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Kinder atheistisch erziehen?
#16
(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: Atheismus nimmt Kindern auch jede Wahlmöglichkeit...
Inwiefern? Was fuer eine "Wahl" ist Atheismus denn? Bei welchem atheistischen Verband werden sie denn, ohne gefragt zu werden, angemeldet? Dies ist also ein Strohmann.

(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: ... und Kindstaufe ist nun schon lange eine Mär, das diese beim Säugling stattfinden müsste.
Sie muss natuerlich nicht, aber dennoch ist das gelebte Realitaet bei fast allen Kirchenmitgliedern in Deutschland, da die zahlenmaessig bedeutendsten christlichen Denominationen das immer noch genau so handhaben. Wobei es letztlich aber auch keinen Unterschied macht, wenn das mit 12 oder 14 passiert.

(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: ... atheistische Erziehung unter Verleugnung der Kehrseite ist auch eine Bevormundung und wesentlich mehr Indoktrination als seinem Kind die andere Seite zugänglich zu machen.
Noch so ein Strohmann. Stand hier irgendwo zur Debatte, den Kindern eine Kirchenmitgliedschaft zu verbieten?

Wenn wir von atheistischer Erziehung reden, so nehme ich stark an, dass es dabei schlicht um Erziehung geht, die durch atheistische Eltern geleistet wird (also nicht zum Atheismus). Warum sollten die christlich erziehen, wenn ihnen das nichts sagt? Wenn ich's genau nehme, war meine Erziehung atheistisch (zumindest der Teil, der zu Hause passierte), auch wenn ich in der katholischen Kirche aufgewachsen bin. Meine Eltern glaubten nicht an Gott, und sie haben mir in dieser Hinsicht nichts vorgemacht. Sie haben mich nicht in Richtung Atheismus erzogen; sie haben mir lediglich gesagt, was sie darueber denken. Sie haben mir ganz klar gemacht, dass der einzige Grund, warum ich all diese katholischen Wegpunkte abarbeiten musste, war, dass sie dachten, das wuerde bei der Integration helfen, und dass ich dann schon in der Kirche waere, wenn ich an Gott glauben wuerde, was vieles einfacher machen wuerde. Irgendeinen direkten Einfluss darauf, was ich tatsaechlich zu glauben hatte, haben sie nicht genommen; ich bin spaeter selbst zu dem gleichen Schluss gekommen wie sie, und als ich mit 13 offiziell selbst Entscheidungen treffen konnte, habe ich die Reissleine gezogen.

Im Nachhinein sehe ich die ganze Prozedur als ziemlich ueberfluessig, denn ich haette mir das alles sparen koennen. Ich weiss noch, als ich dann endlich zum Amtsgericht ging (noch so eine deutsche Eigentuemlichkeit), um auch ganz offiziell die Sache klar zu machen. Es war schon ein wenig komisch, als mir die Sacharbeiterin zu meinem Schritt gratulierte und meinte, ich wuerde genau das Richtige tun.
#17
Was grundsätzlich für eine weltliche Erziehung spricht ist, das die Kirche es nie geschafft hat
mit ihren uralten, wenn auch mal runderneuerten Weisheiten irgendetwas
allgemein für alle, auch andere Glaubensrichtungen oder keine zu schaffen.
Kein Wunder bei der Intoleranz, des Weltbeherschungsauftrages.
Grundlegend hat sich ja nichts geändert, nur viel Schminke und Schönred.

Gläubige leben ja viel von Sprüchen ihrer Idole.
Andere haben die auch.

Albert Einstein: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

„Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann.“
Albert Einstein in einem Brief vom 24. März 1954, von Albert Einstein: The Human Side.

" „Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern.“

„Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gerne gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Dignität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppen wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Sonst kann ich nichts 'Auserwähltes' an ihm wahrnehmen.“"
Einstein schrieb den Brief am 3. Januar 1954.

Warum in aller Welt sollte man seine Kinder in die eigene Welt dieser Gottesknaben und (mädchen, sind nicht so wichtig) senden.
80% der Weltbevölkerung sind auch anderer Meinung. Kirche hat sich nur da etabliert, wo sie sich militärisch und durch Volkskontrolle
halten konnte. Lange wurde das Volk in Dummheit gehalten und konnte nichtmal prüfen was die Pfaffen
verkündeten und das war nicht viel anders als heute.
Zu Stammzellen hatten sie natürlich keinen Bezug.
Ansonsten wird der kirchliche Mensch ja auch noch aus Lehm geschaffen.
#18
Nur kurz zur Erklaerung, warum meine Eltern so viel Wert auf diese christliche Erziehung legten, obwohl sie selbst nicht glaeubig waren: das lag am Fluechtlingshintergrund, vor allem bei meiner Mutter und ihrer Mutter. Als sie nach mehr als 3 Jahren im Fluechtlingslager dieses endlich verlassen durften, wurde ihr Wunschziel abgelehnt, und sie wurden in eine Gegend gebracht, wo die Einheimischen sie ziemlich schlecht behandelten. Sie mussten da mehrere Jahre bleiben, bevor sie endlich wegziehen durften.

Meine Mutter hatte schlicht Angst, uns wuerde Aehnliches widerfahren, weil weder sie noch mein Vater aus der Gegend waren, wo wir Kinder aufwuchsen. Das war letztlich eine unbegruendete Furcht, aber erklaert vielleicht, wie es ueberhaupt zu so etwas kam.
#19
Grad war die Frau Käsman auf NDR, erzählte von einem Erlebnis als eine Jugendgruppe eine Kirche besuchte.
Einer der Jungs betrachtete ein Kreuz mit Jesus dran, "Boah, was ist dem denn passiert ?".
Muss man auch nicht wissen, der ist nicht von hier.
Einer der rebelliert hat und das nicht überlebt hat. Gibts tausende Mal auf der Welt.
Die Anhänger der Anderen waren nur nicht in der Lage ihre Ideen militärisch umzusetzen.
Kaiser Konstantin wusste sicher auch nicht, was er sich da ins Reich holt.
War natürlich praktisch, wenn der Kaiser übertritt waren alle zwangsläufig dabei,
praktisch so Staatsreligionen, werden dem Individuum aber nicht gerecht.
Entspricht aber dem System, Herr entscheidet, der Kleine leidet.
Klappt heute nicht mehr.
#20
(18-09-2015, 19:20)Ulan schrieb:
(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: Atheismus nimmt Kindern auch jede Wahlmöglichkeit...
Inwiefern? Was fuer eine "Wahl" ist Atheismus denn? Bei welchem atheistischen Verband werden sie denn, ohne gefragt zu werden, angemeldet? Dies ist also ein Strohmann.

(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: ... und Kindstaufe ist nun schon lange eine Mär, das diese beim Säugling stattfinden müsste.
Sie muss natuerlich nicht, aber dennoch ist das gelebte Realitaet bei fast allen Kirchenmitgliedern in Deutschland, da die zahlenmaessig bedeutendsten christlichen Denominationen das immer noch genau so handhaben. Wobei es letztlich aber auch keinen Unterschied macht, wenn das mit 12 oder 14 passiert.

(18-09-2015, 16:24)Smiler schrieb: ... atheistische Erziehung unter Verleugnung der Kehrseite ist auch eine Bevormundung und wesentlich mehr Indoktrination als seinem Kind die andere Seite zugänglich zu machen.
Noch so ein Strohmann. Stand hier irgendwo zur Debatte, den Kindern eine Kirchenmitgliedschaft zu verbieten?

Wenn wir von atheistischer Erziehung reden, so nehme ich stark an, dass es dabei schlicht um Erziehung geht, die durch atheistische Eltern geleistet wird (also nicht zum Atheismus). Warum sollten die christlich erziehen, wenn ihnen das nichts sagt? Wenn ich's genau nehme, war meine Erziehung atheistisch (zumindest der Teil, der zu Hause passierte), auch wenn ich in der katholischen Kirche aufgewachsen bin. Meine Eltern glaubten nicht an Gott, und sie haben mir in dieser Hinsicht nichts vorgemacht. Sie haben mich nicht in Richtung Atheismus erzogen; sie haben mir lediglich gesagt, was sie darueber denken. Sie haben mir ganz klar gemacht, dass der einzige Grund, warum ich all diese katholischen Wegpunkte abarbeiten musste, war, dass sie dachten, das wuerde bei der Integration helfen, und dass ich dann schon in der Kirche waere, wenn ich an Gott glauben wuerde, was vieles einfacher machen wuerde. Irgendeinen direkten Einfluss darauf, was ich tatsaechlich zu glauben hatte, haben sie nicht genommen; ich bin spaeter selbst zu dem gleichen Schluss gekommen wie sie, und als ich mit 13 offiziell selbst Entscheidungen treffen konnte, habe ich die Reissleine gezogen.

Im Nachhinein sehe ich die ganze Prozedur als ziemlich ueberfluessig, denn ich haette mir das alles sparen koennen. Ich weiss noch, als ich dann endlich zum Amtsgericht ging (noch so eine deutsche Eigentuemlichkeit), um auch ganz offiziell die Sache klar zu machen. Es war schon ein wenig komisch, als mir die Sacharbeiterin zu meinem Schritt gratulierte und meinte, ich wuerde genau das Richtige tun.
Tja statt diskutieren wird schlicht gesagt "ist nicht so" = Strohmann. Solltest dir evtl. mal den Titel des Thread anschauen:
Zitat:Kinder atheistisch erziehen?
Thema verfehlt setzen 6...
#21
(18-09-2015, 23:42)Smiler schrieb: Tja statt diskutieren wird schlicht gesagt "ist nicht so" = Strohmann. Solltest dir evtl. mal den Titel des Thread anschauen:
Zitat:Kinder atheistisch erziehen?
Thema verfehlt setzen 6...

Ah, ich diskutiere also nicht. Wozu zitierst Du dann alles, was ich geschrieben habe? Wo nebenbei auch steht, warum Deine Punkte Strohmaenner sind? Wo steht denn, wie Du eigentlich zu solchen Behauptungen kommst, dass "Atheismus den Kindern auch alle Wahlmoeglichkeiten nimmt"? In welchem Sinne? Wie vermag er dies? Was ist der Anker, der die Kinder darin festnagelt?

Wenn die Kinder erwachsen werden, bzw. bereits im Jugendlichen-Alter, entscheiden sie sowieso selbst. Vorher erziehen Eltern ihre Kinder meist in dem Sinne, wie sie selbst es kennen. Atheistische Erziehung heisst in diesem Zusammenhang, dass es schlicht keinerlei religioese Erziehung gibt.
#22
(18-09-2015, 23:24)Harpya schrieb: Grad war die Frau Käsman auf NDR, erzählte von einem Erlebnis als eine Jugendgruppe eine Kirche besuchte.
Einer der Jungs betrachtete ein Kreuz mit Jesus dran, "Boah, was ist dem denn passiert ?".
Muss man auch nicht wissen, der ist nicht von hier.
Einer der rebelliert hat und das nicht überlebt hat. Gibts tausende Mal auf der Welt.

Hmm, das ist ein anderer Aspekt, den man eventuell nicht vernachlaessigen sollte. Unsere Literatur bedient sich sehr vieler Geschichtchen und Andeutungen, die ihren Ursprung in den christlichen Legenden haben, so dass es wohl nicht falsch ist, den eigenen Kindern zumindest die beliebtesten Erzaehlungen in irgendeiner Form zugaenglich zu machen, auch wenn man als Elternteil selbst atheistisch eingestellt ist. Diese kulturellen Versatzstuecke haben ihr Echo ueberall in der Gesellschaft, und die Kinder sollten zumindest wissen, was gemeint ist, so im Sinne von Allgemeinbildung also.
#23
ich will hier nur mal nachträglich einwerfen, dass ich persönlich unter "atheistischer Erziehung" keine moralfreie Erziehung meine. Der Unterschied zwischen einer atheistischen und einer religiösen Einstellung liegt für mich nicht darin, dass der Atheist moralfrei und rein egoistisch handelt, das meine ich absolut nicht. Ich sehe den Unterschied gerade in der Erziehung aber darin, wie ich einem Kind auf Fragen antworte.
Was antworte ich auf:
Was passiert nach dem Tod? Wo ist die tote Oma jetzt?
Gibt es etwas göttliches oder einen Gott? oder mehrere?
Gibt es einen Himmel? Ein Paradies? Und somit auch eine Hölle?
Werden wir für Dinge, die wir im Leben falsch machen nach dem Leben bestraft?
Werden wir wiedergeboren?
usw

Natürlich gibt man einem Kind keine eindeutigen Antworten wie "das ist auf jeden Fall faktisch so und so", sondern man gibt Anregungen, aber da Kinder die Einstellungen der Eltern bis zu einem gewissen Alter übernehmen und auch übenehmen müssen, weil sie emotional an die Eltern gebunden sind kann man davon ausgehen, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter die eigene Einstellung übernehmen, also sollte man sich gut überlegen was man sagt.
Und zu Harpya von der ersten Seite:

Wenn die Oma stirbt und ich sage meinem Kind: Sie ist nur weg wenn du nicht an sie denkst, solange du sie im Herzen hast ist sie nicht tot.
Klingt für uns wie eine super Antwort, aber überleg mal was du mit dem Kind machst: Denn diese Antwort bedeutet auch: Wenn du nur eine Sekunde nicht an die Oma denkst, dnn bringst du sie um und dann ist es deine Schuld, wenn sie weg ist.
Klingt weit hergeholt? So einen Fall kenne ich aber aus meiner (Arbeits)zeit im Kindergarten. Dieses besagte Kind hat sich aufeinmal stark verändert und wir gingen davon aus, dass das durch den Tod der Oma ausgelöst wurde, aber dieses zurückziehen, Angst haben und immer weniger sprechen war tatsächlich durch solche Äußerungen ausgelöst worden und hat enorme Schuldgefühle beim Kind ausgelöst, weil es sich (was ja ganz normal ist) recht bald an Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte und das war aufgrund genau einer solchen Äußerung der Eltern für das Kind ganz schrecklich.
Gruß
Motte

#24
(19-09-2015, 13:57)Schmettermotte schrieb: ich will hier nur mal nachträglich einwerfen, dass ich persönlich unter "atheistischer Erziehung" keine moralfreie Erziehung meine. Der Unterschied zwischen einer atheistischen und einer religiösen Einstellung liegt für mich nicht darin, dass der Atheist moralfrei und rein egoistisch handelt, das meine ich absolut nicht.

Hmm, hat das hier im Thread jemand gemacht? Ethik und Moral untrennbar an Religiositaet zu knuepfen, ist eigentlich nur eine etwas boesartige Unterstellung, die manchmal von religioeser Seite kommt; das ist natuerlich Quatsch.

(19-09-2015, 13:57)Schmettermotte schrieb: Wenn die Oma stirbt und ich sage meinem Kind: Sie ist nur weg wenn du nicht an sie denkst, solange du sie im Herzen hast ist sie nicht tot.
Klingt für uns wie eine super Antwort, aber überleg mal was du mit dem Kind machst: Denn diese Antwort bedeutet auch: Wenn du nur eine Sekunde nicht an die Oma denkst, dnn bringst du sie um und dann ist es deine Schuld, wenn sie weg ist.

Ich hatte so etwas gesagt. Das Problem in Deinem Beispiel liegt wohl daran, dass Du die Last durch die exakte Formulierung auf die Schultern des Kindes gelegt hast. Es wird gewiss nicht die einzige Person sein, die sich hier erinnert, und ich hatte ja auch andere Aspekte genannt, wie Fotos oder Gegenstaende. Ich bekam z.B. den Rosenkranz meiner Urgrossmutter, und der hing dann ueber meinem Bett. Und selbst wenn ich den verbummelt haette, gab's andere Dinge von ihr in der Wohnung. Fuer manche Leute erfuellt auch die Grabstaette diese Funktion des Fokuspunktes der Erinnerung.

Dazu kommt, dass hier wohl vermieden werden soll, dem Kind begreiflich zu machen, dass diese geliebte Person tatsaechlich weg ist (das ist sie ja auch fuer Glaeubige, zumindest jenseits der Erreichbarkeit fuer den Moment). Sie muessen doch lernen, was Tod ist. Natuerlich tut es weh, wenn Eltern ihre Kinder weinen sehen, aber Kinder koennen mit so etwas meist doch umgehen. Man muss sie nur dabei unterstuetzen.

Ich hatte hier mein eigenes Beispiel genannt, weil ich auch zeigen wollte, dass ich, trotz meines fruehen Alters, voll einbezogen war, als meine Urgrossmutter starb. Ich hatte gesehen, wie sie kurz nach ihrem Tod mit veraenderter Gesichtsfarbe auf dem Sessel sass und nichts mehr sagte. Ich hatte gesehen, wie sie tagelang tot im Bett aufgebahrt war und dass sie nicht mehr aufwachte. Ich hatte gesehen, dass sie in eine Holzkiste kam und auf dem Friedhof verbuddelt wurde. Ich hatte gesehen, dass ihr "Schlaf" wohl nicht mehr enden wuerde und wo sie jetzt war. Ich denke mal, der Gedanke, die Kinder vom Tod fernzuhalten, macht die ganze Sache schwieriger, als sie es sonst waere.
#25
(19-09-2015, 13:57)Schmettermotte schrieb: Und zu Harpya von der ersten Seite:

Wenn die Oma stirbt und ich sage meinem Kind: Sie ist nur weg wenn du nicht an sie denkst, solange du sie im Herzen hast ist sie nicht tot.
Klingt für uns wie eine super Antwort, aber überleg mal was du mit dem Kind machst: Denn diese Antwort bedeutet auch: Wenn du nur eine Sekunde nicht an die Oma denkst, dnn bringst du sie um und dann ist es deine Schuld, wenn sie weg ist.
Klingt weit hergeholt? So einen Fall kenne ich aber aus meiner (Arbeits)zeit im Kindergarten. Dieses besagte Kind hat sich aufeinmal stark verändert und wir gingen davon aus, dass das durch den Tod der Oma ausgelöst wurde, aber dieses zurückziehen, Angst haben und immer weniger sprechen war tatsächlich durch solche Äußerungen ausgelöst worden und hat enorme Schuldgefühle beim Kind ausgelöst, weil es sich (was ja ganz normal ist) recht bald an Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte und das war aufgrund genau einer solchen Äußerung der Eltern für das Kind ganz schrecklich.
Das ist aber ein hausgemachtes Zivilisationsluxusproblem, das man Kinder vom natürlichen Leben
praktisch abschottet und sie in einer eher emotionalen, unrealistischen Welt hält. Ist in Stadten auch kaum anders möglich.
Wenn man ganz natürlich mit dem Tod aufwächst wie ich (jedenfalls ein paar Jahre)und die anderen Kinder auch ist das ein ganz natürlicher Vorgang. AUch muss da gegenüber den Kindern nichts reingesteigert werden, mit so Überhöhungen.
Die Hamster sterben, die Kühe sterben, die Kälber sterben manchmal bei der Geburt. Das ist eine ganz selbstverständliche Erfahrung des Lebensrythmus. Wenn man da natürlich eine supernatural Welt del Jenbseits aufbaut wo jeder Rechenschaft abzulegen hat und dann bewertet, war Oma gut genug, wo waren Omas Fehler auf dieser Welt, ob sie wohl in den Himmel kommt ,
würde man son Quatsch nicht vermitteln wäre das auch kein Problem.
Oma ist genauso tot wie das Pferd nach dem Gnadenbrot.
Kinder sind nicht so weich wie man sie gerne hätte, wenn man sie von Anfang an mit der Realität konfrontiert
muss man sie ihnen später nicht mit so verstörenden Geschichten nahebringen.

Das ist mit Erwachsenen genauso, es gab Untersuchungen über die Schmerzempfunemdlichkeit von verwundeten Soldaten.
Die größten Weicheier waren die Offiziere, die immer in ihren adligen, gehobenen Verhältnissen gelabt hatten, wo nie was auszustehen war.
Dann die Überraschung, ich kann genauso desolat darniederliegen mit zerschmetterten Gliedern,
ein plötzliches Erwachen aus einer Selbststilisierung der Unverwundbarkeit.
Der gemeine Soldat, der schon viele Blessuren des Lebens hatte, hat das weit besser weggesteckt.
Genauso wo meine Kinder keine Angst vor Spinnen oder sonstwas haben, nur gesunde Vorsicht.
Die Abneigung ist anerzogen, mit 3 Jahren hat man das noch nicht, wurde in Zooversuchen festgestellt.
Wir hatten ein Königspython, man kann tatsächlich mit denen spielen, die stubsen Bälle,
lieben es durch lange Haare zu kriechen.
Dann gabs auch 2 Hamster, wo eines Morgens der eine dem anderen den Kopf abgebissen hat.
Waren traurig die Kleinen aber beherrscht,so ist das Leben.
Wenn man den Tod fernhält , er wird kommen, dann triffts umso härter.

Ich bin auch in eine APothekerfamilie aufgewachsen wo jede Woche die Dahinsiechenden, Krkhs war noch nicht so, mit Medikamenten versorgt wurden,
da wünschten sich die Kinder das Oma endlich friedlich sterben würde,
statt jammernd und stinkend aus ihren offenen Stellen, bewegungsunfähig ,nicht mehr ansprechbar vor sich hinsiechte.
#26
(19-09-2015, 21:03)Harpya schrieb: Oma ist genauso tot wie das Pferd nach dem Gnadenbrot.
Wird also so sein, dass eine atheistische Erziehung, Menschen den Tieren wieder näher bringt.
Hier wird die geistige "Hemmschwelle" des Christ seins weggeredet.
Das führt dazu, dass der einzelne Mensch nichts zählt und Herrscher "über Leichen gehen" um ihre Ziele zu erreichen. Und das Volk jubelt weil Rudelverhalten anerzogen wurde.
Alles schon da gewesen und gibt es auch noch bei anderen Indoktrinationen, die den Christus nicht wahr haben wollen.
#27
(20-09-2015, 09:18)indymaya schrieb: Hier wird die geistige "Hemmschwelle" des Christ seins weggeredet.
Das führt dazu, dass der einzelne Mensch nichts zählt und Herrscher "über Leichen gehen" um ihre Ziele zu erreichen. Und das Volk jubelt weil Rudelverhalten anerzogen wurde.

Das ist genau andersherum, meine Liebe. Wenn Tod kein Tod ist und man ewig weiterlebt, macht man Tod bedeutungslos. Jemanden vom Leben zum Tod zu befoerdern wird trivialisiert, da man das ja gar nicht kann, wenn jeder sowieso ewig lebt. Das ist eine Idee, die man ja z.B. bei islamischen Selbstmordattentaetern oder ihren Gotteskriegern findet; das ewige Leben reduziert den Tod dann nur zum Durchschreiten einer Tuer in eine bessere Zukunft.

Wer den Tod hingegen als solchen akzeptiert, weiss um seine Bedeutung. Wer nur dieses Leben hat, erkennt wie wertvoll es ist.

Und der Christ war nie dagegen gefeit, eingespannt zu werden. Seit wann haben Pfarrer Probleme damit, die Kanonenrohre zu segnen und Krieg zur gerechten Sache zu stilisieren?
#28
(20-09-2015, 11:42)Ulan schrieb: Wer den Tod hingegen als solchen akzeptiert, weiss um seine Bedeutung. Wer nur dieses Leben hat, erkennt wie wertvoll es ist.

Das fördert Egoismus, mehr nicht.
Jesus hingegen sagt: Mt 16,25 "Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden."  
Das sagt der Gleiche der auch Gottes Gebot "Du sollst nicht töten" präzisiert hat.
Mt 5,21-22

Was deine  Selbstmordmörder damit zu tun haben sollen verstehe ich jetzt nicht.
Zitat:Und der Christ war nie dagegen gefeit,

Auch Christen sind Menschen mit der Chance zur Umkehr.
#29
(20-09-2015, 12:46)indymaya schrieb: Das fördert Egoismus, mehr nicht.

Keineswegs. Es macht im Gegenteil begreiflich, dass Gerechtigkeit hier in diesem Leben erreicht werden muss. Der christliche Glaube ist immer wieder dazu benutzt worden, dass das Versprechen auf Gerechtigkeit und Belohnung auf das Leben nach dem Tode verschoben wurde, was jahrhundertelang Ausbeutung und Misshandlungen jeglicher Art gerechtfertigt hat.

(20-09-2015, 12:46)indymaya schrieb: Jesus hingegen sagt: Mt 16,25 "Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden."

Das ist das Rezept, Passivitaet zu erzeugen und jegliche erfahrene Ungerechtigkeit zu akzeptieren. Despoten lieben so etwas.

(20-09-2015, 12:46)indymaya schrieb: Was deine  Selbstmordmörder damit zu tun haben sollen verstehe ich jetzt nicht.

Es geht um den Gedanken, dass Belohnungen ins Jenseits verschoben werden, genau wie es auch Dein Jesuswort impliziert. Dies fuehrt dazu, das Leben in dieser Welt abzuwerten, mit entsprechenden negativen Konsequenzen.

Zitat:
(20-09-2015, 12:46)indymaya schrieb: Auch Christen sind Menschen mit der Chance zur Umkehr.

Na wenigstens das.
#30
(20-09-2015, 11:42)Ulan schrieb: Jemanden vom Leben zum Tod zu befoerdern wird trivialisiert, da man das ja gar nicht kann, wenn jeder sowieso ewig lebt. Das ist eine Idee, die man ja z.B. bei islamischen Selbstmordattentaetern oder ihren Gotteskriegern findet; das ewige Leben reduziert den Tod dann nur zum Durchschreiten einer Tuer in eine bessere Zukunft.

Im Grunde war solches Denken bis zur Aufklärung auch dem Christentum nicht fremd. Die Kreuzzugstheologie beispielsweise konnte ohne derlei perverse Denkmuster nicht funktionieren.

Auch massenhaftes  Hinmorden von Menschen, die verdächtigt wurden, vom wahren Gauben abgewichen, mit dem Teufel im Bunde, etc., etc. zu sein, konnte ohne viel Skrupel stattfinden, zumal den Delinquenten das Himmelreich samt ewigem Leben gesichert war, sollten sich die irdischen Richtern in der Beurteilung des Sachverhalts geirrt haben.

Ich meine, man sollte den Kindern im Erziehungsgespräch zur gegebenen Zeit auch die Geschichte des Christentums nicht unterschlagen.
MfG B.


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