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Kann die Wissenschaft moralische Werte festlegen?
#46
Wenn alles letztlich von der Erfahrung abhängt, dann ist auch alles was dem Menschen zugeschrieben wird letztlich nur eine empirische Tatsache, die noch nachgewiesen werden muss. Selbst die Mathematik ist letztlich von der Erfahrung abhängig, denn die Logik, die das Fundament bildet, ist ein Teilgebiet, dass nur erfahrungsgemäß begründet werden kann, denn Logik funktioniert eben, weil sie erfahrungsgemäß die richtigen Werte ausspuckt.
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#47
(12-01-2019, 02:17)Holmes schrieb: Das Argument würde zählen, wenn unsere Kultur nicht auch aus der Biologie abgeleitet werden kann.

Ich habe biologische Einflüsse auf die Kultur doch garnicht bestritten, im Gegenteil.

(12-01-2019, 02:17)Holmes schrieb: Könntest du mir erklären 
wo du hier ein weltanschauliches Motiv siehst?


Jeder Vorschlag für einen moralischen Kompass ist weltanschaulicher Natur.
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#48
Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet, dann ist dies nicht weltanschaulicher Natur, sondern das genaue Gegenteil. Die Moral die Kulturabhängig ist, ist ja logischerweise nur weltanschaulicher Natur, deswegen verstehe ich deinen Einwand nicht, denn er argumentiert eher gegen deine jetzige Moralvorstellung.
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#49
Das ist ein sehr interessantes Thema.
Die Fragestellung hätte eher lauten müssen: "Soll die Wissenschaft moralische Werte festlegen dürfen?"

Man sagt doch, echte Wissenschaft ist werturteilsfrei, und so soll es auch bleiben.
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#50
(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,

Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).

Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:

"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."

Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.
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#51
(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet, dann ist dies nicht weltanschaulicher Natur, sondern das genaue Gegenteil. Die Moral die Kulturabhängig ist, ist ja logischerweise nur weltanschaulicher Natur, deswegen verstehe ich deinen Einwand nicht, denn er argumentiert eher gegen deine jetzige Moralvorstellung.

Die Biologie bildet keinen moralischen Kompass, sondern Instinkte, Triebe, Bedürfnisse, etc.
Die Kultur bildet auf Basis der biologischen Gegebenheiten unter Einbindung von Erfahrungen und anderen Prägungen die moralischen Werte.

Und daran ist nichts ein Argument gegen meine jetzige Moralvorstellung.
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#52
(12-01-2019, 20:47)Gundi schrieb:
(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,

Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).

Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:

"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."

Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.

Ein solches Axiom, wie ich auch schon in etlichen Beiträgen davor beschrieben hat, gründet nicht auf einer Weltanschauung, sondern auf der wissenschaftlichen Methode, denn wenn du meinst hier liegt eine Weltanschauung vor, dann bitte begründet eure Behauptungen doch. Diese Beiträge habe ich doch schon adressiert und meine Argumente dazu niedergeschrieben. 

Immer wieder dem Hammer raus holen und sagen hier liegt eine Weltanschauung vor bringt keinen weiter, denn eine Begründung fehlt. Wo genau kommt die Weltanschauung hier ins Spiel? Wenn ich nicht weiß wo genau ihr das Problem seht, dann kann ich es auch nicht adressieren.

Jetzt auch noch einmal, vlt besser verständlich als es davor ist, denn das Axiom selber hängt von der Biologie ab. Die physikalischen Axiome hängen letztlich auch von den Entdeckungen in der Physik ab, deswegen meine Frage an euch. Wo genau kommt hier die Ideologie ins Spiel. 

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten für euch entweder ihr verneint weiterhin, dass es keine Sollensaussagen für die Biologie geben kann, dann gibts noch die Möglichkeit, dass es diese Sollensaussagen zwar geben kann, aber diese nicht frei von einer Weltanschauung sein können, dann müsste man aber Beweisen, dass die biologisch gewählten Axiome eine Weltanschauungen enthalten. Weiterhin enthalten sonst Axiome der Mathematik und Physik auch weltanschauliche Elemente und damit kritisiert ihr nicht nur mein Axiom, sonder das Axiom der Naturwissenschaften. 

Wo genau enthält ein Axiom, dass davon abhängt, welche Ergebnisse die Biologie zu tage trägt, weltanschauliche Elemente? 

Ich verstehe deinen Einwand auch nicht Mustafa, du beschreibst, dass die Instinkte, Triebe, Bedürfnisse und die Kultur den Moralischen Kompass bestimmen, all das lässt sich doch letztlich auf die Biologie reduzieren? Du gibts mir doch sogar Freiraum für meine Argumente? 

Ich denke wo hier der Hauch herkommt, ist die Betrachtung, dass es nicht die Biologie den Menschen ausmacht, sondern der Mensch einen geistigen Teil, der nicht Naturwissenschaftlich erfasst werden kann und die Biologie deswegen nicht als Richter für die Moral herangezogen werden kann. Moral ist nichts geistiges auch Kultur ist nichts geistliches, sondern lässt sich auf Prozesse reduzieren, die sich durch die naturwissenschaftliche Methode beschreiben lassen. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht perfekt funktioniert, aber ich habe lieber ein Maßstab, der nicht ideologischer Natur ist, wie die jetzige Moralvorstellung die wir haben. 

Vorlieben, Prägungen, Intelligenz all das hat biologische Ursachen. Ideen entstammen der Biologie woher auch sonst? Diese Ursachen werden doch schon längst untersucht und man geht zum Seelendoktor oder eben zum Evolutionspsychologen und lässt sich von ihm erklären, warum man die falschen Entscheidungen getroffen hat. Die innersten und grundlegendsten Bedürfnisse eines jeden Lebewesen sind schon längst klar und verständlich untersucht. Es geht um die Arterhaltung, denn wozu sonst die Klassifizierung Lebewesen, es geht nicht um Tote Wesen, sondern um Lebendige. Komischerweise interessiert man sich immer mehr und mehr nur für Lebewesen, denn die Toten, die haben eben keine Menschenwürde oder Totenwürde für andere Lebewesen. Wenn man schon auf Bedürfnisse, Instinkte und auf Verhaltensweisen vom Menschen reagiert, warum bleibt man bei der Ebene stehen, bei denen der Mensch Fehlfunktionen entwicklen kann. 

Es gibt Menschen die können in ihren Bedürfnissen Fehlfunktionen entwickeln und das liegt Verhaltenspsychologisch daran, dass es eben ein Basisprogramm gibt, dass sich an den Grundwerten von Menschen richtet, falls man von diesem "Basisprogramm" eine zu große Abweichung nimmt, dann kommt es zu Verhaltungsstörungen oder auch zu Fehlfunktionen im Hirn und eben auch zu Bedürfnis-Störungen. Das kann natürlich nicht nur durch direkte Einflüsse passieren, sondern auch durch genetische Unglücke, aber gemeinhin kann der Arzt ja heutzutage von einer Genkrankheit und anderem unterscheiden. 

Mir ist klar, dass es trotz alldem Individuell sehr große Unterschiede geben kann, in Bereichen dieser Bedürfnisse und das man hier nicht zu Empathie-los an die Sache rangehen kann, aber ich denke dass sich dieses Basisprogramme auch nicht auf Bedürfnisse reduzieren lässt, sondern darauf wie der Mensch eben grundlegendsten funktioniert. Dieses Basisprogramm von dem ich spreche, dass auf jedem Menschen läuft, dass denke ich sollte untersucht werden und falls sich herausstellt, dass es dieses "Software" eben ein Programm ist, dass alle Lebewesen teilen und das sich auch nicht dann ändert, wenn man sich andere Tiere anschaut, dann denke haben wir hier etwas gefunden, das man nicht ignorieren sollte. 

Falls dieses Basisprogramm eben die Zeilen enthält "X - erhalten". X steht hierbei für ein X-beliebiges Lebewesen, dann denke ich haben wir hier schon ein Beispiel dafür, wo das "Sollen" ansetzt. Falls dieses Basisprogramm eben auch enthält "X - leid minimieren", dann schaut man sich an auf was man sich eben reduzieren kann. Auf was lässt sich grundlegend menschliches Verhalten, die Kultur und anderes reduzieren.

Da sich letztlich alles auf Erfahrung reduzieren lässt, ist der Fall für mich eindeutiger, als er den meisten von euch erscheint. Der Mensch kann auf nichts anderes als auf seine Erfahrung zurückgreifen, es ist für mich also letztlich klar, dass es jegliches Argument auf die Empirie zurückgreifen muss. Kultur und Moral können also nicht abseits von Empirie stattfinden. Abseits von Empirie heißt, dass sie Meinungsabhängig sind und somit nicht empirisch begründbar sind. Vernunft ist empirischen Ursprungs und deswegen können einem da auch nur die positiven Wissenschaften behilflich sein, die unabhängig von metaphysischen religiösen Vorgaben sind. 

Die Metaphysik und die Religion, sowie die Kulturabhängige Moral haben ausgedient, solange es nur erfahrungsabhängiges Wissen gibt.
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#53
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Die Metaphysik und die Religion, sowie die Kulturabhängige Moral haben ausgedient, solange es nur erfahrungsabhängiges Wissen gibt.

Und du behauptest ernsthaft immer noch, dass solch eine Aussage nichts weltanschauliches an sich hat?
In diesem Fall verstehen wir unter den Begriffen Kultur, Weltanschauung, Wissenschaft und Moral wohl unterschiedliche Dinge.
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#54
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb:
(12-01-2019, 20:47)Gundi schrieb:
(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,

Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).

Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:

"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."

Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.

Ein solches Axiom, wie ich auch schon in etlichen Beiträgen davor beschrieben hat, gründet nicht auf einer Weltanschauung, sondern auf der wissenschaftlichen Methode,

Dann zeige das doch endlich einmal!
Ich habe nun schon mehrfach gefragt, wie die Biologie von der Seins-Aussage zur Soll-Aussage logisch (und naturwissenschaftlich) kommen soll.

(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: denn wenn du meinst hier liegt eine Weltanschauung vor, dann bitte begründet eure Behauptungen doch.

Wie wäre es, wenn du deine Behauptung mal begründen würdest?

Das Axiom "menschliches Leben ist zu schützen" wird unter der Vorraussetzung getroffen, das Leben einen gewissen Wert hat (und damit schützenswert ist) --> die Zuordnung von Wertungen erfolgt nicht in den Naturwissenschaften sondern in den Weltanschauungen --> ergo: genanntes Axiom ist ein weltanschauliches

(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Jetzt auch noch einmal, vlt besser verständlich als es davor ist, denn das Axiom selber hängt von der Biologie ab.
[b]

Biologische Erkenntnisse können Weltanschauungen prägen. Das bezweifelt hier auch niemand. Wir kritisieren lediglich, wenn du behauptest die Wissenschaft Biologie könnne Moral vorgeben.


(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Weiterhin enthalten sonst Axiome der Mathematik und Physik auch weltanschauliche Elemente und damit kritisiert ihr nicht nur mein Axiom, sonder das Axiom der Naturwissenschaften. 

Die Axiome der Naturwissenschaften beziehen sich aber nicht auf Moral und Werte, sondern auf naturwissenschaftliche Modelle. Daher gibt es hier auch keine Grenzüberschreitung.


(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Ich verstehe deinen Einwand auch nicht Mustafa, du beschreibst, dass die Instinkte, Triebe, Bedürfnisse und die Kultur den Moralischen Kompass bestimmen, all das lässt sich doch letztlich auf die Biologie reduzieren?
...
Ich denke wo hier der Hauch herkommt, ist die Betrachtung, dass es nicht die Biologie den Menschen ausmacht, sondern der Mensch einen geistigen Teil, der nicht Naturwissenschaftlich erfasst werden kann und die Biologie deswegen nicht als Richter für die Moral herangezogen werden kann. Moral ist nichts geistiges auch Kultur ist nichts geistliches, sondern lässt sich auf Prozesse reduzieren, die sich durch die naturwissenschaftliche Methode beschreiben lassen. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht perfekt funktioniert, aber ich habe lieber ein Maßstab, der nicht ideologischer Natur ist, wie die jetzige Moralvorstellung die wir haben.
 

Natürlich lässt sich alles auf naturwissenschaftliche Prozesse zurückführen. Es gibt keinen vom Körper unabhängigen Geist.
Nur geht es darum nicht.

Die Biologie kann wunderbar untersuchen, warum der Mensch so funktioniert wie er funktioniert. Warum der liebt, hasst, Empathie empfindet etc. Und ja, auch warum wir Moralvorstellungen haben.

Die Biologie (als Wissenschaft) kann aus diesen Erkenntnissen aber keine Moral ableiten. Denn aus dem Selbsterhaltungstrieb folgt eben nicht logischerweise, dass Leben zu schützen sei. Warum auch?
Genauso gut könnte man aus der Evolutionstheorie schlussfolgern, dass es vollkommen egal ist ob wir sterben oder nicht, das Leben wird weitergehen.
Man kann unzählige, teils wiedersprüchliche Moral mit biologischen Erkenntnissen begründen. Nur gründet alles das immer auf schon vorher getroffenen weltanschauliche Ansichten.

Ich verstehe vor allem nicht, warum du permanent die Vielfalt an Möglichkeiten ignorierst, die sich ergeben wenn man die Biologie als Grundlage nimmt.
Du magst vielleicht sagen, Leben sei schützenswert, weil es einen Selbsterhaltungstrieb gibt. Ein anderer sagt, dass dies kein Argument ist, da es in der Biologie immer schon "Fressen und Gefressen werden" gab. Wieder ein anderer sagt, dass das Individuum in vielen biologischen Systemen keine Rolle spielt und nur die Gemeinschaft zählt und man dieses biologische Prinzip auf menschliche Gesellschaften übertragen sollte.
Drei unterschiedliche Ansichten, die sich alle auf die Biologie berufen.
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#55
(13-01-2019, 12:49)Gundi schrieb:
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb:
(12-01-2019, 20:47)Gundi schrieb:
(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,

Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).

Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:

"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."

Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.

Ein solches Axiom, wie ich auch schon in etlichen Beiträgen davor beschrieben hat, gründet nicht auf einer Weltanschauung, sondern auf der wissenschaftlichen Methode,

Dann zeige das doch endlich einmal!
Ich habe nun schon mehrfach gefragt, wie die Biologie von der Seins-Aussage zur Soll-Aussage logisch (und naturwissenschaftlich) kommen soll.

(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: denn wenn du meinst hier liegt eine Weltanschauung vor, dann bitte begründet eure Behauptungen doch.

Wie wäre es, wenn du deine Behauptung mal begründen würdest?

Das Axiom "menschliches Leben ist zu schützen" wird unter der Vorraussetzung getroffen, das Leben einen gewissen Wert hat (und damit schützenswert ist) --> die Zuordnung von Wertungen erfolgt nicht in den Naturwissenschaften sondern in den Weltanschauungen --> ergo: genanntes Axiom ist ein weltanschauliches

(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Jetzt auch noch einmal, vlt besser verständlich als es davor ist, denn das Axiom selber hängt von der Biologie ab.


Biologische Erkenntnisse können Weltanschauungen prägen. Das bezweifelt hier auch niemand. Wir kritisieren lediglich, wenn du behauptest die Wissenschaft Biologie könnne Moral vorgeben.



(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Weiterhin enthalten sonst Axiome der Mathematik und Physik auch weltanschauliche Elemente und damit kritisiert ihr nicht nur mein Axiom, sonder das Axiom der Naturwissenschaften. 


Die Axiome der Naturwissenschaften beziehen sich aber nicht auf Moral und Werte, sondern auf naturwissenschaftliche Modelle. Daher gibt es hier auch keine Grenzüberschreitung.



(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Ich verstehe deinen Einwand auch nicht Mustafa, du beschreibst, dass die Instinkte, Triebe, Bedürfnisse und die Kultur den Moralischen Kompass bestimmen, all das lässt sich doch letztlich auf die Biologie reduzieren?
...
Ich denke wo hier der Hauch herkommt, ist die Betrachtung, dass es nicht die Biologie den Menschen ausmacht, sondern der Mensch einen geistigen Teil, der nicht Naturwissenschaftlich erfasst werden kann und die Biologie deswegen nicht als Richter für die Moral herangezogen werden kann. Moral ist nichts geistiges auch Kultur ist nichts geistliches, sondern lässt sich auf Prozesse reduzieren, die sich durch die naturwissenschaftliche Methode beschreiben lassen. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht perfekt funktioniert, aber ich habe lieber ein Maßstab, der nicht ideologischer Natur ist, wie die jetzige Moralvorstellung die wir haben.

 

Natürlich lässt sich alles auf naturwissenschaftliche Prozesse zurückführen. Es gibt keinen vom Körper unabhängigen Geist.
Nur geht es darum nicht.

Die Biologie kann wunderbar untersuchen, warum der Mensch so funktioniert wie er funktioniert. Warum der liebt, hasst, Empathie empfindet etc. Und ja, auch warum wir Moralvorstellungen haben.

Die Biologie (als Wissenschaft) kann aus diesen Erkenntnissen aber keine Moral ableiten. Denn aus dem Selbsterhaltungstrieb folgt eben nicht logischerweise, dass Leben zu schützen sei. Warum auch?
Genauso gut könnte man aus der Evolutionstheorie schlussfolgern, dass es vollkommen egal ist ob wir sterben oder nicht, das Leben wird weitergehen.
Man kann unzählige, teils wiedersprüchliche Moral mit biologischen Erkenntnissen begründen. Nur gründet alles das immer auf schon vorher getroffenen weltanschauliche Ansichten.

Ich verstehe vor allem nicht, warum du permanent die Vielfalt an Möglichkeiten ignorierst, die sich ergeben wenn man die Biologie als Grundlage nimmt.
Du magst vielleicht sagen, Leben sei schützenswert, weil es einen Selbsterhaltungstrieb gibt. Ein anderer sagt, dass dies kein Argument ist, da es in der Biologie immer schon "Fressen und Gefressen werden" gab. Wieder ein anderer sagt, dass das Individuum in vielen biologischen Systemen keine Rolle spielt und nur die Gemeinschaft zählt und man dieses biologische Prinzip auf menschliche Gesellschaften übertragen sollte.
Drei unterschiedliche Ansichten, die sich alle auf die Biologie berufen.


Dein Axiom besteht doch darin, dass die Naturwissenschaften keine Sollens-Aussage produzieren, aber ich sage das haben sie schon längst gemacht, indem sie sich dem nutzen verschrieben hat. Ich gehe lediglich einen Schritt weiter. Ich habe das probiert in meinen vergangen Beiträgen zu erklären. 

Logisch gesehen, also aus einer metaphysischen Sicht, gibt es keine Gewissheiten, also keine objektiven Gewissheiten, trotzdem akzeptiert man den Fakt, dass die Naturwissenschaft einen objektiven Fakt produzieren kann. Ich sehe hier ganz klar eine Sollens-Aussage oder es wird ganz einfach den Naturwissenschaften schon von Anfang an ein größerer Wert zugeschrieben. Man stellt logisch fest, dass es keine objektiven Gewissheiten geben kann, aber "einigt" sich darauf, dass man trotzdem objektive Fakten über die Welt brauch. Hier sehe ich ganz klar einen Gesellschaftsvertrag, der sich darauf geeinigt hat, dass es einen größeren Wert hat objektive Fakten zu produzieren, als sie zu subjektivieren. Also sehe ich hier auch eine Weltanschauung, nämlich die, dass die Naturwissenschaft einen größeren Wert hat für die Menschen, als z.B die Metaphysik oder andere Geisteswissenschaften. 

Das merkt man auch in der Gesellschaft, denn die Geisteswissenschaften spielen heute eine immer kleinere Rolle, deswegen sehe ich hier auch eindeutig einen Beweis dafür, dass hier mit einer Weltanschauung hantiert wird. Nun Frage ich mich aber, kann es überhaupt eine Methode geben, die nicht ohne eine Weltanschauung funktioniert? Ich denke nicht, denn wir befinden uns im "Esel-Problem", das Futter das wir brauchen liegt gleich weit entfernt und ohne einen Wert in die eine oder andere Richtung geht es nicht weiter. Man landet im Nihilismus. Nun muss man sich entscheiden Wertlosigkeit oder Werte-Gemeinschaft. Diese Werte-Gemeinschaft in der wir gelandet sind ist aber nicht aus Zufall entstanden, sondern wir waren eben nicht der antriebslose Esel, sondern wir wurden angestoßen von der Biologie und unseren "Trieben", deswegen hat die Natur uns diese Entscheidung abgenommen und sind eben nicht in dem Dilemma gelandet. Es ist ein Symmetriebruch, der stattfinden muss, damit ein Phasenübergang stattfinden kann.
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#56
Falls jemand die Zeit und die Lust hat einen Artikel zu diesem Thema zu lesen, dann würde ich gerne auf diesen verweisen Evolutionäre und philosophische Ethik. Wenn der Artikel dann von einem von euch gelesen wurde, dann würde ich gerne Wissen ob ihr diese Kritik, die in dem Artikel geäußert wird, teilt? Es gibt einige Annahmen in diesem Artikel die leider zu dem falschen Schluss kommen, dass es unweigerlich auf die philosophische Ethik hinaus laufen muss. Warum dem so ist werde ich dann erläutern, falls jemand auf diesen Artikel eingehen wird.
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#57
(13-01-2019, 20:44)Holmes schrieb: Falls jemand die Zeit und die Lust hat einen Artikel zu diesem Thema zu lesen, dann würde ich gerne auf diesen verweisen Evolutionäre und philosophische Ethik. Wenn der Artikel dann von einem von euch gelesen wurde, dann würde ich gerne Wissen ob ihr diese Kritik, die in dem Artikel geäußert wird, teilt?

Dazu müssten wir die Kritik kennen.

Der Artikel unterscheidet zwischen evolutionärer Ethik (angeborenen Mustern) und normativer Ethik, die sich kulturell entwickelt hat.
Mit dieser Sichtweise würde ich durchaus konform gehen.

Nur, was hat das mit der Frage des Threads zu tun? Diese lautet doch: "Kann die Wissenschaft moralische Werte festlegen?"
Das die Biologie Verhaltensweisen untersucht ist nicht neu und wird von niemandem in Abrede gestellt.
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#58
Eigentlich geht es darum ob die Naturwissenschaft moralische Werte festlegen kann, denn die Philosophie tut dies schon oder eigentlich tut sie das laut meiner Sicht eben nicht. Wir halten uns ja an die Prinzipien der philosophischen Ethik so wie das im Artikel beschrieben wird. 

Was ich mit diesem Artikel bezwecken wollte ist, ob du z.B die Meinung dieses Artikel teilst, dass die Philosophie normative Werte mit diesem Verfahren bestimmen kann. 

" Normen hingegen lösen sich von dieser biologischen Konstitution mehr oder weniger ab. Sie entstehen als implizite verallgemeinerte Verhaltenserwartungen zwischen den Individuen. Sie können dann explizit versprachlicht und bisweilen auch verschriftlicht werden. In einigen Fällen werden sie darüber hinaus auch förmlich institutionalisiert, etwa im Recht." 

Hier kann ich meine Kritik auch leichter direkt ansetzen, denn wie hier richtig beschrieben wird entstehen unsere heutigen Moralvorstellungen aus 'Verhaltenserwartungen', aber diese Verhaltenserwartungen lassen sch auf die Biologie leicht reduzieren und deswegen kann man die Moral auch auf die Biologie reduzieren.

Weiterhin steht in dem Artikel: " Sie versucht die Moral besser zu verstehen, ihre Normen kritisch zu prüfen und rational zu begründen. Sie nistet sich genau in dem Spielraum ein, der durch die Verselbständigung der Normen gegenüber dem Verhalten, durch den Übergang von der biologischen zur kulturellen Existenzweise entsteht, und nutzt ihn für ihre Überlegungen zu der Frage: Welche Normen sollen (z. B. aus Gründen der Vernunft oder des Wohlergehens) gelten? "

Aus Gründen der Vernunft ist für mich sehr unverständlich, denn Vernunft begründet sich doch auch wieder in der Biologie und ist eine Folge dessen, deswegen begründet man die Moral hier schon indirekt biologisch. Das große Problem, dass alle hier zu scheinen haben ist, dass sich eben Vernunft, Kultur und anderes eben auch auf die Biologie reduzieren lässt, wenn man also meint, mann könne keine Moral aufgrund der Naturwissenschaft festlegen, dann tut man dies hier schon längst. Wer mit Vernunft argumentiert, der eine Vorstellung von Vernunft, die einen irgendwie geistigen Inhalt hat, also, dass es eben einen geistigen Teil im Menschen gibt und einen biologischen und weil es diesen geistigen Teil gibt, kann die Biologie keinen Einfluss darauf nehmen, aber das ist natürlich nicht der Fall. Es gibt keinen geistigen Teil und Vernunft ist auch nichts, was abseits irgendwelcher biologischen Fakten geistig in einer Dimension lebt, deswegen wird schon jegliche Ethik indirekt durch schwammige Biologie bestimmt.
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#59
(14-01-2019, 00:10)Holmes schrieb: wenn man also meint, mann könne keine Moral aufgrund der Naturwissenschaft festlegen

Wer sagt denn so etwas? Natürlich kannst du deine Moral auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen festlegen. Nur handelst du in diesem Moment nicht naturwissenschaftlich, sondern weltanschaulich-philosophisch.

Man muss unterschieden zwischen der Naturwissenschaft "Biologie" und der Biologie als allgemeinen Begriff für alle Prozesse und Vorgänge in Lebewesen. Auf letzteres lässt sich jedwedes Tun eines Menschen zurückleiten. Alles was wir denken, tun, empfinden etc. ist materiellen Ursprungs.


Die Naturwissenschaft "Biologie" hingegen ist eine Forschungsdisziplin, mit klar abgegrenztem Inhalt. Moralische Aussagen gehören da eben per Definition nicht dazu, sondern fallen in andere Bereiche (Philosophie, Theologie, Ethik, Soziologie etc.).
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#60
Darf ich dich Fragen, wenn die Welt für dich nur materiell ist, also nur empirisch begründbar ist, wieso du für eine Philosophie plädierst, die eben nicht von einer materiellen Welt ausgeht, sondern für die z.B Prozesse wie das Bewusstsein nur durch einen Geist begründbar sind? 

Wenn für dich jedes tun vom Menschen einen biologischen Ursprung hat, wo siehst du dann das Problem? Meine große Kritik ist ja, dass dieser abgegrenzte Inhalt schon längst keinen Wert mehr hat? Wozu Moral philosophisch und Biologisch betrachten, wenn es nur empirisch begründbare Erkenntnis gibt? Wenn Erkenntnis nur materiell begründet werden kann, dann muss die Moral doch auch materiell begründet werden, also eben durch die Naturwissenschaften?
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