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Zum Beten verurteilt
#31
Das Selbstverständnis im katholischen Religionsunterricht ist aber nicht das einer neutralen Perspektive. Genau das ist ja Hauptkritikpunkt daran:

Würde es sich um einen Unterricht handeln, der allgemein Religionen behandelt, würde ich dir zustimmen.
Katholischer Religionsunterricht legt hierfür aber einerseits einen (im neutralen Sinne ungerechtfertigten) Schwerpunkt auf das Christentum und nimmt andererseits damit eine Art von Wertung vor, die der Gleichstellung der Religionen in noch größerem Maße widerspricht.

Ich hoffe, ich lehne mich hiermit nicht zu weit aus dem Fenster, aber ich glaube schon, dass Sinn und Zweck des Religionsunterrichts das Annehmen der entsprechenden konfessionellen Richtung ist. Zumindest sagen uns das die behandelten Inhalte.

(Beispiel. Da wird nicht diskutiert: Welche Botschaften wollten die Evangelisten durch die Auferstehungsgeschichte übermitteln?, sondern festgestellt: Jesus ist für deine Sünden gestorben, um dich zu erlösen.)
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#32
(01-08-2012, 19:49)Keksdose schrieb: Das Selbstverständnis im katholischen Religionsunterricht ist aber nicht das einer neutralen Perspektive. Genau das ist ja Hauptkritikpunkt daran:

Würde es sich um einen Unterricht handeln, der allgemein Religionen behandelt, würde ich dir zustimmen

wem jetzt und wobei?

richtet sich das an mich?

ich habe nicht behauptet, religionsunterricht nehme eine neutrale perspektive ein. klar gibt der rk-religionsunterricht direkt einblick ins rk-religionsverständnis

was ich aber sage: der religionsunterricht ist ja nicht das einzige, wie kindern religion nahegebracht (oder meinetwegen ferngehalten) wird. bei glaubenslosen eltern etwa gehe ich davon aus, daß diese schon das im religionsunterricht zur spreache gekommene entsprechend kommentieren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#33
(02-08-2012, 10:14)petronius schrieb: richtet sich das an mich?

Sorry, das hätte ich präzisieren müssen.
Und, ja, ich bezog es auf das hier:

(30-07-2012, 21:28)petronius schrieb: ich seh die entscheidung jetzt weniger als zwang zur religion (stichwort "Religionsfreiheit"), denn das funktioniert ja schließlich so nicht. die beiden nichtreligiösen eltern werden ja wohl auch mit ihren kindern reden

ich sehs halt eher so als eine art heimatkundeunterricht - sitten und gebräuche der lokalen katholen, hautnah

Bei dir hört sich das ein bisschen so an als müssten die Eltern das dann eben ausgleichen. Das kann zwar schon funktionieren, aber ich sehe damit die staatliche Aufgabe der Religionsfreiheit weniger erfüllt.

Das mit dem Heimatkundeunterricht, wie du es nennst, ist halt auch so eine Sache. Meiner Ansicht nach müsste das, wenn überhaupt, neutral sein. Aber ich schätze mal das ist eher eine Sache der persönlichen Maßgabe.
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#34
(02-08-2012, 10:25)Keksdose schrieb: Bei dir hört sich das ein bisschen so an als müssten die Eltern das dann eben ausgleichen

sie müssen gar nichts. es ist ihnen überlassen, wie, ob und zu welchem glauben sie ihre kinder erziehen

(02-08-2012, 10:25)Keksdose schrieb: Das kann zwar schon funktionieren, aber ich sehe damit die staatliche Aufgabe der Religionsfreiheit weniger erfüllt

es gibt keine "staatliche Aufgabe der Religionsfreiheit". es gibt ein bürgerrecht auf religionsfreiheit, und dieses nehmen eltern stellvertretendfür ihre (kleinen) kinder wahr

(02-08-2012, 10:25)Keksdose schrieb: Das mit dem Heimatkundeunterricht, wie du es nennst, ist halt auch so eine Sache. Meiner Ansicht nach müsste das, wenn überhaupt, neutral sein. Aber ich schätze mal das ist eher eine Sache der persönlichen Maßgabe.

der religionsunterricht ist nun mal so geordnet, wie er ist. ich hätte auch lieber in der schule weltanschulich neutralen ethik- und religionsunterricht, und wer sich davon etwas vertiefend anschauen will, tut das außerhalb der schule in den kirchengemeinden etc. hat allerdings den nachteil, daß dann der missionarische bzw. verkündigende glaubensunterricht nicht mehr unter der einfluß- und kontrollmöglichkeit des staats liegt.und wer weiß schon,was in der hinterhofmoschee (koranschule) oder im gewerbegebiet (freikirchliche sonntagsschule) dann so gepredigt wird...

wie auch immer: schulischer religionsunterricht ist keine gehirnwäsche, gegen die andere ansichten und argumente nicht ankämen. mich haben weder religions- noch konfirmandenunterricht oder die mitarbeit in christlichen gruppen daran gehindert, selber zu denken und schließlich dorthin zu gelangen, wo ich heute stehe
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#35
Wie dem auch sei - Religionsunterricht ist zwar jetzt Bestandteil des schulischen Lehrplans. Muss es aber deshalb für alle Zeiten so bleiben? Aus Tradition? Die (bildungs-)politische Forderung ihn zugunsten eines LER- oder Lebenskundeunterricht dorthin zu verlagern, wo er hingehört (nämlich in die Kirchen), bleibt eine berechtigte. Zu sagen "Es ist so wie es ist und schadet doch keinem" mag eine nette Einstellung sein. Für die Prügelstrafe galt das auch mal. Vielleicht ist auch der eine oder andere Reli-Lehrer ganz nett. Das wird - wie bei allen Lehrern - aber nicht auf alle zutreffen und kann eben auch nach hinten los gehen. Schließlich ist Mission nun mal eine der Hauptaufgaben von Kirche. Deshalb MUSS (politisch) geprüft werden, ob Religionsunterricht an Schulen überhaupt noch zeitgemäß ist.

Es geht auch gar nicht darum, in welchem Geiste die Eltern ihre Kinder erziehen, sondern darum, wie ein weltanschaulich neutraler Schulunterricht in ALLEN Fächern gewährleistet werden kann. Heimatkunde (wurde übrigens wegen ideologischer Überfrachtung abgeschafft) bzw. Sachkunde wird übrigens gesondert unterrichtet. Da kann man genug über Traditionen lernen.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#36
Ich wiederhole mich: Der Religionsunterricht wird von Staats wegen verlangt (angeordnet), um Auswüchsen in kleinen, religiösen Zirkeln entgegen zu wirken. In solchen "kleinen Kreisen" ist es denkbar, dass eine sehr ideologiesierte Indoktrination stattfindet. Und je mehr man eine Religionsgemeinschaft isoliert, umso introvertierter wird sie.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#37
(02-08-2012, 23:45)Ekkard schrieb: Ich wiederhole mich: Der Religionsunterricht wird von Staats wegen verlangt (angeordnet), um Auswüchsen in kleinen, religiösen Zirkeln entgegen zu wirken. In solchen "kleinen Kreisen" ist es denkbar, dass eine sehr ideologiesierte Indoktrination stattfindet. Und je mehr man eine Religionsgemeinschaft isoliert, umso introvertierter wird sie.

Nun, zunächst einmal: weil es im Grundgesetz festgelegt ist, ist er Bestandteil des Lehrplans. Die "Auswüchse in kleinen, religiösen Zirkeln" (meinst du damit die katholischen und evangelischen RGen?) passieren doch sowieso. Oder sollen jetzt auch alle andere kirchliche Jugendarbeit in die Schule verlegt und vom Staat finanziert werden, damit man sie besser kontrollieren kann? Oder sind diese "Zirkel" in Frankreich Horte der Indoktrination und des Auswuchses?
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#38
Ich schriebe: "entgegenwirken", bewusst nicht "verhindern". Was und wie in Frankreich ist, weiß ich nicht, spielt aber auch keine Rolle. Ich bin durchaus der Meinung, dass RU von Staats wegen erteilt werden sollte, durch Personen, die mehr Allgemeinbildung besitzen, als eine schmalspurige Predigerausbildung, und die notfalls entlassen werden können, ohne dass eine Religionsgemeinschaft dies verhindern kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#39
(03-08-2012, 00:08)Ekkard schrieb: Ich schriebe: "entgegenwirken", bewusst nicht "verhindern". Was und wie in Frankreich ist, weiß ich nicht, spielt aber auch keine Rolle. Ich bin durchaus der Meinung, dass RU von Staats wegen erteilt werden sollte, durch Personen, die mehr Allgemeinbildung besitzen, als eine schmalspurige Predigerausbildung, und die notfalls entlassen werden können, ohne dass eine Religionsgemeinschaft dies verhindern kann.

In Frankreich gibt es keinen Religionsunterricht an den Schulen. Und dennoch sind dir von dir befürchteten Auswüchse nicht eingetreten. Warum sträubst du dich gegen einen wahrhaft ökumenischen Unterricht, der ALLE (relevanten) Religionen und Weltanschauungen vorstellt und ein Miteinander lehrt? Statt nach Konfessionen zu trennen und nur mal eben - womöglich noch ironisch - über den Tellerrand zu schauen, aber ansonsten im ewig gleichen Saft zu braten und die Anderen scheel anschauen?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#40
So wie ich das an meiner ehemaligen Schule mitbekommen habe, war es sehr abhängig vom jeweiligen Lehrer wie der Unterricht durchgeführt wurde. So weiß ich von mindestem einen, der die anderen Religionen sehr intensiv durchgenommen und auch Philosophie stark in seinen Unterricht eingebunden hat.
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#41
(02-08-2012, 11:18)schmalhans schrieb: Wie dem auch sei - Religionsunterricht ist zwar jetzt Bestandteil des schulischen Lehrplans. Muss es aber deshalb für alle Zeiten so bleiben? Aus Tradition?

natürlich muß es nicht "für alle Zeiten so bleiben", es gibt aber durchaus gründe dafür abseits der "Tradition", siehe oben

(02-08-2012, 11:18)schmalhans schrieb: Zu sagen "Es ist so wie es ist und schadet doch keinem" mag eine nette Einstellung sein. Für die Prügelstrafe galt das auch mal

warum so zaghaft?

vergleich doch den religionsunterricht gleich mit dem holocaust...

...paßt nämlich genauso (wenig)

(02-08-2012, 11:18)schmalhans schrieb: Schließlich ist Mission nun mal eine der Hauptaufgaben von Kirche

ach, der religionsunterricht hat zur aufgabe, die mitglieder der eigenen religion zu missionieren?

interessant...

(02-08-2012, 11:18)schmalhans schrieb: Es geht auch gar nicht darum, in welchem Geiste die Eltern ihre Kinder erziehen, sondern darum, wie ein weltanschaulich neutraler Schulunterricht in ALLEN Fächern gewährleistet werden kann

dir vielleicht

mir gehts schon darum, daß kinder von ihren eltern erzogen werden und nicht von irgendwem in zwei stunden religionsunterricht wöchentlich. wenn dem denn so sein sollte, haben die eltern etwas fundamental falsch gemacht
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#42
(03-08-2012, 09:28)Gundi schrieb: So weiß ich von mindestem einen (Religionslehrer), der die anderen Religionen sehr intensiv durchgenommen und auch Philosophie stark in seinen Unterricht eingebunden hat.
So war das bei mir auch. Ich fand das sehr gut.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#43
(03-08-2012, 17:19)Ekkard schrieb:
(03-08-2012, 09:28)Gundi schrieb: So weiß ich von mindestem einen (Religionslehrer), der die anderen Religionen sehr intensiv durchgenommen und auch Philosophie stark in seinen Unterricht eingebunden hat.
So war das bei mir auch. Ich fand das sehr gut.

Würde mich freuen, wenn ihr euch deshalb auch für einen gemeinsamen Unterricht aller Konfessionen und Weltanschauungen einsetzen würdet (sprich: LER)
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#44
Wer sagt dir, dass das nicht geschieht bzw. nicht geschehen ist. Jedenfalls für Oberstufe halte ich eine breite, weltanschauliche Unterrichtspalette für unabdingbar (für unsere spätere Elite). Natürlich gibt es auch jene Kräfte, die lieber schmalspurig in ihren Traditionen verharren. Bis zu einem gewissen Grad ist die Kenntnis der eigenen Religion oder der eigenen weltanschaulichen Philosophie notwendig.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#45
(03-08-2012, 17:31)Ekkard schrieb: Wer sagt dir, dass das nicht geschieht bzw. nicht geschehen ist. Jedenfalls für Oberstufe halte ich eine breite, weltanschauliche Unterrichtspalette für unabdingbar (für unsere spätere Elite). Natürlich gibt es auch jene Kräfte, die lieber schmalspurig in ihren Traditionen verharren. Bis zu einem gewissen Grad ist die Kenntnis der eigenen Religion oder der eigenen weltanschaulichen Philosophie notwendig.

Der Gesetzgeber sieht nach Konfessionen getrennten Unterricht vor bzw. keinen für Konfessionlose. Ausnahme: Berlin, Bremen (Brandenburg). Die Kenntnis der eigenen Religion erwirbt man in seiner Religionsgemeinschaft.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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