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Was kann die Kirche tun, um bei den Menschen beliebter zu werden?
#1
Ich finde diese Frage sehr schwierig, denn mir fällt nicht wirklich etwas ein, dass nur Vorteile mit sich bringt.

Z.B. könnte man Technik in den Gottesdiensten verwenden (Beamer, Präsentationen), sodass das Ganze bunt und darstellend gestaltet wird. Allerdings denke ich, dass es nicht so toll für die ältere Generation wäre.

Außerdem fällt mir nur ein, die Gottesdienste allgemein attraktiver zu machen, damit mehr Jugendliche kommen.

Habt ihr Ideen, was die Kirche attraktiver machen könnte?Eusa_thinkTardEusa_think

(Es geht um die katholische Kirche)
#2
(14-05-2013, 20:44)littleOrange schrieb: Habt ihr Ideen, was die Kirche attraktiver machen könnte?

weniger wein trinken, aber wasser predigen

sprich: authentischer, glaubwürdiger werden. die werte (nächstenliebe...) auch leben, die man predigt
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#3
Die christliche Moral an die heutige Gesellschaft anpassen und die Tatsache umsetzen, dass viele damalige biblische Gesetze schlicht und einfach galten, weil es damals eben keine Gesetze gab und das, was heute oftmals als kirchliche Moral gilt einfach ein Relikt alter Zeiten ist.
Die Kirche als Träger sollte die Dinge besser machen und nicht schlechter. Keine Kindergärten eröffnen die teuer sind und in die Eltern Schwierigkeiten haben überhaupt einen Platz zu bekommen, keine Krankenhäuser, in denenVergewaltigungsopfer abgewiesen werden weil die ja vielleicht die Pille danach verlange, was die Kirche ablehnt. Keine Arbeitsplätze, die an die Konfession gebunden sind.
Sie sollte eine moralische Instanz sein und kein Politikum, kein besonders schwieriger Arbeitgeber oder ähnliches. Sie sollte geben (Geld an Einrichtungen für Obdachlose zb) anstatt zu nehmen (Kirchensteuer)
Und vor alem sollte sie sich keine Gedanken darum machen, attraktiver zu sein, denn ihr höchstes Ziel sollte sein, für andere da zu sein und nicht sich zu verbiegen, um mehr Mitglieder "anzuwerben" und um letztendlich mehr Geld zu schäffeln. Alleine diese Fragestellung ist der völlig falsche Ansatz
Gruß
Motte

#4
(14-05-2013, 20:44)littleOrange schrieb: Außerdem fällt mir nur ein, die Gottesdienste allgemein attraktiver zu machen, damit mehr Jugendliche kommen.
integrierte x-box Konsolen, wären nicht schlecht...

(14-05-2013, 20:44)littleOrange schrieb: Habt ihr Ideen, was die Kirche attraktiver machen könnte?Eusa_thinkTardEusa_think
mehr Kirchensteuer für ein Flasche Bier auf jeden Sitz
#5
In der Tat eine schwierige Frage... denn was den Christen hier bei uns, speziell den Jugendlichen, den Zugang zur Kirche erleichtern würde, wäre für die traditionsbewussten und konservativ ausgerichteten Christen (bspw in Entwicklungs- und Schwellenländern) oft ein Grund zur Abkehr. Ich kann die Frage daher nur für mich persönlich beantworten.

Und was mir bei diesem Thema immer als erstes einfällt, ist, wie uns damals bei Schulgottesdiensten verboten wurde, in der Kirche zu jubeln. Leise hatte man zu sein, gesittet, und Schulterfrei oder mit Minirock in die Kirche führte zu missbilligenden Blicken der Lehrer. Wir haben Kirche als etwas lebensfeindliches kennen gelernt, während einer Zeit, in der die meisten einfach leben wollten. Es war für niemanden attraktiv, in die Kirche zu gehen (und ich war immerhin an einer katholischen Schule), es war eine Strafe.

Eine gute Freundin ist da ganz anders aufgewachsen. Bei ihr in der Kirche wird Gott gefeiert. Die Gemeindereferentin ist für Jugendliche und generell Menschen aller Schichten in dieser Gemeinde eine echte Ansprechpartnerin, sie macht Witze in der Kirche, spielt Spiele, führt (mit Jugendlichen selbst gedrehte) Filme vor... und ist deshalb die ganze Zeit kurz vor dem Rausschmiss. Der einzige Grund, weshalb die noch praktizieren darf, ist, weil sie von ihrem Pfarrer gedeckt wird. Der sieht, wie begeistert die Kirchgänger bei der von ihr gestalteten Messen sind, und schützt diese tolle Frau, deren Gottesdienste sogar Leute wie ich toll finden.

Ich weiß nicht genau, ob freundlichere Gottesdienste die Kirche als Ganzes attraktiver machen würde, aber wenigstens würde es nicht die Menschen an der Türschwelle zur Kirche gleich wieder rausschmeißen. Was die Kirche allerdings tun müsste, um inhaltlich besser dazustehen, ist etwas, von dem ich fürchte, dass es nicht passieren wird: Die Kirche müsste nämlich zugeben, dass sie die Wahrheit nicht gepachtet hat. Man müsste über den Schatten einer 2000 Jahre alten Tradition springen und zugeben, dass die Zeit für grundlegende Veränderung schon vor einer ganzen Weile gekommen war. Sie müssen sich das Grundgesetz einmal gründlich durchlesen und erwägen, ob da nicht was richtiges drinstehen könnte, etwas, das eigentlich im Sinne von Jesus hätte sein müssen: Wir sind alle gleich, Männer und Frauen, Schwule und Heteros, Päpste und Laien. Und dann müsste man natürlich die Konsequenzen daraus ziehen: Menschen jeden Geschlechts und sexueller Orientierung gleich behandeln und die Meinung der Schäfchen im theologischen Diskurs zulassen. Wenn die Kirche das schaffen könnte (was ich bezweifle), könnte man weitersehen, ob sich unter dem Haufen an staubbedeckter Tradition noch etwas verbirgt, das tatsächlich attraktiv für die Menschen ist. Aber wer oder was sollte die Kirche schon dazu bringen, sich derart tiefgreifend zu verändern?
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
#6
Hallo 'littleOrange',
herzlich willkommen in unserem Forum!

(14-05-2013, 20:44)littleOrange schrieb: Habt ihr Ideen, was die Kirche attraktiver machen könnte?
Man muss m. E. sehen, dass gerade die katholische Kirche weitgehend das hierarchische Prinzip des Cäsarentums der ausgehenden Antike repräsentiert. Die römisch-katholische Kirche hätte die Reformation vollziehen sollen, die Luther und andere Menschen vor 500 Jahren wollten. Die wollten keine neue Kirche!

Dafür, dass die r. k. Kirche die Botschaft Jesu überhaupt nicht repräsentiert, hat sie erstaunlich viele Mitglieder.

(14-05-2013, 21:10)petronius schrieb: authentischer, glaubwürdiger werden. die werte (nächstenliebe...) auch leben, die man predigt
Nun, ich denke, die Kirche (als Institution) 'lebt' ihre Doktrin, eine über 2000 Jahre lange Tradition 'ewiger Wahrheiten' zu sein. Christus als Legitimation zur Herrschaft jenseits aller Politik und sonstiger sozialer Errungenschaften. Das Verständnis von Nächstenliebe reicht bei der Institution nicht weit und wird eher als etwas gesehen, was dem einzelnen Gläubigen obliegt. Nächstenliebe darf eben nicht dort anfangen, wo die "schwarzen Schäfchen" vor der Härte der säkularen Gesetze bewahrt werden.

Das wäre der erste, wichtige Schritt: sich unter die Gesetze der Welt zu stellen, (Welt-) Herrschaft aufzugeben, Diener der Gesellschaft zu werden. Damit wäre dann schon ein Schritt in die von Petronius vorgeschlagenen Richtung getan.

(14-05-2013, 21:27)Schmettermotte schrieb: Keine Arbeitsplätze, die an die Konfession gebunden sind.
Ich stimme deinen Ausführungen zu. Allerdings dürfte es in der Institution Kirche auch Arbeitsplätze geben, die das Bekenntnis zur Lehrtradition der Kirche voraus setzen.

(14-05-2013, 21:27)Schmettermotte schrieb: Sie sollte eine moralische Instanz sein und kein Politikum, kein besonders schwieriger Arbeitgeber oder ähnliches.
Das deckt sich mit meiner Vorstellung von Kirche als Dienerin der Gesellschaft. Dabei ordnen sich Gesellschaft und Kirche den Gesetzen insbesondere dem Grundgesetz unter.

(14-05-2013, 21:27)Schmettermotte schrieb: Sie sollte geben (Geld an Einrichtungen für Obdachlose zb) anstatt zu nehmen (Kirchensteuer)
Aus praktischen Gründen widerspreche ich dieser Auffassung. Denn Institutionen haben keine "Goldesel im Stall". Natürlich muss sich Kirche fragen lassen, wie sie die Umverteilung sinnvoll und gerecht vornehmen will. Soziale Projekte werden ja schon lange unterstützt. Es gibt ja auch viele lesenswerte Papiere, die sich mit gesellschaftlichen Problemen beschäftigen. Die Frage ist nur: Reicht das?

(14-05-2013, 21:27)Schmettermotte schrieb: Und vor alem sollte sie sich keine Gedanken darum machen, attraktiver zu sein, denn ihr höchstes Ziel sollte sein, für andere da zu sein und nicht sich zu verbiegen, um mehr Mitglieder "anzuwerben" und um letztendlich mehr Geld zu schäffeln. Alleine diese Fragestellung ist der völlig falsche Ansatz
Ein Bisschen pauschal, aber im Grundsatz richtig, getreu dem Motto Bonhoeffers: Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Andererseits "scheffelt" die Kirche aus meiner Sicht kein Geld. Eine nach Milliarden Mitgliedern zählende Institution hat natürlich einen immensen Umsatz. Das sieht viel aus, aber das einzelne Projekt leidet praktisch immer Not und ist auf den Idealismus der Ehrenamtler angewiesen. Ein Bisschen weniger Prunk täte der katholischen Kirche gut. Andererseits zeigt das Beispiel der protestantischen Kirchen, dass damit ein Verlust an Identität einher geht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#7
(14-05-2013, 20:44)littleOrange schrieb: Habt ihr Ideen, was die Kirche attraktiver machen könnte?Eusa_thinkTardEusa_think

Also spontan fällt mir jetzt dazu ein, dass man gratis Kondome verteilen könnte. Das würde sie wohl schlagartig attraktiver machen.
Ansonsten vll. noch die Mißbrauchsfälle vor ordentliche Gerichte bringen...
Das mit dem Wein und Wasser predigen wurde ja schon erwähnt.
Das Problem ist, dass der Image-Schaden schon da ist. Da hilft nur eine groß angelegte PR-Aktion: Ein Tag mit dem Papst ins gelobte Land?
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
#8
Hallo Orange,

ich denke man sollte hier zwei Dinge betrachten:

1. Das Kirchenleben selber, welches verändert werden könnte. Wie du zb. sagst durch Beamer und Powerpoint und generell farbenfroher. Viele, vor allem Jüngere, schreckt wahrscheinlich das altbackene ab, mit der Gottesdienste, Festlichkeiten etc. begangen werden.
Doch selbst wenn man hier auf mehr Technik und dergleichen setzt, wird die Kirche nicht für Menschen interessanter, welche sich aufgrund der Lehre von ihr abwenden bzw. überhaupt keinen Zugang dazu haben.

Und das wäre Punkt 2: Der Inhalt der Lehre selbst ist für viele Menschen nicht zeitgemäß. Da kann noch so viel Farbe und Beamer eingesetzt werden; wer grundlegende Standpunkte der Kirchenmeinung nicht teilt, wird dieser fern bleiben.
Und eigentlich sollte ja der Inhalt im Vordegrund stehen und nicht die "Werbung".

Steht man der Lehre eher kritisch gegenüber könnte man daher fast froh darüber sein, dass die Kirche nicht mehr dafür tut, ihr Gottesdienste "aufzupimpen".
Denn leider wird gerne mal über Mißstände hinweggesehen, wenn der Rahmen stimmt.

In meiner Jugend habe ich oft genug erlebt, dass Freunde, welche kirchliche Jugendfeste, Rockkonzerte etc. gestaltet haben, wesentlich weniger kritisch waren, als Außenstehende. Ich denke ein natürlicher Prozess innerhalb einer Gemeinschaft. Problematisch ist imho eben dabei, dass der eigentliche Kern der Lehre unangetastet bleibt, selbst wenn derjenige im Gespräch unter vier Augen eigentlich eher eine andere Meinung vertritt oder gar keine feste hat.
#9
(14-05-2013, 22:27)Keksdose schrieb: Die Kirche müsste nämlich zugeben, dass sie die Wahrheit nicht gepachtet hat. Man müsste über den Schatten einer 2000 Jahre alten Tradition springen und zugeben, dass die Zeit für grundlegende Veränderung schon vor einer ganzen Weile gekommen war. Sie müssen sich das Grundgesetz einmal gründlich durchlesen und erwägen, ob da nicht was richtiges drinstehen könnte, etwas, das eigentlich im Sinne von Jesus hätte sein müssen: Wir sind alle gleich, Männer und Frauen, Schwule und Heteros, Päpste und Laien. Und dann müsste man natürlich die Konsequenzen daraus ziehen: Menschen jeden Geschlechts und sexueller Orientierung gleich behandeln und die Meinung der Schäfchen im theologischen Diskurs zulassen.
Ich würde meinen, das der Ansatz wohl richtig ist, aber auch wieder zu
zu regulierend.
Die überlieferten Worte der Bibel sind ja nun von Katholen und sonstigen inzwischen so verdreht, angepasst und ausgelegt worden das man gleich in ein Kaleidoskop sehen kann und behauptet die Facette unten recht wäre die einzig wahre.
Eigentlich bräuchte es mal eine neue Zusammenfassung für die Katholiken
(da die hier speziellangesprochen wurden) mit zeitgemässeren Inhalten, auch für Schwellenländer und sonstige.

Bibel II oder Bibel relaunched.
(Vom Geschäftsmodell mal ganz zu schweigen)

Die absolute Gleichmacherei halte ich für fragwürdig, auch das Grundgesetz
erlaubt jedem individuelle Lebensformen und ist auch nicht für die Ewigkeit sondern ein gerade geltender Konsens.
Jeder kann machen was er will ist auch eine Art von Gleichheit.

p.s. nur um politisch korrekt zu bleiben würde ich nicht
gerade sagen, das katholische Pfarrer irgendwas decken. Icon_lol
#10
(14-05-2013, 23:29)Harpya schrieb: Die absolute Gleichmacherei halte ich für fragwürdig,

Hmm... also ich hab drüber nachgedacht und versteh es nicht ganz, offen gesagt. Könntest du mir ein Beispiel nennen, wo eine absolute Gleichmacherei nicht das Richtige ist? (Vielleicht überseh ich grade einfach einen Aspekt der mir schlicht nicht einfällt, deshalb frag ich.)

(14-05-2013, 23:29)Harpya schrieb: auch das Grundgesetz erlaubt jedem individuelle Lebensformen und ist auch nicht für die Ewigkeit sondern ein gerade geltender Konsens.

Das stimmt, aber ich finde schon, dass das mit der individuellen Lebensform einiges für sich hat. Es ist zwar für den Einzelnen manchmal schwer, mit so viel Freiheit produktiv umzugehen, aber auf Dauer durchdiskutiert halte ich "Alle sind gleich" für eine sehr stabile Grundlage für eine Gesetzgebung. Wenn nicht dieses, welches Prinzip legt man seiner Gerechtigkeit sonst zu Grunde?

(14-05-2013, 23:29)Harpya schrieb: Jeder kann machen was er will ist auch eine Art von Gleichheit.

Das ist ja irgendwie die Frage: Legt man lieber dem Arbeitgeber (der Kirche) oder dem Arbeitnehmer (dem Katholiken - oder eben nicht) das Gesetz auf die Nase? Ich halte die Gleichheit aller Menschen für ein so zentrales Gut, dass ich das mit Zweiterem beantworten würde. (Ganz davon abgesehen, dass ich die theologische Begründung gegen Frauen im Priesteramt oder Homosexuelle im Allgemeinen ziemlich lächerlich finde.) Ein Gesetzgeber ist erstmal dafür da, die Kleinen zu schützen - behaupte ich. Da kommt das Recht, zu machen was er will, für den Arbeitnehmer zuerst. Der große Arbeitgeber mit seinem Haufen an Macht und Geld hat das Nachsehen. Aber sein Profit ist auch am größten. Und wenn wir mal ehrlich sind, führt "Jeder kann machen was er will" auf Dauer nicht zu Gleichheit, sondern zu Anarchie. Und darunter leiden garantiert die "kleinen" Arbeitnehmer am meisten.


Hey! Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Was die Kirche zun muss, um attraktiver zu werden, ist, die Anarchie wieder einzuführen. Richtig erfolgreich ist sie ja eigentlich immer nur dann, wenn die Schäfchen gar nicht die Zeit und Energie haben, über ihre Inhalte nachzudenken Icon_cheesygrin
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
#11
Vom zwanghaften Trimmen der Gottesdienste auf Jugendlichkeit halte ich nicht viel. In evangelischen Gottesdiensten wird das oft so gemacht, und sie sind trotzdem nicht mehr (eher sogar weniger) besucht als die katholischen. Und es gibt ja sogar noch größere Anstrengungen wie der Umschrift der Bibel in eine betont "jugendliche" Sprache oder eine Version, in der Jesus nicht vom Salz der Erde, sondern von Kühlschränken spricht, man also versucht, eine Geschichte, die sich vor 2000 Jahren zugetragen hat, in eine moderne Zeit zu versetzen. Das muss nicht nur schief gehen (Jesus lebte eben in der Antike und nicht heute!), sondern wirkt (zumindest für mich) eher albern und nicht ernstzunehmen.


Und an der Tatsache, dass die Kirchen sich als Moralapostel aufspielen, die der Gemeinde ständig vorhalten, dass Gott nicht zufrieden ist, weil man sich mal über den Nachbarn geärgert hat oder nach einem Schicksalsschlag mit ihm haderte, ändert das ja auch nichts. Noch immer wird den Gläubigen (auch in den evangelischen Kirchen) suggeriert, dass sie sich ständig schämen oder Gott um Vergebung bitten müssten, wenn sie mal nicht lieb, nett und dankbar waren.

Vielleicht sollten die Kirchen mal psychologische Erkenntnisse in ihre Lehre miteinbeziehen. Schließlich haben sie ja auch die Evolutionstheorie anerkannt, obwohl die Bibel etwas anderes sagt. Dann müssten sie den Leuten zugestehen, dass es eben nicht möglich ist, immer für alles dankbar zu sein, wenn man zum Beispiel an einer qualvollen Krankheit leidet; oder dass es normal ist, wenn man denjenigen, der einen schikaniert, nicht liebt, sondern wütend auf ihn ist.

Das heißt natürlich nicht, dass die Kirchen Rache oder Aufgeben propagieren sollten. Ganz bestimmt nicht! Aber wenn sich der Betroffene (Kranke oder Gemobbte) sich trotz solcher unerwünschter Gedanken akzeptiert fühlen könnte, könnte die Kirche damit nicht nur Menschlichkeit predigen, sondern auch vorleben. Und da nur der, der sich trotz aller Unzulänglichkeiten akzeptiert fühlt, die Kraft aufbringen kann, sich zum Positiven zu verändern, könnte sie solchen Leuten damit auch helfen, wieder auf die Beine zu kommen.
Das wäre wohl auch im Sinne Jesu, der ja vielen Leuten die Chance gab, trotz negativer Vorgeschichte und gesellschaftlicher Ächtung neu anfangen zu können. Und was in Jesu Sinne wäre, sollte ja die Hauptantriebskraft für die Kirchen sein. Das und das Voranbringen der Menschenrechte.

Aber leider hapert es bei vielen Kirchenvertretern an psychologischem Feingefühl. Das liegt nicht an der Konfession, sondern an der jeweiligen Person. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn sie immer weniger Zulauf bekommen, denn heute gibt es (im Gegensatz zum Mittelalter, wo eine Beichte eine Art Psychotherapie war) bessere Möglichkeiten.
#12
(14-05-2013, 22:27)Keksdose schrieb: ... und ist deshalb die ganze Zeit kurz vor dem Rausschmiss

kommt mir bekannt vor

der jugendpfarrer, der meine frau fürs katholisch christsein begeistert hat (und der uns dann auch getraut hat), war auch so ein toller mensch - und dauernd im clinch mit seinen oberen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#13
Ekkard, man muss bei meinen Ausführungen bedenken, dass diese Punkte zusammenhängen und erst dann irgendwo Sinn ergeben. Wenn ich Mutter bin und mein Kind nicht getauft ist darf es nicht in einen kirchlichen Kindergarten bzw man bekommt schlicht keinen Platz. Möchte ich einen bestimmten Ausbildungsplatz bekomme ich den u.U. nur wenn ich die Konfession wechsele oder generell in die Kirche eintrete, dafür muss ich aber dann Kirchensteuer bezahlen die ich garnicht zahlen will, ich werde also gezwungen, die Kirche zu bezahlen damit ich in einer EInrichtung arbeiten kann, die aber von der Kirche laut Studien weniger als 5 % finanziell getragen wird.
Wie kann das sein? Wie kann ein Arbeitgeber von der Kirche kontrolliert werden, der kaum Geld von ihr bekommt? Und wieso werden potentielle Arbeitnehmer genötigt einem Glauben beizutreten hinter dem sie nicht stehen und sind dann genötigt einer Institution Steuern zu zahlen, die ihrerseits aber nichts für meinen Arbeitgeber tut, erstrecht nicht finanziell?

Die einzelnen Punkte wären ja sinnig, das zb der Christ Steuern zahlt für Kirchen die er auch besucht, oder in den Klingelbeutel zahöt für Gottesdienste die er besucht und die Kirche dann soziale Projekte ins Leben ruft, mag alles sein, aber erst in Kombination erkennt man diesen Widerspruch und der Großteil der Christen besteht nicht aus Kirchgängern oder überzeugten, bibeltreuen Gläubigen sondern ist aus anderen Gründen christlich, eben wegen des Arbeitgebers, um bestimmte Einrichtungen nutzen zu können, sei es Kindergärten oder sonstwas oder weil man vll kirchlich heiraten will, auch wennder Glaube dafür nicht wirklich ausreicht. Aus solchen Leuten besteht doch ein wesentlicher Teil der Kirchensteuerzahler.

Und ich glaube nichtmal, dass ich alle diese Widersprüche der Kirche kenne, da wird noch viel mehr in diese Richtung sein.
Gruß
Motte

#14
Hallo Schmettermotte,
möglich, dass du die aufgezählten Beispiele erlebt hast. Man erlebt schließlich häufig Dinge, die es nicht geben sollte.
Kindergartenplatz:
Was du schreibst, ist nicht die Regel. Die Kindergärten müssen, wenn sie Geld von der Zivilgemeinde bekommen, proportional auch Kinder Andersgläubiger nehmen. Was passiert, wenn generell zu wenig KiGa-Plätze vorhanden sind, kann ich mir fast denken. Nur, wenn auf dem Klagewege heraus kommt, dass der Proporz nicht stimmt, dann muss die Vergabe erneut durchgeführt werden. (Aber ich habe nur Erfahrung in NRW)

Arbeitsstellen:
Ich weiß nicht, ob das alles so stimmt. Wer allerdings katholische Religion unterrichten will, sollte nicht andersgläubig sein und der Kirche angehören. Das ist Lehramt; da hat die r. k. Kirche zu Recht ein Mitsprache-Recht.
Ich bin allerdings auch der Meinung, dass beispielsweise die Putzkolonne weltanschaulich stehen kann, wo sie will. Das gilt meiner Meinung nach für alle Jobs, die nichts mit dem Lehramt bzw. den Lehr-Inhalten zu tun haben. Allerdings gibt es so viele Bewerber mit kirchlichem Hintergrund, dass - statistisch gesehen - diese bevorzugt werden. Ich glaube kaum, dass da allzu viel geschummelt wird. Ich denke, das wirkliche Problem beginnt da, wo die Kirche das Privatleben zum Anlass nimmt, jemandem zu kündigen (Austritt, Wieder-Verheiratung Geschiedener).

(15-05-2013, 13:37)Schmettermotte schrieb: Möchte ich einen bestimmten Ausbildungsplatz bekomme ich den u.U. nur wenn ich die Konfession wechsele oder generell in die Kirche eintrete, dafür muss ich aber dann Kirchensteuer bezahlen die ich garnicht zahlen will, ich werde also gezwungen, die Kirche zu bezahlen damit ich in einer EInrichtung arbeiten kann, die aber von der Kirche laut Studien weniger als 5 % finanziell getragen wird. ...
Du hast es aber auch mit den Menschen an den Schaltstellen zu tun. Und die werden bevorzugt Bewerber nehmen, die zum "Verein" gehören. Da ist das Vertrauen einfach größer! (Menschen sind halt so).

(15-05-2013, 13:37)Schmettermotte schrieb: Und ich glaube nichtmal, dass ich alle diese Widersprüche der Kirche kenne, da wird noch viel mehr in diese Richtung sein.
Na ja, das gilt für alle Gemeinschaften und deren Vertreter, die die Macht in Händen halten. Da spielt "Vitamin B" (Beziehung) eine leider unrühmliche Rolle. Das wird sich selbst bei strikter Trennung von Kirche und Staat nicht ändern. Nur die Berührungspunkte von Bewerber und Vergabe werden sich wandeln.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#15
Man könnte vieleicht eine Art "Kummerkasten" in den Kirchen platzieren, worin man religiöse oder gesellschaftliche Fragen anonym einwerfen könnte.
Diese müssten dann vom Pfarrer in der Sonntagsmesse beantwortet und besprochen werden. Dafür müssten dann einige Lateinpassagen weichen.
Hier würden dann aktuelle Probleme und Fragen der Gläubigen besprochen und diese Aktualität würde auch den Kirchgang interessanter machen.


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