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16-12-2011, 11:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-12-2011, 11:09 von humanist.)
Das ist schon ein interessantes Phänomen, dass sich manche Gläubige einbilden, ihr Gott würde tatsächlich zu ihnen sprechen.
Müsste man diese Zwiesprache nicht als Krankheit einstufen? Und was ist mit Leuten, die sich von ihren Stimmen leiten lassen; welche realen Auswirkungen kann das haben?
Bei Isolation und andauernder Einsamkeit können auch gesunde Menschen Bilder sehen und Stimmen hören.
„Stimmen hören“ geht am häufigsten einher mit dem Krankheitsbild der Schizophrenie.
christa-kaddar.suite101.de/stimmen-hoeren--akustische-halluzinationen-a82607
RIP Christopher Hitchens
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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Also ich würde Stimmenhören generell dann als negativ einschätzen, wenn sie sich negativ auswirken. Wenn sich z.B. die Hörenden verfolgt fühlen oder wenn die Stimmen Dinge verlangen, die gegen Menschenrechte verstoßen. Als Messlatte göttlichen Einwirkens nehme ich die 30. Artikel der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen von 1948.
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17-12-2011, 01:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-12-2011, 01:23 von Mustafa.)
Hitchens war sicher intelligent genug, Polemik auch da einzusetzen, wo er etwas nicht verstanden hat, bzw. reinbohren wollte.
Ein religiöses "Stimmen hören" mit einem Krankheitsbild "Stimmen hören" in Verbindung zu bringen ist nichts als Polemik und Witz.
Ich glaube nicht, dass man darauf thematisch genauer eingehen müsste.
Hitchens hätte das sicher auch nicht gewollt.
Er wird gewusst haben, dass Religion und Theologie so in der Tiefe nicht sein Ding sind, und deshalb setzte er da halt Rhetorik und Polemik ein.
Ich möchte hier ein wenig differenzieren und aufmerksam machen, was "Stimmehören" sein kann und wie sich das unterscheidet von einem "Stimmen hören", die nicht im Raum sind.
Zum Beispiel die Intuition, die einem Menschen ein Gefühl dafür gibt, wie/wofür er sich entscheiden sollte. Diese Intuition ist eine Summe von Wissen und Erfahrung, die sich zusammenfügt und zu einer "Stimme" wird, wenn wir Fragen stellen. Intuition kann plötzlich und schnell, jedoch auch sehr langsam heranreifen. Ein anderes Beispiel ist die Vorstellungkraft und Inspiration. Wissenschaftler, Künstler und einfache Brotesser, die wir nun mal alle sind, können auf diese Quelle zugreifen.
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Schön, dass du Hitchens so gut kanntest.
(17-12-2011, 01:22)Mustafa schrieb: Ein religiöses "Stimmen hören" mit einem Krankheitsbild "Stimmen hören" in Verbindung zu bringen ist nichts als Polemik und Witz.
Ersteinmal, ich meine nicht das religiöse Gefühl einer Präsenz.
Wenn ein Gläubiger tatsächlich meint, mit seinem Gott zu sprechen, was ist dann der Unterschied zu Schizophrenie? Der religiöse Stempel?
Tatsächlich spricht er doch nur zu sich selbst.
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Ich hab genau das Thema mal in einem esoterischen Forum angeführt, denn in dieser Sparte gibt es wirklich viele Menschen, die glauben mit Engeln, Geistern oder sonstwelchen Wesen zu sprechen. Die Diskussion verlief hitzig und wenig produktiv.
Halten sollte man sich immer an die medizinische Definition:
Als medizinisch relevante, behandlungsbedürftige Störung kann man das bezeichnen, was den Betroffenen in seinem Alltag einschränkt und negative Auswirkungen auf den Betroffenen hat.
Hier wird also, vielleicht auch weil die Problematik woeine Störung beginnt, nicht nach Störung an sich entschieden, sondern nach Schweregrad und Auswirkung. Ein Laie sollte (und braucht) also nicht versuchen zu unterscheiden, wo religiöse Wahrnehmung aufhört und Psychose beginnt. Das bringt nicht sonderlich viel. Ich denke da sollte sich jeder sein eigenes Bild machen.
Ich habe selbst so einen Fall im Bekanntenkreis. Jemand glaubt von sich, im Jenseits gewesen zu sein und dort eine Art überdimensionalen Freund zu haben. Ich will das garnicht so weit ausführen und halte mich auch in der Diskussion zurück. Seiner Meinung nach ist es ein großes Glück, dass ihm diese Freundschaft zu diesem Wesen zuteil wurde und er hoft, dass er ihn wieder treffen darf. Ich halte es für eine Art Stressreaktion, da er vorher eine Trennung nach 30 jähriger Ehe durchgemacht hat und gehe davon aus, dass sein Unterbewußtsein diese Träume hatte, weil er mit dem Leben allein sonst nicht klargekommen wäre. Eine Art Notausgang für die Psyche.
Letztendlich ist es aber egal ob er einfach nur wilde Träume, eine anfängliche Störung oder göttliche Eingebungen hat, solang ihn das alles nicht negativ in seinem Alltag beeinflusst und das tut es Gott sei Dank nicht.
Gruß
Motte
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Ich denke, dass es dann gefährlich wird, wenn diese "Stimmen" unbedingte Befehle zum eigenen und zum Schaden anderer erteilen. Spätestens dann muss die Vernunft einem sagen, dass therapeutische Maßnahmen erforderlich sind.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(17-12-2011, 11:27)humanist schrieb: Schön, dass du Hitchens so gut kanntest.
(17-12-2011, 01:22)Mustafa schrieb: Ein religiöses "Stimmen hören" mit einem Krankheitsbild "Stimmen hören" in Verbindung zu bringen ist nichts als Polemik und Witz.
Ersteinmal, ich meine nicht das religiöse Gefühl einer Präsenz.
Wenn ein Gläubiger tatsächlich meint, mit seinem Gott zu sprechen, was ist dann der Unterschied zu Schizophrenie? Der religiöse Stempel?
Tatsächlich spricht er doch nur zu sich selbst.
Das sehe ich anders. Und, wie schon gesagt, es kommt auf die Wirkung des Stimmerlebens an. Ist sie positiv ists doch ok. Ich denke da auch an Nahtodeserfahrungen oder spirituelle Erfahrungen, wie sie z.B. Gabi Köster hatte.
Wenn solche Erfahrungen für den "Betroffenen" eine Lebenshilfe darstellen und sich positiv für ihn und seine Umwelt auswirken, dann halten ich solche Erfahrungen (auch das Stimmenhören) für ein göttliches Geschenk.
Und da ists letzenendes ganz egal, ob man das jetzt göttlich oder hirnorganisch erklären will. Hilft es dem Menschen ist es doch super.
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(17-12-2011, 11:15)Theodora schrieb: Ich möchte hier ein wenig differenzieren und aufmerksam machen, was "Stimmehören" sein kann und wie sich das unterscheidet von einem "Stimmen hören", die nicht im Raum sind.
Zum Beispiel die Intuition, die einem Menschen ein Gefühl dafür gibt, wie/wofür er sich entscheiden sollte. Diese Intuition ist eine Summe von Wissen und Erfahrung, die sich zusammenfügt und zu einer "Stimme" wird, wenn wir Fragen stellen. Intuition kann plötzlich und schnell, jedoch auch sehr langsam heranreifen. Ein anderes Beispiel ist die Vorstellungkraft und Inspiration. Wissenschaftler, Künstler und einfache Brotesser, die wir nun mal alle sind, können auf diese Quelle zugreifen.
Jepp!
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(17-12-2011, 11:43)Schmettermotte schrieb: Jemand glaubt von sich, im Jenseits gewesen zu sein und dort eine Art überdimensionalen Freund zu haben. Ich will das garnicht so weit ausführen und halte mich auch in der Diskussion zurück. Seiner Meinung nach ist es ein großes Glück, dass ihm diese Freundschaft zu diesem Wesen zuteil wurde und er hoft, dass er ihn wieder treffen darf. Ich halte es für eine Art Stressreaktion, da er vorher eine Trennung nach 30 jähriger Ehe durchgemacht hat und gehe davon aus, dass sein Unterbewußtsein diese Träume hatte, weil er mit dem Leben allein sonst nicht klargekommen wäre. Eine Art Notausgang für die Psyche.
Letztendlich ist es aber egal ob er einfach nur wilde Träume, eine anfängliche Störung oder göttliche Eingebungen hat, solang ihn das alles nicht negativ in seinem Alltag beeinflusst und das tut es Gott sei Dank nicht.
...das tut es Gott sei dank nicht....
Für dich ist es Gott, für andere Allah oder Buddha. Wir leben heute mit den Visionen und "Stimmen" der Hörer von gestern und halten das für Religion und ganz normal.
Dein Freund hat evtl. einen Zugang zum Höchsten heute, in dieser Zeit durch seinen überdeminsionalen Freund bekommen. Warum nicht?
Seine Kritikfähigkeit gegenüber diesem Freund sollte er aber nicht verlieren. Nicht alles was von "oben" kommt ist auch gut.
Wären frühere Generationen zu mehr Kritik in der Lage gewesen, bräuchten wir uns heute nicht immer wieder mit ungenießbaren, angeblich göttlichen Aussagen in den religiösen Schriften herumschlagen, die die Theologen zu wahrhaft verwirrenden Eiertänzen der Schriftauslegung nötigen.
Aber nun gut, gestern ist nicht heute und die Idee von universellen Menschenrechten ist nunmal erst im Menschen des 20. Jahrhundert herangereift.
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17-12-2011, 20:08
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-12-2011, 20:35 von Artist.)
In der "Esoterik" würde man da vielleicht eher von Dämonen und so ein Krimskrams erzählen. Aber von dem Themenfeld der Esoterik distanziere ich mich sehr. Jemand der sich Drogen reinschmeisst, dem kann es auch passieren das er in einer depressiven Phase - sowas hört, schwarze Schatten sieht etc. Da gibts sehr viel. Und das auf so eine "Glaubenstour" zu deklassieren, ist für mich etwas, sorry, engstirnig ?
Denn ich denke, die Impulse für so ein psychischen Werdegang dafür sind vielfältig. Wie die eigene Psyche das am Ende irrational definiert, kein Plan.
Aber mit Glaube oder Nichtglaube- da packt man wieder die deklassierungsschublade so weit auf - hauptsache man steht selbt am anderen Ufer.
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Der Ausdruck "Gott sei dank" sagt nichts darüber aus an was ich glaube oder ob überhaupt ;)
Gruß
Motte
(17-12-2011, 11:27)humanist schrieb: Wenn ein Gläubiger tatsächlich meint, mit seinem Gott zu sprechen, was ist dann der Unterschied zu Schizophrenie? Der religiöse Stempel?
Meinst Du jeder der betet ist krank?
Zitat:Tatsächlich spricht er doch nur zu sich selbst.
Tatsächlich? Woher weißt Du das, bist Du ein Erleuchteter?
Die "Stimme" Gottes ist meiner Meinung nach, im Gewissen der Menschen.
Dieses Gewissen hat z.B. die
Charta 1948 verfasst, das Rote Kreuz und alle anderen Hilfsorganisationen gegründet.
Gott ist allgegenwärtig, deshalb ist niemand schizophren der glaubt
mit Gott zu sprechen auch spricht jemand der glaubt nicht zu sich selbst, sondern glaubt, daß Gott die Gedanken des Menschen kennt.
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Beten, also zu etwas oder jemand Erdachtem sprechen ist etwas anderes, als unabhängige Stimmen zu hören und die haben mit deinem Gewissen garnichts zutun. Dein Gewisen hat keinen eigenen Charakter, keinen eigenen Willen, es spiegelt lediglich Gefühle und Moral wider.
Gruß
Motte
[b] (18-12-2011, 11:38)Schmettermotte schrieb: Beten, also zu etwas oder jemand Erdachtem sprechen ist etwas anderes, als unabhängige Stimmen zu hören und die haben mit deinem Gewissen garnichts zutun. Dein Gewisen hat keinen eigenen Charakter, keinen eigenen Willen, es spiegelt lediglich Gefühle und Moral wider. Gewissen hat sehr wohl Charakter, es kann sich zu Gott oder zum Bösen wenden wobei Religion keine Rolle spielt. Gott ist halt das Gute.
Wieso nennt man es sonst, die "innere Stimme" oder wie jemand schrieb:" Man muss auf die Stimme der Vernunft hören"?
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