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Ossis - Wessis?
#1
Moin,
mal eine Frage an die "Gesamtdeutschen" Icon_smile

Wie denkt ihr über die jeweils andere Seite der Republik? Ist die Mauer in den Köpfen noch vorhanden, sind Klischees Alltag (arroganter Wessi vs. Jammerossi) oder eher Ausnahme? Könntet ihr euch vorstellen "nach drüben" zu ziehen und zu leben?

Frage deshalb, da ich manchmal recht erstaunt bin, wie fest sich einige Vorurteile in den Köpfen halte, auch generationenübergreifend.
Bin ja selber aus dem Osten, nun aber seit ein paar Jahren im Westen unterwegs und es fällt eben schon noch manchmal auf, wie verallgemeinernd über die jeweils andere Seite gesprochen wird?
Bei den Älteren im Osten finde ich es teilweise ganz schlimm. Das reicht von Glorifiezierung der DDR bis hin zu dem strikten Verweigern den Westen zu betreten, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Im Westen aber ein ähnliches Bild. Die "Zone" scheint da immer noch als Dritte-Welt-Land in den Köpfen zu spuken. Wenn ich Kommilitonen frage, wo sie denn später gerne arbeiten würden, ist eine der ersten Antworten fast immer: "In Osten möchte ich auf keinen Fall."

Andererseits hatte ich nie Probleme als Ossi im Westen. Vieleicht liegt es an der jüngeren Generation, da ich durchaus von Leuten weiß, die im jeweils anderen Staatsgebiet ihre Probleme hatten. Selbstverschuldet, aber auch Mobbing durch Mitarbeiter in der Firma oder ähnliches aufgrund ihrer Herkunft.

Mir erscheinen solche Geschichten dann irgendwie immer völlig seltsam, da ich eigentlich keine bewusste Trennung mache zwischen Ost und West und mich in beiden Hälften bisher immer gut gefühlt habe.

Wie ist es bei euch? Schnee von gestern oder noch alltägliche Realität?
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#2
Es gab schon in der Erziehung Unterschied.

Es gab im Arbeitsleben Unterschiede.

Es gab im Bereich der Kindererziehung Unterschiede.

Die Ausbildung, die die jungen Menschen erhielten, waren nach der Wende
für die Wirtschaft der BRD von Nutzen.

Ich erinnere mich daran, daß die Zeitungen wieder eine Menge Abnehmer bekamen,
so mancher Trödel in Osten los gelassen wurde - wofür man noch dankbar war.

Es war alles neu.

Und später merkte man, es war nicht alles gut.

Eine unendliche Geschichte.

Sagt Michael Ende - weil ohne Ende - man könnte diskutieren bis man umfällt.

Wir kämen auf keinen Nenner.

Obwohl die Einsicht über eine komplexe Weltpolitik auf andere Weise rüber gebracht wird als früher.
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#3
Die Frage ist doch wie es heute ist.

Zunehmend gibt es Leute denen so was wie DDR garnicht mehr geläufig ist.

Ich bin auch schon gefragt worden was Dunkeldeutschland eigentlich war.
Das Tal der Ahnungslosen kennt kaum noch einer.
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#4
Da ich den Fall der Mauer in Berlin (West) erlebt habe, habe ich die Hoehen und Tiefen der Anfangsjahre hautnah miterlebt. Erst Begeisterung, dann Irritation, und dann - nach etwas drei Jahren, wuerde ich sagen - ist man sich schliesslich aus dem Weg gegangen. Heute ist das aber anders, da in Berlin kaum noch jemand von damals wohnt.

Ich haette irgendwann fast in Rostock angefangen zu arbeiten, hab' mich aber dagegen entschieden. Bin dann in die USA gegangen. Heutzutage denke ich darueber nicht mehr so nach. Ich denke mal, das wird sich mit den Generationen verwachsen.
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#5
Gegen arbeiten,gegen Rostock oder Beides :)
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#6
(13-05-2014, 18:24)Harpya schrieb: Gegen arbeiten,gegen Rostock oder Beides :)

Hauptsaechlich gegen Rostock. Ich bin ja zum Arbeiten in die USA. Das mit Rostock haette bedeutet, ein Labor aufzubauen als Wessi an einer Ost-Uni, die damals noch ziemlich "ostig" daherkam; man wird dann langjaehrigen Mitarbeitern als Vorgesetzter vor die Nase gesetzt. Die Mecklenburger waren zwar nicht so schlimm wie die Brandenburger in ihrer Anti-Haltung, aber es erschien mir recht riskant. War auch nicht ganz mein Gebiet. Wunderte mich sowieso, dass die Chefs mich haben wollten. Und Rostock ist schon irgendwie jwd, da ist nix drumherum, und die Autobahn nach Westen gab's damals auch noch nicht.
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#7
Man sollte immer wieder fragen, was war das Gute daran und was kann man wirklich vergessen.

Was ist eine gute Erinnerung und wo hätte es, in welchen Bereichen, anders ausfallen sollen.

Der Schutz war manchmal zuviel Schutz und führte in die Unmündigkeit wie manche Religion, wer nicht dafür war, mußte es verstecken, sich unauffällig verhalten.

Irgendwie war die DDR atheistisch religiös - ausgehend von großen Betrieben - Wettbewerb - Zusammenschluß - große Kollektive - Hilfestellung - sogar diejenigen, die nicht arbeiten wollten, - manchmal ca 70 Fehlschichten - mutwillig - da hatten die höher gestellten Meister eben die Leute zur Arbeit zu zwingen.

Heute stehen solche Leute an Saufbuden - und ziehen sich alles Mögliche rein - weil sie eben so ein Leben vorziehen.

Heute darfst du alles, darfst dich nur nicht erwischen lassen.

Der Staat wollte "sauber" dastehen - auch irgendwie religiös - die Ehre von außen war immer sehr wichtig - vergleichende Beispiele gibt es zuhauf - damals und heute - und früher.

Was soll´s - der Mensch wird ewig gleich bleiben, ob im Soz oder Kap. oder Komm.
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#8
Gut, Erklärungen dafür mag es viele geben.
Mich stören aber diese Verallgemeinerungen. Die wenigsten machen sich doch wirklich die Mühe ihre Vorurteile zu überprüfen.
Kenne einen der sich stark gegen rechten Fremdenhass engagiert(!), aber die absoluten Vorurteile gegenüber Wessis hat Eusa_think. Und dieser Herr war zur Wende auch erst dreißig, also keineswegs in einem Alter in dem man für Neues generell nicht mehr offen ist.
Man kann wirklich nur hoffen, dass sich das von Generation zu Generation legt. Aber manchmal erstaunt es mich schon, wie fest die Schranken da noch vorhanden sind.
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#9
(13-05-2014, 20:54)Gundi schrieb: Mich stören aber diese Verallgemeinerungen. Die wenigsten machen sich doch wirklich die Mühe ihre Vorurteile zu überprüfen.

Ich mag hier eine "Daumen hoch"-Funktion oder sowas nur für diesen einen Satz.

Ich komme aus einer Familie, die mit Vorurteilen nicht gerade zimperlich ist. Da ist die Negativdefinition, nicht zur eigenen Gruppe dazuzugehören, schon ein Makel. Mit einem Stammbaum der so einseitig lokal verankert ist wie dem unseren haben es die Ossis da echt schwer. Das ist unfair und ziemlich lächerlich. Glücklicherweise erlebe ich an der Uni, unter Gleichaltrigen, eine höchst zufriedenstellende Tendenz - die suggestiv formulierten Warnungen, in Österreich würde man mir womöglich nicht sehr positiv gesinnt sein, sind ebenfalls Quatsch und tatsächlich ist es plötzlich völlig unerheblich woher man kommt, wirklich irrelevant, und genauso sollte es ja auch sein.

Selbstverständlich nehme ich mich da nicht raus. Die Definition über Fremd- und Eigengruppen ist ja nun leider eine Tendenz des Menschen, und dieser Tendenz das per Definition "anständige" Verhalten überzustülpen ist vermutlich eine Lebensaufgabe. Deswegen finde ich das, was du gesagt hast, so klasse: Vorurteile müssen immer wieder aufs Neue überprüft werden, nur so lässt man sich von ihnen nicht einmauern.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
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#10
(13-05-2014, 21:29)Keksdose schrieb:
(13-05-2014, 20:54)Gundi schrieb: Mich stören aber diese Verallgemeinerungen. Die wenigsten machen sich doch wirklich die Mühe ihre Vorurteile zu überprüfen.

Ich mag hier eine "Daumen hoch"-Funktion oder sowas nur für diesen einen Satz.

Ja sicher. Meine Erfahrungen beziehen sich halt auf die Zeit direkt nach dem Mauerfall, und die Beziehung zwischen West-Berlinern und Brandenburgern war einfach schlecht. Meine Freundin und ich sind drei Jahre lang oft genug am Wochenende raus aus Berlin in das Umfeld. Die Gegend war wunderschoen. Aber die Leute... An besseren Tagen waren die Leute kurz angebunden. An schlechteren wurde man in der Gaststaette von der Bedienung angeschnauzt und von anderen Gaesten angepoebelt.

Wir haben uns Zeit gelassen. Wir haben immer wieder gesagt, die waren jetzt so lange eingeschlossen, da muessen die sich erst noch daran gewoehnen, und das sind nur Einzelvorkommen, und wir versuchen es noch mal. Nach drei Jahren sprach mich dann meine Freundin am Fruehstueckstisch an, sie muesse mal mit mir reden. Und dann kam's halt: "Wir haben es jetzt x-mal versucht, aber wir muessen uns einfach der Realitaet stellen: Die wollen uns da drueben nicht. Das Geld koennen wir da lassen, aber mal ein freundliches Wort ist zu viel verlangt. Das macht mir einfach keinen Spass. Dafuer will ich meine Wochenenden nicht mehr verschwenden."

Und siehe da, fuerderhin bestand Ost-Berlin fuer uns nur noch aus Mitte und Prenzelberg, und der Rest Deutschlands begann hinter Helmstedt oder Rudolphstein. Das war in fast ganz Berlin so, und Untersuchungen, die zunaechst erfreut feststellten, dass die Kabbeleien innerhalb von Berlin nachgelassen haetten, mussten zugeben, dass das hauptsaechlich daran lag, dass sich die Berliner aus Ost und West aus dem Weg gingen.

Das Tuepfelchen auf dem i war dann eine Untersuchung des Wirschaftsministeriums von Brandenburg etwa 5 Jahre nach der Wiedervereinigung, die die weit hinter den Erwartungen zurueckgebliebene Tourismus-Industrie erklaeren sollte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Brandenburger nicht nur auslaenderfeindlich waeren, sondern allgemein fremdenfeindlich, also auch Deutschen aus anderen Gegenden gegenueber. Da haetten sie auch schlicht uns fragen koennen.

Das ist jetzt aber alles lange her, und ich glaube, in Sachsen z.B. war das nie so schlimm.
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#11
(13-05-2014, 21:48)Ulan schrieb: Ja sicher. Meine Erfahrungen beziehen sich halt auf die Zeit direkt nach dem Mauerfall, und die Beziehung zwischen West-Berlinern und Brandenburgern war einfach schlecht. Meine Freundin und ich sind drei Jahre lang oft genug am Wochenende raus aus Berlin in das Umfeld. Die Gegend war wunderschoen. Aber die Leute... An besseren Tagen waren die Leute kurz angebunden. An schlechteren wurde man in der Gaststaette von der Bedienung angeschnauzt und von anderen Gaesten angepoebelt.

Das ist ja dann aber nicht euch anzukreiden, sondern den Leuten die sich so euch gegenüber verhielten.

(13-05-2014, 21:48)Ulan schrieb: Und siehe da, fuerderhin bestand Ost-Berlin fuer uns nur noch aus Mitte und Prenzelberg, und der Rest Deutschlands begann hinter Helmstedt oder Rudolphstein. Das war in fast ganz Berlin so, und Untersuchungen, die zunaechst erfreut feststellten, dass die Kabbeleien innerhalb von Berlin nachgelassen haetten, mussten zugeben, dass das hauptsaechlich daran lag, dass sich die Berliner aus Ost und West aus dem Weg gingen.

In Berlin, man mag es eigentlich kaum glauben, gibt es tatsächlich noch diesen Ost-West-Konflikt. Habe dass während meiner Berliner Jahre auch festgestellt.
Manche (jüngere Leute) sind aber noch krasser, bei denen bist du nur angesagt wenn du auch in den richtigen Szenevierteln wohnst, momentan wohl Prenzlberg und Kreuzberg. Kommst du aus Steglitz/Zehlendorf, kannst es gleich vergessenIcon_smile (mal etwas übertrieben).

(13-05-2014, 21:48)Ulan schrieb: Das ist jetzt aber alles lange her, und ich glaube, in Sachsen z.B. war das nie so schlimm.

Tja, meine Erfahrungen beziehen sich eher aufs ländliche Thüringen. Da dort aber eher weniger Leute aus Westdeutschland hinkommen, bleiben die Vorurteile oftmas bestehen. Meiner Erfahrung nach vor allem bei den Älteren (wobei man dazu sagen muss, dass es hier nach 1990 teilweise wirklich krass war mit Stellenabbau, so wurden ganze Dörfer 1992 plötzlich arbeitslos, als das Bergwerk der Region aufgekauft und geschlossen wurde). Aber viele Jüngere (vor allem wer noch nie mal groß raus kam aus der Region) übernehmen dann auch vieles.
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#12
Icon_smile Zum einen kamen Vorurteile daher, weil wir den Wessi für das ansahen, wie er sich uns präsentierte - er war oft überheblich - haute auf gut "deutsch" auf die "Kaxxe", was er so alles hatte und im Nachhinein erfuhr dann der Ossi, daß er sowieso alles auf Kredit gekauft hatte, was er besaß, also stets in der Kreide saß.

Der Ossi bekam keine Kredite, außer mal den Ehebonus - wenn er frisch geheiratet hat.

Daß sich manche nach der Wende verschuldeten, lag daran, daß es den Menschen so leicht gemacht wurde.

Es gibt viele Leute, die sich riesig freuten, als der Westen kam und meinten, endlich müsse der Westen uns allen was bringen, auch die Erneuerung der maroden Betriebe - aber der Westen hat uns was gehustet - er hat die Betriebe abgerissen und die Leute entlassen.

Hurrah, welche Freude - Bekannte von mir waren bis zu 8 Jahren arbeitslos, bis sie weg zogen - in den Westen und Arbeit erhielten, bzw. sich bewarben.

Ganze Fabriken wurden verkleinert und abgestoßen - siehe die Treuhand, wo sich auch so mancher Beteiligte eine "Goldene Nase" "verdiente?" - die Tatsachen wurden letztens in einem Doku Film verarbeitet.

Nach der Wende wurde alles gebracht, was man im Westen an Waren nicht mehr verkaufen konnte - sicherlich hat man - die großen Konzerne gedacht, bei uns wäre noch Gewinn zu machen - hatten sich aber oft getäuscht - hätten sie das vorher gewußt, wären sie nicht so schnell zu einem "Ja" bereit gewesen.

Dresden war schon immer offen, weil sie keine "Westprogramme" rein kriegten, sie lebten damit auch so ein bißchen auf dem "Mond" - inzwischen hat sich Dresden sehr verändert - der Amerikaner hat Einzug gehalten, die einst schöne, gemütliche Prager Passage ist nun völlig mit Glasbauten zugestopft, wo es mal angenehm zuging, wo man wandern konnte, sieht man nur noch Kaufpaläste - man sieht auch mehr Bettler und ganze Straßenzüge leerer Wohnungen, ganz nach altem Stil mit Stucker an den Außenwänden - wenn die Straßenbahn da lang fährt, schaudert es einen.

Die Lausitz hat sich erholt, sieht man an den hübschen Häuschen in den Dörfern - da nimmt Gemütlichkeit Platz und es strahlt Ruhe aus - Sorben bleiben auch oft unter sich, wenn sie auch zu anderen freundlich sind, aber sie schotten sich auch ab.

Zum Osterfest kommen Tausende von Menschen aus allen Bundesländern - es hat sich herum gesprochen, daß sich noch alte Bräuche gehalten haben.

Konnte schon mal sein, daß Pferde ob der Strapazen bei viel Hitze zusammen geklappt sind.

Ausländer waren wenige und blieben auch unter sich - wie auch die Parallelgesellschaften - die heute existieren - das Multikulti sich bei sich verschiebender Mehrheit mit entsprechenden Forderungen einhergehen, versteht sich von selbst. Was das für die einheimische Bevölkerung bedeutet, wird sie noch erfahren, wo es bereits zu diesen Zuständen kommt, in den entsprechenden Bundesländern, sieht man heute schon, wenn man Augen und Ohren geöffnet hält - wenn man auch wahr nimmt, was passiert und sich drum herum redet.

Daß weite Gebiete durch den Tagebau entwaldet und entvölkert werden, kann man auf google Earth sehen, wenn man diese Gegenden anschaut - aber - entweder Kohle und damit Arbeit für die Leute oder Wald und dann eben keine Arbeit - neue Völkerverschiebungen - die Leute müssen ihre Häuser aufgeben und sich woanders heimisch machen oder sind Pendler und das streßt und zerreißt ganze Familien - oder man qualifiziert sich und zieht ins Ausland wie Schweden oder Kanada - diese Situation hat man dann im Laufe der Jahre erlebt.

Mit den Polen und den Tschechen und Vietnamesen hat man gelebt - mit Polen war man verheiratet - mit Ungarn auch - die Algerien, die mal kamen, sind wieder zurück - sie wurden regelmäßig "krank", wenn der Ramadan kam - außerdem hatten sie zu dem Beruf als "Schlosser" keinen sonderlichen engen Bezug.

Die Frauen liefen ihnen hinterher - alles, was ausländisch war, war interessant.
Ist heute auch nicht anders.

*http://info.arte.tv/de/deutschland-die-energie-wende-und-die-sorben

Daß Deutschland bald ihnen gehört, hört man von manchen Ausländern oft, wenn sie in Rage sind - sagte Herr Bosbach schon - es kommt auf das Mehrheitsverhältnis an, wie sich Deutschland entwickeln wird. Deutsche Mädchen wickelt man schon vorsorglich in weiße Kopftücher ein, damit sie sich daran gewöhnen.

Der Wessi hat von Anfang an mehr Ausländer um sich - an die Italiener hat man sich gewöhnt - an die Araber wird man per Mainstream heran geführt, wo er nicht mehr Deutscher sein darf - aber manche wollen die Dinge nicht so sehen, wie sie doch schwarz auf weiß vorliegen.

Mit dem Aussterben der Einheimischen wird sich die Lage noch mal massiv wandeln - die nächsten Generationen sollten gut lernen, sich bestens ausbilden lassen und dann machen, daß sie weg kommen.

Mit der Wende hat sich was vollzogen, was man einen so enormen Einschnitt betrachten kann, daß dieser Zustand auf die ganze Welt bezogen werden kann- die Völkerwanderungen in der Geschichte, die stets auch ein Austausch der Menschen zur Folge hatte - ob die Not in Deutschland, als im 800 Jahrhundert die Deutschen nach Italien oder die Iren nach Amerika auswanderten - die Mischung geht eben weiter.

Die DDR war einmal - sie hatte ihre Erziehung der Kinder nicht schlecht gemacht, obwohl man heute vieles als Doktrin ansah - aber die Kindergärten waren eben nicht bloß Aufbewahrungsstätten bis Mittag - weil Frauen keine Ganztagsarbeiten machten - sondern auch Lernstätte für die Schule. Mit Mittagessen, Frühstück und Kaffee trinken. Muckefuck.

Da waren selbst Einzelkinder nicht mehr allein. Und Frauen konnten nicht nur, sie mußte auch mitarbeiten - das Geld reichte oft nicht - ob ein Schneider nun 300 Ostmark - so um die 70er Jahre - oder die Verkäuferin nur 400 Ostmark erhielt oder die Postangestellte 250-280 Ostmark - die Miete war billig - 25 Ostmark - die Lebensmittel waren billig - wurden gestützt, aber die teuren Geräte und Wohnungseinrichtungen mußte man bezahlen - und sich erst mal zusammen sparen - das war hart - aber die Geräte hielten bis zu 20 Jahren - was heute kaum noch vorkommt.

Man muß alles gegeneinander abwägen.

Die Goldenen Zeiten mit viel Geld hat der Wessi auch nicht mehr.
Man munkelt, die Wirtschaft war auch nicht mehr so bestens, wie sie nach außen erzählten und der Ossi brachte seine ausgebildeten Kräfte nach drüben, weshalb keine neuen Lehrlinge ausgebildet wurden, die sowieso ein anderes Verfahren hatten als die Ossi`s, die gleich nach der Schule die Lehrbank drückten.

Waren erstaunt, als wir erfuhren, daß eine Cousine erst mit 19 die Lehre bekam und da waren wir alle schon im Beruf und verdienten.

Tja, so haben sich die Zeiten verändert. Die alten Ossis können noch vergleichen, die neuen Generationen wissen es bald nicht mehr.
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#13
(15-05-2014, 11:23)Klaro schrieb: ... aber der Westen hat uns was gehustet - er hat die Betriebe abgerissen und die Leute entlassen.

"Der Westen" hat die Betriebe abgerissen, so so. Boeser, boeser Westen.

Es ist dieses unertraegliche Selbstmitleid, gepaart mit ebensogrosser Egozentrik, die die Beziehungen zwischen Leuten aus Ost und West so vergiftet haben. Die DDR hat deshalb aufgehoert zu existieren, weil sie restlos bankrott war und schon lange nur noch von Transferzahlungen aus "dem Westen" lebte. "Der Westen", bzw. Leute wie meinereiner, haben dann jahrzehntelang ihre Steuern plus Soli-Zuschlaege gezahlt, damit die Landschaften im Osten endlich zum Bluehen kommen. Das Resultat ist, dass die Infrastruktur im Osten im allgemeinen exzellent ist, vor allem wenn man es mit der broeckelnden Substanz in den westlichen Innenstaedten vergleicht.

Ich bitte das jetzt nicht so misszuverstehen, dass ich fuer mich oder "den Westen" dafuer einen Orden einfordere. Jahrzehntelange Ausbeutung durch den "grossen Bruder" ist halt eine andere Lebensvoraussetzung als die Anschubfinanzierung, die "der Westen" erhalten hatte. Diese Chancenungleichheit fuer mehr als 40 Jahre kann man nicht so ohne weiteres aus der Welt schaffen, aber es wurde versucht. Trotzdem moechte ich betonen, dass es nicht etwa so etwas wie einen Anspruch des Ostens auf Hilfe durch den Westen gibt. Das ist mitnichten so. Auch ohne diesen Anspruch wurde trotzdem geholfen. Ernten tut man dafuer hauptsaechlich endloses Gejammere, Schuldzuweisungen und als i-Tuepfelchen vielleicht noch ein "frueher war alles besser". Da macht das Helfen gleich doppelt Spass.

Edit: Ist der "Soli" eigentlich endlich weg?
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#14
Der Ossi sieht das halt in vielen Bereichen anders, aber tröste Dich, die meisten Leute, die arbeiten wollten, sind schon lange im Westen gelandet, und im Übrigen, will keiner den Osten in der Form wieder haben.

Das ist aber für all diejenigen eine Warnung, die glauben, mit sozialistischem Gedankengut einen neuen Staat aufbauen zu können. Das wird es nichts, denn schon die heutigen Politiker zeigen, daß, wenn sie sozialistischen Ideen und Gedankengut so gern nachgehen, sie die Realitäten nicht mehr wahr nehmen.

Kreative Ossis sind weg vom Osten - die paar, die noch da sind, wird keiner ersetzen und den alten Staat will auch keiner wieder haben.

Leute, die damals vor dem Kiosk mit den schönen Alk Flaschen standen, stehen heute auch noch davor - wir haben uns verändert, gewandelt hat sich auch manche Ansicht und da wir sowieso bald aussterben, werden unsere Arbeitsplätze hervorragend durch Muslime, weiblich wie männlich, besetzt. Ob Bahn, ob Bus, ob Kaufhallen, Fließbänder, öffentliche Einrichtungen - es flutscht doch alles, wie Ihr es selbst sehen könnt. Wir sind ersetzbar, ob mit oder ohne Tuch, es weint uns keiner eine Träne nach.

Das Deutschland, das einmal war, stirbt sowieso aus, davon seid Ihr auch alle überzeugt, auch, wenn so mancher es nicht so recht sagen möchte - intellektuelle Kritiker wissen längst, wo der "Hase" hinläuft und auch, wenn sich manche Menschen etwas vormachen oder sich Illusionen hingeben, ob in Deutschland wieder der Faschismus (Urania - Abdel-Hamad) einzieht, der Sozialismus oder der Kommunismus oder was es sonst noch so gibt, und in anderen Foren wird da längst "Klartext" geredet - in diesem Forum haben eher mehr links ausgerichtete Personen das Sagen. Das ist ziemlich eindeutig.

Aber dafür gibt es ja auch sozialistische Foren und Zeitschriften - wir haben heute doch alles da, was der Einzelne wünscht. Jede religiöse, wie auch politische Richtung - ist zu haben, es kann ihr gefolgt werden - wenn gewünscht.

Dieses "verschämte" "wir können doch nicht so denken, das geht doch nicht" - das ist unehrlich. Der Produktionsarbeiter hat damals wie heute klare Worte gesprochen, die auch gleich den Kern trafen.

Daß ehemalige Bürger der DDR eine ganz andere Meinung haben, da könnt Ihr Euch überzeugen, wenn Ihr Euch mit wirklich überzeugten Bürgern unterhaltet - aber die werden eh gering durch Demografie - die anderen sind froh, daß sich viel verändert hat - und politisch wird sich kaum noch einer beschäftigen und diejenigen, die in der Bürgerbewegung aktiv waren, sind entweder auch schon nicht mehr existent oder sie haben sich auch politisch verändert.

Die nächsten Generationen werden sich mit ganz anderen Problemen beschäftigen müssen - nach uns die Sintflut.
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#15
Gerade mal paar Jahre auf Grund von Krieg politisch getrennt, und schon hat man fette Probleme, mit der ganzen Palette.

Mich wundert eher der Umstand, wie sich innerhalb einer Kultur so eine Spannung herstellen lässt, nur weil man durch ein Krieg paar Jahre getrennt leben musste. So viel Einfluß nehmen die Entscheidungen der Kriegstreiber nachhaltig in den Gesellschaften nieder. Finde es traurig, wie unselbstbestimmt man da wirklich denkt.
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