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Fundamentalismus in unserer Gesellschaft
#76
(11-01-2013, 14:13)Flat schrieb: was verstehst Du konkret unter seltsamen Ansichten?

ohne anspruch auf vollständigkeit:

patriarchales frauen- und familienbild
ablehnung der selbstbestimmten sexualität
strenge soziale kontrolle durch die gemeinschaft
kleidervorschriften
verteufelung der freizügigkeit
autoritäre erziehung
abwertung anders oder nicht glaubender
abschottung von der übrigen gesellschaft
ausbeuterische tendenzen den kirchenmitgliedern gegenüber (zehnter, unbezahlte arbeit für die kirche usw.)

kurz gesagt (ich wiederhole mich): ablehnung von pluralismus und selbstbestimmung
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#77
(11-01-2013, 14:29)Flat schrieb:
(11-01-2013, 14:18)petronius schrieb: eine "gehilfin" ist eben jemand, die nur zuarbeitet, keine leistung von sich aus erbringt. also eben nicht gleichberechtigt und mit demselben wert aus sich heraus, wie der, dem zugearbeitet wird

Da irrst Du Dich, weil Du von der deutschen Bedeutung ausgehst. Der Begriff in der Genesis ist wirklich keine dem Mann untergebene

genau lesen!

der begriff "untergebene" kommt in meiner einlassung gar nicht vor

und worauf ich abziele, ignorierst du geflissentlich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#78
Moin,

na dann will ich mal

patriarchales frauen- und familienbild

Diese seltsame Ansicht ist in der Bevölkerung immer noch sehr verbreitet (ich befürchte sogar, sie könnte zumindest in manchen regionen mehrheitsmeinung sein)

In den Freikirchen, die ich kenne, gibt es so etwas manchmal, manchmal auch nicht.

ablehnung der selbstbestimmten sexualität

Wenn Du damit Abtreibung meinst, die ist auch in der Bevölkerung umstritten. Sex vor der Ehe u.ä. lehnen die Freikichen, die ich kenne, offiziell oft ab, aber in der Realität ist das Fleisch oft stärker. Eusa_naughty Icon_cheesygrin

strenge soziale kontrolle durch die gemeinschaft

kenne ich so von Freikirchen eher nicht. Habe ich aber schon mal bei einer EKD-Landeskirche erlebt.

kleidervorschriften

Bis auf das übliche kenne ich das von Freikirchen so nicht. Minirock gehört sich nicht in der Kirche, Shorts und badelatschen bei Männern auch nicht. Aber das ist keine Frage des Glaubens sondern der guten Erziehung.

verteufelung der freizügigkeit

Was meinst Du damit?

autoritäre erziehung

Bei den Freikirchlern, die ich kenne, wird für meine Auffassung relativ normal erzogen. Komplett antiautoritär muss ja auch nicht sein, oder?

abwertung anders oder nicht glaubender

Wie definierst Du Abwertung? Überzeugte Christen glauben in aller Regel, dass Nichtchristen in die Hölle kommen. Natürlich ist das eine Abwertung, aber keine, die freikirchlich bedingt ist. Denn eigentlich ist das die Ansicht, die alle Christen haben müssten.

abschottung von der übrigen gesellschaft

Habe ich nur ganz selten erlebt

ausbeuterische tendenzen den kirchenmitgliedern gegenüber (zehnter, unbezahlte arbeit für die kirche usw.)

Ich halte den Zehnten nicht für ausbeuterisch, da ja niemand gezwingen wird, Mitglied der Gemeinde zu sein. Und erkundige Dich mal, was Eltern von Waldorfschülern erwartet. Dagen sind freikirchen pille-palle. Eusa_snooty


ablehnung von pluralismus und selbstbestimmung

Ich verstehe nicht, wo Freikirchen den Pluralismus und die Selbstbestimmung ablehnen. Es wird doch keienr zur Mitgliedschaft gezwungen.

Wenn Du in einem Schützenverein bist, gelten dort auch manch andere Regeln, an die man sich eben anpasst oder eben nicht Mitgleid ist.


Deutlich:
Es gibt Freikirchen, die Sektencharakter haben und wo es noch schlimmer zugeht, als Du es hier andeutest (Beispiel: 12 Stämme)

Aber die normale Freikirche um die Ecke ist doch heiute fast so normal wie die Kirche der EKD. Nur sind die Mitglieder in aller Regel engagierter und glaubensfester. Aber das kann man ja wohl kaum zum Vorwurf machen.

Tschüss

Jörg
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#79
(11-01-2013, 14:43)petronius schrieb: genau lesen!

Moin,

Du auch. Du irrst hier wirklich.

Ich gebe zu, so ganz habe ich das nicht mehr im Kopf, weil ich die Stelle mit Kommentar vor ca. 3 Monaten gelesen habe. Und wir haben anschließend genau über diese Begrifflichkeit diskutiert.

Falls ich die Zeit habe, kann ich das hier ja mal von Plaut mit der Wortbedeutung hinein setzen. Kann ich aber nicht versprechen.

Die Unterordnung der Frau kommt biblisch erst nach dem Sündenfall. Und auch da ist es etwas komplizierter.

Tschüss

Jörg
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#80
Wenn im Originaltext der Schöpfung (den wohl die wenigsten hier zur Verfügung haben oder gar selbst übersetzen können) gemeint sein sollte, dass die Frau gleichberechtigte Partnerin des Mannes sein sollte, dann ist das entsprechende Wort mit "Gehilfin" falsch übersetzt. Denn ein Gehilfe ist dem Vorgesetzten (was hier im Falle korrekter Übersetzung der Mann wäre) deutlich untergeordnet; es gäbe den Gehilfen gar nicht, wenn es nicht schon denjenigen gäbe, dem er assistieren kann. Eine Arzthelferin leitet ja auch nicht gemeinsam mit dem Arzt die Praxis, sondern arbeitet auf seine Anweisungen hin und kann evtl. entlassen werden.

Was soll übrigens "verbalinspiriert" bedeuten? Ich vermute mal, dass damit Leute gemeint sind, die die Bibel wörtlich verstehen. Warum kann man das nicht so deutlich schreiben? Die Sache ändert sich nicht, wenn man sie mit einem Fremdwort umschreibt.

Es gibt natürlich Freikirchen und Freikirchen. Ich kenne allerdings welche, die die Kriterien, die Petronius in Beitrag 76 beschreibt, alle erfüllen. Samt Kleidung, zumindest, was die Frauen betrifft. Und die Kinder in diesen Gemeinschaften können nicht im Geringsten selbst entscheiden, ob sie dabei sein wollen; ich bin sicher, dass sie das auch mit 14 noch nicht dürfen, wenn sie vom Gesetzgeber her religionsmündig werden.
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#81
(11-01-2013, 15:27)Lelinda schrieb: Wenn im Originaltext der Schöpfung (den wohl die wenigsten hier zur Verfügung haben oder gar selbst übersetzen können) gemeint sein sollte, dass die Frau gleichberechtigte Partnerin des Mannes sein sollte, dann ist das entsprechende Wort mit "Gehilfin" falsch übersetzt.

Moin,

ich beziehe mich auf Genesis 2, 17 ff

Das hebräische Wort, was dort verwendet wird, ist eser ke-neglo. Laut Kommentar von Plaut schließt die Bezeichnung 'eser' die Gleichheit der Geschlechter ein.

Die alte syrische Übersetzung ist dementsprechend 'Peschitta', auch hier keine Abwertung der Frau.

Die deutschen Übersetzungen (übrigens auch die bedeutenste jüdische von Mendelsohn) übersetzen hier in der Tat mit einem sehr ungenauen Begriff.

Wobei einiges auch nur schwer zu übersetzen ist. Im Gen 2, 23 wird der Begriff isch (Mann) und ischa (frau) verwendet, was ein hebräisches Wortspiel ist.

Luther übersetze das dann mit 'Männin'. Sehr ungewohnt für heutige Ohren.

Aus diesem Schöpfungsbericht ergibt sich übrigens auch keine Wertigkeit der Geschlechter. Es gibt sogar Interpreationen, die Adam bis zum Erschaffen von Eva als androgyn ansehen.

(11-01-2013, 15:27)Lelinda schrieb: Was soll übrigens "verbalinspiriert" bedeuten? Ich vermute mal, dass damit Leute gemeint sind, die die Bibel wörtlich verstehen. Warum kann man das nicht so deutlich schreiben? Die Sache ändert sich nicht, wenn man sie mit einem Fremdwort umschreibt.

'Verbalinspiriert' ist die Bezeichnung, die insbesondere in Freikirchen oft verwendet wird. Es meint nicht nur ein wörtliches Verständnis sondern gibt auch gleich die Begründung dafür, warum es das einzig zulässige Verständnis ist: Weil die Bibel den Autoren von Gott genau so wortwörtlich eingegeben (verbalinspiriert) wurde.

Sorry, wenn das unverständlich war. Wenn man lange mit solchen Christen diskutiert hat, werden einige Begriffe selbstverständlich, die es wohl für andere nicht sind.

(11-01-2013, 15:27)Lelinda schrieb: Es gibt natürlich Freikirchen und Freikirchen. Ich kenne allerdings welche, die die Kriterien, die Petronius in Beitrag 76 beschreibt, alle erfüllen.

Ja, eine kenne ich auch.

Aber solche Freikirchen sind die absolute Ausnahme.

Der Regelfall sind doch eher die Baptisten um die Ecke und nicht so eine Sektenstruktur wie beispielsweise bei den 12 Stämmen.

Tschüss

Jörg
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#82
(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: na dann will ich mal

da muß ich wohl, um der wortklauberei vorzubeugen, gleich sagen, daß du mich gefragt hast, was ich unter "seltsamen Ansichten" verstehe. darauf habe ich geantwortet, nicht auf die frage, was für alle freikirchen notwendigerweise und in vollem umfang prägend sein müsse

es geht um ein zusammenspiel der einzelnen aspekte, die so ein geschlossenes bild ergeben

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: patriarchales frauen- und familienbild

Diese seltsame Ansicht ist in der Bevölkerung immer noch sehr verbreitet

natürlich

und in freikirchen besonders oft und ausgeprägt

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: In den Freikirchen, die ich kenne, gibt es so etwas manchmal, manchmal auch nicht

ja meine güte, dann kennst du halt auch andere als die, von denen im zusammenhang mit religiösem fundamentalismus die rede ist...

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: ablehnung der selbstbestimmten sexualität

Wenn Du damit Abtreibung meinst

tu ich nicht

wie kommst du auf diese merkwürdige idee?

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: strenge soziale kontrolle durch die gemeinschaft

kenne ich so von Freikirchen eher nicht. Habe ich aber schon mal bei einer EKD-Landeskirche erlebt
...

für die frage, was ich unter seltsamem verhalten verstehe, wie man es in freikirchen oft sieht, ist es unerheblich, was du alles erlebt haben wilst oder nicht

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: abwertung anders oder nicht glaubender

Wie definierst Du Abwertung? Überzeugte Christen glauben in aller Regel, dass Nichtchristen in die Hölle kommen. Natürlich ist das eine Abwertung, aber keine, die freikirchlich bedingt ist. Denn eigentlich ist das die Ansicht, die alle Christen haben müssten

was christen deiner ansicht nach "müssten", ist hier wiederum irrelevant

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: abschottung von der übrigen gesellschaft

Habe ich nur ganz selten erlebt

das ist schön für dich

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: ausbeuterische tendenzen den kirchenmitgliedern gegenüber (zehnter, unbezahlte arbeit für die kirche usw.)

Ich halte den Zehnten nicht für ausbeuterisch, da ja niemand gezwingen wird, Mitglied der Gemeinde zu sein

haha, der war gut...

na, dann stell dich mal derart außerhalb der gemeinschaft, und du wirst erleben, was sozialer druck ist

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: ablehnung von pluralismus und selbstbestimmung

Ich verstehe nicht, wo Freikirchen den Pluralismus und die Selbstbestimmung ablehnen. Es wird doch keienr zur Mitgliedschaft gezwungen

wieder am thema vorbei

pluralismus abzulehnen, hat damit zu tun, die unterschiedlichkeit von lebensentwürfen in ihrer gleichberechtigung abzulehnen

(11-01-2013, 14:55)Flat schrieb: Aber die normale Freikirche um die Ecke ist doch heiute fast so normal wie die Kirche der EKD

um dich sinngemäß zu zitieren:

hab ich anders erlebt Icon_cheesygrin
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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