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Hintergrund-Fragen zum PHILIPPUS-EVANGELIUM
#16
(08-07-2016, 13:05)Ulan schrieb:
(08-07-2016, 11:19)Kreutzberg schrieb: Ich kenne mich hier nicht aus. Das ist Neuland für mich. Dennoch ist mir unbekannt, dass JESUS als Rabbiner irgendwann offiziell eingesetzt wurde.

Das Amt gab es damals noch nicht. Das rabbinische Judentum entwickelte sich erst nach dem Fall Jerusalems, parallel zum Christentum.


Was Du nicht sagst.

"Hillel war einer der bedeutendsten pharisäischen Rabbinen aus der Zeit vor der Zerstörung des zweiten Tempels, Vorsteher des Sanhedrin und Gründer einer Schule zur Auslegung der Schrift, auf den sich Juden bis heute oft berufen.  Rabbi Hillel kam in seiner Jugend aus Babylonien nach Jerusalem und wurde später Oberhaupt der nach ihm benannten Schule, Bet Hillel."


Anmerkung:  Rabbi Hillel lebte von 110 vor Chr  -  9 nach Chr   (ebenfalls Wikipedia)
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#17
(08-07-2016, 20:39)Sinai schrieb: Was Du nicht sagst.

"Hillel war einer der bedeutendsten pharisäischen Rabbinen aus der Zeit vor der Zerstörung des zweiten Tempels...

Ich sagte, das Amt gab es damals nicht. Als Ehrentitel gibt's das auch in den Evangelien. Bei Deiner Heiratspflicht geht's um spaetmittelalterliche Ansprueche an das Amt; das es zu Zeiten Jesu nicht gab.
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#18
(09-07-2016, 13:02)Ulan schrieb: Bei Deiner Heiratspflicht geht's um spaetmittelalterliche Ansprueche an das Amt; das es zu Zeiten Jesu nicht gab.

Du willst es genau wissen:
Zur Zeit Jesu waren diese ganzen Regelungen für die Rabbiner noch ungeschriebenes Recht !  
Jüdischer Fachterminus : "mündliches Gesetz"

(Anm.: der Begriff "mündliches Gesetz" ist an sich ein sprachlicher Widerspruch, denn in der deutschen Rechtsterminologie ist "Gesetz" eben als verschriftetes Recht zu verstehen. Dies nur als kleiner Exkurs am Rande.)

Nun weiter zum "mündlichen Gesetz" der Rabbiner:
Moses schrieb das (schriftliche) Gesetz auf, die Thora
Aber das rabbinische Judentum (nicht das sadduzäische Judentum) behauptet, daß dem Moses am Berg auch ein "mündliches Gesetz" gegeben worden wäre.
Dies ist nachvollziehbar: denn der Höchste sagte zu Moses zur Beschreibung der Dochtscheren und der Feuerschalen:
„Sieh zu, daß du sie genau nach dem Urbild verfertigst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist!“  2 Mose 25:38-40
Dies ist zweifellos eine nichtschriftliche Norm.

Die mündliche Thora !

Sie wurde auch zur Zeit Jesu von den Rabbinern peinlich genau befolgt.
Da ist alles sehr detailliert geregelt.
Wurde von Generation zu Generation weitergegeben !

Dann kam 70 n. Chr. die Zwangsdiaspora.
(Anm.: eine freiwillige Diaspora aus Geschäftsgründen gab es schon lange vorher, siehe die Familie des Saul von Tarsus, später Paulus geworden)

In der Zwangsdiaspora im gesamten Römischen Imperium und auch darüber hinaus (Euphrattal, Indien) drohte aufgrund der langen Zeiten der Nachrichtenübermittlung das pharisäische Judentum zu zerreißen.
Langsame Auseinanderentwicklung der Rechtsmeinungen der Synagogen.

Daher wurde nun die mündliche Thora niedergeschrieben. Der Talmud entstand
Und zwar noch in der Spätantike

Die von Generation zu Generation tradierte mündliche Thora wurde niedergeschrieben.
Mündliche Thora in Schriftform

In heutiger deutscher Rechtsterminologie würde man zum Talmud sagen: "Erlaßsammlung zum Gesetz"

Die wörtliche Übersetzung des Wortes "Talmud" heißt "Lernung" (Rabbi Gradwohl)
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#19
(09-07-2016, 14:00)Sinai schrieb: Aber das rabbinische Judentum (nicht das sadduzäische Judentum)...

...gab es zur Zeit Jesu nicht, um den Satz zu Ende zu fuehren. Hillel war Pharisaeer. Er trug den Ehrentitel "Rabbi", der nicht an seine Sektenzugehoerigkeit (haeresis) zu den Pharisaeern gebunden war.

Das rabbinische Judentum spielt etwa seit dem 6. Jahrhundert nach Christus seine Rolle als juedische Institution.
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#20
Nach H. Grätz hat Hillel den Titel Rabbi nicht geführt.

Heinrich Grätz. Geschichte der Juden Bd 3, Tlbd. 2, S 759:

Der Titel Rabbi war nämlich vor der Tempelzerstörung nicht üblich, da er nur von Jüngern ihrem Meister gegeben wurde. Solche gesonderte Schulen mit einem Lehrer an der Spitze bestanden aber nicht, so lange das Synhedrion fungierte. Die Gesetzeslehrer, welche vor der Tempelzerstörung geblüht haben, werden daher selbst in den talmudischen Schriften ohne diesen Titel genannt. Die sogenannten Paare (תוגוז), von Jose ben Joëser bis Hillel und Schammaï, figurieren sämtlich ohne den Titel Rabbi. Nur die Nachkommen Hillels werden mit dem Titel Rabban (ןבר) benannt, weil sie im Synhedrion monarchisch ohne einen zweiten gleichberechtigten Beisitzer fungiert haben. So auch noch Rabban Jochanan Ben-Sakkaï, weil er ebenfalls ohne Beisitzer im Kollegium fungiert hat.
MfG B.
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#21
(09-07-2016, 14:52)Ulan schrieb:
(09-07-2016, 14:00)Sinai schrieb: Aber das rabbinische Judentum (nicht das sadduzäische Judentum)...

...gab es zur Zeit Jesu nicht, um den Satz zu Ende zu fuehren. Hillel war Pharisaeer. Er trug den Ehrentitel "Rabbi", der nicht an seine Sektenzugehoerigkeit (haeresis) zu den Pharisaeern gebunden war.

Und nun zu Jesus:  Auch er trug den Ehrentitel "Rabbi", der nicht an seine Zugehoerigkeit (haeresis) zu den Pharisaeern gebunden war.

Allerdings wurde von einem, der diesen Ehrentitel trug, erwartet (gefordert) daß er verheiratet ist.
Egal ob er Hillel oder Jesus heißt

Somit kann ich dem von mir in Beitrag # 4 erwähnten Oberrabbiner schon folgen, wenn er sagt, daß Jesus verheiratet gewesen sein muß, weil der Vorwurf des Unverheiratetsein in seiner Anklage nicht vorkommt !
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#22
Ulan   Beitrag # 19
Das rabbinische Judentum spielt etwa seit dem 6. Jahrhundert nach Christus seine Rolle als juedische Institution.
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Rabbi Akiba hat sich soeben im Grab umgedreht
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#23
(09-07-2016, 20:33)Sinai schrieb: Und nun zu Jesus:  Auch er trug den Ehrentitel "Rabbi", der nicht an seine Zugehoerigkeit (haeresis) zu den Pharisaeern gebunden war.

Allerdings wurde von einem, der diesen Ehrentitel trug, erwartet (gefordert) daß er verheiratet ist.
Egal ob er Hillel oder Jesus heißt

Somit kann ich dem von mir in Beitrag # 4 erwähnten Oberrabbiner schon folgen, wenn er sagt, daß Jesus verheiratet gewesen sein muß, weil der Vorwurf des Unverheiratetsein in seiner Anklage nicht vorkommt !

Da musst Du schon mit einem Zitat kommen, das sich eindeutig auf die Zeit vor dem Untergang des Tempels bezieht, mit Quellenangabe. Irgendein Hoerensagen reicht da nicht. Und wie das mit neuzeitlichen Rabbis ist, interessiert in dem Zusammenhang nicht.
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#24
Ulan
Da musst Du schon mit einem Zitat kommen, das sich eindeutig auf die Zeit vor dem Untergang des Tempels bezieht, mit Quellenangabe.
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Da kannst Du lange suchen. Denn damals war das mündliche Gesetz noch wirklich mündlich.
Tradition vom Vater zum Sohn

Mündlich zwar, aber es wurde knallhart vollzogen.
Siehe die bekannten Dispute Hillel-Schammai
Die beiden wirkten damals.
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#25
(09-07-2016, 21:06)Sinai schrieb: Da kannst Du lange suchen. Denn damals war das mündliche Gesetz noch wirklich mündlich.
Tradition vom Vater zum Sohn

Mündlich zwar, aber es wurde knallhart vollzogen.
Siehe die bekannten Dispute Hillel-Schammai
Die beiden wirkten damals.

Tja, und woher weisst Du das? Und wie vereinbarst Du es damit, dass Hillel und Schammai in der juedischen Tradition als Rabbi bezeichnet werden, den Titel aber nie trugen, wie Bion oben angemerkt hat? Es geht hier um Details.
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#26
Ulan
Und wie vereinbarst Du es damit, dass Hillel und Schammai in der juedischen Tradition als Rabbi bezeichnet werden, den Titel aber nie trugen
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Genau so wie Jesus.  Jesus wurde von seinen Jüngern als Rabbi bezeichnet, er "trug" aber den Titel nie
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#27
Hallo Ulan, bitte den Beitrag # 22 beachten, den hast Du offenbar übersehen
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#28
(09-07-2016, 21:22)Sinai schrieb: Hallo Ulan, bitte den Beitrag # 22 beachten, den hast Du offenbar übersehen

Nee, das ist in diesem Thread jetzt mehrfach beantwortet worden. Das "rabbinische Judentum" und seine Regeln, einerseits, und Ehrentitel legendaerer Juden der Zeit um das Ende des Tempels haben nur sehr lose etwas miteinander zu tun.

Historisch ist von Akiba so gut wie nichts bekannt, das ueber Legenden hinausgeht (die Geschichten ueber Akiba sind erkennbar unhistorisch), wie uebrigens ueber die gesamte Bar-Kochba-Zeit. Leider gibt es aus der Zeit keine Chronisten wie Josephus. Das macht es ja auch so schwer, die Fruehzeit des Christentums zu erforschen.

Vom 1. juedisch-roemischen Krieg kennen wir Details, vom 3. so gut wie nichts. Man kann nicht mal mit Sicherheit sagen, wann der Jupiter-Tempel in Aelia Capitolina (dem vormaligen Jerusalem) gebaut wurde. Die Angaben klaffen ein halbes Jahrhundert auseinander.
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#29
Einige Einzeilen-Spams von Sinai entfernt. Im Wiederholungsfall gibt es eine Verwarnung.

Es sind genug Rückfragen zu manchen deiner unsinnigen Anmerkungen offen. Solche Rückfragen ziehst du vor, nicht zu beantworten.  Wenn du mangels nötigen Wissens in Sachfragen nichts beitragen kannst, dann halte die Tasten still. Sonst machst du demnächst wieder einmal eine Woche Pause.
MfG B.
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#30
Das es keine amtliche Rabbiner-Kommission gab war zunächst einmal nichts schlechtes. Es ist aber bei nüchterner Betrachtung doch schon so gewesen, dass ein RABBINER sich durch Sachkompetenz erst einmal beweisen musste. Ich möchte darauf hinweisen, dass auch heute Geistliche ohne Anerkennung gar nicht öffentlich richtig wahrgenommen werden. Dies ist eine wichtige Grundregel des Lebens : Anerkennung muss man sich eigentlich auch heute noch verdienen. Obwohl dieser Grundsatz zugegebener massen an Bedeutung zu verlieren scheint.
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