Welchen Stellenwert hat „Mitgefühl“ in den verschiedenen Religionen?
Und was mich noch interessiert: Wie drückt sich Mitgefühl konkret in eurem Leben aus?
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10-04-2012, 01:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-04-2012, 01:23 von Bion.)
Mitgefühl ist die Wurzel alles sittlichen Handelns.
Mitleid-Ethik, Barmherzigkeitsdenken, Mitgefühl ist in allen großen Religionen von zentraler Bedeutung.
In den Upanischaden werden als die drei Kardinaltugenden Selbstbezähmung, Freigebigkeit und Mitleid genannt.
Im Buddhismus wird eine altruistische Mitleids-Ethik gepredigt. "Aus Mitleid spreche ich also zu euch: O dass meine Jünger Erben der Lehre seien…", sagt Buddha in seinen Reden immer wieder.
Im Judentum gehört das Mitleid, die Barmherzigkeit, das Mitgefühl zum Bild des Gerechten (Ps 37,26f.).
Im Christentum ist Mitleid, Barmherzigkeit, Mitgefühl zur (Nächsten-)Liebe als Handlungsgebot gesteigert.
Im Islam ist Barmherzigkeit oberstes göttliches Handlungsprinzip.
MfG B.
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Im Zen-Buddhismus ist Mitgefühl neben Güte, Gelassenheit und Mitfreude eine der 4 Grundhaltungen jedes praktizierenden,...nicht umsonst heißt eines der Gelübde: "Die Zahl der Wesen ist unendlich, ich gelobe, sie alle zu erlösen,..."
Die Vier Großen Gelübde
Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen
Aut viam inveniam aut faciam
Hallo Lily in the Sky,
Mitgefühl befähigt den Menschen zur Nächstenliebe und Selbstliebe. Mitfühlen ist eine Brücke, auf der wir uns begegnen können.
Mitgefühl führt zum Anderen, der zu uns gehört wie wir zum ihm. Wenn Mitgefühl zum Nächsten führt, zur Nächstenliebe, so ist das Mitgefühl ein Medium, Berührungspunkt, Nähe. Nächstenliebe ist im christlichen Sinne - in den Geboten - von zentraler Bedeutung. Nächstenliebe (durch Mitgefühl) ist der christliche Weg per se.
Wenn wir uns umschauen, ob in der Wirtschaft, in Gesellschaft, Politik und allen Facetten des Zusammenlebens, der Kunst und Dichtung, steht die Nächstenliebe, das Mitgefühl mitten im Zentrum menschlichen Lebens und Wirkens. Ohne Mitgefühl, kein Christentum. Im Eigentlichen ist es Auftrag und Aufgabe und nicht selten, scheitern wir auf den verschiedenen Ebenen, wie zum Beispiel in der Wirtschaft, wenn es darum geht, gerechte Löhne und zumutbare Arbeitsverhältnisse zu schaffen und so fort.
Wie drückt sich das Mitgefühl in meinem Leben aus? In Gefühlen, im Schmerz, in der Freude. Durch Wort und hoffentlich auch durch Taten. Ich bin da vorsichtiger und zurückhaltender geworden, wenn ich meine, etwas tun zu müssen (Aktionen). Der direkte Ausdruck von Mitgefühl, ist das Gefühl der Verbundenheit.
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11-04-2012, 19:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-04-2012, 19:15 von Noumenon.)
Ich denke, es passt gut hier rein.
Frans de Waal, einer der bekanntesten Primatenforscher, der sich vor allem mit der Frage von Moral und Empathie bei Tieren beschäftigte, hielt letztes Jahr einen Vortrag zu dem Thema bei dem er einige neuere Erkenntnisse über Moral und Empathie bei Primaten und anderen Tieren vorstellte:
Code: http://www.ted.com/talks/frans_de_waal_do_animals_have_morals.html
(Video, englisch, ca. 17min)
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Nachtrag: Mitgefühl findet man sogar bei Ratten:
Code: http://science.orf.at/stories/1691495
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Ich finde die Kommentare unter dem Artikel auch sehr interessant.
Ich persönlich habe einen Hund und eine Katze als Haustiere und glaube schon, dass diese Mitgefühl haben, aber möglicherweise interpretiere ich das so?
(10-04-2012, 07:12)d.n. schrieb: Im Zen-Buddhismus ist Mitgefühl neben Güte, Gelassenheit und Mitfreude eine der 4 Grundhaltungen jedes praktizierenden,...nicht umsonst heißt eines der Gelübde: "Die Zahl der Wesen ist unendlich, ich gelobe, sie alle zu erlösen,..."
Ich persönlich würde die Mitfreude unter Mitgefühl einordnen (wie Theodora beschrieben hat). Wird im Buddhismus unter Mitgefühl "Mitleid" verstanden?
@ Noumenon: Danke für die Links. Ich habe einmal einen Schwarm Libellen in der Luft beobachtet, was mich verwundert hat, weil ich sie bis jetzt nur einzeln fliegen gesehen habe. Sie haben versucht einer Libelle zu helfen, die sich in einem Dachziegel verfangen hatte. :)
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16-04-2012, 22:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-04-2012, 22:53 von Ekkard.)
Mitgefühl bedeutet nicht zwangsläufig Mitleid. Mitgefühl wird bei vielen Lebewesen ausgelöst durch Nervenzellen, die genau dann "feuern", wenn sie beim Gegenüber ein bestimmtes, eigenes Verhaltensmuster erkennen. Bei Primaten (also dem Menschen und einigen Affen) findet man diese sehr ausdifferenziert als "Spiegelneuronen". Mitleid wird aus deren Reaktionen nur, wenn es nicht um Jagd (Abschätzen, was die Beute tun wird) oder Futter(neid) geht, sondern um Schmerzverhalten. Und ich denke, der Mensch kann auch in dieser Wirkungsbeziehung sein Verhalten er- und umlernen. Anderenfalls hätte Erziehung, auch religiöse, keinen Sinn. In religiösen Lehren kommt viel Erziehungserfahrung zum Ausdruck - hinsichtlich des Mitleidens offensichtlich auch deren Notwendigkeit, weil der Mensch eben kein festliegendes Verhaltensrepertoire besitzt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Da im Buddhismus alles dasein als "Leid" betrachtet wird,..finde grad kein besseres Wort,..ist Mitgefühl eher das Verständnis für die teils bedrückende Situation des anderen, ohne sich deshalb selber runterzuziehen,..
Aut viam inveniam aut faciam
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