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Tritheismus
#1
Theodora schrieb:Mit den Argumenten und Kommentaren von putchi kann ich sehr viel anfangen. Die mathematischen Beispiele sind korrekt, die Antworten auf gestellten Frage sind logisch durchdacht und beantwortet worden. Ich habe mir die letzten vier Seiten auszugsweise nochmals durchgelesen und finde nur Gutes von putchi. Er/sie antwortet auf fast heitere, kluge Art und Weise und belässt Raum für eigenes Nachdenken. Undogmatisch.

Undogmatisch insofern als "putchi" mittels einer Milchmädchenrechnung versucht hat, das christliche Trinitätsdogma auszuhebeln.

Dass es erheblicher Anstrengung bedarf, die göttliche Trinität einigermaßen plausibel zu erklären, hat bereits Augustinus erkannt. Ergebnis seines Nachdenkens war das allerseits bekannte Buch von der göttlichen Dreieinigkeit. Dieses Buch aber haben von den Kritikern nur wenige gelesen und kaum einer von diesen, behaupte ich, hat es verstanden.

Ob der christliche Glaube an die göttliche Trinität Tritheismus ist - wie das jüdischer- und muslimischerseits nicht selten behauptet wird - oder nicht, dazu war sich die christliche Gemeinschaft über die Jahrhunderte ja auch nicht immer einig.

Solche Fragen gehen allerdings – da sehe ich mich mit meinen Moderatorenkollegen einig – am Thema: "kreationistische Glaubensaussage zur Entstehung des Lebens" vorbei.

Wir können das hier unter dem Thema "Tritheismus" weiterdiskutieren.
MfG B.
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#2
ich würde jetzt den christlichen glauben nicht notwendigerweise als tritheistisch qua trinität betrachten. ich streite allerdings auch nicht ab, in gewissen "vergöttlichungen" den ansatz zu einem praktischen polytheismus zu sehen - etwa durch gewisse auswüchse des marienkults vor allem im volksglauben, aber auch teilweise befördert durch die offizielle kirche

das ei mit der trinität hat sich imho die kirche selber gelegt, weil man eben unbedingt einen mensch gewordenen gott brauchte, um den mythos von der erlösung qua göttlicher selbstopferung zu befördern. und das ging eben nur dann und dadurch (aus sicht der einschlägigen protagonisten) überzeugend, indem dem "geopferten gottessohn" selber göttliches wesen zugespochen wird. und wenn man gott in zwei aufspalten kann, warum dann nicht noch eine dritte abspaltung ("heiliger geist") zur verdeutlichung einer weiteren gottesfunktion neben der erlösung, nämlich der verkündigung ...

ich denke aber, daß die meisten gläubigen eher dem heutzutage auch theologischen "state of the art" anhängen, der die trinität nicht als trennung, sondern als spezifische betonung einzelner aspekte des göttlichen versteht (ich persönlich sehe als analogie die verschiedenen manifestationen z.b. der hindugötter, welche ja auch zu verschiedenem behuf in verschiedener gestalt auftreten - weise aber generell darauf hin, in meinen ausführungen keinesfalls irgendwelche theologische autorität oder auch nur kompetenz zu besitzen. sollte also mein verständnis der trinitätstheologie nicht mit den vorstellungen der theologen übereinstimmen - kein problem. für mich)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
Einen Tritheismus vermag ich als protestantischer Christ in der Formel von der Trinität Gottes nicht zu erkennen. Historisch gesehen, mussten wohl mehrere Sichtweisen unter einen "kaiserlichen Hut gepresst" werden. Und nu' isses so! Ein Gott, drei Erscheinungsformen für die Seele Seiner Menschen ...
  • als Vaterfigur,
  • als von Menschen misshandeltem Gottesknecht Jesus, der durch Auferstehung zum Christus (Herren) wurde, und
  • als Heiliger Geist, dem Gemeinschaftsgeist der Gläubigen in ihren Versammlungen.
Aber immer bleibt es bei ein und demselben Gott.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(03-01-2012, 21:10)petronius schrieb: ich würde jetzt den christlichen glauben nicht notwendigerweise als tritheistisch qua trinität betrachten. ich streite allerdings auch nicht ab, in gewissen "vergöttlichungen" den ansatz zu einem praktischen polytheismus zu sehen - etwa durch gewisse auswüchse des marienkults vor allem im volksglauben, aber auch teilweise befördert durch die offizielle kirche

Ja, das sehe ich auch so.

Marien- und andere Heiligenkulte, so wie sie in der Volksfrömmigkeit gepflegt werden, erinnern doch schon sehr an eine polytheistische Götterwelt.
MfG B.
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#5
(03-01-2012, 22:52)Ekkard schrieb: Einen Tritheismus vermag ich als protestantischer Christ in der Formel von der Trinität Gottes nicht zu erkennen. Historisch gesehen, mussten wohl mehrere Sichtweisen unter einen "kaiserlichen Hut gepresst" werden. Und nu' isses so! Ein Gott, drei Erscheinungsformen für die Seele Seiner Menschen ...
  • als Vaterfigur,
  • als von Menschen misshandeltem Gottesknecht Jesus, der durch Auferstehung zum Christus (Herren) wurde, und
  • als Heiliger Geist, dem Gemeinschaftsgeist der Gläubigen in ihren Versammlungen.

Ja, das ist ein modernes, über die augustinische Idee hinausreichendes Verständnis zur Dreieinigkeit Gottes.

Den Christen des ersten und zweiten Jahrhunderts war die göttliche Trinität noch (weitgehend?) unbekannt gewesen. Dass der Gott, der in Jesus geworden ist, nicht derselbe sein konnte, wie er im AT beschrieben wird, hat zB Markion behauptet.

Die Vielfalt der gnostischen Ideen des 3. Jhs war wohl Ursache für theologische Überlegungen gewesen, die zum bekannten Ergebnis geführt haben.

Im 4. Jh wurde der dreieinige Gott zum Glaubensdogma. In schlüssiger Weise wurde das erst durch Augustinus begründet.

Ich verstehe, wenn Juden und Muslime dieses monotheistische Modell, das durch die Vergöttlichung Jesu notwendig geworden war, hinterfragen bzw. nicht gelten lassen wollen. Es hat ja in den vergangenen Jahrhunderten (bis in die heutige Zeit reichend) immer wieder auch Christen gegeben, die sich damit nicht abfinden wollten.
MfG B.
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#6
mir erschließt sich diese "dreieinigkeit" immernoch nicht wirklich.
dazu bedarf es immer irgendwelcher querinterpretationen.
und da gibts auch keine grade definitionslinie.... (?).. moderne interpreationen, alte interpretationen etc..
fragmente davon find ich interessant.. nu ja.
das beginnt schon mit dem "vater" - warum muss ein universelles wesen das über allem und jeden steht als "vater" genannt werden ?
wenn er universal ist, warum die geschlechtliche zuordnung ? er steht doch über allen dingen, also warum "daddy" ?
mann kannst nicht greifen, bennen, aber hauptsache "vater" - warscheinlich deswegen - weil die kirchenpersonen alles männer waren.

die dreieinigkeit mit dem volksbranding trinität ist ja jetzt eher "popular"christlich anerkannt und wie ein dogma, wie ein netz rübergelegt.
jedoch gibt es strömungen die sich davon distanziert haben.
z.b der arianismus.
ebenso gabs doch auch eine stärkere antitrinitanische strömung, glaub im 16. jahrhundert.
dadurch erschloss sich doch dieser unitarismus. etc.

also da ist im christentum durch strömungen und denker anscheinend viel passiert welches sich gerade zu diesem thema bezieht.
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#7
Ich freue mich immer ungemein, wie aus dem simplen Verstoß gegen das Verbot von Gottesbildern, und seien sie auch nur literarisch, ein wunderbarer Streit sprosst und die seltsamsten Blüten treibt! Dieses Gottesbild ist ein kirchen- und machtpolitisches Konstrukt, nichts weiter. Alle weiter gehenden, gar theologischen Erklärungsversuche sind schon deshalb vergebens.

Ich wills etwas versöhnlicher ausdrücken: Die Trinität ist eine hübsche, fast mathematische Konstruktion, die verschiedene Gottes-, Jesus- und Wirkungsauffassungen unter einen gemeinsamen Hut definiert.

Mit noch anderen Worten: Ich verstehe sie auch nicht und weigere mich, damit Zeit zu vergeuden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(04-01-2012, 19:18)Artist schrieb: mir erschließt sich diese "dreieinigkeit" immernoch nicht wirklich.
dazu bedarf es immer irgendwelcher querinterpretationen

ja nun - das kennzeichnet ja praktisch alle religionssysteme. daß sie recht freier interpretation bedürfen, um ihre selbstwidersprüchlichkeit nicht allzu sehr auffallen zu lassen

(04-01-2012, 19:18)Artist schrieb: das beginnt schon mit dem "vater" - warum muss ein universelles wesen das über allem und jeden steht als "vater" genannt werden ?
wenn er universal ist, warum die geschlechtliche zuordnung ? er steht doch über allen dingen, also warum "daddy" ?

weil die ganze sache in einem patriarchalen gesellschaftlichen umfeld spielt - das sich diesbezüglich ja selbst bei uns erst seit ein paar jahrzehnten zu ändern beginnt

einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(05-01-2012, 00:20)Ekkard schrieb: Ich verstehe sie auch nicht und weigere mich, damit Zeit zu vergeuden.

richtig

es lohnt nicht, sich diesem theologischen "orchideenthema" näher zu widmen - fürs christsein ist es unerheblich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
trotzdem find ich hat ekkard eine interessante "moderne" auslegung dafür oben erwähnt.
nur halt wie ich beschrieben habe, sind so details - die schwierig sind - mit vater etc.
da erschließt sich mir nicht diese trinitarische "querverbindung", weils an einigen punkten "einseitig" wird.
aber denke dieser punkt ist geklärt soweit.

"als Heiliger Geist, dem Gemeinschaftsgeist der Gläubigen in ihren Versammlungen." (zitat: Ekkard)

hab mal wenige religionsgemeinschaften (liberale) beobachtet. und tatsächlich, bei diesen ensteht eine
interessante gesellschaftliche verbindung und ein interessantes gesellschaftliches leben. (im weitem sinne).
daher ist in diesem punkt das ekkard geäussert hat, irgendwo gefühlt etwas dran.
ohne das jetzt der rest irgendwie plakativ als "wahr" gekennzeichnet werden muss.
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#11
(05-01-2012, 00:20)Ekkard schrieb: Ich freue mich immer ungemein, wie aus dem simplen Verstoß gegen das Verbot von Gottesbildern, und seien sie auch nur literarisch, ein wunderbarer Streit sprosst und die seltsamsten Blüten treibt! Dieses Gottesbild ist ein kirchen- und machtpolitisches Konstrukt, nichts weiter. Alle weiter gehenden, gar theologischen Erklärungsversuche sind schon deshalb vergebens.

ok, seh ich ein.
dazu gibt es interessante inhalte.
z.b in der kunstgeschichte.

oft kann man in gesellschaftlichen kreisen zu religionen beobachten, wie gerade eine "regel" genau im umkehrprinzip ausgelebt wird.

das ist gerade auch ein spannendes thema find ich.

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