(10-11-2012, 19:51)Ekkard schrieb: Nicht unser (Vor-)Urteil ist maßgebend, sondern das Ergebnis eines reproduzierbaren Prozesses.
Da du die physikalische Forschung sicher weit besser kennst als ich, hätte eine Frage dazu.
In der Quantenphysik ist doch das "Vorurteil", also die "Frage" bereits maßgeblich für den Prozess.
Zeilinger sagt dazu in einem Interview :
"Ich habe mit der Quantenphysik gelernt, wie wichtig es ist, die richtigen Fragen zu stellen! Je nach Frage steuert unsere Wirklichkeit in eine bestimmte Richtung. Wenn ich etwa ein Elektron frage: „Bist du ein Teilchen?“, dann wird es antworten: „Ja, ich bin ein Teilchen!“ Wenn ich es frage: „Bist du eine Welle?“, dann wird es sagen: „Ja, ich bin eine Welle!“ Wenn es einmal gesagt hat, es ist eine Welle, dann kann es nicht auch Teilchen sein– obwohl das vor der Frage möglich gewesen wäre. Ich entscheide also durch meine Frage, welche Möglichkeit Wirklichkeit wird. Die Quantenphysik hat unserer Vorstellung von einer Wirklichkeit, die unabhängig von uns existiert, einen starken Stoß versetzt – und ich weiß nicht, wie weit das geht."
*http://diepresse.com/home/science/530682/Zeilinger_Gott-darf-nicht-beweisbar-sein
Und in einem weiteren :
"Es gibt in der Philosophiegeschichte dieses ständige Pendeln zwischen den Extremen eines Materialismus und eines reinen Idealismus, der womöglich bis zum Solipsismus gehen kann. Ich habe das Gefühl, dass diese Dinge, die wir in der Quantenphysik sehen, zeigen, dass man so etwas wie einen goldenen Mittelweg benötigt. Die Welt ist nicht rein materiell; man kommt ohne eine geistige Komponente nicht aus. Sie ist aber andererseits auch nicht rein ideeller Natur."
und weiter :
"Für die meisten Menschen ist Information ein abgeleitetes Konzept. Da draußen sind die Dinge; wir sammeln darüber Informationen, verarbeiten diese und reagieren dann entsprechend. Das ist in dieser Form nicht mehr haltbar. Ich vermute - genau daran arbeite ich, und das ist jetzt die vorderste Front der philosophischen Überlegungen -, dass es darauf hinausläuft, dass Information und Wirklichkeit auf gleichen Beinen stehen, dass wir beides benötigen, um zu einem Verständnis der Welt zu kommen.
info3:
Dann wäre nach Ihrem Verständnis Information nicht nur eine menschliche, eine sekundäre Kategorie, sondern eine primäre?
Zeilinger:
Sie ist genauso primär wie die sachlich-materielle Ebene."
*http://www.psychophysik.com/html/re025-zeilinger-anton.html
Sorry, für die langen Zitate, aber ich wollte das herausgreifen, was zu meiner Frage passt.
Mir ist natürlich klar, dass Zeilinger an dieser Stelle nicht als Physiker spricht, sondern zu philosophischen Ideen Stellung nimmt, aber wie siehst du das ?
Siehst du es so, dass diese Dinge zwar auf quantenphysikalischer Ebene stattfinden, aber eben nichts mit "unserer" Ebene zu tun haben, in der die physikalischen Dinge anders laufen ?
Worauf ich mit der Frage hinauswill, ist sicher klar :
Wieso sollte es sich bei der "Geistesebene" nicht auch um so einen Bereich handeln, in dem die Dinge "anders" laufen ?
Schließlich kann man in einem Gehirn noch so lange spazierengehen, ohne "Bewusstsein" zu finden.