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Deutsche Christen
#1
Hallo zusammen,

vielleicht gibt es hier ja einige die sich für Religionsgeschichte oder neuere Geschichte interessieren.
Ich hätte da mal eine Frage zu dem Thema Deutsche Christen, die ja die evangelische Kirche zu einer Reichskirche umstrukturieren wollten mit Hilfe der nationalsozialistischen Regierung. Teil ihres Programmes waren ja unter anderem die Entjudung der Bibel und der Ausschluss von ehemaligen Juden aus der Kirche.
Jetzt würde ich gerne wissen, ob sie irgendetwas erreicht haben von ihrem Programm oder ging das alles vom Staat aus, weil sie ja schnell an Bedeutung und Zuwachs verloren nach 1934/35, durch unzufriedene Kirchenmitglieder unter den Deutschen Christen selbst.

Ich hoffe, dass da jemand mehr weis als ich
Danke im voraus!
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#2
Was sollten sie denn erreicht haben, wo doch feststeht, dass Jesus selbst Jude war - er, der Religionsstifter, also selbst aus seiner eigenen Kirchen hätte ausgeschlossen werden müssen?

Es gibt hier aber ein Unterforum "Religions- und Kulturgeschichte". Vielleicht wirst du ja da fündig?
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#3
Lies mal hier nach:
*http://www.hyperlinks-gegen-rechts.de/index.php?option=com_content&view=article&id=120%3Adie-kirchen-im-nationalsozialismusdie-kirchen-im-nationalsozialismus&catid=35&lang=de
Offenbar hat es auch innerhalb der Deutschen Christen Widerstände und Spaltungen gegeben, durch die die Bewegung für die NSDAP uninteressant wurde.
Nach dem Krieg spielten die Deutschen Christen keine nennenswerte Rolle mehr.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
Herzlich willkommen im Forum, Anthrax93.
Da es sich bei deiner Frage um eine religions- oder kulturgeschichtliche Frage handelt, habe ich sie hierher verschoben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
Anmerkungen zur Geschichte der DEK (Zeitraum 1930-1935):

Ab 1930 war Hitler bestrebt, die "völkische Religiosität" innerhalb der NSDAP, die antichristlich war, durch eine bewusst kirchenfreundliche Haltung zu überlagern. In der entscheidenden Zeit zwischen 30.1. – 23.3.1933 stellte sich Hitler (insbesondere mit Blick auf das nationalprotestantische Wählerpotential) als gottgläubiger Führer und Förderer von Kirche und Christentum dar.

Hitlers Königsberger Auftritt am 4.3.1933, der (von Goebbels) im Stil eines Gottesdienstes inszeniert und per Rundfunk übertragen worden war, und das bewusste Anknüpfen an die preußische Tradition von "Altar und Staat" bei der Reichstageröffnung in der Potsdamer Garnisonskirche (21.3.), waren darauf abgestellt, Teile der nationalistisch gesinnten Christen anzusprechen, was durchaus gelang.

Auf die DEK (insbesondere auf nationalkirchliche Kreise) hat Hitler bis Mitte 1933 anziehend gewirkt, später kam die Ernüchterung.

Ein Teil der Gläubigen und der Kirchenführung waren auch noch nach 1933 mit Eifer in der "Glaubensbewegung Deutscher Christen" tätig, die Geistliche und Laien umfasste. Gegründet wurde die Bewegung von einem innerkirchlich engagierten Lehrer, Wilhelm Kube, der gleichzeitig Mitglied der NS-Landtagsfraktion gewesen war. Als am 24.6.1933 der Pfarrer und bekennende Nationalsozialist Ludwig Müller zum Reichsbischof gewählt wurde, begann sich Widerstand zu formieren.

Gegengewicht waren die Vertreter der "Bekennenden Christen", die sich im Spätherbst 1933 zu organisieren begannen und den deutsch-christlichen Umgestaltungsplänen (schließlich erfolgreich) Widerstand entgegensetzten. Als Müller begann, die Führungsstruktur der DEK zu verändern, proklamierten die "Bekennenden Christen" am Ulmer Bekenntnistag (22.4.1934), die rechtmäßige Evangelische Kirche Deutschlands zu sein. Danach folgte eine theologische Erklärung in sechs Thesen (v. K. Barth) auf der Reichsbekenntnissynode in Barmen (29.-31.5.1934).

Dass die Kirchen von den Nazis (nach 1934) arg bedrängt wurden, ist Tatsache. Die Hetzkampagnen, denen (insbesondere die katholische) Kirche im Stürmer ausgesetzt war, - und andere Ereignisse - legen dafür Zeugnis ab. Es ist auch Tatsache, dass Gleichschaltungsversuchen von den Kirchen erheblicher Widerstand entgegengesetzt wurde.

Tatsache ist aber ebenso, dass die Nazi-Ideologie auf viele Menschen - aus allen politischen und religiösen Lagern - eine eigenartige Faszination ausübte, und diese ihre bisherigen Überzeugungen "anzupassen" versuchten. So entstanden religiöse Gemeinschaften wie die Deutschkirchler, die Kirchenbewegung Deutsche Christen, die Glaubensbewegung Deutsche Christen, aber auch nichtchristliche, obskure mystisch-religiöse Gemeinschaften wie Rosenbergs Kult des nordischen Blutes, der Tannenbergbund bzw. der Bund für Deutsche Gotterkenntnis der Ludendorffs.

Bis Ende 1934 wurde von Hitler versucht, die ev. Kirche gleichzuschalten und in eine mit NS-Ideologie durchsetzte Reichskirche umzuformen.

Erst als es im Laufe 1935 offensichtlich wurde, dass der bekenntniskirchliche Widerstand gegen Hitlers Vertrauensmann, Ludwig Müller, immer stärkeren Rückhalt gewann, ließ Hitler jene Kräfte innerhalb der NSDAP gewähren, die der Idee einer regimeverpflichteten Reichskirche nichts abgewinnen konnten und die kirchlichen Strukturen zerstören wollten.

Die Geschichte dieser Zeit lässt sich auf mancherlei Weise darstellen. Täter, Mitläufer und Opfer kann man in den Kirchen ebenso finden wie in der Arbeiterbewegung, aus der auch nicht wenige mit fliegenden Fahnen zu den Nazis übergelaufen sind.
MfG B.
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