanatiker im Glauben ansieht. Für eigene Ziele gehen diese Leute über das Leben anderer hinweg - eine Perversion des Glaubens.

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: Ich fühle mich aus irgendeinem Grund dazu berufen, das Wort Gottes zu verbreiten sowie die damit einhergehende Verpflichtung aus Verzicht und Hingabe zu Gott einzugehen, ...
Wenn du das Pferd so "von hinten aufzäumst" (oder vom Mythos, von oben her), dann reitest du das falsche Pferd! Gott (oder das Bessere) vollzieht sich im Engagement von Menschen für Andere.

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: Der Gedanke an eine wärmende Hand auf jedermanns Schulter, welche der Menschheit Hoffnung und die Chance auf ein friedliches zusammenleben bietet, bereitet mir in dieser kalten Welt einfach ein Lächeln und lässt mich wieder aufatmen.
Yep, sorge dafür, dass deine Hand wärmt, wo sie Not lindert oder einfach nur Strukturen gerechter macht. (Langweilige Verwaltungsarbeit muss auch sein, und ist, da sie Strukuren ändert häufig weitreichender, als beispielsweise ein Krankenbesuch.)

(01-08-2016, 23:45)Lino98 schrieb: ... ich finde einfach wir leben in einer uniformen, medienverseuchten Welt, welche durch Personen, welche Traditionen wahren, sich für einander einsetzen und ein Beispiel darstellen, ein wenig besser gemacht werden könnte.
Lerne zu unterscheiden, was für dich und deine Gemeinde wesentlich ist, und jenen Dingen, die du beim besten Willen nicht zu ändern imstande bist.  
Der Kirchenbesuch ist an sich nicht wichtig, sondern dein Kontakt (deine Gespräche und Handlungen) zur Gemeinde - und dieser Kontakt findet nach dem Gottesdienst und während anderer Veranstaltungen statt.

Sich einbringen ist der Weg!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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