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Was kann die Kirche tun, um bei den Menschen beliebter zu werden?
#31
(18-05-2013, 17:51)rebel-k schrieb: ... Also muss man sich fragen: Was kommt in der christlichen Kirche von innen?
Und: Spiegeln die VertreterInnen in der Kirche das in ihrem Verhalten wider?
Hallo Rebel-k,
erst einmal ein herzliches Willkommen bei unseren Diskussionen!
Dein Hinweis spricht ein wichtiges Problem an. Dass nämlich modernes Leben gar nicht mehr mit den Denkgewohnheiten des christlichen Glaubens römischer Prägung möglich ist. Und mithin ist dieser Glaube an vielen Stellen durchlöchert. Doch die Kirchen halten an Lehren fest, die bestenfalls vor 2000 Jahren lebensführend waren. Heute behindern sie das Leben.

Ich empfehle das Buch von Hans Küng "Jesus". Dort ist beschrieben, wie sich dieser Lehrmeister seiner "Schule" von Fall zu Fall (von Frage zu Frage) durch das jüdische Leben seiner Zeit hangelt. Jesus war kein Theologe. Er gehörte nicht zur jüdischen Theokratie. Er litt unter dem Führungsanspruch der Theologen seiner Zeit (den "Schriftgelehrten"). Für ihn war Gottes Wille das Wohl für alle. Und dieser Wille war gegen alle Autorität das Maß der Dinge.

D a s muss man den Kirchen entgegen setzen! Den Kirchen müsste man den theologischen Überbau, die christliche Mythologie, aus den Händen schlagen. Denn das sind alles nur Hirngespinste und nicht das Leben, das es h e u t e zu gestalten gilt. Wenn die Kirchen so weiter machen, wie bisher, dann wird christliche Mythologie bald den Stellenwert der griechischen Mythologie einnehmen. Nett zu lesen aber bedeutungslos.

Die Abschaffung der Theokratie (Erlösung, Emanzipation), die Jesus eigentlich wollte, ist doch ohnehin durch das Gebaren der kirchlichen Theokratie völlig verkleistert.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#32
Olaf:

Bei der Scheidung irrst du dich. Die ist laut den Evangelien nur (dem Mann) erlaubt, wenn die Frau fremdgeht (obwohl an einer anderen Stelle auch die Möglichkeit aufgeführt wird (ihm selbst oder zumindest dem damaligen Leser also denkbar ist), dass eine Frau sich scheiden lässt). Und wenn es doch zur Scheidung kommt, muss jeder für den Rest seines Lebens allein bleiben. Was bedeuten würde, dass man auch bei einem gewalttätigen Partner ausharren müsste.

Also ist nicht jede einzelne Lehre Jesu für den einzelnen sinnvoll und befolgenswert. Genauso wie es ein Fehler wäre, seinem Kind beibringen zu wollen, wenn es von anderen attackiert wird, die andere Wange hinzuhalten, denn das würde nur dazu führen, dass es noch schlimmer behandelt würde und den Gewalttätigkeiten unter Kindern Tür und Tor geöffnet würden.
Beide Gebote waren vielleicht nicht richtig von Jesus durchdacht.

Was den Papst betrifft, hätte Jesus an so etwas wahrscheinlich nicht einmal im Traum gedacht. Schließlich war er davon überzeugt, dass das Reich Gottes (also auch das Welt-Ende) noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger anbrechen würde, also binnen weniger Jahrzehnte. Da hätte es keine Leitung über die Jahrtausende gebraucht.
Und wer der Größte sein wollte, sollte den anderen dienen und sich nicht "Vater" nennen lassen.

Neben aus psychologischen und humanitären Gründen eher abzulehnenden Lehren kommt noch etwas anderes hinzu, wenn man (was ich eigentlich richtig finde) nur das akzeptieren wollte, was Jesus selber wollte:
Man weiß nicht genau, was das ist. Er hat ja selbst nichts aufgeschrieben (und wenn er es hätte, wüsste man nicht, ob es wirklich authentisch ist), sondern alle seine Worte und Lehren wissen wir nur aus den Aufzeichnungen von Leuten, die ihn selbst nicht mehr persönlich gekannt haben. Und schon diese widersprechen sich manchmal.


Bleibt höchstens als Konsens,
- dass Jesus wahrscheinlich mehr Menschlichkeit im Umgang miteinander wollte,
- dass er der Meinung war, dass die Gebote Gottes ursprünglich so gedacht waren, dass sie dem Menschen nützten, statt ihm lästig zu sein (erkennbar an seiner Einstellung zum und sein Verhalten am Sabbat)
- und dass ihm anscheinend sehr an der Re-Integration von (u.a. durch Kollaboration mit den Römern dazu gewordenen) Außenseitern gelegen war.

Das ist immerhin schon einiges, was die Kirchen vorleben könnten. Mit dem zweiten Punkt scheint zumindest die katholische Kirche Probleme zu haben.
#33
(18-05-2013, 22:02)indymaya schrieb: Vieleicht sollte sich der Mensch bei Gott beliebter machen.

Oder andersrum Icon_wink

Das wäre ja mal authentisch: Aidskranke Kinder heilen, einen Tsunami aufhalten, einen missbrauchenden Pfarrer vor der Weltgemeinde offenbaren... die katholische Kirche hätte keine Proleme mehr. Icon_cool
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
#34
(19-05-2013, 09:57)Lelinda schrieb: Bei der Scheidung irrst du dich. Die ist laut den Evangelien nur (dem Mann) erlaubt, wenn die Frau fremdgeht
Da bezieht sich Jesus auf den Scheidebrief der Juden und hat ihn für Unrecht erklärt, wenn kein "Ehebruch" vorlag.
Die Scheidung selbst ist ein Menschkonstrukt. Die eigentliche Sünde zwischen Mann und Frau ist der Ehebruch. Jesus legt diesen Ehebruch ins Herz der Menschen, so, dass schon das innerliche begehren eines "Anderen" Ehebruch ist.
Nimmt man das Ehegelübte der Kirchen, seinen Partner zu lieben und zu ehren, ist die Ehe auch bei Gewaltanwendung oder sonstiger Lieblosigkeit gebrochen.
#35
(19-05-2013, 14:24)Keksdose schrieb: Oder andersrum Icon_wink
Na gut, Gott gibt allem das Leben und bietet den Menschen das "Ewige Leben" an. Die, die glauben, lieben ihn, jetzt soll er sich beliebter machen, bei denen die trotz Evangelium nicht an ihn glauben?
#36
(19-05-2013, 16:19)indymaya schrieb: Na gut, Gott gibt allem das Leben und bietet den Menschen das "Ewige Leben" an. Die, die glauben, lieben ihn, jetzt soll er sich beliebter machen, bei denen die trotz Evangelium nicht an ihn glauben?

Nö, klar kann er auch damit weitermachen die Menschheit sterben und leiden zu lassen ohne einen Beweis, dass es sich tatsächlich lohnt an ihn zu glauben. Dann soll er sich aber nicht über Spektizismus wundern.

Aber da wir alle wissen dass Gott und Kirche nicht viel gemeinsam haben, ist dieser Beitrag damit schon fast OT. Entschuldigt bitte.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
#37
(19-05-2013, 16:42)Keksdose schrieb: Nö, klar kann er auch damit weitermachen die Menschheit sterben und leiden zu lassen ohne einen Beweis, dass es sich tatsächlich lohnt an ihn zu glauben.
Der Kapitalismus nimmt immer extremere Züge an.
#38
@Lelinda mir war auch nicht in Erinnerung, dass Jesus sich direkt zu Scheidung geäußert hatte.

Und Pabst muss man nicht wie Pabst heute verstehen. Aber so etwas wie ein Großmeister, der uneigennützig handelt, und die Lehre vertritt, ist schon vorteilhaft.

Was die Gewalt angeht, so obliegt es uns, die Gesellschaft so zu ändern, dass kein Kind mehr geschlagen wird. Gewalt wird immer mit Gewalt beantwortet (siehe Palästina).

Der Dalai Lama befürwortet ebenfalls die Gewaltlosigkeit.

Wieviel Milliarden Christen gibt es auf der Erde?

Wenn die Menschen ihre eigenen Lehren leben würden, wären die Gewalttätigen isoliert!

Aus dem, was von Jesus überliefert wurde (egal ob er gelebt hat oder nicht), kann man durchaus eine solide und moderne Religion machen. Deshalb hatte ich mal meine Gedanken zum Thema zusammengetragen.

Aber die Vorstellungen von Paulus etc., die vergraulen m.E. die Gläubigen (in D).

Liebe Grüße Olaf
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
#39
(19-05-2013, 18:41)Olaf schrieb: Aber die Vorstellungen von Paulus etc., die vergraulen m.E. die Gläubigen (in D).
Die "Vorstellungen" des Paulus etc. sind das zu ihrer Zeit gelebte Evangelium. Was sollte daran "vergraulen"?
#40
@indymaya - die Vorstellungen des Paulus sind Sitten- und Moralvorstellungen einer eher prüden Kultur vor 2.000 Jahren. Das, was Jesus gelehrt haben soll, ist hingegen zeitlos.
Warum haben denn die Christen in Deutschland die Probleme?
LG Olaf
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
#41
(19-05-2013, 18:41)Olaf schrieb: Was die Gewalt angeht, so obliegt es uns, die Gesellschaft so zu ändern, dass kein Kind mehr geschlagen wird. Gewalt wird immer mit Gewalt beantwortet (siehe Palästina).

Ich meinte eigentlich nicht Gewalt von Erwachsenen gegen Kindern (was natürlich schlimm ist und einer humanen Gesellschaft widerspricht), sondern Gewalt von Kindern gegen andere Kinder. Und für diese Gewalt braucht es nicht unbedingt einer Legitimation, und es muss auch nicht sein, dass der Gewalttätige selbst Gewalt erlebt hat oder nur zurückschlägt. Unter Kindern genügt es oft, dass einige schwächer sind als andere, dass es Vergnügen bereitet und Anerkennung bringt, diese Schwächeren zu trietzen, und dass die Erwachsenen, die für die Kinder verantwortlich sind (also Lehrer, Eltern, Kindergärtner), nichts dagegen einzuwenden haben. Kinder (sowohl Opfer als auch Täter als auch Zuschauer) sehen Nicht-Einmischung der Erwachsenen in solchen Fällen als Billigung an. Man muss ihnen beibringen, dass andere Menschen Rechte haben. Und daran hapert es (zumindest bei uns) meistens.

Wenn man den unterlegenen Kindern dann auch noch sagt, dass sie sich gar nicht wehren DÜRFEN (und das suggeriert die Bergpredigt), fördert man bei allen Kindern den Glauben, dass der Stärkere den Schwächeren nach Belieben quälen darf, und dass der Schwächere auch noch der Böse ist, wenn er deswegen wütend wird.
#42
(19-05-2013, 20:07)Olaf schrieb: Das, was Jesus gelehrt haben soll, ist hingegen zeitlos.

Paulus lehrt nichts anderes.
Zitat:Warum haben denn die Christen in Deutschland die Probleme?
Jeder Christ hat sein persöhnliches Verhältnis zu Gott. Ich persönlich habe als Christ keine Probleme. Ich denke eher die Nichtchristen.
#43
@Lelinda ich verstehe das Ganze (Bergpredigt etc.) eher als Empfehlung bzw. Symbolik und nicht als zwingende Handlungsanweisung. So kennt auch der Hinduismus das Gebot des Ahimsa (Nichtverletzten), was aber nicht zwangsläufig die Selbst - bzw. Landesverteidigung ausschließt. Nur der (hinduistische) Mönch der entsagt und keine Verpflichtungen hat, verhält sich wie Jesus gepredigt hat.
Kinder schlagen nicht zwangsläufig andere Kinder. Es sind die Wertvorstellungen der Gesellschaft, die zu den Missständen führen. Und da bietet die Urlehre wiederum Ansatzpunkte!
@indymaya Die Nichtchristen interessieren sich weniger für die Kirchen. Wenn Du meinst, dass Paulus modern ist, dann ist ja alles in bester Ordnung!
LG Olaf
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
#44
(19-05-2013, 21:29)Olaf schrieb: So kennt auch der Hinduismus das Gebot des Ahimsa (Nichtverletzten),

Solche Gebote finden wir in sehr, sehr vielen Religionen, aber auch generell in Gemeinschaften.
Es ist daher auch fraglich, ob die 10 Gebote wirklich eine derartige Besonderheit sind, als welche sie von den Christen oftmals dargestellt werden. Denn solche Vorschriften wie zb. das Tötungsverbot oder das Verbot zu Stehlen sind ja existenziell für Gemeinschaften durch die gesamte Menschheit hindurch.
Insofern manifestieren sich in solchen religiösen Geboten doch lediglich Maßnahmen, die der Einzelne in der Gemeinschaft zum Funktionieren dieser einhalten muss.
Sie sind damit aber keine besondere Weisheit eines Gottes, sondern lediglich aufgeschriebene Grundregeln, wie es sie schon lange vor dem Christentum gab.
#45
(19-05-2013, 21:19)Lelinda schrieb: Wenn man den unterlegenen Kindern dann auch noch sagt, dass sie sich gar nicht wehren DÜRFEN (und das suggeriert die Bergpredigt), fördert man bei allen Kindern den Glauben, dass der Stärkere den Schwächeren nach Belieben quälen darf, und dass der Schwächere auch noch der Böse ist, wenn er deswegen wütend wird.
Das ist wie der Witz mit dem Cowboy, dem sein Pferd grün angestrichen wurde. Er stürmt wütend in den Saloon und brüllt:"Wer hat mein Pferd grün angestrichen" Steht ein Hühne auf und sagt:"ich!" Sagt der Cowboy kleinlaut:"Ich wollte nur bescheid sagen, dass die Farbe trocken ist."
Bei Kindern sind die Erwachsenen das Vorbild und sie haben die Aufsichtspflicht. Das "schwächere Kind" hat eh keine Chance, auch nicht wenn es wütend wird, weil es ja schwächer ist. Schwächere Kinder sind aber in jedem Fall liebenswerter als "Starke". Diesen gleich sind starke Kinder, die um des "Friedens" Willen nachgeben.


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