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Nächstenliebe - Feindesliebe
#1
Du…sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. (Lev 19,18)

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde… (Mt 5,44)

Wer sind diese Nächsten, die geliebt werden sollen? Alle Menschen der Welt? Oder sind das Menschen, mit denen ich Kontakt habe? Familie, Freunde, Bekannte, Menschen, denen ich begegne? Das wäre naheliegend. Denn was  hätte in der Zeit, in der der Text niedergeschrieben wurde, eine darüber hinaus zu verstehende Nächstenliebe denn bewirken sollen?

Heute könnte man im Bemühen mancher christlicher Gemeinschaften, die Not in der Welt zu lindern, den Versuch erkennen, das Gebot radikal zu erfüllen. Christen dieser Art sind die Minderheit. Dabei könnte das Notwendige gelingen, wenn sich die reichen Christen dieser Welt des Gebots erinnerten.

Dem Durchschnittsmenschen sind die Armen gleichgültig, wenn sie sich weit genug weg befinden. Oder irre ich mich? Und wenn sie es bis nach Europa schaffen, werden sie Wirtschaftsflüchtlinge genannt, und die Mehrheit der ansässigen Menschen – Christen und Nichtchristen – möchte sie möglichst schnell wieder loswerden.

Und was ist mit der Feindesliebe? Kennt jemand ein Beispiel, wo diese konsequent gelebt wurde oder wird? Könnten dafür eventuell die Quäker als Beispiel herhalten?
MfG B.
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#2
Noch was:  Jesus hat uns leider befohlen, unsere Feinde zu lieben. Das fesselt uns auf Schritt und Tritt.

Aber Gott sei Dank hat uns Jesus nicht befohlen, die Feinde unserer Kinder zu lieben
Da dürfen wir brutal zuschlagen
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#3
(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Und was ist mit der Feindesliebe? Kennt jemand ein Beispiel, wo diese konsequent gelebt wurde oder wird? Könnten dafür eventuell die Quäker als Beispiel herhalten?

Mmh, ein Beispiel käme mir in den Sinn und zwar die "Ernsten Bibelforscher" (heute Zeugen Jehovas) haben sich damals dem Kriegsdienst verweigert und dabei ihr eigenes Leben riskiert. Sie kamen, unter den Nazis, dafür in Lager und wurden umgebracht. Denke das könnte man schon als Feindesliebe betrachten. Man opfert sein Leben um nicht einem andern das Leben zu nehmen.

Ein anderses Beispiel was mir gerade noch einfällt wäre der Vorgang nach der Apartheid in Südafrika. Dort hat man auch "Siegerjustiz" im großen Rahmen verzichtet um der Gemeinschaftwillen, sag ich mal so salopp. In gewissser Weise ja auch eine Form der Feindesliebe. Trotz der so schlimmen Repressalien all die Jahre hat man sich nicht dazu hingegeben sich zu rächen. Vielleicht zeigt sich also in Form der "Gnade" die Feindesliebe.
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#4
(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Du…sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. (Lev 19,18)

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde… (Mt 5,44)

Wer sind diese Nächsten, die geliebt werden sollen?
Laut Hans Küng in seinem Buch "Jesus" hat Jesus das ganz direkt, punktuell gesehen: Der- oder diejenigen, die Hilfe brauchen, denen soll geholfen werden. Es gibt kein Geschäft, das nicht warten könnte.

Das von dir angesprochene Problem der Verallgemeinerung ist schon in der nachösterlichen Gemeinde aufgetreten und wird im NT geschildert. Die frühen christlichen Gemeinden haben ärmeren christliche Gemeinden durch Kollekten geholfen - insbesondere der offenbar verarmten Gemeinde in Jerusalem.
Ganz sicher haben sich christliche Gemeinden s. Z. um Christen gekümmert - es gab ja auch genug zu kümmern.

Aber heute geht es in einigen Weltgegenden den Christen so gut, dass sie das Gebot der Nächstenliebe sehr weit fassen und nicht nur Christen angedeihen lassen. Weltweit fließen Millionenbeträge.

Im übrigen kümmern sich Christen und Gemeinden auch um das Wohl der Flüchtlinge, jedenfalls hier in unserer Gegend in und um Köln. Die mir bekannten Helfer haben besonders mit dem Behördenkram Ärger und Lauferei.

(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Christen dieser Art sind die Minderheit. Dabei könnte das Notwendige gelingen, wenn sich die reichen Christen dieser Welt des Gebots erinnerten.
Nun, man muss nur mal genauer hinschauen. Möglich, dass Gemeinden als Minderheit erscheinen. Aber das liegt daran, dass Christen generell zu Minderheiten geworden sind. Und sich christlich nennende Persönlichkeiten handeln durch aus gegen den Heiligen Geist der Nächstenliebe.

(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Dem Durchschnittsmenschen sind die Armen gleichgültig, wenn sie sich weit genug weg befinden. Oder irre ich mich? Und wenn sie es bis nach Europa schaffen, werden sie Wirtschaftsflüchtlinge genannt, und die Mehrheit der ansässigen Menschen – Christen und Nichtchristen – möchte sie möglichst schnell wieder loswerden.
Nun, hier zeigt sich eine gewisse Schizofrenie. Es fließen nach wie vor Spendengelder in alle Welt - auch und gerade von säkularer Seite. Nur, wenn es ums Tun geht, den Platz oder den Komfort, dann auf einmal will man die Hilfsbedürftigen Menschen plötzlich los sein.

(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Und was ist mit der Feindesliebe? Kennt jemand ein Beispiel, wo diese konsequent gelebt wurde oder wird? Könnten dafür eventuell die Quäker als Beispiel herhalten?
Im Grunde wird sie seit dem 2. Weltkrieg in Europa gelebt, heißt nur "Völkerverständigung" oder "Aussöhnung" z. B. D -- F. Ein akuter Krieg z. B. mit dem Islamischen Staat verstellt den Blick darauf, dass irgendwann einmal Friedensverhandlungen sein müssen. Und diese sollten, wie die Entwicklung nach Versailles zeigt, nicht von Hass bestimmt werden. Feindesliebe hat viele, auch sehr sachliche Gesichter.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
Den "Nächsten" kann man aus zwei Beispielen bezeichnen. Einmal im direktem persönlichem Sinne, einmal im indirektem gesellschaftlichem Sinne.

Zum einen ist derjenige der "Nächste" der mir als nächstes begegnet und ich mich z.B mit dem unterhalte usw.. Dann ein Arbeitskollege, statt Ellenbogen, eher Mitgefühl. Das ist dann soweit schwierig, weil man da über sich selbst hinauswachsen muss. Normalerweise nach dem eigenen Ego würde man anders handeln. Man würde Abstand nehmen, den so nicht an sich ran lassen, schauen ob man von dem materiell profitieren kann usw. Auf Distanz halten weil man Angst hat das diese Person einen "verletzen" kann usw. Jemand der einen geschadet hat, wieder mit so viel Mitgefühl beitreten und ihn "Lieben  Nächsten" das ist schon ne harte Nummer.

Zum anderen kann mans gesellschaftlich interpretieren, die "Nächsten" in einem anderen Sinne, mit der man sich gerade konfrontiert, wären die Muslime in Europa.

Die AfD versucht z.B im Namen des Christentum Muslime aus gesellschaftlichen Strukturen zu separieren um vermeidlich ihre eigene zu schützen. Dabei frag ich mich ob die AfD tatsächlich ahnung vom Christentum hat, es ist eher wieder der klassische Vorwand im Namen einer Religion was machen zu wollen. Der Papst selbst setzt da komplementäre Zeichen und ich denke er macht das sehr Bewusst.

Dann passiert etwas was sehr interessant ist. Man versucht ihn als "Weichspüler" zu degradieren. Dieses Prinzip gibts auch unter z.B unter den Kurden oder auch Muslimen, der Hardliner Öcalan soll im Label des Kurdentums gefeiert werden, und der "Weichspüler" Barzani soll vom "Kurdentum" enteignet werden. 

Unter Muslimen ist das auch so, da kommen die Hardliner und versuchen die "Weichspüler" Haltungen zu degradieren. Wie z.B das Pierre Vogel mit den Sufis versucht hatte. Aber bei den Wahabiten traut er sich das z.B nicht. Auch gesellschaftlich ist auch so, dass man dann in der Öffentlichkeit eher dem "Hardliner" zujubelt. 

Dieses Prinzip find ich interessant.

Deswegen geht das in diese Extreme zum Symbol vom das Jesus sich für die "Sünden" anderer geopfert hat.
Der Papst mit seiner letzten Aktion geht ja auch schon in diese Richtung, er opfert sein Ego, dann noch aus seiner Position heraus, welches schon sehr schwer verdaulich ist für viele Hardliner. Und ich denke genau aus diesem Grunde hat er das gemacht um den Hardlinern kontrast zu zeigen. Aufeinmal setzt er sich so "weit herab" in einem "Flüchtligsstatus" und wascht ihm seine Füße. Das ist schon sehr krass und schwer zu verdauen. Aber es hat christlich gesehen was mit Demut zu tun und mit dem Prinzip, dass kein Mensch erhabener ist als der andere, und vor Gott gleich.

Das ist so eine Ebene in der man sich dann befindet, da "Opfert" man sich quasi selbst und geht in diese Form der Demut über die eigentlich in der christlichen Lehre verlangt wird. 

Das wird den Hardlinern aber nicht gefallen.

Ist tatsächlich ein schwieriges Gebot, weil es sehr viel Demut verlangt und gerade unsere derzeitige industrielle Gesellschaft erzieht uns eher zu gut gekleideten Egoisten.

Wenn ich mich z.B mit der derzeitigen ü20 Jugend treffe, bemerke ich immer, wie die so auf extrem teure Markenklamotten stehen, Partys, Frauen, Status und das wars dann. Früher war das noch irgendwie Diesel, Replay Klamotten - heute sind die total auf Haute Couture Kleidung wie Givenchy fixiert. Sehr Extrem geworden. Ihren "Nächsten" beurteilen sie auch nach diesen Mustern. Wenn die dann in diesen Klamotten von Obdachlosen angesprochen werden, regieren die auch sehr abwertend und werden aggressiv.
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#6
(26-03-2016, 19:49)Bion schrieb: Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde… (Mt 5,44) ....

Und was ist mit der Feindesliebe? Kennt jemand ein Beispiel ....

Für mich ist jede/r, der/die den inneren Groll, Zorn, Wut, Hass gegen einen Mitmenschen, der ihm/r effektives oder vermeintliches Unrecht antat oder antut, überwindet als Beispiel anzuführen, die Feinde zu lieben.

Ich glaube Rudolf Passian zitiert in seinem Buch: Licht und Schatten der Esoterik - den wissenschaftlichen Untersuch, wie man heftigst hassenden Menschen den Atem abnahm und konzentriert ich glaube Mäusen spritzte, die darauf hin sofort eingingen (im Gegensatz natürlich zum auf gleiche Weise hergestellten 'normalen Serum).

Hier wird gezeigt, dass der Hass gar höchst giftige Essenzen hervorbringt und uns daher letztlich vermutlich selbst am meisten schadet. Somit ist die Feindesliebe am Ende ein Heilmittel oder immerhin die Vermeidung eines Krankmachers.
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#7
Äh . . . hat Jesus von der Nächstenliebe oder von der Fernstenliebe gesprochen ?

Hätte er tatsächlich gesagt "Du sollst deinen FERNSTEN lieben wie dich selbst" ??
Zum Beispiel einen Bauern im Gangestal ?
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#8
Und mit der "Feindesliebe" war nicht gemeint, daß man seinem Feind jedes Jahr zu seinem Geburtstag eine Sachertorte bringt.

Im Gegenteil. Es ist hier die "Liebe zur Sache" gemeint. Wie ein Krebsforscher der Tag und Nacht den Krebs erforscht um ein Mittel zu finden, um ihn auszurotten !!!
Herr Primarius Dr. Meier "liebt" seinen Todfeind, den Krebs. Geht mit ihm zu Bett, und morgens ist sein erster Gedanke wie er den Krebs bekämpfen kann

Wer die äußerst blutrünstige Apokalypse betrachtet, liest auf Schritt und Tritt, daß Jesus der Henker erwartet wird
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#9
(27-03-2016, 01:09)Ekkard schrieb: Im Grunde wird sie seit dem 2. Weltkrieg in Europa gelebt, heißt nur "Völkerverständigung" oder "Aussöhnung" z. B. D -- F.

Richtig. Allerdings ist solches Handeln doch mehr dem Vernunftdenken und weniger dem christlichen Gebot geschuldet.
MfG B.
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#10
Wichtig war, dass die "Feindesliebe" in den Vorstellungen der damaligen Protagonisten vorhanden waren. Natürlich ist "Feindesliebe" auch ein Gebot vernünftigen politischen Handelns. Man muss sich dies ins Bewusstsein rufen. Anders bleibt "Feindesliebe" in der Mythologie oder im Reich der Ideen stecken.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#11
(27-03-2016, 19:56)Sinai schrieb: Wer die äußerst blutrünstige Apokalypse betrachtet, liest auf Schritt und Tritt, daß Jesus der Henker erwartet wird

Viele erkennen allerdings in der Apokalypse nicht ein zukünftiges irdisches Ereignis sondern ein längst vergangenes Geschehen.

In jener Betrachtungsweise erscheint Jesus als Retter - passt meines Erachtens besser.
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