28-06-2014, 21:19
Unter Toleranz verstehe ich die Akzeptanz des Handelns, der Tradition, der Bräuche, der Religionen bzw. des Agnostizismus/Atheismus eines jeden Menschen bis zu einer Grenze, die niemand überschreiten darf. Diese Grenze ist dann überschritten, wenn jemand einem Dritten oder der Gesellschaft insgesamt einen irdischen (nicht jedoch einen gedachten himmlischen!) Schaden zufügt und dabei spielt es keine Rolle, ob das Zufügen eines Schaden mit dem Willen des gedachten Schöpfers begründet wird oder aber purem Egoismus zu verdanken ist.
Religion praktizierte und praktiziert diese Art von Toleranz keineswegs immer, wie Geschichte und teils auch Gegenwart zeigen.
Der Ursprung aller gegenwärtigen Religionen war der Animismus, der Glaube an Geister, die Bäume und Tiere bewohnen und an Schamanen, die mit diesen Geistern in Verbindung standen. Da die Schrift bei Entstehung dieser Religionen nicht bekannt war, sind darüber natürlich keine zeitgenössischen schriftlichen Quellen vorhanden. Naturvölker im Amazonasgebiet und in den Urwäldern und Steppen Afrikas praktizieren jedoch noch Religionen, die diesem Ursprung sehr nahe sind. Zumindest dass Gläubige dieser Religionen religiöse Kriege geführt hätten oder auf andere Art und Weise Andersdenkenden ihren Glauben aufzwingen wollten, scheint mir sehr, sehr unwahrscheinlich zu sein.
Auch der dem Animismus entwachsene Polytheismus praktizierte Toleranz gegenüber anderen Religionen. Wo man selbst viele Götter verehrte, war die Akzeptanz der Verehrung anderer Götter relativ einfach – oder man übertrug die Mythen fremder Götter evtl. abgeändert in die eigene Mythenwelt (Beispiele: Zeus gleichgesetzt mit Jupiter, Wotan mit Merkur).
Aus dem ägyptischen Polytheismus entstand im 14. Jh. vuZ die erste uns bekannte Religion, die man als Monolatrie (=einziger Gott eines Volkes) mit monotheistischen Tendenzen deuten kann. Ein ehemals polytheistischer Sonnengott, Aton, mutierte zum beherrschenden Gott. Die Löschung der Namen anderer wichtiger Götter wurde versucht, gelang auch weitgehend während Regierungszeit des den Aton-Kult fördernden Pharaos Echnaton (14. Jh vuZ), weshalb man mit einigem Recht diesem Pharao die frühesten uns bekannten Aktivitäten religiöser Intoleranz bescheinigen kann.
Ebenfalls aus dem Polytheismus nomadisierender Stämme entsprang die hebräische Monolatrie, in der Jahwe, ursprünglich wahrscheinlich Gott des Vulkans Sinai (nicht identisch mit dem heute Sinai genannten Berg), als alleiniger Gott eines später Israel genannten Stammeskonglomerats verehrt wurde. Jahwe wurde als eifersüchtiger Gott gedacht. Tanach und Bibel lassen ihn das selbst bekennen. Er straft die seinen Geboten Zuwiderhandelnden hier im Diesseits (signifikant: Sintflut, Sodom & Gomorra), schenkt seinen Verehrern Land, welches sie jedoch zuerst erobern müssen (Kanaan), rechtfertigt den Mord an Andersgläubigen (Kalbsanbeter) und fordert den Genozid an den ihr Land verteidigenden Medianitern, die ihre Frauen schickten, um die hebräischen Krieger zu verführen und so eroberungsunwillig zu machen. Das lässt die religiöse Intoleranz des Echnaton geradezu harmlos erscheinen. Natürlich wissen wir heute nicht, was sich im 13. Jh vuZ wirklich ereignete, ob da ein Mann, vielleicht tatsächlich Mose genannt, eine Gruppe von Zwangsarbeitern nomadischer Abstammung bei einer vielleicht wirklich stattgefundenen Flucht von den Baustellen der Stadt Piramesse (Ramsesstadt) anführte, sie vielleicht tatsächlich über ein Schilfmeer führte, in dem möglicherweise 2, 3 Streitwagen der verfolgenden ägyptischen Truppen versanken – auf uns überkommene ägyptische Quellen existieren nicht -, aber selbst wenn es so gewesen wäre, Wunder wären das natürlich keine und wichtig für die Zeit und z.T. noch heute ist allemal das, was geglaubt wurde und wird, dass geschehen sei.
Die hebräische Monolatrie wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte zum Monotheismus. Jahwe wurde zum einzigen existenten Gott des Universums erklärt. Aber Tanach und Bibel geben noch immer Hinweise auf den polytheistischen Ursprung Jahwes (z.B. Göttersöhne, die Menschenfrauen begehrten). Der hebräische Monotheismus bewirkte natürlich keine größere religiöse Toleranz, als die vorangegangene Monolatrie, allerdings schwand die militärische Überlegenheit der Hebräer. Sie mussten sich u.a. Babylon und später dem römischen Imperium unterwerfen, was ihre Möglichkeit, religiöse Intoleranz zu üben, wesentlich beschnitt
Christentum: In den hebräischen Monotheismus hineingeboren wurde Jesus, möglicherweise unehelich gezeugt, und im Sinn des in Nazaret (seinem wahrscheinlichen Geburtsort – nicht Bethlehem) herrschenden jüdischen Glaubens erzogen. Was er wirklich lehrte, wenn er überhaupt lehrte, können wir heute nicht mit Sicherheit wissen. Jedenfalls lebte er in einer wundergläubigen Zeit in einem wundergläubigen Land und war nicht der einzige im Palästina der Zeitenwende, dem man die Vollbringung von Wundern nachsagte. Was wir wissen, ist das, was zeitnahe verklärende christliche Quellen über ihn berichten. Nichtchristliche zeitnahe Quellen, so es die je gegeben haben sollte, sind nicht auf uns überkommen. Die christlichen Quellen stellen Jesus zumeist als toleranten Gläubigen seiner Religion dar (Verhinderung der Steinigung einer Ehebrecherin, Aufforderung zur Mission, aber auch zum „Staub von den Füßen schütteln“ und weiter ziehen, wenn Botschaft nicht auf Gegenliebe stößt). Die ihm nachgesagte Aufforderung zur Nächstenliebe (nach heutiger Interpretation ist jeder Mensch der jedermanns Nächster) und zur Feindesliebe scheint mir den Federn weltfremder Philanthropen zu entspringen, ist aber keineswegs intolerant. Und trotzdem lebte das Christentum Intoleranz extrem, nachdem es zur Staatsreligion erklärt wurde (nach der konstantinischen Wende, 4. Jh nuZ). Es akzeptierte in dem von ihm beherrschten Gebiet keinen anderen Glauben als den christlichen, was u.a. die Sachsenschlächterei Karls d. Gr. (um 800 nuZ) belegt, die allerdings nicht auf die uneingeschränkte Zustimmung aller zeitgenössischen Theologen stieß. Kreuzzüge wurden geführt, nicht ausschließlich um von Muslimen eroberte Gebiete des byzantinischen Reichs zurückzuerobern, sondern auch gegen slawische und finnische Heiden (letzterer n.b. geführt von einem meiner Namenspatrone, dem Nationalheiligen Schwedens, Erik IX – 12. Jh nuZ), gegen die christlichen Katharer (auch Albigenser genannt, frühes 12. Jh nuZ) Südfrankreichs, deren Ausrottung bewirkt wurde, gegen Bauern um Bremen (12. Jh nuZ), die in das Heidentum zurückzufallen drohten und damit ja alle Westeuropäer der heiligen römischen Kirche treu blieben, wurde die Inquisition eingeführt, die später auch gegen die Hexerei vorging und Geständnisse mittels Folter erpresste. Die Scheiterhaufen loderten überall in Westeuropa, u.a. auch für den Christen Jan Hus (frühes 15. Jh), der mit einem Geleitbrief des Kaisers das Konzil zu Konstanz aufsuchte, um für seine Thesen zu werben und Luther wäre es ebenso ergangen, hätten ihn die ausgesandten Häscher dingfest machen können. Der 1618 bis 1648 im Reich tobende 30-jährige Krieg war ein Glaubenskrieg, dem mit einem Drittel der Gesamtbevölkerung (nach manchen Schätzungen mehr) relativ mehr Deutsche zum Opfer fielen als im 1. und 2. Weltkrieg zusammen, wenn auch nicht alle durch direkte Kriegseinwirkung, viele durch die sich krigesbedingt in großer Geschwindigkeit verbreitende Pest. Kurz – Europa durchlebte über Jahrhunderte extremste religiöse Intoleranz, die erste Einbrüche durch die Aufklärung fand, und Machtverlust durch die frz. Revolution und deren Auswirkungen auf die restlichen Staaten Westeuropas. Weil diese Intoleranz nicht durch Aussagen der kanonisierten Evangelien gerechtfertigt werden kann, wird sie wohl mit dem AT begründet worden sein.
Aus jüdischen und christlichen Mythen formte Mohammed im 7. Jh. den Islam, wobei heute wohl niemand mit Sicherheit sagen kann, ob er glaubte, seine Botschaft in Visionen empfangen zu haben, oder ob er in der neuen Religion ein Mittel zur Machtgewinnung und später zum Machterhalt sah. Vielleicht war es beides. Jedenfalls zeigen Koran und vor allem die Sunna nicht die Toleranz der Evangelien. Die Sunna erzählt u.a. vom Genozid an dem jüdischen Stamm der Banu Quraiza, von Füße und Beine abhacken, Augen ausstechen und die als Folge dieser Folter nach Wasser schreienden Sterbenden auch noch bis zum Tod dürsten zu lassen. Auch der Koran enthält Gewaltsuren. Trotzdem praktizierte der Islam mehr Toleranz als das Christentum, bevor im Abendland die Aufklärung ihren Siegeszug antrat. Er ließ immerhin die „Leute des Buches“ leben (Christen, Juden, Zoroastrier – unter den Mogulen wurden zeitweise auch in Hindus Leute des Buches gesehen), allerdings nicht gleichberechtigt mit den Muslimen, aber doch relativ sicher, weshalb viele Juden nach erfolgreicher Reconquista aus Spanien in die islamisch dominierten Gebiete Nordafrikas flohen. Der Islam konnte jedoch im Gegensatz zum Christentum jede aufklärerische Aktivität bis heute erfolgreich abwürgen und das Frühmittelalter herrscht noch in vielen islamisch dominierten Staaten in Form des islamischen Rechts, Fiqh, meist mit Scharia gleichgesetzt. Und da, wo es nicht mehr in Gänze gilt, wird es z.T. durch freie Wahl wieder in Kraft gesetzt, wenn auch nicht immer auf Dauer, wie der erfolgreiche militärische Putsch in Ägypten gerade unter Beweis stellte. Dieses Recht ist, obwohl toleranter als früheres Christentum, zutiefst intolerant, widerspricht der Gleichberechtigung der Weltanschauungen und der beiden Geschlechter, widerspricht der Glaubensfreiheit (Tod den Apostaten!) und bestraft, was den Staat meiner Überzeugung nach einen feuchten Kehricht angeht (Homosexualität, vorehelicher Sex, Ehebruch) und das z.T. mit Mitteln, die Westler heute an finsterste barbarische Zeiten erinnern (Steinigung, Hände abhacken, Auspeitschen). Auch ist der Glaubenskrieg zwischen islamischen Konfessionen wieder ausgebrochen (Sunna vs. Schia) und, wäre es militärisch möglich, würde der Islam wohl auch seine Eroberungsgeschichte fortsetzen, wozu er allerdings allenfalls noch in Afrika auf Erfolg hoffen könnte. Der Islam ist definitiv die intoleranteste Religion der Gegenwart.
Wird expliziter Intoleranz zu viel Toleranz entgegengebracht, stirbt notwendig die Toleranz, weshalb ich der Meinung bin, dass auch Religion nicht nur kritisiert werden darf, sondern sogar kritisiert werden muss, auch wenn dadurch Befindlichkeiten der Gläubigen hervorgerufen werden, wenn verhindert werden soll, dass religiöse Überzeugung politische Macht gewinnt und ich wende mich entschieden gegen jeden Kompromiss zwischen westlichen und islamischen Werten.
(uff, ein ungewohnt langer Beitrag von mir!)
Religion praktizierte und praktiziert diese Art von Toleranz keineswegs immer, wie Geschichte und teils auch Gegenwart zeigen.
Der Ursprung aller gegenwärtigen Religionen war der Animismus, der Glaube an Geister, die Bäume und Tiere bewohnen und an Schamanen, die mit diesen Geistern in Verbindung standen. Da die Schrift bei Entstehung dieser Religionen nicht bekannt war, sind darüber natürlich keine zeitgenössischen schriftlichen Quellen vorhanden. Naturvölker im Amazonasgebiet und in den Urwäldern und Steppen Afrikas praktizieren jedoch noch Religionen, die diesem Ursprung sehr nahe sind. Zumindest dass Gläubige dieser Religionen religiöse Kriege geführt hätten oder auf andere Art und Weise Andersdenkenden ihren Glauben aufzwingen wollten, scheint mir sehr, sehr unwahrscheinlich zu sein.
Auch der dem Animismus entwachsene Polytheismus praktizierte Toleranz gegenüber anderen Religionen. Wo man selbst viele Götter verehrte, war die Akzeptanz der Verehrung anderer Götter relativ einfach – oder man übertrug die Mythen fremder Götter evtl. abgeändert in die eigene Mythenwelt (Beispiele: Zeus gleichgesetzt mit Jupiter, Wotan mit Merkur).
Aus dem ägyptischen Polytheismus entstand im 14. Jh. vuZ die erste uns bekannte Religion, die man als Monolatrie (=einziger Gott eines Volkes) mit monotheistischen Tendenzen deuten kann. Ein ehemals polytheistischer Sonnengott, Aton, mutierte zum beherrschenden Gott. Die Löschung der Namen anderer wichtiger Götter wurde versucht, gelang auch weitgehend während Regierungszeit des den Aton-Kult fördernden Pharaos Echnaton (14. Jh vuZ), weshalb man mit einigem Recht diesem Pharao die frühesten uns bekannten Aktivitäten religiöser Intoleranz bescheinigen kann.
Ebenfalls aus dem Polytheismus nomadisierender Stämme entsprang die hebräische Monolatrie, in der Jahwe, ursprünglich wahrscheinlich Gott des Vulkans Sinai (nicht identisch mit dem heute Sinai genannten Berg), als alleiniger Gott eines später Israel genannten Stammeskonglomerats verehrt wurde. Jahwe wurde als eifersüchtiger Gott gedacht. Tanach und Bibel lassen ihn das selbst bekennen. Er straft die seinen Geboten Zuwiderhandelnden hier im Diesseits (signifikant: Sintflut, Sodom & Gomorra), schenkt seinen Verehrern Land, welches sie jedoch zuerst erobern müssen (Kanaan), rechtfertigt den Mord an Andersgläubigen (Kalbsanbeter) und fordert den Genozid an den ihr Land verteidigenden Medianitern, die ihre Frauen schickten, um die hebräischen Krieger zu verführen und so eroberungsunwillig zu machen. Das lässt die religiöse Intoleranz des Echnaton geradezu harmlos erscheinen. Natürlich wissen wir heute nicht, was sich im 13. Jh vuZ wirklich ereignete, ob da ein Mann, vielleicht tatsächlich Mose genannt, eine Gruppe von Zwangsarbeitern nomadischer Abstammung bei einer vielleicht wirklich stattgefundenen Flucht von den Baustellen der Stadt Piramesse (Ramsesstadt) anführte, sie vielleicht tatsächlich über ein Schilfmeer führte, in dem möglicherweise 2, 3 Streitwagen der verfolgenden ägyptischen Truppen versanken – auf uns überkommene ägyptische Quellen existieren nicht -, aber selbst wenn es so gewesen wäre, Wunder wären das natürlich keine und wichtig für die Zeit und z.T. noch heute ist allemal das, was geglaubt wurde und wird, dass geschehen sei.
Die hebräische Monolatrie wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte zum Monotheismus. Jahwe wurde zum einzigen existenten Gott des Universums erklärt. Aber Tanach und Bibel geben noch immer Hinweise auf den polytheistischen Ursprung Jahwes (z.B. Göttersöhne, die Menschenfrauen begehrten). Der hebräische Monotheismus bewirkte natürlich keine größere religiöse Toleranz, als die vorangegangene Monolatrie, allerdings schwand die militärische Überlegenheit der Hebräer. Sie mussten sich u.a. Babylon und später dem römischen Imperium unterwerfen, was ihre Möglichkeit, religiöse Intoleranz zu üben, wesentlich beschnitt
Christentum: In den hebräischen Monotheismus hineingeboren wurde Jesus, möglicherweise unehelich gezeugt, und im Sinn des in Nazaret (seinem wahrscheinlichen Geburtsort – nicht Bethlehem) herrschenden jüdischen Glaubens erzogen. Was er wirklich lehrte, wenn er überhaupt lehrte, können wir heute nicht mit Sicherheit wissen. Jedenfalls lebte er in einer wundergläubigen Zeit in einem wundergläubigen Land und war nicht der einzige im Palästina der Zeitenwende, dem man die Vollbringung von Wundern nachsagte. Was wir wissen, ist das, was zeitnahe verklärende christliche Quellen über ihn berichten. Nichtchristliche zeitnahe Quellen, so es die je gegeben haben sollte, sind nicht auf uns überkommen. Die christlichen Quellen stellen Jesus zumeist als toleranten Gläubigen seiner Religion dar (Verhinderung der Steinigung einer Ehebrecherin, Aufforderung zur Mission, aber auch zum „Staub von den Füßen schütteln“ und weiter ziehen, wenn Botschaft nicht auf Gegenliebe stößt). Die ihm nachgesagte Aufforderung zur Nächstenliebe (nach heutiger Interpretation ist jeder Mensch der jedermanns Nächster) und zur Feindesliebe scheint mir den Federn weltfremder Philanthropen zu entspringen, ist aber keineswegs intolerant. Und trotzdem lebte das Christentum Intoleranz extrem, nachdem es zur Staatsreligion erklärt wurde (nach der konstantinischen Wende, 4. Jh nuZ). Es akzeptierte in dem von ihm beherrschten Gebiet keinen anderen Glauben als den christlichen, was u.a. die Sachsenschlächterei Karls d. Gr. (um 800 nuZ) belegt, die allerdings nicht auf die uneingeschränkte Zustimmung aller zeitgenössischen Theologen stieß. Kreuzzüge wurden geführt, nicht ausschließlich um von Muslimen eroberte Gebiete des byzantinischen Reichs zurückzuerobern, sondern auch gegen slawische und finnische Heiden (letzterer n.b. geführt von einem meiner Namenspatrone, dem Nationalheiligen Schwedens, Erik IX – 12. Jh nuZ), gegen die christlichen Katharer (auch Albigenser genannt, frühes 12. Jh nuZ) Südfrankreichs, deren Ausrottung bewirkt wurde, gegen Bauern um Bremen (12. Jh nuZ), die in das Heidentum zurückzufallen drohten und damit ja alle Westeuropäer der heiligen römischen Kirche treu blieben, wurde die Inquisition eingeführt, die später auch gegen die Hexerei vorging und Geständnisse mittels Folter erpresste. Die Scheiterhaufen loderten überall in Westeuropa, u.a. auch für den Christen Jan Hus (frühes 15. Jh), der mit einem Geleitbrief des Kaisers das Konzil zu Konstanz aufsuchte, um für seine Thesen zu werben und Luther wäre es ebenso ergangen, hätten ihn die ausgesandten Häscher dingfest machen können. Der 1618 bis 1648 im Reich tobende 30-jährige Krieg war ein Glaubenskrieg, dem mit einem Drittel der Gesamtbevölkerung (nach manchen Schätzungen mehr) relativ mehr Deutsche zum Opfer fielen als im 1. und 2. Weltkrieg zusammen, wenn auch nicht alle durch direkte Kriegseinwirkung, viele durch die sich krigesbedingt in großer Geschwindigkeit verbreitende Pest. Kurz – Europa durchlebte über Jahrhunderte extremste religiöse Intoleranz, die erste Einbrüche durch die Aufklärung fand, und Machtverlust durch die frz. Revolution und deren Auswirkungen auf die restlichen Staaten Westeuropas. Weil diese Intoleranz nicht durch Aussagen der kanonisierten Evangelien gerechtfertigt werden kann, wird sie wohl mit dem AT begründet worden sein.
Aus jüdischen und christlichen Mythen formte Mohammed im 7. Jh. den Islam, wobei heute wohl niemand mit Sicherheit sagen kann, ob er glaubte, seine Botschaft in Visionen empfangen zu haben, oder ob er in der neuen Religion ein Mittel zur Machtgewinnung und später zum Machterhalt sah. Vielleicht war es beides. Jedenfalls zeigen Koran und vor allem die Sunna nicht die Toleranz der Evangelien. Die Sunna erzählt u.a. vom Genozid an dem jüdischen Stamm der Banu Quraiza, von Füße und Beine abhacken, Augen ausstechen und die als Folge dieser Folter nach Wasser schreienden Sterbenden auch noch bis zum Tod dürsten zu lassen. Auch der Koran enthält Gewaltsuren. Trotzdem praktizierte der Islam mehr Toleranz als das Christentum, bevor im Abendland die Aufklärung ihren Siegeszug antrat. Er ließ immerhin die „Leute des Buches“ leben (Christen, Juden, Zoroastrier – unter den Mogulen wurden zeitweise auch in Hindus Leute des Buches gesehen), allerdings nicht gleichberechtigt mit den Muslimen, aber doch relativ sicher, weshalb viele Juden nach erfolgreicher Reconquista aus Spanien in die islamisch dominierten Gebiete Nordafrikas flohen. Der Islam konnte jedoch im Gegensatz zum Christentum jede aufklärerische Aktivität bis heute erfolgreich abwürgen und das Frühmittelalter herrscht noch in vielen islamisch dominierten Staaten in Form des islamischen Rechts, Fiqh, meist mit Scharia gleichgesetzt. Und da, wo es nicht mehr in Gänze gilt, wird es z.T. durch freie Wahl wieder in Kraft gesetzt, wenn auch nicht immer auf Dauer, wie der erfolgreiche militärische Putsch in Ägypten gerade unter Beweis stellte. Dieses Recht ist, obwohl toleranter als früheres Christentum, zutiefst intolerant, widerspricht der Gleichberechtigung der Weltanschauungen und der beiden Geschlechter, widerspricht der Glaubensfreiheit (Tod den Apostaten!) und bestraft, was den Staat meiner Überzeugung nach einen feuchten Kehricht angeht (Homosexualität, vorehelicher Sex, Ehebruch) und das z.T. mit Mitteln, die Westler heute an finsterste barbarische Zeiten erinnern (Steinigung, Hände abhacken, Auspeitschen). Auch ist der Glaubenskrieg zwischen islamischen Konfessionen wieder ausgebrochen (Sunna vs. Schia) und, wäre es militärisch möglich, würde der Islam wohl auch seine Eroberungsgeschichte fortsetzen, wozu er allerdings allenfalls noch in Afrika auf Erfolg hoffen könnte. Der Islam ist definitiv die intoleranteste Religion der Gegenwart.
Wird expliziter Intoleranz zu viel Toleranz entgegengebracht, stirbt notwendig die Toleranz, weshalb ich der Meinung bin, dass auch Religion nicht nur kritisiert werden darf, sondern sogar kritisiert werden muss, auch wenn dadurch Befindlichkeiten der Gläubigen hervorgerufen werden, wenn verhindert werden soll, dass religiöse Überzeugung politische Macht gewinnt und ich wende mich entschieden gegen jeden Kompromiss zwischen westlichen und islamischen Werten.
(uff, ein ungewohnt langer Beitrag von mir!)