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Realität
#76
(14-11-2012, 23:40)Ekkard schrieb: Übrigens: Idealismus und Materialismus haben beide nichts mit Realität zu tun! Alle "...ismen" sind Denkstrukturen aus Gesellschaften heraus. Um zu wirken, müssen sie "umgesetzt", also vollzogen werden. Dann allerdings sind die Folgen real!

Wie gesagt, gehe ich von einer bereits früher vorhandenen Wirkung aus, die "Realisierung" einer Idee beginnt im Kopf, in dem Moment, wo sie Bedeutung für einen Menschen gewinnt.

Letztendlich ist das sicher nur eine Frage der Begriffsdefinition und eben dem Blickwinkel.
#77
(14-11-2012, 23:55)Mustafa schrieb: Wie gesagt, gehe ich von einer bereits früher vorhandenen Wirkung aus, die "Realisierung" einer Idee beginnt im Kopf, in dem Moment, wo sie Bedeutung für einen Menschen gewinnt.
Viel zu kompliziert! Wie schon früher geschrieben: Du bestrafst niemanden, der nicht konkret mit einem Messer auf einen Anderen einsticht, auch wenn sein Innenleben auf Mord aus ist.

(14-11-2012, 23:55)Mustafa schrieb: Letztendlich ist das sicher nur eine Frage der Begriffsdefinition und eben dem Blickwinkel.
Darauf will ich ja gerade heraus: Was im Kopf ist, ist nicht real, sondern nur, was außerhalb im Prinzip feststellbar (spürbar, messbar) ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#78
so, schalten wir mal einen gang zurück

ich bitte die geneigten leser, in ihrem geiste jedesmal, wo ich geschrieben habe "das ist unsinn", dies zu streichen und dafür "aus meiner sicht ergibt das keinen sinn, weil..." zu setzen. umgekehrt wärs nett, wenn auch die gegenseite jedes "das hat nichts mit dem zu tun, was ich sagte" ersetzte durch "ich seh da jetzt keinen zusammenhang, weil..."

zur realität:

dieser begriff verliert imho jede sinn, damit auch jede berechtigung, wenn es 6 milliarden persönliche, ja private "realitäten" geben soll - die einander notwendig widersprechen. auch dann, wenn "realität" eine frage des (meinetwegen kulturellen) meinungsmainstreams sein soll und damit dem zeitgeist unterliegt

realität zeichnet sich in erster linie durch den intersubjektiven konsens ("so ist es") aus, und dieser wiederum speist sich aus faktizität (prüfbarkeit). klar - auch diese "realität" ist (ganz im popperschen sinne) nur eine vorläufige, gilt, solange sie nicht widerlegt wird. denn die hinter der uns zugänglichen, sprich wahrnehmbaren (sinnlich und nicht zuletzt auch durch die intellektuelle folgerung daraus) realität liegend "objekrive realität" bleibt uns eben in ihrer gänze möglicherweise für immer verschlossen - zumindest haben wir keine möglichkeit, festzustellen, daß wir sie erkannt hätten. wir können nie ausschließen, nicht doch noch nicht alles zu wissen, noch etwas dazulernen zu können

so sollte man also, um karheit zu bewahren, vielleicht zwar die "realität" als objektiv setzen, aber unsere vorstellung von dieser objektiven realität als etwas notwendigerweise vorläufiges bzw. nur retrospektiv mit höherer sicherheit zu bewertenders sehen (im nachhinein ist man immer schlauer. natürlich glaubte man früher, es entspräche der realität, daß sich die sonne um die erde dreht - heute wissen wir es besser, wir wissen, daß wir uns geirrt haben)

was wir also landläufig unter "realität" verstehen, ist in wirklichkeit also nur der inhalt unserer vorstellung von dieser. soweit gehe ich natürlich mit. aber diese vorstellung stützt sich auf fakten! wird intersubjektiv gefunden und erhärtet! das ist etwas ganz anderes als freier spekulation entsprungene, unplausible, gar kontrafaktische vorstellungen - deren inhalte sind eben nicht real. daß unsere realitätsvorstellung grundsätzlich korrigierbar ist bzw. irrtümer beinhalten kann, ändert nichts an diesem grundlegenden unterschied

meine empfindungen sind natürlich real - als empfindungen, als tatsache, daß ich fühle/empfinde. diese bestimmte frau ist die schönste, klügste und beste der ganzen welt? klar ist sie das (für mich) - daß ich sie liebe, ist realität. daß sie die schönste, klügste und beste der ganzen welt ist - das ist für mich so (erscheint mir so), aber ich brauche dem nicht das etikett der "realität" aufzukleben, um dieses mein gefühl irgendwie zu adeln. mein empfinden ändert sich nicht, nur weil andere das vielleicht anders sehen - weil es eben nicht real ist, also nicht intersubjektiv konsensual bestimmter faktizität entspricht

gleiches gilt auch, wenn ich nicht der einzige bin, der diese frau liebt, sondern sie auch noch für einen anderen die schönste, klügste und beste der ganzen welt ist - diese eigenschaften werden auch dann noch nicht real (siehe popper: das kann nicht bewiesen, nur falsifiziert werden - und zur falsifikation reicht hier bereits einer, der das nicht so sieht). und in gleicher weise wird natürlich auch eine gottesvorstellung nicht allein schon deshalb ihrem inhalt nach real, nur weil sie vielleicht von vielen geteilt wird

klar, man muß diesen realitätsbegriff, wie ich ihn hier referiert habe, nicht teilen. man kann weiterhin darauf bestehen, daß es halt mindestens soviele realitäten gibt, wie es menschen gibt. der begriff "realität" hätte damit aber endgültig seine bedeutung, seinen sinn verloren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#79
(15-11-2012, 00:06)Ekkard schrieb: Darauf will ich ja gerade heraus: Was im Kopf ist, ist nicht real, sondern nur, was außerhalb im Prinzip feststellbar (spürbar, messbar) ist.

Würdest du also z.B. bei einem Konzertereignis die Realität ausschließlich in den Schallbewegungen usw. sehen ?

Ich sehe die Realität eher im (gemeinsamen) Erleben, und wenn man sich Berichterstattungen von Ereignissen durchliest, so wird in aller Regel auch eher Letzteres berichtet, und zwar in Bildern und eben ohne Angabe der physischen Vorgänge.
#80
(15-11-2012, 12:18)Mustafa schrieb:
(15-11-2012, 00:06)Ekkard schrieb: Darauf will ich ja gerade heraus: Was im Kopf ist, ist nicht real, sondern nur, was außerhalb im Prinzip feststellbar (spürbar, messbar) ist.

Würdest du also z.B. bei einem Konzertereignis die Realität ausschließlich in den Schallbewegungen usw. sehen ?

Ich sehe die Realität eher im (gemeinsamen) Erleben, und wenn man sich Berichterstattungen von Ereignissen durchliest, so wird in aller Regel auch eher Letzteres berichtet, und zwar in Bildern und eben ohne Angabe der physischen Vorgänge.

klar ist es real, daß ein gemeinsames erleben stattfindet

ob das konzert aber "gut" oder "schlecht" war, ist schon wieder geschmackssache, kann also schlecht als "real" bewertet werden. "real" ist dagegen, daß es von unterschiedlichen menschen unterschiedlich beurteilt wird
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#81
(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: realität zeichnet sich in erster linie durch den intersubjektiven konsens ("so ist es") aus, und dieser wiederum speist sich aus faktizität (prüfbarkeit). klar - auch diese "realität" ist (ganz im popperschen sinne) nur eine vorläufige, gilt, solange sie nicht widerlegt wird.
Es ist die Prüfbarkeit ('Messung') und im Grunde nicht der Konsens. Unsere, auf Messung beruhende Anschauung ist bereits ein geistiges Konstrukt, das landläufig bereits mit "Realität" gleichgesetzt wird, was aber bei genauerem Hinsehen falsch ist, wie die mögliche Falsifizierung beweist.

(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: die hinter der uns zugänglichen, sprich wahrnehmbaren (sinnlich und nicht zuletzt auch durch die intellektuelle folgerung daraus) realität liegend "objekrive realität" bleibt uns eben in ihrer gänze möglicherweise für immer verschlossen - zumindest haben wir keine möglichkeit, festzustellen, daß wir sie erkannt hätten. wir können nie ausschließen, nicht doch noch nicht alles zu wissen, noch etwas dazulernen zu können
Eben! Und deshalb weise ich darauf hin, dass ausschließlich das Messergebnis real ist und eben nicht irgend eine bereits erfolgte Verarbeitung - und sei sie noch so plausibel.

(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: so sollte man also, um karheit zu bewahren, vielleicht zwar die "realität" als objektiv setzen, aber unsere vorstellung von dieser objektiven realität als etwas notwendigerweise vorläufiges ...sehen
Ganz genau! Beschränkt man sich bei dem Erde-Sonne-Beispiel auf die Beobachtung des Lichtfall-Verlaufes, so erkennt man sofort, wo die mittelalterliche Realiät endet, auch wenn das Volk (und seine Hirten) von einem "Umlauf der Sonne" gesprochen und gedacht haben.
(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: daß unsere realitätsvorstellung grundsätzlich korrigierbar ist bzw. irrtümer beinhalten kann, ändert nichts an diesem grundlegenden unterschied
So ist's!

(15-11-2012, 12:18)Mustafa schrieb: Würdest du also z.B. bei einem Konzertereignis die Realität ausschließlich in den Schallbewegungen usw. sehen?
Dieses Beispiel habe ich auch schon anderswo gelesen zur Untermauerung einer "Erlebnisrealität". Gleichwohl ist real nur die Tätigkeit der Musiker, die Anwesenheit im Konzertsaal, das Hören einer Tonaufzeichnung, in der Tat die Schallwellen zwischen Erzeuger und Ohr. Alles andere sind Verarbeitungen, Geschmacksurteile, "atmosphärische" Stimmungen etc., die nicht prüfbar sondern bestenfalls statistisch abfragbar sind. In letzterem Fall wird jedoch nicht das Konzert real, sondern nur die "menschliche Empfindungsstatistik", wenn sie mit dem Konzert konfrontiert wird.

(15-11-2012, 12:18)Mustafa schrieb: Ich sehe die Realität eher im (gemeinsamen) Erleben, und wenn man sich Berichterstattungen von Ereignissen durchliest, so wird in aller Regel auch eher Letzteres berichtet, und zwar in Bildern und eben ohne Angabe der physischen Vorgänge.
Wie gesagt, die gemeinsame Anwesenheit ist ja eine unbestrittene Tatsache, nicht jedoch die einzelne Empfindung. Die ist sehr volatil, kann plötzlich umschlagen und ist damit ein (übliches) Geschmacksurteil.

Geschmacksurteile sind immer geistige Konstrukte ohne Realitätsanspruch. Wie Petronius sinngemäß schrieb: Würde man solche Konstrukte zur Realität rechnen, löste sich der Begriff völlig auf; denn jeder erlebt z. B. ein Konzert ein Bisschen anders. Eine Prüfung wäre unsinnig und ohne greifbare Ergebnisse.

Ein anderes Beispiel: Farburteile
Bei diesen scheint es so zu sein, dass kräftige Farben relativ einheitlich empfunden werden. Prüfungen/Messungen haben ergeben, dass der menschliche Seh-Apparat, von Nüancen abgesehen, gleichartig funktioniert, so dass z. B. ein kräftig grüner Farbton zur Realität zu gehören scheint. Aber sicher ist man sich auch dabei nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#82
(15-11-2012, 13:36)Ekkard schrieb: Wie gesagt, die gemeinsame Anwesenheit ist ja eine unbestrittene Tatsache, nicht jedoch die einzelne Empfindung. Die ist sehr volatil, kann plötzlich umschlagen und ist damit ein (übliches) Geschmacksurteil.

Geschmacksurteile sind immer geistige Konstrukte ohne Realitätsanspruch. Wie Petronius sinngemäß schrieb: Würde man solche Konstrukte zur Realität rechnen, löste sich der Begriff völlig auf; denn jeder erlebt z. B. ein Konzert ein Bisschen anders. Eine Prüfung wäre unsinnig und ohne greifbare Ergebnisse.

Ich denke, zu diesen Urteilen kommt man, wenn man die "Objektivität" in den Vordergrund stellt.
Ich sehe das direkte Erleben als "realer" an als objektivierbare Messungen.
Und da geht es ja nicht um einzelne Empfindungen, sondern um alle Empfindungen (auch wenn sie unterschiedlich sein mögen, es sind ja auch unterschiedliche Blickwinkel).

Die "objektive Realität" ist auch nur eine Idee. Sicher sehr nützlich, aber aus meiner Sicht kann sie keineswegs alleinigen Anspruch auf Realität erheben.
#83
Na, wir werden im Laufe der Zeit sehen, wie ein etwas aufgeweichter Realitätsbegriff für Zündstoff sorgt - oder eben nicht. Die "Objektivität" (als Begriff) ist nicht entscheidend, sondern die Prüfbarkeit. Wenn du am Prüfergebnis eine Falsifizierbarkeit feststellen kannst, so kannst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass dein Ergebnis Anschauung enthält und eben keine Realität beschreibt.

Für das Urteil des Konzert-Erlebnisses ist die Falsifizierung einfach die Gegenmeinung zu einem der durch die Zuhörer gegebenen Urteil. Die gemeinsame Anwesenheit im Konzertsaal und das Tun der Musiker, auch der Klang etc. sind ohnehin prüfbar und somit Realität.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#84
(15-11-2012, 15:33)Mustafa schrieb: Die "objektive Realität" ist auch nur eine Idee. Sicher sehr nützlich, aber aus meiner Sicht kann sie keineswegs alleinigen Anspruch auf Realität erheben.

mit anderen worten (und nur leicht extrapoliert): für dich ist sowieso alles realität, es gibt gar nichts nicht reales

fakten, geschmacksurteile, träume, wunschvorstellungen, halluzinationen - alles dieselbe soße, kein unterschied, alles gleich viel wert und bedeutend

na denn mahlzeit...

du wirst wohl widersprechen, aber dann sag uns wenigstens, was denn nicht unter deinen begriff von realität fallen soll. was sind deine kriterien für "realität" (nach deinem verständnis), gibts überhaupt welche?

wenn nicht - siehe obiges soßenbild. welches natürlich nach deinem verständnis sehr real müßte
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#85
(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: dieser begriff verliert imho jede sinn, damit auch jede berechtigung, wenn es 6 milliarden persönliche, ja private "realitäten" geben soll - die einander notwendig widersprechen. auch dann, wenn "realität" eine frage des (meinetwegen kulturellen) meinungsmainstreams sein soll und damit dem zeitgeist unterliegt

Das kannst du kritisieren, so oft du magst. So ist Sprache nunmal, wir werden kein einziges Wort finden das für 7 Milliarden Menschen eine exakt gleiche Bedeutung besitzt.
Warum können wir nicht einfach anerkennen, dass es da verschiedene Definitionsgrößen gibt? Ich find das überhaupt nicht tragisch. Ich kann voll nachvollziehen, was ihr meint, ich versteh nur den Wirbel nicht, warum euch da jeder zustimmen sollte.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
#86
(15-11-2012, 20:05)Keksdose schrieb:
(15-11-2012, 09:50)petronius schrieb: dieser begriff verliert imho jede sinn, damit auch jede berechtigung, wenn es 6 milliarden persönliche, ja private "realitäten" geben soll - die einander notwendig widersprechen. auch dann, wenn "realität" eine frage des (meinetwegen kulturellen) meinungsmainstreams sein soll und damit dem zeitgeist unterliegt

Das kannst du kritisieren, so oft du magst. So ist Sprache nunmal, wir werden kein einziges Wort finden das für 7 Milliarden Menschen eine exakt gleiche Bedeutung besitzt

ach komm... begriffe sind durchaus eindeutig belegt

für so was gibts sogar wörterbücher

(15-11-2012, 20:05)Keksdose schrieb: Warum können wir nicht einfach anerkennen, dass es da verschiedene Definitionsgrößen gibt?

weil sprache reichlich sinnlos bzw. die verständigung recht schwierig wird, wenn jeder unter einem wort das versteht, was er grad will
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#87
(15-11-2012, 16:18)Ekkard schrieb: Na, wir werden im Laufe der Zeit sehen, wie ein etwas aufgeweichter Realitätsbegriff für Zündstoff sorgt - oder eben nicht. Die "Objektivität" (als Begriff) ist nicht entscheidend, sondern die Prüfbarkeit. Wenn du am Prüfergebnis eine Falsifizierbarkeit feststellen kannst, so kannst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass dein Ergebnis Anschauung enthält und eben keine Realität beschreibt.

Für das Urteil des Konzert-Erlebnisses ist die Falsifizierung einfach die Gegenmeinung zu einem der durch die Zuhörer gegebenen Urteil. Die gemeinsame Anwesenheit im Konzertsaal und das Tun der Musiker, auch der Klang etc. sind ohnehin prüfbar und somit Realität.

So wie ich das verstehe, geht es dir um möglichst sichere Aussagen, die für alle prüfbar und reproduzierbar sind.

Wie gesagt ist mir der Sinn dessen völlig klar, und ich kann mit dieser "objektiven" Realität viel anfangen, ich sage auch nicht, dass man diesen Blickwinkel aufweichen sollte.

Ich verstehe nur nicht, wie man zum Allein-Anspruch auf Realität kommt.
Muss denn Realität zwangsläufig etwas objektiv mess- und reproduzierbares sein ?

Zumal die Messsysteme doch auch nur menschliche "Ideen" sind, letztlich genauso wie die Mathematik, und auch die Logik.

Das direkte Erleben, also das Teil-Sein der Realität hat doch seine eigenen Qualitäten, die dem objektiven Blick verschlossen bleiben.

Wieso sollte man das aus dem Realitätsbegriff ausschließen ?

Wieso nicht die von mir eingangs schon erwähnten verschiedenen Blickwinkel ("von oben" und "hinein") zulassen ?
#88
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Muss denn Realität zwangsläufig etwas objektiv mess- und reproduzierbares sein ?

was sind enn deine kriterien für "realität"?

ein schelm, wer böses dabei denkt, daß du auf diese einfache frage keine antwort geben willst...

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Zumal die Messsysteme doch auch nur menschliche "Ideen" sind

es geht ja auch nicht um die meßsysteme, sondern um prüfbarkeit
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#89
(15-11-2012, 20:05)Keksdose schrieb: wir werden kein einziges Wort finden das für 7 Milliarden Menschen eine exakt gleiche Bedeutung besitzt.
Warum können wir nicht einfach anerkennen, dass es da verschiedene Definitionsgrößen gibt? Ich find das überhaupt nicht tragisch. Ich kann voll nachvollziehen, was ihr meint, ich versteh nur den Wirbel nicht, warum euch da jeder zustimmen sollte.
Nu - inzwischen haben wir alle die Contenance wiedergewonnen. Natürlich können wir mit einer gewissen sprachlichen Unschärfe leben. Aber es ist doch mal interessant zu sehen, wieweit diese geht.

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: So wie ich das verstehe, geht es dir um möglichst sichere Aussagen, die für alle prüfbar und reproduzierbar sind.
Es ist im Laufe des Threads so viel geschrieben worden, dass Manches untergeht: Im Grunde geht es doch darum, Erkenntnis zu vermitteln. Wir haben uns gefragt, warum für viele Menschen des "Mittelalters" die um die Erde laufende Sonne Realität war, obwohl man inzwischen weiß, dass es ganz anders ist.

Der Denkfehler besteht darin, das Modell (der umlaufenden Sonne) mit der Realität zu verwechseln. Und die Frage ist, wie man solche Fehler vermeidet. Was also bleibt immer richtig, auch wenn das Modell modifiziert wird? Was dann übrig bleibt, ist eine Beschreibung der Realität.
In den Beispielen sind das:
- der Verlauf des Lichteinfalls
- die Tätigkeit der Musiker und das Hören eines Klangs
- die Tat und deren Sanktion
Kniffliger wird es schon bei den Gesetzen, ganz besonders schwierig bei Beschreibung dessen, was wir beim Hören eines Konzerts, bei der Teilnahme an einem Gottesdienst empfinden.
Da gibt es leider nichts, "was immer richtig bleibt", egal wer es wann erzählt.

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Ich verstehe nur nicht, wie man zum Allein-Anspruch auf Realität kommt.
Muss denn Realität zwangsläufig etwas objektiv mess- und reproduzierbares sein?
Eine gewisse Präzision des Lesens voraus gesetzt, wird weiter vorne durchaus eingeräumt, dass dies nicht so sein muss. Nur wurde auf die Konsequenz hingewiesen und gefragt, wie denn der Begriff "Realität" im Zusammenhang mit Erleben zu verstehen ist, und was er alles umfassen soll.

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Zumal die Messsysteme doch auch nur menschliche "Ideen" sind, letztlich genauso wie die Mathematik, und auch die Logik.
Ich wüsste im Augenblick nicht, dass man sagen kann, ein Maßstab, eine Messuhr oder sonstiges Messinstrument ist nur eine "menschliche Idee" - und warum?

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Das direkte Erleben, also das Teil-Sein der Realität hat doch seine eigenen Qualitäten, die dem objektiven Blick verschlossen bleiben.
Den Tatsachen des Dabei-Seins, des Hörens, des Musizierens, ja des Erlebens selbst usw. wird ja gar nicht die Realität abgesprochen.

Sondern es geht allein um das, wie das Erlebnis bewertet wird: "weicher Klang, glückliche Momente, Hochgefühl, Trauer" etc., die ja nur subjektive Beurteilungen sind. Dasselbe gilt für das Geschmackserlebnis eines edlen Weins, eines Bildwerkes und viele andere.

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Wieso sollte man das aus dem Realitätsbegriff ausschließen?
Soll man? - Nein, man muss nur kritisch bleiben. Diese Art Realität ist extrem relativ.

(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: Wieso nicht die von mir eingangs schon erwähnten verschiedenen Blickwinkel ("von oben" und "hinein") zulassen?
Offensichtlich gehst du von einer Abwertung jener Geschmacksurteile aus, wenn sie nicht zur Realität gezählt werden. Dies ist jedoch eine Fehleinschätzung. Denn jeder Roman, jede Beschreibung eines "edlen Tropfens", eines Gemäldes von Rubens, einer glücklichen Fernreise oder die Teilnahme an einem guten Gottesdienst sind wertvolle, persönliche Erinnerung - aber nur die äußeren Umstände, die auf uns eingewirkt haben, sind real. Alles andere hat unser Gehirn hinzu gefügt - und jedes Gehirn macht daraus etwas anderes!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#90
(11-11-2012, 03:35)Richard Bastian schrieb: Es ist immer noch möglich den Physiknobelpreis zu bekommen wenn man ein Zeitmessgerät erfinden würde, ein Teil das anzeigt wie schnell gerade die Zeit abläuft oder ob sie eine Konstante ist, der Maßstab aller Dinge ist der Mensch, er bestimmt die Länge und Breite, den Durchmesser und alle ...
...bei der Zeit versagt aber jede Messung, auch eine Atom-Uhr ist nur ein Gerät das zyklisch funktioniert und hat mit Zeit an sich nichts zu tun.

"...der Maßstab aller Dinge ist der Mensch" ??
Wie ist das gemeint? Der Mensch erschafft die Maßstäbe weil er die Läng usw. bestimmt?

Ich dachte dass das bedeutet das der Mensch der Maßstab ist.

Der Mensch HAT eine Zeit. Die Lebenszeit.
Die Dauer ist relativ, sowohl als kurze Zeit als auch als längere Zeit. Zeit ist einfach nur Zeit in Zeiten.

Zeit ist als Zeit ständig am entstehen durch viele verschienen Objekte und Wirkungen unsichtbar und wird mit Bewusstsein erkennbar, nicht messbar.
Da sich im Kosmos und im Menschen ständig etwas Bewegt (Atome,Planeten) ist Zeit eine ständige Entstehung durch etwas das sich bewegt.
Die Zeit als Zeit würde ohne Objekte und Bewegung nur eine Möglichkeit sein weil etwas Essentielles zur Entstehung fehlt.
Zeit ist eine Möglichkeit im Raum.

Das Maß aller Dinge, Situationen, Menschen und allem Sein ist durch die vielen Zeitabläufe ein Maß!
Zeit läuft ab und fügt sich ständig hinzu.
 Die Zeit ist der Begleiter der Evolution und mit ihr in ständiger Bewegung.

Wie schnell alle Zeit der Welt sich bewegt oder abläuft, ist vom örtlichen Bewusstsein nicht erkennbar.
Eine Zeitmessung ist abhängig von der Leistung des Bewusstseins, dass die Zeit erkennt.

Das Bewusstsein nimmt die Zeit wahr, also kann nur das Bewusstsein die Zeit messen.
Wer da ein Messgerät bauen will, müsste zuerst ein wahnsinns Bewusstsein bauen können.
Egal wie schnell Google eine Suchanfrage ausspucken kann, Google findet nicht mehr als in Google steckt, und die Suche ist abhängig von der Sucheingabe (Wort nicht Bild) und den Allgorhythmen.

Mit einem solchen Zeitmessgerät würde man eher eine Bewusstseinsgeschwindigkeit messen, oder?
-------------------

Wegen der Realität und der Wirklichkeit...  ?
Es kommt auf die "Stellung" die der Begriff einnimmt an, oder?
Ein Leser liest.
Wer liest ist ein Leser.

Eine Realität ist real.
Eine Wiklichkeit ist real und eine Realität ist wirklich.
Das Etwas wirkt so wie es selber ist oder in seiner Ähnlichkeit vom anderen.



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