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Übersetzung
#1
Guten Tag,

a) wurden auch Bibelübersetzungen vom altgriechischen in andere Sprachen durchgeführt als ins lateinische ?! Sollte das so sein gäbe es für Übersetzungsfehler bzw. Verkürzungen durchaus auch noch andere Ansätze. Ich nehme an dass nach Erfindung des Buchdruckes auch Bibelübersetzungen ins spanische insbesondere durchgeführt wurde, was für die Missionierung der Spanier in Südamerika eine wichtige Basis bildete. Wie stichhaltig ist diese Vermutung ? [/align]

b) bis ins Spätmittelalter dürfte der Übersetzungsstandard ins Lateinische in Westeuropa die allgemeine Grundlage gewesen sein ? Da aber viele des Lateinischen nicht mächtig waren müsste auch eine Übersetzung ins mittelhochdeutsche durchgeführt worden sein, ist das soweit richtig ?!

c) Wenn ja war hierfür auch Luther maßgeblich mitverantwortlich ?!
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#2
(22-04-2013, 17:10)Kreutzberg schrieb: wurden auch Bibelübersetzungen vom altgriechischen in andere Sprachen durchgeführt als ins lateinische ?!

Ja, Die Bibel wurde weltweit in mehr als 2000 Sprachen übersetzt. Für viele dieser Übersetzungen war die Septuaginta und der griechische Text des Neuen Testaments Grundlage.

Zitat:Ich nehme an dass nach Erfindung des Buchdruckes auch Bibelübersetzungen ins spanische insbesondere durchgeführt wurde, was für die Missionierung der Spanier in Südamerika eine wichtige Basis bildete. Wie stichhaltig ist diese Vermutung ?

Wer in Spanien im 15.-17. Jh versuchte, die Bibel zu übersetzten, war ein Fall für die Inquisition.

Die Padres, die in Amerika missionierten, konnten Latein und benötigten keine spanische Übersetzung.

Die erste Vollübersetzung der Bibel ins Spanische (von einem Emigranten namens Cassiodoro de Raina übersetzt) erschien 1569 in Basel.

Zuvor hatte ein emigrierter spanischer Protestant mit Namen Francisco de Enzinas das NT aus dem griechischen Grundtext ins Spanische übersetzt. Dieser Text erschien 1543 in Antwerpen und durfte nach Spanien nicht eingeführt werden.

Die erste in Spanien gedruckte Bibel (10 Bde), übersetzt von Felipe Scío de San Miguel, erschien in den Jahren 1790-1793.

Zitat:bis ins Spätmittelalter dürfte der Übersetzungsstandard ins Lateinische in Westeuropa die allgemeine Grundlage gewesen sein ? Da aber viele des Lateinischen nicht mächtig waren müsste auch eine Übersetzung ins mittelhochdeutsche durchgeführt worden sein, ist das soweit richtig ?!

Es gab schon Teilübersetzungen der Bibel ins Althochdeutsche. Etwa um 1000 nC übersetzte ein St. Gallener Mönch namens Notker die Psalter und das Hiob-Buch für Unterrichtszwecke, um 1060 der Abt von Ebersberg, Williram, das Hohelied.

Die mittelhochdeutschen Übersetzungen des 14. Jhs erfolgten zumeist anonym und waren damals nur geschlossenen Kreisen zugänglich. Handschriftliche Textfragmente sind erhalten.

Die erste deutsche Bibelübersetzung, die gedruckt wurde (1466), war eine Wort-für-Wort-Übersetzung eines unbekannten Übersetzers, die vom Buchdrucker Johannes Mentelin herausgegeben wurde.

Zitat:Wenn ja war hierfür auch Luther maßgeblich mitverantwortlich ?!

Übersetzungen ins Mittelhochdeutsche fanden vor Luthers Lebenszeit statt. Mit Übersetzungen von Bibeltexten ins (Frühneuhoch)Deutsche (Sächsisches Kanzleideutsch) begann Luther in den Jahren 1515/16 (Römerbrief) und 1517/18 (sieben Bußpsalmen).
MfG B.
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#3
Danke für die ausführliche und qualitativ gute Beantwortung. Das ist lobenswert und weist auf ein fundiertes Hintergrundwissen hin.

Ich denke, dass damit die Frage beantwortet ist, aber eines ist noch offen.
Der Umstand dass nur wenige wirklich Latein konnten hat sich noch lange dahingezogen. Es gibt Historikern die erst den Preußen den Verdienst anrechnen eine breite Allgemeinbildung bewerkstelligt zu haben. Wodurch auch das Gebetbuch endlich einen entsprechend angemessenen Stellenwert bekam.

Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten, dass der Lateingesang für viele einfache Menschen des Mittelalters kaum möglich war. Aber es gibt auch heute noch Analphabeten die Textsicher sind : phonetisches lernen hat wohl auch damals schon funktioniert.
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#4
(23-04-2013, 15:07)Kreutzberg schrieb: Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten, dass der Lateingesang für viele einfache Menschen des Mittelalters kaum möglich war.

Vor der Reformation war der liturgische Gesang (das lateinische Chorlied, der Choral) Sache der Kleriker.

Das Kirchenlied ist ebenso ein Kind der Reformation, wie der heute übliche liturgische Gebrauch der Musik ganz allgemein.

Erst mit der Reformation wird das im Gemeindegottesdienst gesungene Lied (deutsches ev. Kirchenlied) zur Hauptform der aktiven Teilnahme der Gemeinde an der Liturgie.

Nach lutherischem Vorbild erschienen (auch als Werkzeug der Gegenreformation) nach und nach Gesangsbücher für den katholischen Gottesdienst. Im Gegensatz zum evangelischen Liedgut ist im katholischen Lied die Marienverehrung von zentraler Bedeutung.
MfG B.
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