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Freiheit des Willens ?
#1
Hallo zusammen,

Zitat Schopenhauer:

"Der Mensch kann zwar tun was er will, aber nicht wollen was er will."


Meine Meinung ist: 'Stimmt!'

Was meint ihr?

Danke,

Jazzter
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#2
Die Frage ist doch, was meint Schopenhauer damit? Wir sollten dieses Zitat erst einmal auseinander reissen und im Gesamtkontext betrachten.


Hier ein paar Informationen:

Zitat:»Die letzten Grundgeheimnisse trägt
der Mensch in seinem Innern, und dies ist ihm am un-
mittelbarsten zugänglich; daher er nur hier den
Schlüssel zum Rätsel der Welt zu finden und das
Wesen aller Dinge an einem Faden zu erfassen hoffen
darf.« Zuerst erkennen wir uns selbst als Wille. Nicht
nur unser bewußtes Wollen, was gewöhnlich als
Wille im engeren Sinn bezeichnet wird, sondern über-
haupt alles Wünschen, Verlangen, Sehnen, Hoffen,
Lieben, Hassen, Widerstreben, Fliehen, Trauern, Lei-
den, Erkennen, Denken, Vorstellen; kurz, unser gan-
zes Leben ist Erleben, ist Wille. Aber auch unser Leib
ist nichts anderes als Objektivation des Willens.
Unser Wille zu gehen erscheint als Fuß, unser Wille
zu greifen als Hand, zu verdauen als Magen, zu den-
ken als Gehirn. Und so ist der Wille »das Innerste,
der Kern jedes Einzelnen und ebenso des Ganzen«.
Also auch des Ganzen!
[Johannes Hirschberger: Geschichte der Philosophie: Zweiter Abschnitt: Die Philosophie der Gegenwart, S. 37. Digitale Bibliothek Spektrum Band 1: Hirschberger: Geschichte der Philosophie, S. 1916 (vgl. Hirschberger-Gesch. Bd. 2, S. 458-459) © Herder-Verlag]

und weiter:

Zitat:Die Naturkräfte, die Gravitation, Zentrifugal-
und Zentripetalkraft, Polarität, Magnetismus, chemi-
sche Affinität, das Wachsen der Pflanzen, ihr Streben
zum Licht, Selbsterhaltungstrieb und Instinkt der Le-
bewesen, alles ist Wille. Im Menschen erwache der
Wille zum Selbstbewußtsein. Und nun trete in die Er-
scheinung, daß er eigentlich blinder Wille ist, weil
nur Wille, nur ewiges Begehren, und darum unstillbar
nach dem Goethe-Wort: »Und im Genuß verschmacht'
ich nach Begierde.« »Aus der Nacht der Bewußtlosig-
keit zum Leben erwacht, findet der Wille sich als In-
dividuum, in einer end- und grenzenlosen Welt unter
zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend;
und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur
alten Bewußtlosigkeit.
Bis dahin jedoch sind seine
Wünsche grenzenlos, seine Ansprüche unerschöpf-
lich, und jeder befriedigte Wunsch gebiert einen
neuen. Keine auf der Welt mögliche Befriedigung
könnte hinreichen, sein Verlangen zu stillen, seinem
Begehren ein endliches Ziel zu setzen und den boden-
losen Abgrund seines Herzens auszufüllen« (Welt als
Wille und Vorstellung II, Kap. 46). Ein solcher Wille
ist sinnlos, ist leidend. Und weil das der Weltwille ist,
ist die ganze Welt sinnlos, ist eine Tragikomödie;
ebenso wie auch das Leben des Einzelnen; es ist ein
Geschäft, dessen Ertrag die Kosten nicht deckt.
[Johannes Hirschberger: Geschichte der Philosophie: Zweiter Abschnitt: Die Philosophie der Gegenwart, S. 38. Digitale Bibliothek Spektrum Band 1: Hirschberger: Geschichte der Philosophie, S. 1917 (vgl. Hirschberger-Gesch. Bd. 2, S. 459) © Herder-Verlag]

Soviel erst mal
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#3
Man oh man, da habt ihr ja gleich ein super einfaches Thema gewählt Icon_lol

Schopenhauer betrachtet den Willen als erkenntnislos. Erst die Vorstellung der Welt gibt dem Willen die Erkenntnis vom Wollen. In der Welt der Vorstellung greift der Wille nach der Welt, in der Erscheinung der Welt erkennt sich der Wille.

Gruß
Steffen, der in der Erkenntnis nicht alles wissen zu können, äußerste Ruhe findet.
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#4
Danke für die feinere Darstellung. Aber was denkt ihr darüber persönlich?

Was denkt ihr über die Willensfreiheit?

Ciao,

Jazzter
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#5
Hallo Jazzter,

Du wirfst ein Zitat in die Runde und sagst: Stimmt!

Dieses Zitat kann man nicht während einer Tasse Tee diskutieren. Ich habe versucht einen Anfang für die Diskussion zu finden. Aufgrund Deiner zweiten Antwort, denke ich, keinen Anfang gemacht zu haben. Hast Du Schopenhauer gelesen? Oder nur seine Zitate? Das ist kein Angriff! Nur hilfreich!

Sei doch so gut und sag' uns wie Du zu dem Ergebnis:
Zitat:Meine Meinung ist: 'Stimmt!'

gekommen bist. Dann haben wir die nötigen Anhaltspunkte und können diskutieren.

Viele Grüße
Steffen
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#6
Um das endgültig zu klären, müssten wir jetzt erst einmal Schopenhauer lesen, und zwar keine Einführung oder Übersicht, sondern eine Ganzschrift von ihm.

Stattdessen würde ich auch vorschlagen, die Freiheit des Willens aus unserer Sicht zu diskutieren.

Meiner Meinung nach sind es die Gefühle und die Vernunft, die den Menschen so einzigartig machen. Natürlich ist der Mensch determiniert, allein schon durch seine Sterblichkeit, aber dennoch hat er die Freiheit zu wählen. Es gibt immer eine Wahl, auch wenn es schwer scheint. Dadurch zeichnet sich der Mensch aus.
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#7
Hallo Alejnu,

ich habe Schopenhauer gelesen und daher wollte ich das Thema entsprechend angehen und erst einmal vorsichtig anklopfen...

Die Diskussion die Du vorschlägt ist interessant! Betrachtet Schopenhauer aber nicht im richtigen Licht, meiner Meinung nach.


Gruß
Steffen
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#8
hm... ein diffiziles Thema, dem Ihr Euch da zuwendet...

Doch bedenkt:

Gibt es freien Willen, kann es keinen eingreifenden Gott geben.
Gibt es einen eingreifenden Gott, kann es keinen freien Willen geben.

Diese Diskussion läuft darauf hinaus, das Ziel der Religionen in Frage zu stellen...


Greetings,

Heiko
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#9
Hallo,

ich denke darüber , das jeder von uns so lebt wie er es will.
Man setzt sich ja auch Ziele diese man erreichen will.
Abgesehen von den Grundbedürnissen die der Mensch machen muß, hat er die volle Entscheidungsfreiheit für sein eigenes Leben.
Und je nach seinen Absichten handelt er auch.
Also tut der Mensch was er will.
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#10
Yr Wyddfa schrieb:hm... ein diffiziles Thema, dem Ihr Euch da zuwendet...

Doch bedenkt:

Gibt es freien Willen, kann es keinen eingreifenden Gott geben.
Gibt es einen eingreifenden Gott, kann es keinen freien Willen geben.

Diese Diskussion läuft darauf hinaus, das Ziel der Religionen in Frage zu stellen...


Greetings,

Heiko

Nur wenn man eine theistische Gottesvorstellung hat. Die habe ich nicht und das Judentum vertritt sie auch nicht.
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#11
Zitat: Nur wenn man eine theistische Gottesvorstellung hat. Die habe ich nicht und das Judentum vertritt sie auch nicht.


Das musst Du erläutern. Das alte Testament macht auf mich nicht den Eindruck, es wäre nicht theistisch...
Ebenso gilt dieses Problem auch außerhalb des Theismus. Oder sehe ich da etwas falsch?

Blessings,

Heiko
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#12
Dieses Problem kann doch nur innerhalb des Theismus gelten, eben weil der Theismus von dem direkt eingreifenden G'tt ausgeht, was das Judentum eben nicht tut.

Das Judentum heute ist ja nicht biblisch im eigentlichen Sinne. Wunderglaube wirst du zwar im orthodoxen Judentum finden, aber im Grunde ist das Judentum eher deistisch. Es geht in erster Linie um den Menschen, welcher eine Aufgabe hat und natürlich den freien Willen. G'tt selbst greift nicht in das Geschehen ein.
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#13
Das verstehe ich nicht...
Verzeih mir, aber ich bin weder besonders Bibelfest noch ein Spezialist auf dem Gebiet des jüdischen Glaubens Icon_lol
Doch ist das Judentum doch auch eine dogmatische Religion, oder etwa nicht? Ist deren Basis nicht das AT? Oder sind das nur die Orthodoxen, die du erwähnt hast?

Blessings,

Heiko
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#14
Nein, dogmatisch ist das Judentum nicht. Es beruft sich zwar auf den Tanach (was dem soganannten AT entspricht), dieser wird aber anders ausgelegt. Wenn du über das Judentum sprechen willst, kannst du nicht vom Christentum ausgehen, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
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#15
Zitat:Wenn du über das Judentum sprechen willst, kannst du nicht vom Christentum ausgehen, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Das ist mir schon klar. Deswegen sage ich ja auch, dass ich mich im Judentum nicht so auskenne Icon_lol

Doch wie wird das AT bzw. der Tanach denn ausgelegt? Gibt es hier z.B. den Exodus nicht so, wie er im AT des Christentums steht?

Blessed be,

Heiko
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