Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Was soll das sein, das "Reich Gottes"?
#16
Rom ließ sich ja auf gar keinen Partisanenkampf ein.

Die Taktik im Partisanenkampf geht davon aus, die Fläche des Landes militärisch zu nützen. Der zugrundeliegende Gedanke ist, daß der Kampf möglichst großflächig geführt wird, in jedem kleinen Dörfchen.
Die Besatzer müssen daher ihre Legionen aufteilen, ja regelrecht verzetteln.
In jedem Dörfchen sind dann 10 Römer stationiert, die man dann in der Nacht aus dem Posten herauslocken, dann handstreichartig überfallen und erschlagen kann.
Auf den Straßen werden die römischen Meldereiter überfallen und erschlagen.

Aber Rom ließ sich diese Art der Kriegsführung nicht aufzwingen.

Siehe Vercingetorix in Gallien 52 v. Chr.
Siehe Jüdischer Krieg (Stadt Jerusalem)

Im Kampf gegen den Aufstand des Vercingetorix kesselten die Römer die Stadt Alesia ein, im Jüdischen Krieg taten sie dasselbe mit Jerusalem.

Sie eroberten die Städte und erschlugen/vergewaltigten/versklavten die Zivilbevölkerung.

Besachte: die Römer statuierten immer gerne Exempel, sie verbreiteten gern im gesamten Imperium die Kunde vom grausigen Schicksal der Einwohner der gallischen Stadt Alesia, damit die besetzten Völker vor einem Aufstand gegen Rom abgeschreckt werden. Alesia war ein halbes Jahrhunder vor Christi Geburt.

Die Römer informierten sicher ihren jüdischen Klientelkönig Herodes genau über die Vorgänge von Alesia. Herodes informierte die Priesterschaft, diese das jüdische Volk.

Jeder wußte damals genau, daß es relativ (!?) leicht ist, eine einzelne römische Hundertschaft auf der Landstraße zu überfallen und zu erschlagen, aber daß Rom dann eine Strafexpedition starten wird, wo dann tausende jüdische Frauen und Kinder getötet werden. So war es dann auch im Jüdischen Krieg mit Jerusalem. Kann man nachlesen in Flavius Josephus.

Zur Zeit Jesu war es (außer bei einzelnen Wirrköpfen wie die Zeloten) nicht beliebt, an eine Erhebung gegen Rom zu denken. Die Kunde von Alesia war allzu abschreckend.

Dazu kommt, daß die Söhne des Herodes als Studenten in Rom weilten.
Sie lernten Latein, Ringen, Reiten, Fechten, Bogenschießen
Aber sie hatten eine zweite, traurige Funktion zu erfüllen: sie waren Geiseln

Herodes wußte genau, daß im Falle einer Erhebung gegen Rom seine Söhne getötet werden. Daher tat er von sich aus alles Erdenkliche, um heimliche Vorbereitungen eines Aufstands aufzuspüren und im Keim zu ersticken.

Immerhin war Herodes ein mächtiger Sadduzäer, und somit mit der Priesterschaft eng, auch familiär verbunden.
Die jüdische Priesterschaft hatte Vertrauensmänner im ganzen Land, die ihnen alles berichteten. Jedwede Vorbereitung eines Aufstandes (schmieden von Schwertern und Lanzen, Fechttraining von jungen Männern) wäre sofort der Priesterschaft gemeldet worden, somit Herodes.
Und die Römer hatten ja abichtlich in allen besetzten Gebieten Klientelkönige eingesetzt, Klientelkönige, deren Söhne in Rom studierten.

Aufständische Juden kämpften somit nicht allein gegen Rom, sondern auch gegen die vielen Vornehmen des Landes, deren Söhne als Studenten bzw. als Geiseln in Rom weilten.

Ein geheimes rüsten und eine geheime Truppenausbildung gegen Rom hätte vielleicht noch Erfolg gehabt, wenn die Römer keinen Klientelkönig eingesetzt hätten. Im kleinen Rahmen, damit es nicht auffällt.

Da aber, wie gesagt, die Familien der vornehmen Juden (Sadduzäer) als Geiseln dienen mußten (Rom sagte vollmundig "Studenten" zu ihnen), wurde das Land durch die tausenden Angehörigen der Herodespartei argwöhnisch überwacht.

Wenn die Vornehmen eines besetzten Landes das Volk überwachen, dann ist jede Aufstandsvorbereitung sinnlos.

Das beschriebene römische Besatzungssystem war sehr kompliziert, aber es war höchst effizient.
Es wurde auf der Insel Britannien eingesetzt, auf der Iberischen Halbinsel, in Gallien, in Parthien, in Israel und in allen besetzten Gebieten.

Ein höchst kompliziertes System, weil Klientelkönige installiert wurden. Die Vornehmen des Landes wurden instrumentalisiert, indem man ihre Söhne als "Studenten" nach Rom holte. Ein sehr teures System, gewiß. Denn Rom war überschwemmt von Adelssöhnen des gesamten Imperiums. Aber diese große Stadt war offensichtlich reich genug, sich einen derart ausgeklügelten Apparat leisten zu können.

Jeder verantwortungsbewußte Jude zur Zeit Jesu wußte, daß ein Aufstandsversuch gegen Rom sinnlos ist.
Zitieren
#17
(04-10-2013, 12:53)eddyman schrieb:
(04-10-2013, 12:39)Sinai schrieb: Gott allein kann die Römer vernichten – er ist ja allmächtig.

Natürlich. Und Jesus war Gottes Sohn, und nicht minder mit Macht ausgestattet. Jesus, wie ihn die Evangelien uns vor Augen führen, hat viele Wunder gewirkt, und so wie Er Tote auferweckt hat, hätte Er auch töten können.

Ja, ich verstehe Deinen Gedanken.

Wenn Jesus einen Aufstand angeführt hätte, dann wäre es kein gewöhnlicher Kampf gewesen. Jesus konnte Wunder wirken, wie die Evangelien berichten.

Es wäre somit ein übernatürlicher Kampf gewesen. Mit einer Handbewegung hätte Jesus die 3 Legionen vernichten können.

(Es gibt ein Beispiel im Alten Testament: Ein einziger Engel hatte 185.000 Mann des assyrischen Heeres getötet. 2 Kö 19:3)

Jesus hätte die Römer töten können.
Und Deine Frage ist: "Warum tat er es nicht?"

Ich kann Dir die Frage nicht beantworten. Diese Frage stellten sich sicher schon tausende Zeitgenossen Jesu.
Zitieren
#18
(04-10-2013, 12:53)eddyman schrieb: . . . es ging um den Willen seines "Vaters", dessen "Reich" eben nicht von dieser Welt ist.

Ich habe nochmal darüber nachgedacht.
Jesus sagte zu Pilatus: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." (Joh 18:36)

Dazu ist zweierlei anzumerken:

1.) Jesus sagte das, als er von Pilatus einvernommen wurde. In einer Verhörsituation spricht man sehr vorsichtig. Jesus mußte den Verdacht von sich abwenden, daß er ein reales Reich errichten wolle.

2.) Jesus sagte "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Das sagt nichts über das Reich seines Vaters aus.

Ich vermute, die Apostel dachten:
Jesu Reich ist nicht von dieser Welt, das Reich seine Vaters ist jedoch doppelter Natur: einerseits umfaßt es das nicht von dieser Welt seiende Reich Jesu, andererseits aber auch ein reales Reich, das sehr wohl von dieser Welt ist, somit auch eine irdische Herrschaft. Weiters war aber den Aposteln bewußt, daß Jesus seine Äußerung in einer Verhörsituation machte.

Die von Dir aufgeworfene Frage ist sehr interessant, sicher zerbrachen sich schon die Zeitgenossen Jesu den Kopf darüber.
Ich kann sie nicht beantworten, nicht einmal ansatzweise. Und ich denke, niemand kann sie beantworten.
Da gibt es viele Theorien, aber niemand kann sagen, daß er recht hat.

Es gibt die judenchristliche Antwort "reale Gewalt ist sinnvoll" (Petrus hieb dem Häscher das Ohr ab).
Jesus heilte aber das Ohr.
Es gibt die katholische Antwort des Mittelalters "Heiliges Römisches Reich".
Es gibt die katholische Antwort der Jetztzeit "Das Reich Gottes ist etwas innerliches".
Es gibt die Antwort heutiger endzeitlicher Denominantionen (zB Zeugen Jehovas): "Es wird ein reales Reich auf Erden kommen".

Die hochinteressante, von Dir aufgeworfene Diskussion mündet ein in die Suche vieler Menschen nach der "wahren Religion".
Es geht um die Frage, welche Denomination "recht" hat.

Die Sache wird noch komplizierter, wenn man bedenkt, daß bedeutende heutige Strömungen im Judentum den Messias erwarten. Es wird ein irdisches Weltreich erwartet.
Zitieren
#19
Eines muß schon gesagt werden:
Das Judentum zur Zeit Jesu schmachtete unter der römischen Besatzung.
Es erwartete einen Messias (Heerführer, König) der die Besatzer vertreibt, die jüdische Nation befreit und ein Weltreich errichtet.

Von einem rein theologisch wirkenden Messias, der die Welt nicht verändern will, sondern Liebe zu den Besatzern predigt (Feindesliebe) und die Juden auf die Zeit nach ihrem Tod vertröstet, war nie die Rede.
Zitieren
#20
Das Judentum akzeptierte Jesus nicht als Messias, weil er die Römer nicht vertrieb und kein Weltreich errichtete.

Aber das Judentum brachte auch keinen realen Messias hervor, im Mittelalter wurde das Judentum schwer verfolgt, und 1650 trat der Rabbi Sabbatai Zewi auf, von dem viele Juden dachten, daß er der Messias sei. Er wirkte in Smyrna, Kleinasien, hatte aber eine sehr aktive Gefolgschaft in Amsterdam. Nach anfänglichen Hoffnungen seiner Gefolgschaft zeigte sich, daß er nicht der Messias war.
Zitieren
#21
(03-10-2013, 15:56)eddyman schrieb: Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es!
Man sollte nicht meinen der gesalbte Gottes hätte damals den römischen Herrscher ablösen müssen. Auf so einen "Messias" wartet man bis Heute vergbens. Das ist das, was der Menschen ist und nicht was Gottes ist. (MK 8,33)
Gott ist Geist, so ist auch das Reich Gottes für Menschen nicht sichtbar.
Mit Jesus kam dieses "Reich Gottes" in die Welt und Gott hat Jesus die Königsherrschaft übergeben. Dieses Reich ist in jedem, der glaubt, dass Jesus, der Messias, Gottes ist. Er hat den Geist Jesu und ist mit ihm Kind Gottes.
Also ist das Reich innerhalb jedes Einzelnen die glauben und ausserhalb in den Mitmenschen die auch diesen Geist haben.
"Sichtbar" (offenbar), wird es am "Jüngsten Tag".
Zitieren
#22
(04-10-2013, 20:30)indymaya schrieb: Auf so einen "Messias" wartet man bis heute vergebens.

Da hast Du recht. Aber dennoch ist der Gedanke nicht ganz beiseite zu wischen.

1.) Christentum
Das "Heilige Römische Reich" war ein echtes Weltreich.
Man sagte um 1500: "Im Hause Habsburg geht die Sonne nicht unter."
Es war tatsächlich ein weltumspannendes Reich: Deutsche Lande, Iberische Halbinsel, Tunesien, Südamerika, Teile Asiens.
In irgend einem dieser Gebiete schien die Sonne. Wenn in Spanien Nacht war, leuchtete die Sonne in Südamerika.
Sagen wir ruhig, es war ein Weltreich. Das Christentum beherrschte die Welt.
Das war ein unglaublicher Aufstieg von einer hilflosen Minisekte zur Zeit der Apostel.

2.) Judentum
Im Jahre 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Dieser Staat wird von den USA militärisch unterstützt. Das heißt, die USA dienen Israel.
Und die USA sind heute die militärische Weltmacht Nummer 1.
Das war ein unglaublicher Aufstieg von einem unterdrückten Völkchen zu Herodes Zeiten.
Zitieren
#23
(04-10-2013, 20:50)Sinai schrieb: Das war ein unglaublicher Aufstieg von einem unterdrückten Völkchen zu Herodes Zeiten.
Du schreibst aber trotzdem nur von Menschenreichen und nicht vom Reich Gottes.
Zitieren
#24
(04-10-2013, 20:30)indymaya schrieb: Dieses Reich ist in jedem, der glaubt, dass Jesus, der Messias, Gottes ist. Er hat den Geist Jesu und ist mit ihm Kind Gottes.

Wann "glaubt" man eigentlich an Jesus?
Wenn man es formal angibt, oder wenn man dem Nächsten und Fremden, ja sogar dem "Feind" freundlich entgegentritt?
Zitieren
#25
(04-10-2013, 21:57)Mustafa schrieb: Wann "glaubt" man eigentlich an Jesus?
Wenn man es formal angibt, oder wenn man dem Nächsten und Fremden, ja sogar dem "Feind" freundlich entgegentritt?

Das ist in der Tat ein schwieriges Thema.
Ich eröffne im Bereich Christentum einen Thread mit dem Namen "Liebe im Neuen Testament"
Zitieren
#26
Die geistige Macht der Idee des "Gottesreiches" hat bewirkt, dass das römische Reich letztlich verschwunden ist.
Nun ist der Kern des Christentums tatsächlich die "Goldene Regel". D. h. wir können nicht stehen bleiben bei der Abschaffung der Sklaverei oder der Einführung rechtsstaatlicher Prinzipien (Ausdruck für "Gerechtigkeit") noch dazu nur in Teilen unserer Welt. Es wird Aufgabe aller Religionen sein, ethische Grundregeln global einzuführen und durchzusetzen (Stichwort: Weltethos). Keine Religionsgemeinschaft kann sich da ausnehmen und nur Nabelschau betreiben! (Tun sie dies, werden sie genauso verschwinden, wie das römische Weltreich!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#27
(04-10-2013, 15:36)Sinai schrieb: Von einem rein theologisch wirkenden Messias, der die Welt nicht verändern will, sondern Liebe zu den Besatzern predigt (Feindesliebe) und die Juden auf die Zeit nach ihrem Tod vertröstet, war nie die Rede

aber wessen problem soll das sein?

nicht das von jesus christus

und die juden glaub(t)en ja größtenteils ohnehin nicht an ihn
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#28
(04-10-2013, 20:50)Sinai schrieb: 1.) Christentum
Das "Heilige Römische Reich" war ein echtes Weltreich.
Man sagte um 1500: "Im Hause Habsburg geht die Sonne nicht unter."
Es war tatsächlich ein weltumspannendes Reich: Deutsche Lande, Iberische Halbinsel, Tunesien, Südamerika, Teile Asiens.
In irgend einem dieser Gebiete schien die Sonne. Wenn in Spanien Nacht war, leuchtete die Sonne in Südamerika.
Sagen wir ruhig, es war ein Weltreich. Das Christentum beherrschte die Welt.
Das war ein unglaublicher Aufstieg von einer hilflosen Minisekte zur Zeit der Apostel

das "Heilige Römische Reich" war kein gottestaat und schon gar nicht "heilig"

(04-10-2013, 20:50)Sinai schrieb: 2.) Judentum
Im Jahre 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Dieser Staat wird von den USA militärisch unterstützt. Das heißt, die USA dienen Israel.
Und die USA sind heute die militärische Weltmacht Nummer 1.
Das war ein unglaublicher Aufstieg von einem unterdrückten Völkchen zu Herodes Zeiten.

daß "die USA Israel dienen" ist sonst eigentlich ein beliebtes antisemitisches klischee
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#29
(04-10-2013, 23:13)Ekkard schrieb: Die geistige Macht der Idee des "Gottesreiches" hat bewirkt, dass das römische Reich letztlich verschwunden ist

sicher nicht

das christentum mit seinem salbungsvollen gerede vom "Gottesreich" hat sehr real die weltliche macht des römischen imperiums übernommen und dieses weiter geführt, um schließlich von der völkerwanderung überrollt zu werden. das wirklich geschickte manöver des christenums war die rechtzeitige formale trennung der geistlichen von der weltlichen macht, sodaß die erstere auch dann erhalten blieb, wenn die zweitere wieder mal verloren ging
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#30
Ja, meinetwegen auch in dem von dir beschriebenen Sinne. Jedenfalls hat es die "kleine, unbedeutende jüdische Sekte" geschafft, das Imperium Romanum in seiner Form von Jesu Wirken von innen her "aufzurollen".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Wie kann die Kirche in der heutigen Zeit erfolgreich sein? Nils 38 1794 13-03-2024, 22:20
Letzter Beitrag: Ekkard
  "Ich aber sage Euch..." Jesus und sein (Miss)Verhältnis zu NT- Bibeltexten Davut 213 57970 22-07-2023, 16:59
Letzter Beitrag: Ulan
  Dem Satan sein Heiligtum ist das Virus! Heilungsplanet 69 16577 19-10-2022, 21:24
Letzter Beitrag: Ekkard

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste