Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Wissenschaftsethik
#16
(07-05-2012, 12:50)AlTheKingBundy schrieb: Du liest anscheinend meine Beiträge nicht richtig oder verstehst sie nicht. Ich schrieb, wenn niemand einen Nachteil erleidet

das kompliment geb ich doch glatt zurück - du liest auch nicht richtig oder willst dich nicht darauf einlassen, was ich sage. denn daß "niemand missbraucht wird oder fremde einen Nachteil erleiden" ist ein hehrer theoretischer anspruch, der in der praxis nicht zu erfüllen ist. du kannst grundsätzlich nie auschließen, daß ein ergebnis der grundlagenforschung nicht auch mal für jemanden nachteilig in anwendung gebracht wird, ja es wird immer so sein, daß vorteile nur durch gleichzeitige nachteile erkauft werden können

hier abzuwägen und sich entsprechende regeln zu geben, das ist die kunst - nicht, sich als beseermensch auf ein podest zu stellen und zu erklären, daß m,an selber ja nie etwas böses tue und im zweifelsfall immer die anderen die schuld hätten

du kannst keinen garten umgraben, ohne dir die hände schmutzig zu machen

(07-05-2012, 12:50)AlTheKingBundy schrieb: Ich will mal Einstein sprechen lassen: Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.

dann hat es nie "große Entdeckungen und Fortschritte" gegeben und wird es das auch nie
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#17
(07-05-2012, 13:06)AlTheKingBundy schrieb: Auch in anderen Beiträgen habe ich das Gefühl, dass Petronius nicht viel an einer sachlichen Diskussion liegt, sondern viel mehr daran, immer eine Gegenposition einnehmen zu wollen, die wenig bis gar nicht begründet ist.

dafür, daß du auf meine begründungen und erläuterungen nicht eingehst, kann ich eher wenig
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#18
Stildebatten bitte per PN!
Zitieren
#19
Die Grundlagenforschung kann niemals ausschließen, dass sie zum Nachteil anderer eingesetzt wird, da hast Du völlig Recht. Es dreht sich um den Grundgedanken, ob dieser schon moralisch verwerfliche Ansätze beinhaltet oder nicht. Vielleicht ein Beispiel:

Die Erforschung der Gravitation durch Newton oder Einstein = moralisch OK. Nun werden mit Hilfe der Einsteinschen Feldgleichungen Militärsatelliten ins All geschossen = Einstein trifft keine moralische Schuld.

Einer erfindet ein Medikament, was nur aus (um es noch abstoßender zu machen aus lebenden) Kindergehirnen gewonnen werden kann, obwohl er nie ein Kindergehirn dafür verwendet hat = dieser hat sich schuldig gemacht, weil das Elend in seiner Forschung bewusst mit einkalkuliert war. Dies ist vergleichbar dem Fall Eichmann, der sich auch nie die Finger selbst schmutzig gemacht hat, aber auf dem Papier alles bewusst vorbereitet hat.
Zitieren
#20
(07-05-2012, 13:33)AlTheKingBundy schrieb: Die Grundlagenforschung kann niemals ausschließen, dass sie zum Nachteil anderer eingesetzt wird, da hast Du völlig Recht. Es dreht sich um den Grundgedanken, ob dieser schon moralisch verwerfliche Ansätze beinhaltet oder nicht. Vielleicht ein Beispiel:

Die Erforschung der Gravitation durch Newton oder Einstein = moralisch OK. Nun werden mit Hilfe der Einsteinschen Feldgleichungen Militärsatelliten ins All geschossen = Einstein trifft keine moralische Schuld.

Einer erfindet ein Medikament, was nur aus (um es noch abstoßender zu machen aus lebenden) Kindergehirnen gewonnen werden kann, obwohl er nie ein Kindergehirn dafür verwendet hat = dieser hat sich schuldig gemacht, weil das Elend in seiner Forschung bewusst mit einkalkuliert war. Dies ist vergleichbar dem Fall Eichmann, der sich auch nie die Finger selbst schmutzig gemacht hat, aber auf dem Papier alles bewusst vorbereitet hat.

ich finde immer noch, daß du es dir zu einfach machst

nimm mal an, der alzheimer-forscher arbeitet nur mit froschgehirnen und findet hier einen grundsätzlich gangbaren weg heraus, alzheimer zu lindern oder gar zu heilen. erst in der anwendungsforschung aber stellt sich heraus, daß die methode praktisch nur mit juvenilen gehirnzellen von homo sapiens funktioniert und eben nicht mit zellmaterial aus amphibien

schuldig oder unschuldig?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#21
(07-05-2012, 11:25)petronius schrieb:
(05-05-2012, 23:27)Gundi schrieb: Es scheint wohl häufig so zu sein, dass das geforscht wird, wofür es Geld gibt.

das ist sogar immer so

Sorry, falsch ausgedrückt.

Wofür die Wirtschaft Geld gibt. Was also auch einen wirtschaflichen Zweck hat.
Zitieren
#22
(07-05-2012, 13:48)Gundi schrieb: Sorry, falsch ausgedrückt.

Wofür die Wirtschaft Geld gibt. Was also auch einen wirtschaflichen Zweck hat.

da sehe auch ch eine große gefahr. wer meint, wissenschaft müsse sich vornehmlich über drittmittel und sponsoring selbst finanzieren, der nimmt natürlich wissentlich und willentlich in kauf, daß wissenschaft zur prostitution für die wirtschaft verkommt

ein schelm, wer jetzt an die aktuelle forschungs- und wissenschaftspolitik denkt...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#23
@Petronius

Schuldig, da es schon verwerflich ist, Tiere für Forschungszwecke zu töten. Die interessante Frage ist nun, ob ich so konsequent wäre, auf jedes Medikament zu verzichten, wenn es nun z.B. meine Frau retten würde, obwohl es durch Tierversuche gegangen ist. Um es vorweg zu nehmen: wahrscheinlich nicht. Allerdings würde ich keine Forschung befürworten, die zur Rettung meiner Frau angetrieben werden müsste und dabei Elend für Tier oder Mensch bedeuten würde. Ich weiß, nicht sehr konsequent.
Zitieren
#24
(07-05-2012, 13:56)AlTheKingBundy schrieb: Schuldig, da es schon verwerflich ist, Tiere für Forschungszwecke zu töten

du bist der eigentlichen fragestellung (der nach der vorhersehbarkeit von entwicklungen, die sich aus einem ansatz der grundlagenforschung ergeben könnten) elegant ausgewichen, indem du ein völlig neues karnickel aus dem hut zauberst und auf einer ganz anderen ebene als der bisher betrachteten wertest

eine wertung, die übrigens rein deiner privaten meinung entspricht und keineswegs objektivierbar ist

(07-05-2012, 13:56)AlTheKingBundy schrieb: Die interessante Frage ist nun, ob ich so konsequent wäre, auf jedes Medikament zu verzichten, wenn es nun z.B. meine Frau retten würde, obwohl es durch Tierversuche gegangen ist. Um es vorweg zu nehmen: wahrscheinlich nicht. Allerdings würde ich keine Forschung befürworten, die zur Rettung meiner Frau angetrieben werden müsste und dabei Elend für Tier oder Mensch bedeuten würde. Ich weiß, nicht sehr konsequent.

ab wann bedeutet forschung "Elend für Tier oder Mensch"?

wo genau ziehst du da im einzelfall die grenze?

ohne kenntnis der schwerkraft und nach welchen gesetzen sie wirkt, keine ballistik, und ohne ballistik keine weitreichenden geschütze und interkontinentalraketen

freispruch oder schuldspruch für newton und einstein?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#25
(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: "Wissenschaftsethik" gibt es nicht.
Sicher gibt es diesen Bereich.

(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: Das Wort ist ein Etikettenschwindel, wie Petronius schon dargelegt hat. Ethik ist nicht teilbar!
Was ihr mit Etikettenschwindel meint ist mir nicht so recht klar...

(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: Wissenschaftliche Methoden ermitteln, beschreiben und legen Sachverhalte dar - nicht mehr nicht weniger.

Das mag sein. Nur geht es nicht um wissenschaftliche Methoden, sondern um den Wissenschaftler dahinter.
(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: Ethik ist immer eine Verhaltensnorm, die von der Gesellschaft, dem Volk, dem Staatswesen oder bestimmten Gremien bestimmt wird. Ethisches Handeln ergibt sich aus der Summe des Denkens Vieler. So auch in der Welt der Wissenschaftler, die ja nicht auf einem anderen Planeten leben und arbeiten.

Ich denke niemand meint, dass Wissenschaftlern eine andere Ethik zugrunde gelegt werden soll.
Fakt ist aber, dass Wissenschaftler aufgrund ihrer Forschung eventuell häufiger an ethische Graubereiche stoßen als dass vieleicht die Mehrheit in einem Land tut. Man denke nur an die ganze Stammzellenforschung und die ewigen Diskussionen darüber.

Es geht auch nicht darum, eine festgelegte Wissenschaftethik ausfindig zu machen. Dir wiedersprechend denke ich nämlich auch, dass Ethik auch durch das Individuum selbst gebildet werden kann und hierfür nicht zwangsläufig einen Konsens in der Bevölkerung, dem Staat etc. benötigt.
Wenn also in einem Land die Medikamentherstellung aus Kinderköpfen eine legale, anerkannte Art ist, kann der Wissenschaftler selbst dies jedoch unmoralisch finden und seine Ergebnisse für sich behalten.

Auch aktuelle Beispiele, wie die Militärforschung beruhen auf keinem Konsens in der Bevölkerung. Auch hier entscheidet der Wissenschaftler ob er daran forschen möchte oder nicht, legt also auch seine ethischen Ansichten zu Grunde.


(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: Wenn ein Verhalten unmoralisch ist (Petronius: "Schlachten von Kindern" zum Erhalt eines Alzheimer-Präparates), so ist es Sache der Gesellschaft bzw. seiner (staatlichen) Vertreter und jedes Einzelnen, solche Praktiken zu beschneiden.

Gesellschaftliche und individuelle Moral müssen keineswegs Hand in Hand gehen. Nicht jeder sieht beispielsweise die Auslanseinsätze der Bundeswehr als moralisch korrekt an.
Die Gesetzgebung daher als alleinige moralische Instanz zu setzen, halte ich für falsch.


(07-05-2012, 12:41)Ekkard schrieb: Man muss sich immer bewusst bleiben: Technischen Segen einerseits und Ethik andererseits gibt es nicht zum (geistigen) Nulltarif!

Exakt. Die Frage kann daher eventuell lauten: Technik oder Ethik.
Kinder oder Alzheimermedikamente.
Zitieren
#26
Selbstverständlich beanspruche ich da keine Allgemeingültigkeit = subjektiv. Also kneifen wollte ich wirklich nicht, aber nett, dass Du mich so viel Intelligenz gewappnet siehst Icon_lol

Die Vorhersehbarkeit von Entwicklungen kann während der Forschung nur eine Rolle spielen, wenn sie quasi offensichtlich ist, also schon im Ansatz Unmoralisches beinhaltet. Ich weiß, das ist nicht einfach. Das Problem dabei sind unterschiedliche Moralvorstellungen, insofern wird es da keine Standards geben können (ich hoffe, das schließt schon eine Beantwortung des zweiten Teils mit ein).

Einstein und Newton: Freispruch, Das Newtonsche Gravitationsgesetz, bzw. der Erweiterung durch Einsteins Allgemeine Relativitätsthoerie beschreibt nur die Gravitation, quasi so, wie sie die Natur vorgibt (siehe weiter oben).

Dieses Thema zeigt einem wunderbar, dass der Mensch (so auch ich) nicht in der Lage ist, mit der Erkenntnis von Richtig und Falsch oder Gut und Böse umzugehen. Da wir in einem Religionsforum sind:

1. Mos 2,17: ...aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen...

Jetzt wissen wir warum Icon_lol
Zitieren
#27
Was aber, wenn es Gut und Böse gar nicht gibt, sondern "Gut und Böse" nur die von Menschen gesteckten Pole bilden, zwischen denen das Leben sich abspielt?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
Zitieren
#28
Das ist Glaubenssache. Nach meinem Dafürhalten kann das Universum aber nicht so schlecht konzipiert sein, dass es beim Menschen liegt, Gut und Böse zu beurteilen.
Zitieren
#29
(07-05-2012, 14:39)AlTheKingBundy schrieb: Das ist Glaubenssache. Nach meinem Dafürhalten kann das Universum aber nicht so schlecht konzipiert sein, dass es beim Menschen liegt, Gut und Böse zu beurteilen.

Es ist eben keine Sache des Glaubens, sondern Sache aller Menschen. Nach meinem Wissen kann das Universum gar nicht so aufgebaut sein, dass es eine unter- oder überirdische Macht gäbe, die bestimmte, wie wir unser Leben gestalten. Wir haben es selbst in der Hand. Und je länger wir die Augen davor verschließen, desto schlimmer wird es. Also: Augen auf im Erkenntnisverkehr Icon_wink
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
Zitieren
#30
Ja und nein. Deine Frage lautete:

Was aber, wenn es Gut und Böse gar nicht gibt, sondern "Gut und Böse" nur die von Menschen gesteckten Pole bilden, zwischen denen das Leben sich abspielt?

Das ist sehr wohl eine Glaubenssache, ob es eine höhere Instanz von Gut und Böse gibt oder nicht.

Wenn die Menschen nun selbst der Maßstab von Gut und Böse sind, kann dieser nur ein subjektiver sein, wahrscheinlich noch einer vom Zeitgeist abhängiger, also keine absolute Größe. Das beweist die Geschichte nur allzu gut.

Allerdings, wenn es einen objektiven Maßstab geben sollte, kann dieser nur absolut sein und man braucht Gott. Dann hätten die Menschen wieder etwas, wonach sie sich ausrichten können, sofern sie es auch wollen.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste