(11-05-2015, 21:21)allets schrieb: Hallo,
ist es möglich zwei Religionen (Christentum und Judentum) gleichzeitig anzugehören? Laut der "Mutter-gibt Religion-weiter" Regel, bin ich jüdisch, doch ich bin christlich getauft...
Ich weiß dies allerdings erst seit etwa 5 Wochen, daher bin ich nun etwas "verwirrt". Ich glaube sehr sehr fest an den christlichen Gott, doch fühle mich nun in der Kirche ein wenig fehl am Platze...
Aus diesem Grund würde ich auch eher ungern konvertieren, aber einfach so weiterleben, ist für mich ebenfalls keine Alternative...
Habt ihr vielleicht Erfahrungen in diesem Bereich, oder kennt euch rechtlich aus?
Auf Antworten freue ich mich!
Schalom, allets
es ist möglich, weil in den beiden Konfessionen eigentlich keine etwas gebietet, was die andre geradezu verbietet, doch sowohl Kind einer jued. Mutter juedisch (das geht nach der Mutterlinie) wie auch getauft (das ist ein "bindender Akt, der die Kirche - falls roem.-kath.) verpflichtet, einem inhaltliche Religions-Unterrichtung zu beschaffen) bist Du in dem Fall ohnehin beides auf immer.
Es eilt nichts, G0TT schaut aufs Herz, zusaetzlich, IHN interessiert Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Guete, Erbarmen - daran aendert sich beim Juengsten Gericht nichts, egal zu welcher Religions-Gemeinschaft man im Leben gehoerte oder sich bekannte.
Lass Dich nicht irritieren von Leuten, denen es im Moment irrelevant scheint, sich zu fragen "Wie haeltst du es mit der Religion?" - Du hast eben kuerzlich etwas Dich Verwunderndes erfahren.
Rein technisch, religions-gesetzlich, u.koerperschaftlich, muss man aber in 1 Körperschaft sein, auf Erden u.auf den Staat bezogen - doppelte Staats-Bürgerschaften gibts ja, aber doppelte Religions-Mitgliedschaft nicht (meine ich).
Um religioes juedisch zu werden, muesste man a) alt genug muendig sein, b) den Antrieb in sich spueren, da etwas "in Ordnung" bringen zu sollen, oder koennen, sich bei einer jued. Gemeinde moeglichst regional dort wo Du wohnst (nach "Landes-Rabbinat" googeln, da kannst Du Auskunft kriegen) bewerben.
Die raten bestimmt dazu, wie ich auch, dass Du Dir erstmal etwas real-existierendes jued. Gemeinde-Leben anschaust, wo Du in der Region dran kommen kannst. Da wuerdest Du ja spaeter zugehoeren. Es gibt "normal-konservatives", "liberales" u."orthodoxes" Judentum im Lande, untereinander u.in dieser Frage ist das kein wesentliches Atrribut, ein Rabbi von allen Dreien kann im Rabbinats-Gericht ueber einen Konversationsfall mit-taetig sein, man kaeme in 1 Judentum, die Richtung koennen Juden untereinander ja wechseln, indem sie sich so einer oder solch einer Richtungs-Gemeinde anschliessen. Du wirst merken, man reisst sich nicht drum, Konvertiten zu kriegen, vermutlich auch nicht darum, "Re-Konvertiten" zu suchen, aber moeglich, dass man Dir da interessierter zuhoert. Der Grund ist theologisch der, dass beim jued. Religions-Konzept alle Juden die Folgen abkriegen, wenn die Mehrheit die meisten Mitsvoth, Liebes-Pflichten, nicht beachtet hat. Damit erklaeren wir uns die historisch haeufigen Verfolgungen, als Bussen, die der Hl Vertrag am Sinai mit G0TT in unser aller Namen abgemacht hat. Ein Eintretender sollte das zumindest ernst nehmen, dass er in diese Verpflichtung mit "einsteigt".
Kann sein, es hilft Dir nicht, es fuer Dich zu waehlen, dann schau wenigstens interessiert, was diese Religion Deiner Mutter oder Grossmutter an Vorbild u.Lebens-Bewaeltigungs-Hilfen u."Juedischkeit" bereit hielt. Dazu kann man ja auch Buecher finden, aus allen Jahrhunderten, es ist eine sehr tragfaehige Konfession - ich liebe sie ueberaus.
Es wird, falls Du Dich dazu entscheidest, noetig sein, einiges zu lernen, ausser etwas-"genug" Hebraeisch fuer die Gebets-Praxis, natuerlich die fuer ein Mitglied zu beachtenden "613"-Religions-Regeln (nicht schlimmer als selbst-auferlegte Ordens-Regeln - "Abraham hielt sie von sich aus"), u.je nachdem, falls Du maennlich bist, wird jemand Dir dann auch erklaeren, wie das mit dem Beschneiden heutzutage ablaeuft (das geht nur am 8.Tag nach Geburt oder ab 18-jaehriger Muendigkeit, dazwischen nicht, (Bluter sollen es gar nicht tun, eine Mitsvah, Liebes-Gebot zum Leben, darf kein Leben gefaehrden) - Muslime tun es als groessere Knaben (8-10-jaehrig, meine ich), viele Christen tun es aus Gesundheits-Vorsorge)
- das Beschneiden "macht" einen nicht zum Juden, ebenso auch nicht das Untertauch-Bad bei der Aufnahme ins Judentum, sondern das Uebetreten selbst ist formal eine Adoption auf das Haus Abraham, darueber entscheidet ein kleines Rabbinats-Gericht aus mindestens 3 Rabbinern, wenn man vorbereitet wurde u.noch will, danach ist das Tauchbad (zur kultischen Reinigigung das erste vieler, die dann folgen werden, ggf die Beschneidung, die zur Gueltigkeit des Richterspruchs ergaenzende erste Mitsvah, Liebes-Pflicht, die man als neuer Jude erbringen kann.
Bis dahin, u.das kann beim Uebertreten gut mehrere Jahre dauern, gehoert ein Bewerber gewissermassen keiner Konfession auf Erden u.im Staat an, im Himmel aber weiterhin beiden.
In dieser Wartezeit bist Du dann aber "automatisch exkommuniziert", christlicherseits, also Hl Trauung bei Hochzeit, Hl Beicht-Absolution, Hl Kommunion, Hl. Kranken-Salbung u.kirchl. Bestattung stuenden Dir solange nicht zu, wie Du nicht in der Koerperschaft Kirche bist (falls roem.-kath. - mit andern kenn ich mich weniger aus). Moralisch bist Du nicht entbunden, ansonsten als "anstaendiger" Glaeubiger zu leben u.freundlich zu bleiben.
Wenn es in so einer Zeit Deines Gewissens wegen dann dennoch schon das ist, was es - Dein Gewissen - Dir riet (Du "muesstest" koerperschaftlich persoenlich juedisch werden, nicht nur gebuertig-juedisch sein), ist das wiederum auch etwas, was in roem.-kath. Praxis keine "Suende", sondern Deine "Wahrhaftigkeits-Pflicht" waere - beichten gehn als Praxis der Selbst-Pruefung kann man dann ja immer noch, soll aber fairerweise jedesmal vorher dem Priester auch sagen, dass man nicht absolviert werden kann (weil man gegenwaertig nicht in der Koerperschaft ist, weil ...), taete man das nicht sagen, wuerde es Suende, u.G0TT mag das nicht
Zum vermmutl. Haupt-Unterschied der Anerkennung Jesu als Messias - im Pfingst-Ereignis gipfelnd, dass eine eigene "Schul-Koerperschaft" Christen daraus entstand, so ist das eine Frage, fuer welche das Judentum eben jedem ueberlaesst, was er persoenlich glaubt u.sich vorstellen kann, Juden stellten sich den erwarteten Moschiahh nicht in der Dimension vor, wie ihn Christen als "2.Person der Trinitaet"-1-G0TT bekennen, sondern nur so wie ein neuer Koenig David, der seiner Nation kraftvoll vorausgeht u.den Weg ebnet, der das Thorah-Gebot in Ehren brachte, zwar suendigte, aber ehrenhaft bereute, also ein optimaler Mensch. Der umgebende Vordere Orient u.die Hellenische Reichs-Welt erwarteten einen viel erheblicheren Nachfolger z.B Alexanders dGr als Reichs-Erneuerer - folglich mit einer Art Endkriegen ("Welt-Untergang") verknuepft, um die Roemer-Realitaet durch eine gedacht-gerechtetere fuer alle Menschen zu ersetzen. Beides trat nicht ein, bekannterweise, Jerusalem u.Staats-Rest Judaea gingen gruselig unter, 70 ndZ u.135 ndZ, u.das Roemerreich hielt sich noch ca 400 Jahre lang. Es sollte nicht sein.
Es ist wohl richtig, anzunehmen, dass G0TT wollte, dass es nun 2 Konfessionen gebe. Soweit ich weiss, wird niemand beim Rabbinats-Gerichts-Termin verlangen, irgendwie dem vorherigen Christentum "abzusagen" oder gegen Jesus zu sein, da Juden bekennen, dass G0TT jeden Menschen einzeln gerecht beurteilt u.nicht erwartet, dass alle Menschen jued. sind oder von IHM Genaueres gehoert haben, missioniert Judentum nicht, glaubt aber, dass ein gutes Beachten der Mitsvoth, Liebes-Pflichten, durch die Juden dem Wohlergehn aller Menschen in der Welt guttut - dann geht es uns inmitten dazwischen ja auch gut.
Zu dem "Kompromiss", etwa "Messian. Jude" zu werden, nur weil Du schon getauft bist, kann ich nur abraten, es gibt da mehrere Versionen, ein kleinster Teil aus historisch nachvollziehbarem Grund, aber keine haette Deiner muetterl.-jued. Vorfahren-Linie gefallen, nehme ich mal an (sie schaffen eher Unfrieden).
Judentum ist interessiert an Frieden, miteinander leben zu koennen. Es gibt einen Status "Noachit", mit "7-Geboten", von denen Juden-Gemeinden sich wunschen, dass sie in ihrer Umgebung auch Nicht-Juden beachten, wozu gehoert, (irgend)-1 Gott anzubeten, der eignen Nation nicht zu fluchen, einem Richter-Spruch zu gehorchen, keine Ehe zu brechen, keine Menschen zu rauben, kein Lebewesen-Blut zu essen (meint auch lebende Austern oder Glieder von noch lebenden Tieren oder ganze Fliegen in der Suppe - alles Leben gehoert G0TT allein, Der es gab u.nimmt), nicht zu morden (d.h keinen Menschen umzubringen, ausser wenn ein Gericht sein Todes-Urteil verhaengt hat, dann darf es nur der dazu bestellte Henker, oder eine Regierung einen in den Krieg schickte, dann darf es nur in der offiziellen Kampf-Phase u.am Schlachtfeld pssieren, andre zu toeten muss aber nicht das Ziel sein, wenn das Aufgeben anders zu erreichen ist).
Dies Noachiten-Gebot ist eine Regel aus weit ueber 2500 Jahren.
Auch eine Art nette Freundschaft zu Juden-Gemeinden ist ein moegliches Ziel, ohne offiziell ueberzutreten, nun, da Du es von Deiner Mutter erfahren hat, wird es im Zweifelsfall immer "im Hinterkopf" bleiben, dass Du "dazu-gehoerst", wenn irgendwo irgendwer mal unfreundlich ist u.verbal oder real gegen uns zu Felde zieht. Da hast Du immer einen Identifikations-Punkt mehr als andre Kinder Adams *g* - das kann Dich hueten.
mfG WiT (/*-*\)