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Wiedereintritt, aber Zweifler und voll Skepsis
#1
Guten Abend,

ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken über einen Kirchen-Wiedereintritt (Austritt vor 4 Jahren mit 27 Jahren. Als Säugling getauft und im Alter von 14 Jahren konfirmiert, evangelisch-lutherisch), bin mir über meine eigenen Motive und mein Ansinnen aber noch nicht ganz klar. Komme mir teilweise lächerlich vor, da ich nicht an übernatürliche Phänomene glaube. Vielleicht könnt ihr mir bei den unten stehenden Fragen helfen.

Kann man einer Religion angehören ohne an eine übernatürliche Gottesfigur zu glauben?

Ist es möglich, religiös zu sein und einer Kirche anzugehören ohne an Wunder und ähnliche übernatürliche Dinge zu glauben?

Wie vereint man eine Kirchenmitgliedschaft mit der gleichzeitigen Ablehnung des dritten Weges und dem persönlichen Ziel einer vollständigen Trennung von Kirche und Staat?

Welche Kirche ist die richtige für mich? Die Auswahl ist unglaublich groß und das Verständnis jedes Kirchenzweiges und der Strukturen ist schwierig. Katholisch, Evangelisch-lutherisch, Baptisten, Methodisten, Evangelikal, Presbyterianer, Episkopalen, Mormonen,...

Mit Missionierung (egal in welchem Sinne, ob durch Vegetarier, Nichtraucher, etc. pp.) habe ich ein Problem.

Ich denke, dass die Gemeinschaft einem etwas geben kann und das eine Art Lebensphilosophie ein gutes Fundament (neben Familie, Beruf und persönlichem Engagement) sein kann.
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#2
Erst einmal ein Willkommen im Forum.

Dein letzter Satz
Zitat:"Ich denke, dass die Gemeinschaft einem etwas geben kann und das eine Art Lebensphilosophie ein gutes Fundament (neben Familie, Beruf und persönlichem Engagement) sein kann. "

sagt aus, das du eine Gemeinschaft suchst.
Warum soll es gerade eine Religion sein, wobei es viele Gemeinschaften gibt in die man sich positiv einbringen kann?
Ich denke da mal an z.B. freiwillige Rettungsdienste (Feuerwehr, DLRG, THW..)
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#3
Ich bin auch politisch aktiv, in der Lokalpolitik engagiert, sitze in Gremien. Im Kontrast dazu "suche" ich vielleicht eher eine ruhigere Gemeinschaft, harmonischer, spiritueller.
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#4
Auch von mir ein Willkommen!

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Kann man einer Religion angehören ohne an eine übernatürliche Gottesfigur zu glauben?

Das frage ich mich auch zunehmend. Auch ein Grund warum ich hier im Foruim bin und Gedankenaustausch suche. Die einen sagen ja andere nein, schwierig aber spannend.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Ist es möglich, religiös zu sein und einer Kirche anzugehören ohne an Wunder und ähnliche übernatürliche Dinge zu glauben?

Eine Kirche stellt ja eine Gemeinde dar, welche sich unter bestimmten Regeln versammelt. Ich glaube in einer Kirche selbst kann man auch "seelig" werden ohne an Übernatürliches zu glauben. Hierbei steht ja die Gemeinschaft das Zusammensein und -halten im Vordergrund.
Ob man relgiös sein kann ohne an Übernatürliches zu glauben da sind wir ja wieder bei der ersten Frage.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Wie vereint man eine Kirchenmitgliedschaft mit der gleichzeitigen Ablehnung des dritten Weges und dem persönlichen Ziel einer vollständigen Trennung von Kirche und Staat?

Was ist der "dritte Weg"?
Die Frage zur Trennung von Kirche und Staat aus religiöser Sicht interssiert mich auch.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Welche Kirche ist die richtige für mich? Die Auswahl ist unglaublich groß und das Verständnis jedes Kirchenzweiges und der Strukturen ist schwierig. Katholisch, Evangelisch-lutherisch, Baptisten, Methodisten, Evangelikal, Presbyterianer, Episkopalen, Mormonen,...

Mit Missionierung (egal in welchem Sinne, ob durch Vegetarier, Nichtraucher, etc. pp.) habe ich ein Problem.

Die Frage kannst nur du dir beantworten.
Die, bei der du dich am geborgensten und erfülltesten fühlst, würd ich vorschlagen.

Die christlichen Religionen sind aber alle missionierend unterwegs. Demnach müssten die ja fast schon rausfallen.
Siehe Matthäus 28:19: "Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes"

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Ich denke, dass die Gemeinschaft einem etwas geben kann und das eine Art Lebensphilosophie ein gutes Fundament (neben Familie, Beruf und persönlichem Engagement) sein kann.

Das denk ich auch.
Gemeinschaft gibt einem Halt und Sicherheit aber auch Inspiration und Freude. Meines Erachtens muss man dafür nicht an höhere Mächte glauben um dies Leben zu können.

Da frag ich mich grad, welche Kirchen auch Menschen in ihre religiöse Gemeinde aufnehmen, wenn diese offen sagen, dass sie nicht an Gott selbst glauben?

Neben religiösen Gemeinschaften gibt es aber auch viele ebenso reizvolle nicht religiöse Gemeinschaften, in denen man auch "seelig" werden kann, ganz ohne eine höhere Macht mit hineinziehn zu müssen.
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#5
Der dritte Weg bezieht sich auf das kirchliche Arbeitsrecht. Für kirchliche Arbeitnehmer gilt nicht das allgemeinverbindliche Arbeitsrecht (Streiken, Gewerkschaften, Kündigungsschutz,...), sondern ein gesondertes von der Kirche kontrolliertes.

Da hast du natürlich recht. Auch Parteien machen Mitgliederwerbung etc.pp. Ist wohl nur ein persönliches Problem, wenn mich jemand dazu drängen will etwas zu tun, was mir abgeht. ;)

Ich denke, dass eine Kirche einen grundsätzlich nicht ablehnen würde. 1. weil Sie es nicht tun (jemanden ablehnen) und 2. aus wirtschaftlichen Gründen.

Welche wären das?
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#6
Wie du schon an anderer Stelle schreibst betätigst du dich auch politisch, auch hier gibt es bei Abstimmungen einen Fraktionszwang um die Ansicht durchzusetzen.
Wo kann man wirklich nach seinem "freien" Willen entscheiden?
Gerade christliche Kirchen lassen keinen eigenen Willen zu?
Warum möchtest Du undedingt eine kirchliche Gemeinschaft?
Beschäftige dich doch mal mit den ostasiatischen Gemeinschften.
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#7
Die letzten Beiträge sind zwar schon eine Weile her. Gleichwohl finde ich die Ursprungsfrage nur recht einseitig beantwortet.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: (Ich) komme mir teilweise lächerlich vor, da ich nicht an übernatürliche Phänomene glaube. Vielleicht könnt ihr mir bei den unten stehenden Fragen helfen.

Kann man einer Religion angehören ohne an eine übernatürliche Gottesfigur zu glauben?
Man kann! Das dürfte auch der Hauptgrund für die vielen Christen sein, zu bleiben, die erhebliche Zweifel an der "gemeinschaftlichen Mythologie" haben, die sich im Laufe der Zeit in der Bibel (und anderen frommen Geschichten) angesammelt haben. Nach meiner Erkenntnis ist die Mythologie nur ein Vehikel, so wie ein Pferd, ein Auto oder die Bahn, um von Ort zu Ort zu gelangen. Nur, dass hier die "Orte" soziale Beziehungen sind, die möglichst ohne Verluste funktionieren sollen.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Ist es möglich, religiös zu sein und einer Kirche anzugehören ohne an Wunder und ähnliche übernatürliche Dinge zu glauben?
Meine persönliche Erfahrung ist: Ja, weil ich die Mythologie eben nicht wörtlich nehme, sondern nur metaphorisch.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Wie vereint man eine Kirchenmitgliedschaft mit der gleichzeitigen Ablehnung des dritten Weges und dem persönlichen Ziel einer vollständigen Trennung von Kirche und Staat?
Ach, das wird auch innerkirchlich erörtert - jedenfalls bei uns Protestanten.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Welche Kirche ist die richtige für mich? Die Auswahl ist unglaublich groß und das Verständnis jedes Kirchenzweiges und der Strukturen ist schwierig. Katholisch, Evangelisch-lutherisch, Baptisten, Methodisten, Evangelikal, Presbyterianer, Episkopalen, Mormonen,...
Diese Richtungen beißen sich an Aspekten der tradierten Mythologie fest. Viele der Hardliner begreifen ihre Spiritualität als absolut (von Gott gesetzt, notwendig, Heil bringend). Sie übersehen die Aufgabe von Religion, nämlich das soziale Gefüge verlustarm zu halten, Gemeinsamkeiten zu betonen, Trennendes abzumildern oder zu beseitigen.

Wenn es dir auf Gemeinschaft ankommt, ist nahezu jede funktionierende Gemeinde die Richtige. Wenn du mehr liberal eingestellt bist, dann sind die Kirchen der Reformation mit ihren lokalen Kirchenvorständen (Presbyterien) die Richtigen. Du musst nur darauf achten, dass die Gemeinde deiner Wahl nicht zu sehr "pfarrerzentriert" auftritt.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Missionierung ...
Im Protestantismus (des Rheinlands) kenne ich keine Missionierung im herkömmlichen Sinne. Natürlich heißt das nicht, dass irgendwelche Leute sich dies irgendwo auf der Welt zur (eigenen) Aufgaben machen.

(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Ich denke, dass die Gemeinschaft einem etwas geben kann und das eine Art Lebensphilosophie ein gutes Fundament (neben Familie, Beruf und persönlichem Engagement) sein kann.
Davon bin ich zutiefst überzeugt, zumal eine diversifizierte Gesellschaft immer in der Gefahr schwebt, zu zerfallen, also die (lose) Wertegemeinschaft zugunsten von Partikularinteressen verlässt (zur Zeit deutlich an der Flüchtlingsproblematik).

(12-01-2016, 11:15)Hawkeye schrieb: Ich denke, dass eine Kirche einen grundsätzlich nicht ablehnen würde.
Richtig, getaufte, ehemalige Christen werden wiederaufgenommen, ein kleiner Akt der Vorstellung während eines Sonntagsgottesdienstes.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: Kann man einer Religion angehören ohne an eine übernatürliche Gottesfigur zu glauben?
Kann man, die Frage ist nur, ob es ehrlich ist. Denn zumindest vermittelst Du gegenüber anderen Gemeindemitgliedern, dass Du glaubst. Du bekennst außerdem etwas, was Du nicht bekennen kannst.
Generell kannst Du in jeder Institution Mitglied werden. Das sind immerhin menschgemachte Organisationen.
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#9
Vielen Dank erstmal an alle, die sich hier beteiligt haben und Rat wussten.
Es ist wirklich ein vertracktes Thema. Einerseits immerschon das Gefühl zu haben überzeugter Atheist zu sein ("Religion? Übernatürliches Gebrabbel...") und andererseits diesen innerlichen Drang zu haben, dass einem diese so abgelehnte Institution doch etwas bieten kann. Einen persönlichen Bedarf befriedigen kann. Vielleicht ist das auch ein psychologisches Problem! :D
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#10
Auch als überzeugter Atheist stelle ich immer wieder fest, dass Glaube ein Bedürfnis befriedigen und persönliches Glück fördern kann. Ich erkenne das u.a. an meiner ev. Frau und deren Schwester, die als Diakonisse am liebsten die ganze Welt, besonders aber ihren Schwager, mich Icon_wink, von der Wahrheit der christlichen Botschaft überzeugen möchte. Wer solche Gefühle zu spüren glaubt, sollte deshalb ruhig an die Botschaft glauben, von der er sich Erlösung verspricht, wenn er nicht den Rest der Menschheit zum Glauben an das, was er selbst glaubt und zur Befolgung der Gebote seines Glaubens zwingen will. Und davon hat sich das heutige Christentum westlicher Prägung im Gegensatz zu früher weitestgehend distanziert.

Die Macht der eigenen Überzeugung kann sogar helfen, Suchtprobleme zu beheben, wie ich von einer Frau mit einem starken Alkoholproblem weiß. Im negativen Sinn kann sie allerdings auch bewirken, den wohl stärksten aller menschlichen Triebe, den Selbsterhaltungstrieb, auszuschalten - durch Selbstmordattentate z.B.. Aber es wäre schon sehr schwer, eigentlich sogar unmöglich, eine solche Tat mit den Aussagen des Evangeliums zu rechtfertigen.
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#11
(11-01-2016, 01:02)Hawkeye schrieb: ... bin mir über meine eigenen Motive und mein Ansinnen aber noch nicht ganz klar. Komme mir teilweise lächerlich vor, da ich nicht an übernatürliche Phänomene glaube. 

Nun, wenn du nur ein soziales Auffangbecken suchst, tue es nicht. Denn du wirst nicht glücklich werden. Du solltest die Werte einer Gemeinschaft, der du beitreten möchtest, schon teilen.

Wenn du aber Sehnsucht nach Religion in irgend einer Form hast, sehe ich kein Problem. Dazu musst du nicht an übernatürliche Phänomene glauben. Warum sollte Gott zunächst eine Natur mit ihren Naturgesetzen schaffen und anschließend ständig dagegen verstoßen? Macht doch keinen Sinn. 

Die Frage, was oder wer Gott ist, ist sowieso nicht objektiv beantwortbar.
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#12
(15-07-2016, 10:43)Hawkeye schrieb: Vielleicht ist das auch ein psychologisches Problem! :D

Schwer zu sagen. Es könnte auch ein Glaubenshinweis sein, dass die spirituelle Neigung allen rationalen Erwägungen strotzt.
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#13
(23-07-2016, 15:00)Thomas schrieb: Nun, wenn du nur ein soziales Auffangbecken suchst, tue es nicht. Denn du wirst nicht glücklich werden. Du solltest die Werte einer Gemeinschaft, der du beitreten möchtest, schon teilen.

Interessante Frage nach den Werten einer Gemeinschaft.
Warum sind die 10 Gebote gut? Weil sie sich in der menschlichen Gemeinschaft als "gut" bewährt haben. Deswegen  wird man wenig Menschen treffen, die diese Werte nicht teilen. Die Frage ist nun, wie aktiv das jemand tut und wie notwendig es ist, das aktiv zu tun, oder ob es nicht vielmehr reicht, diesen Werten entsprechend zu handeln.
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#14
Inzwischen beschäftige ich mich seit mehr als einem 3/4 Jahr (immer mal wieder) mit dem Thema. Lese über unterschiedlichste Konfessionen (Deutschland, Vereinigte Staaten, Großbritannien) und versuche die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten zu identifizieren und zu verstehen. Das Thema ist wirklich komplex.

Ich spüre weiterhin einen innerlichen Drang nach Spiritualität und religiöser Gemeinschaft, jedoch liberal-moderater und moderner Ausprägung. Vor ein paar Wochen führte ich ein kurzes Gespräch mit einer osteuropäischen Mitbürgerin, die angab gottesgläubig zu leben, ihr Leben, die Erziehung ihrer (zehn) Kinder nach einem religiösen Lebensbild ausrichtet und wöchentlich die Kirche besucht, fest verwurzelt in ihrem Glauben. Diese klassische, tiefe Gläubigkeit und das strikte Festhalten an allem was Kirche in den letzten Jahrzehnten für junge Menschen bedeutete - miefig, staubig, "konservativ", - war ein (gefühltes) Paradebeispiel für das was ich nicht möchte. Eine von alternativer Alternativlosigkeit durchwachsene, piefige Gemeinschaft. Gleichzeitig ist eine Megachurch us-amerikanischen Vorbilds mit Gospel und Entertainment auch nichts anderes als das extreme Gegenbeispiel, wenn auch ebenfalls von konservativer Überzeugung geprägt, eher eine Art Massenunterhaltung den eine lebhafte religiöse und offene Gemeinschaft.

Ich merke, das Thema ist mir wichtig. Ich weiß noch nicht genau wohin es gehen soll und ich weiß noch viel weniger, ob ich die Initiative bewerkstellige mich auf den Weg zu begeben sobald ich das Ziel ausgemacht habe.

Eine Mischung aus willentlicher und wissentlicher Verlorenheit im Thema und Scham vor der Entscheidung die notwendigen Konsequenzen zu ziehen in Bezug auf mein soziales Umfeld, meine im bisherigen Leben gelebte Überzeugung vom Atheismus und einem vermeintlichen Rückschritt in der Entwicklung meiner persönlichen Aufklärung (im Sinne des Zeitalters der Aufklärung).
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