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Atheistisch an Gott glauben
#16
Ich glaube, ich hatte das schon irgendwo hier erwaehnt, aber ein Bekannter von mir faellt in eine aehnliche Kategorie. Ein brillianter Kopf, glaubt nicht an Gott, aber bezeichnet sich als Christ. Er glaubt, christliche Gemeinden geben dieser Gesellschaft Struktur, und ihre Botschaft sei ueberwiegend positiv. Soweit kann ich seiner Argumentation noch folgen, aber wo ich Probleme habe, ist, wenn er darauf besteht, dass er Christ sei.
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#17
Atheist zu sein, und an Gott glauben, passt meiner Meinung nach nicht zusammen. Entweder man glaubt, dann ist man Deist, Theist bzw.irgendetwas dazwischen oder man glaubt nicht und reiht sich unter die Agnostiker und Atheisten ein.

Hingegen ist es offenbar möglich, Christ zu sein, ohne an Gott zu glauben. Dazu hatten wir schon einmal was. Siehe HIER = Christentum ohne Religion.
MfG B.
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#18
(18-12-2013, 03:16)Ulan schrieb: Ich glaube, ich hatte das schon irgendwo hier erwaehnt, aber ein Bekannter von mir faellt in eine aehnliche Kategorie. Ein brillianter Kopf, glaubt nicht an Gott, aber bezeichnet sich als Christ. Er glaubt, christliche Gemeinden geben dieser Gesellschaft Struktur, und ihre Botschaft sei ueberwiegend positiv. Soweit kann ich seiner Argumentation noch folgen, aber wo ich Probleme habe, ist, wenn er darauf besteht, dass er Christ sei.

ja, so sehe ich das auch

ich bestreite keineswegs, daß "christliche Gemeinden dieser Gesellschaft Struktur geben" (wie andere, nichtreligiöse verbände auch) und daß zumindest heute in unserer säkularen demokratie "ihre Botschaft ueberwiegend positiv" formuliert und wohl auch von den gläubigen verstanden wird

klar ist es zulässig, dem gemeinwohl auf dieser basis zuträglich zu sein

mein problem ist etwa folgendes:

wenn ich mal in einem gottesdienst bin (menschen heiraten, lassen kinder taufen und sterben, wollen dabei kirchlich und von ihren freunden begleitet werden), dann kann ich eigentlich nicht sagen, daß ich daran "teilnehme". ich schweige, wenn im chor das glaubensbekenntnis rezitiert, gebetet oder gotteslob gesungen wird - denn ich stehe ja nicht mit meiner persönlichen überzeugung hinter dem, was die texte ausdrücken. ich respektiere diese glaubensäußerungen, würde mir aber als betrüger vorkommen, täuschte ich vor, diesen glauben zu teilen. dazu habe ich eben zu viel respekt vor dem glauben der gläubigen

das jetzt auf "atheistische christen" umzulegen, überlasse ich dem geneigten leser

(was mein problem ist, muß übrigens nicht notwendigerweise auch für andere eins sein - nur damit auch das klar ist)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#19
(18-12-2013, 09:49)Bion schrieb: Hingegen ist es offenbar möglich, Christ zu sein, ohne an Gott zu glauben. Dazu hatten wir schon einmal was. Siehe HIER = Christentum ohne Religion.

Ein interessanter Thread, danke!

(18-12-2013, 21:06)petronius schrieb: mein problem ist etwa folgendes:

wenn ich mal in einem gottesdienst bin (menschen heiraten, lassen kinder taufen und sterben, wollen dabei kirchlich und von ihren freunden begleitet werden), dann kann ich eigentlich nicht sagen, daß ich daran "teilnehme". ich schweige, wenn im chor das glaubensbekenntnis rezitiert, gebetet oder gotteslob gesungen wird - denn ich stehe ja nicht mit meiner persönlichen überzeugung hinter dem, was die texte ausdrücken. ich respektiere diese glaubensäußerungen, würde mir aber als betrüger vorkommen, täuschte ich vor, diesen glauben zu teilen. dazu habe ich eben zu viel respekt vor dem glauben der gläubigen

das jetzt auf "atheistische christen" umzulegen, überlasse ich dem geneigten leser.

Ganz so konsequent bin ich persoenlich dann doch nicht. Wenn meine Freunde mich in den Weihnachtsgottesdienst schleppen, singe ich schon mal mit, egal was der Text nun sagt. Allerdings wuerde ich mich deshalb immer noch nicht als Christ definieren.

Ich denke mal, die extremste Auspraegung von atheistischen Christen sind atheistische Pfarrer, von denen es angeblich nicht zu wenige geben soll. Genaue Statistiken gibt's da wohl aber nicht, verstaendlicherweise.
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#20
(18-12-2013, 21:46)Ulan schrieb: Ich denke mal, die extremste Auspraegung von atheistischen Christen sind atheistische Pfarrer, von denen es angeblich nicht zu wenige geben soll. Genaue Statistiken gibt's da wohl aber nicht, verstaendlicherweise.

ja

hab mich mal mit einem katholischen priester unterhalten, der nach eigener aussage nie eine gotteserfahrung hatte. hab mich irgendwie gefragt, wie er dann trotzdem gottes existenz glaubhaft vertreten und verkünden kann

aber das ist wohl eben die höchste form des glaubens - der wider die evidenz
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#21
(18-12-2013, 23:04)petronius schrieb: ja

hab mich mal mit einem katholischen priester unterhalten, der nach eigener aussage nie eine gotteserfahrung hatte. hab mich irgendwie gefragt, wie er dann trotzdem gottes existenz glaubhaft vertreten und verkünden kann

aber das ist wohl eben die höchste form des glaubens - der wider die evidenz

Nun, man muss nicht jede Erfahrung selbst gemacht haben.
Ich bin auch für eine gewisse Regulierung des Strassenverkehrs, weil mir glaubhaft vermittelt wurde, auch durch die Folgen nicht selbst erlebter Unfälle, das man da schon was machen muss.

Ich hab nur mehr den Eindruck das geistige , religöse Strassen
immer in Sackgassen enden.
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#22
(17-12-2013, 23:41)petronius schrieb: ich mißtraue dem prinzip der normensetzung, wenn schon nicht der aktuellen faktischen normeninterpretation
Im Misstrauen sind wir uns einig. Andererseits: Trittst du mit anderen in (z. B. Handels-) Beziehung, ist die spontane Einhaltung gewisser (gesellschaftlicher) Normen (Konventionen) eine ziemlich praktische Angelegenheit.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#23
(19-12-2013, 00:29)Ekkard schrieb: Im Misstrauen sind wir uns einig. Andererseits: Trittst du mit anderen in (z. B. Handels-) Beziehung, ist die spontane Einhaltung gewisser (gesellschaftlicher) Normen (Konventionen) eine ziemlich praktische Angelegenheit.
Würde ich keinem Kaufmann raten der auch mal im Nahen Osten oder Nordafrika handelt, das wäre wirklich eine sehr praktische Art Geld zu verbrennen.

Die gesellschaftlichen Normen und Konventionen sind völlig anders.
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#24
Ja, natürlich. In diesen Fällen muss man gelegentlich mal umlernen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#25
(19-12-2013, 00:29)Ekkard schrieb: Andererseits: Trittst du mit anderen in (z. B. Handels-) Beziehung, ist die spontane Einhaltung gewisser (gesellschaftlicher) Normen (Konventionen) eine ziemlich praktische Angelegenheit.

sicher

sind heutzutage (zumindest hierzulande) glücklicherweise kaum je religiöse
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#26
(14-12-2013, 17:56)Haevelin schrieb: So ein Aufsatz von D. Sölle; sie schreibt: "In einem Satz gefaßt, ließe sich die Problematik gegenwärtiger Theologie beschreiben als ein "atheistisch an Gott glauben". Der paradoxe Ausdruck will sagen, daß Glauben hier als eine Art Leben verstanden wird, das ohne die supranaturale, überweltliche Vorstellung eines himmlischen Wesens auskommt, ohne die Beruhigung und den Trost, den eine solche Vorstellung schenken kann: eine Art Leben, also ohne metaphysischen Vorteil vor den Nicht-Christen, in dem trotzdem an der Sache Jesu in der Welt festgehalten wird."
Ist eine solche Vorstellung heute noch relevant? Wie hält man an der Sache Jesu fest, ohne einen Glauben?

Das nennt man Schizophrenie!
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#27
Die Christen vernüchten sich selbst.
Nämlich, das Christentum wurde bewußt aus dem westlichen Bildungssystem ausgeschaltet. Die christliche Jugendlichen und Studenten, die Lehren ihrer "weiseren" Professoren unkritisch annehmen, und sich auf diese simple Art und Weise Atheismus zuwenden, wobei sie Christus als weisen Menschen, und nicht als Gott ansehen, verwirklichen diese Art vom Atheismus und tragen ihn in die Welt hinaus. Die protestantische Theologie ist in dieser Richtung führend!
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#28
Das Christentum vernichtet sich keineswegs, sondern emanzipiert sich von der Staatstheologie seit dem 4. Jahrhundert. Aber es wird sich aus der Welt verabschieden, wenn es nicht endlich lernt, dass Geschichte den Glauben nicht begründet.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#29
(28-12-2013, 19:29)Ekkard schrieb: Das Christentum vernichtet sich keineswegs, sondern emanzipiert sich von der Staatstheologie seit dem 4. Jahrhundert. Aber es wird sich aus der Welt verabschieden, wenn es nicht endlich lernt, dass Geschichte den Glauben nicht begründet.
Wird aber doch alles auf eine jahrtausende alte Denke zurückgeführt.
Wie viele annehmen , das die Pyramiden komplett aus exacten Klötzen zusammengesetzt sind.
Spätestens seit der Enländer da versucht hat einen Eingang reinzusprengen
weiss man doch das die sichtbare Fassade und innere sichtbare Wände aus schönen Steinen bestehen.
Dazwischen ist nur Geröll.
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#30
Die Vorstellungen von Gott sind je nach Mensch und auch nach dessen Herkunft sehr unterschiedlich. Das selbe gilt auch bei den Atheisten.

Ich z. B. bin Südtiroler und bei uns in Südtirol ist Gott nicht einfach Gott, sondern Gott ist bei uns der "Herrgott". Wenn man bei uns nicht an Gott glaubt, ist das kein Thema. Wenn man hier aber nicht an den Herrgott glaubt, dann ist man ein Vaterlandsverräter, ein schäbiger Leugner des Tiroler Heldentums, ein Abtrünniger des deutschen Stammbaumes
und je nach dem, auch ein komplett ausgegrenzter Aussätziger. Deswegen kommt es vor, dass bei uns viele Atheisten Sonntags noch in die Kirche gehen und auch sonst ein eher unauffällig a-religöses Leben führen.
In dem Sinne kann man dann natürlich darauf schließen, dass Religion überall dort wo sie Gesellschaftlich dominiert, stets für ein friedliches soziales Miteinander sorgt.
Stellt sich nur die Frage, wer hier die höhere Sozialleistung erbringt. ;)
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