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sieben letzte Worte
#31
(24-04-2014, 17:32)Lelinda schrieb: Allerdings fände ich es sehr merkwürdig, wenn Pilatus ausgerechnet die Freilassung eines Aufständischen riskiert hätte.


Finde ich auch so. Barabbas war ein gemeiner Verbrecher, und kein Aufstandsführer. Da wäre ja Pontius Pilatus schön blöd gewesen, wenn er einen Revolutionsführer rennen gelassen hätte.
#32
(24-04-2014, 17:32)Lelinda schrieb: Schließlich war es seine Hauptaufgabe, die (römische) Ordnung zu bewahren


Ganz genau.
Kann schon sein, daß der römische Statthalter aus Goodwill einen jüdischen Brauch befolgte und zum Paschafest einen zum Tod verurteilten Gefangenen freiließ. Einen Räuber, vielleicht sogar einen Raubmörder – aber doch niemals einen gefangenen Revolutionsführer ! Das durfte er gar nicht – denn er mußte die Interessen Roms wahren. In so einem Fall hätte ein Beamter eine anonyme Meldung nach Rom geschrieben und er hätte die ärgsten Probleme bekommen – der Verdacht eine Aufstandsbewegung zu begünstigen war damals sehr ungesund. Sofort wurde Korruption vermutet ("gegen gutes Gold") oder, was noch schlimmer war, Hochverrat.
Und wenn dann so ein freigelassener Aufstandsführer im Untergrund wieder aktiv wurde, und es wurde dann ein römischer Beamter von Aufständischen ermordet, dann Gnade Gott dem Statthalter. Auch wenn man der Attentäter nicht habhaft wurde – die Sache klebte nun am Statthalter. Nie hätte Pontius Pilatus einen zum Tode verurteilten Aufstandsführer laufen gelassen.
#33
(24-04-2014, 23:32)Sinai schrieb: Finde ich auch so. Barabbas war ein gemeiner Verbrecher, und kein Aufstandsführer.

Ich finde es immer wieder ueberraschend, dass Glaeubige, die ansonsten eher dem Literalismus anhaengen, nichts dabei finden, die Bibel der Luege zu bezichtigen, wenn es ihnen in den Kram passt.
#34
(24-04-2014, 02:51)Ulan schrieb: Mt27
15 Zum Fest aber hatte der Statthalter die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.
16 Sie hatten aber zu der Zeit einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Jesus Barabbas.
17 Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?

(24-04-2014, 20:22)Ulan schrieb: Luther 1984


Diese Bibel wird mir immer verdächtiger. Es stehen ganz andere Sachen drin, als in der echten Luther-Bibel. Da hat irgendjemand die Luther-Bibel genommen, andere Sachen hineingewurstet – und verkauft dieses Elaborat mit der Etikette "Luther"

Jetzt wo ich darauf aufmerksam geworden bin, ist das leicht zu durchschauen
#35
(24-04-2014, 23:40)Sinai schrieb: Diese Bibel wird mir immer verdächtiger. Es stehen ganz andere Sachen drin, als in der echten Luther-Bibel. Da hat irgendjemand die Luther-Bibel genommen, andere Sachen hineingewurstet – und verkauft dieses Elaborat mit der Etikette "Luther"

Jetzt wo ich darauf aufmerksam geworden bin, ist das leicht zu durchschauen

Luther selbst hat genug Böcke geschossen.
Ich würde ihn nicht gerade als Geschehnisnahen Zeitzeugen betrachten.
#36
(24-04-2014, 23:54)Harpya schrieb: Luther selbst hat genug Böcke geschossen.


Hast schon recht.

Aber jetzt alles noch verschlimmern und in die Original Luther Bibel hineinzuwursten, daß der Verbrecher "Jesus Barabbas" hieß, und das unter dem Namen "Luther" zu vermarkten, ist sehr arg.


Denn eines muß schon klar sein: Der Name "Luther" ist in Deutschland bei vielen Leuten (konkret bei den Reformierten des Augsburger Bekenntnisses) ein gewisses Qualitätskriterium, so etwas wie ein Markenname.

Nun wird in dem Buch mit dem Namen Luther 1984 dem Luther in den Mund gelegt, er habe gesagt "Jesus Barabbas"
Ein abwegiger Gedanke wird so reingewaschen.

Ein komplett neuer Gedanke, den noch niemand gehört hat, wird durch diesen Trick eingeschleust. Die gutgläubigen Leser werden getäuscht, sie glauben daß das ein alter und etablierter Gedanke wäre, daß der Mörder "Jesus Barabbas" geheißen hätte – und gehen eher der Behauptung auf den Leim, daß dieser so ähnlich wie Jesus war, auch so eine Art Messias . . .
#37
(25-04-2014, 00:03)Sinai schrieb: ...und das unter dem Namen "Luther" zu vermarkten, ist sehr arg.

Es ist deshalb immer noch die Luther-Bibel, weil sie bei allen populaeren Stellen immer noch seinem Satzbau und Sprachfluss folgt. Die Revision von 1975 wurde von den Glaeubigen abgelehnt, weil sie die bekannte Sprache zu sehr aenderte, so dass die 1984er Version einen Kompromiss zwischen korrekter Uebersetzung und Tradition darstellt.

Revisionen waren halt notwendig, da Luther genug Fehler gemacht hatte. Die Hauptursache war natuerlich seine Quelle; die wurde durch einen besseren Text ersetzt, was natuerlich den Text aenderte.

Ehrlich gesagt weiss ich auch gar nicht, warum Du Dich so auf den Namen "Jesus" verbeisst. Die Deutung als Wahl des Messias ist aelter als diese Textangabe. "Barabbas" reicht dafuer voellig aus.
#38
(25-04-2014, 00:12)Ulan schrieb: Es ist deshalb immer noch die Luther-Bibel, weil sie bei allen populaeren Stellen immer noch seinem Satzbau und Sprachfluss folgt.



Ist sie nicht. Denn Satzbau und Sprachfluss sind Äußerlichkeiten.
Aber wenn da aus einem Mörder "Barabbas" plötzlich ein "Jesus Barabbas" wird, ist höchstes Mißtrauen angesagt !!!

Das ist wie bei einem juristischen Vertragstext.
Wenn so ein Vertrag vier Seiten hat und es fälscht das jemand geschickt, läßt Überschrift und Unterschrift gleich, ebenso den Text in Satzbau und Sprachfluss (damit es nicht auffällt) und nur eine Klitzekleinigkeit ändert, aus 1000 wird 10000
#39
(24-04-2014, 13:00)Sinai schrieb: Sehr seltsam. Welche Bibelübersetzung zitierst Du ?
In der Einheitsübersetzung steht Barabbas.
Und vor allem im griechischen Originaltext (Strong)

Wie da jemand dazugekommen ist, das Wort Jesus hineinzuflicken, ist nicht nachvollziehbar – welches Motiv ?

Da gibts auch unterschiedliche Schriften.

"Einige Codices enthalten in den Stellen 27,16.17 EU des Matthäusevangeliums den Namen Jesoûs (hò) Barabbâs.[2] Auch wenn die Zeugen für diese Lesart des Passus weder zahlreich noch besonders alt sind, wird in der neutestamentlichen Exegese vielfach davon ausgegangen, dass der Name Jesus in Mt 27,16.17 zum ursprünglichen Bestand des Texts gehörte, da es als unwahrscheinlich gilt, dass man den Namen Barabbas in die für Judenchristen anstößige Variante Jesus bar Abbas geändert habe. Leicht vorstellbar sei dagegen, dass man von diesen Stellen Jesus gestrichen habe." wiki

Mit den Namen war das schon so eine Sache.
Man könnte sich ja um der Jesusstreiterei auf den islamischen Ausdruck
Isa ibn Maryam einigen , da wissen alle wer gemeint ist.
Wird ja auch dort verehrt.

Mao wurde ja auch mal in Mao se Dong geändert.
#40
(25-04-2014, 00:27)Sinai schrieb: Ist sie nicht. Denn Satzbau und Sprachfluss sind Äußerlichkeiten.

Die "Aeusserlichkeiten" sind das Einzige, was Luther hier beigetragen hat. Er ist ja schliesslich nicht der Autor des Texts.

(25-04-2014, 00:27)Sinai schrieb: Aber wenn da aus einem Mörder „Barabbas“ plötzlich ein „Jesus Barabbas“ wird, ist höchstes Mißtrauen angesagt !!!

In mehreren alten Manuskripten des Matthaeus-Evangeliums steht das halt so.
#41
(25-04-2014, 00:28)Harpya schrieb: Da gibts auch unterschiedliche Schriften.

"Einige Codices enthalten in den Stellen 27,16.17 EU des Matthäusevangeliums den Namen Jesoûs (hò) Barabbâs.[2] Auch wenn die Zeugen für diese Lesart des Passus weder zahlreich noch besonders alt sind . . . " wiki


Alles klar !
#42
Der Wikipedia-Text ist hier etwas irrefuehrend. Zwar haben wir keine sehr alten Manuskripte mit dieser Schreibweise, aber wir wissen, dass diese existierten. Der Kirchenvater Origenes (erste Haelfte 3. Jahrhundert) hat sich ziemlich darueber aufgeregt, dass Barabbas im Matthaeus-Evangelium den Vornamen Jesus traegt. Er meinte, kein Suender duerfte diesen Namen tragen. Das ist ein Beweis, dass das so in alten Matthaeus-Versionen stand.
#43
(25-04-2014, 01:35)Ulan schrieb: Der Kirchenvater Origenes (erste Haelfte 3. Jahrhundert) hat sich ziemlich darueber aufgeregt, dass Barabbas im Matthaeus-Evangelium den Vornamen Jesus traegt. Er meinte, kein Suender duerfte diesen Namen tragen.


Offenbar hat sich Origenes im 3. Jhdt darüber aufgeregt, daß böswillige Fälscher versuchten, dem Mörder Barabbas den zweiten Vornamen Jesus umzuhängen.
Wie es aussieht, wurde bereits im 3. Jhdt das Matthäus-Evangelium gefälscht und Origenes hat diesen Fälschungsversuch aufgedeckt.
#44
(25-04-2014, 02:08)Sinai schrieb: Offenbar hat sich Origenes im 3. Jhdt darüber aufgeregt, daß böswillige Fälscher versuchten, dem Mörder Barabbas den zweiten Vornamen Jesus umzuhängen.
Wie es aussieht, wurde bereits im 3. Jhdt das Matthäus-Evangelium gefälscht und Origenes hat diesen Fälschungsversuch aufgedeckt.

Der "boeswillige Faelscher" war wohl der Autor der als "Matthaeus" bekannt wurde. Auffaellig ist, dass bei Matthaeus der Barabbas ueberhaupt nicht negativ dargestellt ist. In der deutschen Uebesretzung steht zwar "beruechtigt", aber das kann genauso gut "beruehmt" heissen. Matthaeus erwaehnt nirgendwo, was dieser Barabbas eigentlich getan hat. Insofern macht es Sinn, dass bei Matthaeus auch "Jesus Barabbas" steht, weil es hier um Yom Kippur geht; die beiden Opfer muessen gleichwertig sein.
#45
(25-04-2014, 02:23)Ulan schrieb: Insofern macht es Sinn, dass bei Matthaeus auch "Jesus Barabbas" steht, weil es hier um Yom Kippur geht; die beiden Opfer muessen gleichwertig sein.

Jep.

Hallo allerseits, Markus und Matthäus wollten sicher, dass "Barabbas" auch als "Sohn des Vaters" verstanden wird.

Bei Markus "heißt" Barabbas ja nicht so, sondern wird so "genannt" (λεγόμενος - legomenos). "Barabbas" erscheint bei Markus daher eher als Titel bzw. als Ehrenname und nicht als "richtiger" Name.

Vor der Barabbas-Stelle bringt Markus zwei Übersetzungen, die es auch sprachunkundigen Lesern ermöglichen, die Bezeichnung "Barabbas" zu übersetzen und zu verstehen.

Mk 10,46
Und sie kamen nach Jericho. Und als er aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus.

Mk 14,35-36
Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!


Matthäus hat den markinischen Wink hier richtig verstanden und - da es in sein Konzept passte -, zusätzlich "Jesus" als Vornamen eingeschoben, um die Spiegelbildlichkeit der beiden Gestalten noch zu verstärken - damit´s auch der letzte begreift Eusa_angel


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